Mit dem Container-Schiff von Hamburg nach Tilbury

12.09.2016

So, endlich geht’s los – oder doch nicht!?
Der Agent der Reederei informiert uns, dass wir um 16.00 Uhr auf’s Schiff können und da wir noch etwas vom Hafen-Feeling mitkriegen wollen, sind wir schon um 14 Uhr da. Doch wo müssen wir uns nun melden, oder können wir einfach zum Schuppen 48 durchfahren?  Röbä fährt direkt auf die Schranke zu, wird aber sehr schnell und unfreundlich zurückgepfiffen.

 

Aus 16.00 wird 18.00 Uhr. Unsere Mitreisenden Michaela und Tobias - 36/40 J., reisen mit einem Landrover Defender 110 - treffen auch schon ein und so machen wir uns im Schatten unseres Campers - mit Blick auf die Hafeneinfahrt - gemütlich und stellen uns einmal mehr auf‘s Warten ein.

Leute kommen und gehen, schauen uns etwas fragend an bis dann einer auf uns zusteuert und uns mitteilt, dass wir nun doch erst um 21.00 Uhr aufs Schiff dürfen, die Autos aber erst morgen einfahren können.

 

Kurzum bestellen wir Pizza und das Warten geht weiter. Um 20.45 Uhr können wir endlich das Administrative abwickeln und mit einem Begleitfahrzeug bis zur Grande Angola vorfahren; ein mächtiger, eindrücklicher Kahn. Nach der Begrüssung durch den Kapitän räumen wir unsere sieben Sachen in unsere einfache aber saubere Kajüte ein und legen uns schon bald in die Kojen.

13.09.2016

Oh, war das eine Nacht! Harte Betten mit überstehendem Rahmen - dass man nicht rausfällt, wenn’s mal schaukelt - eiskalte Kabine und noch dazu etwas Nervosität….!

Nach dem Frühstück - Focaccia mit Tomatensauce, frisch gebackene Brötchen, Butter, Konfitüre, Coppa, Cornflakes, Kaffee, Tee - setzen wir uns auf‘s Dach der Brücke und schauen für die nächsten drei Stunden dem Ent- und Beladen des Schiffes zu.

Wir sind überwältigt von der Präzisionsarbeit des Kranführers. Auf den Zentimeter genau senkt er sein Greifwerkzeug, packt einen Container und setzt ihn im Bug des Schiffes ab. Im Heck werden Occasionsautos für Afrika eingeladen. Unsere eigenen zwei Fahrzeuge stehen noch neben dem Schiff und warten auf die Einfahrt.

Mittlerweile haben wir ein leckeres italienisches Mittagessen genossen - 1. Gang Spaghetti, 2. Gang Fisch, 3. Gang Fleisch mit Salat, 4. Gang eine Orange und einen Espresso.

 

Als wir unseren 3. Offizier Roberto fragen, wann das Schiff ablegt, meint er um 16.00 Uhr, wir würden es ja aber dann schon merken. He, und unsere Fahrzeuge!!!

 

Er schaut ganz verdutzt aus der Röhre und meint: “ Ach ja, die Campers … die müssen auch noch rein, aber zuletzt!? Uff!

Um 15.00 Uhr geht’s dann plötzlich schnell. Rückwärts fahren wir aufs Schiff und zurren die Fahrzeuge am Boden fest. Pünktlich um 16.00 Uhr legen wir in Hamburg ab.

Ein unbeschreibliches Gefühl, wie dieser Koloss so ruhig und leise sich Zentimeter für Zentimeter vom Kai entfernt und in die Elbe einmündet.

Als wir den ‚Welcome Point‘ bei Werde passieren, werden wir sogar noch mit der italienischen Nationalhymne verabschiedet – welch ein Gefühl! Lange bleiben wir noch auf dem Deck sitzen und geniessen einen wunderschönen Sonnenuntergang.

 

14. 09.2016

Wir überqueren die Nordsee Richtung Tilbury/England.

Was für ein Start in den Tag! Nach dem Joggen auf Deck - Röbä schwitzt unten im Fitnessraum, umgeben von altersschwachen Geräten - stehe ich an der Reling, um mich herum blaues Wasser und schäumende Wellen. Die Sonne glänzt auf der Wasseroberfläche und aus meinem iPot ertönt 'What a wonderful world' von Louis Armstrong.

 

Heute stehen noch ‚Safety-Procedures‘ auf dem Programm. Röbä freut sich schon auf die ‚Actions‘ mit Schwimmweste, Rettungsboot, Mann über Bord, etc... ! Doch leider - für ihn - entpuppt sich das Ganze als trockene Information im Gemeinschaftsraum :o(

Punkt für Punkt wird besprochen und auf einer Liste abgehakt. Aye, aye, Sir - alles verstanden!

 

16.09.2016

Im Gegensatz zur Eigner-Kabine und den Aussenkabinen - dort hat sich die Crew eingenistet - besitzt unsere Innenkabine kein Fenster. Um etwas Sonne zu tanken zieht es uns daher noch vor dem Frühstück aufs Deck. Doch heute kommen uns die Strahlen in Tropfen entgegen – es regnet. Wir sind in England und da muss das wohl so sein ;o)

 

Um 09.00 Uhr wird uns mitgeteilt, dass die Abflussrohre der Toiletten verstopft sind und wir bis auf weiteres diese nicht benutzen dürfen. Ok, ein Weilchen halten wir das schon aus! Als wir uns um 13.00 Uhr nach dem Stand der Dinge erkundigen, wird uns mit einem Lächeln und einem Schulterzucken verkündet, dass um 16.00 Uhr wieder alles ok sein müsste!!

 

Da heute schlechtes Wetter ist, schalten wir einen Waschtag ein. So weit so gut – nur der Tumbler funktioniert nicht so wie er müsste und Wäscheleinen gibt es nicht. Mit Absperrband spannen wir in unserer Kajüte, zwischen Vorhang und Schrank, eine Aufhänge-Möglichkeit – traraaa, funktioniert!

 

Mik - 68 J., mit Motorrad und Zelt - und Mike - 52 J., mit Mercedes Sprinter 4x4 - zwei neue Mitreisende nach Südamerika, treffen ein.

 

Fahrzeit Hamburg - Tilbury/Grossbritannien 26 Stunden.