Aktueller Standort: Kanada/Ontario/Lake Erie, Wheatley
Blog-Update und Newsletter: 27. Juni 2025
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30.05.-03.06.2025
Wir verlassen Texas mit etwas Verwunderung, denn hier - in einem sehr republikanischen Staat - haben wir nach den Präsidenten-Wahlen noch mehr Pro-Trump-Fahnen - und -Schilder erwartet .... gefunden haben wir keine mehr. Ein mutiger Texaner tut aber seinem Unmut ob der Trump-Präsidentschaft sogar öffentlich kund.
Arkansas ist der nächste Staat, den wir auf unserer Reise in den Norden ansteuern.
Hot Springs mit seinen 60°C heissen Quellen zieht schon seit Jahrhunderten Menschen wegen ihren heilenden Eigenschaften an. Uns genügt ein Spaziergang der historischen Bathhouse Row entlang. Wir tippen unsere Finger kurz in das heisse Wasser und informieren uns im Fordyce Bathhouse Visitor Center über die Bade-Gepflogenheiten der damaligen Zeit.
Wir folgen einer hochgepriesenen Panoramastrasse zu den Ozark Mountains in der Hoffnung auf viele interessante Fahr-Kilometer. Doch alles was wir zu sehen bekommen - rechts und links des grauen Strassenbelags - sind hohe Bäume, die uns die Sicht auf die Umgebung versperren.
In Altus machen wir einen Abstecher zum ältesten Weinanbaugebiet in Arkansas - die Wiederkehr Winery.
Johann und Katharina Wiederkehr emigrierten 1880 aus dem Kanton Aargau hierher und pflanzten die ersten Reben. Trotz der Prohibition 1920-1933 konnten sie für ihren ersten Grosskunden - die katholische Kirche - weiterhin Messwein herstellen. Seither wird das Weinanbaugebiet in der 5. Generation erfolgreich geführt.
Nach der Degustation - die Weine waren uns etwas zu süss - geniessen wir im Chalet Suisse ein feines Steak und beschliessen den Abend bei einem Country-Music Gig.
Nach weiteren 150 kurvenreichen Kilometern durch den Ozark National Forest erreichen wir - steil eingebettet in den Ozark Mountains - Eureka Springs.
Über 300 viktorianische Häuser - gebaut vor 1910 - schmücken diesen 'alpinen' Ort mit 2000 Einwohner. Im Dorf-Zentrum ist heute einiges los! Musik- und Bierfestival laden zum Verweilen ein.
Das Wochenende verbringen wir auf dem Camping Wanderlust - und haben Lust auf eine ausgedehnte Wanderung um die Christus-Statue auf dem Mount Oberammergau. Nach dem Sonnenuntergang geniessen wir die kühlen Abende bei einem wärmenden Lagerfeuer.
Um nebst dem Wald auch etwas von der hügeligen Ozark-Umgebung mitzubekommen, lassen wir diesmal die 'Panorama'-Strasse links liegen und nehmen die Autobahn nach Missouri. Diese windet sich durch die sanften Hügel und lässt uns endlich etwas in die Ferne blicken.
In Springfield, dem Heimatort von Brad Pitt, werden wir für die kommende Übernachtung von Mitarbeitern der Mother's Brewing Company erwartet. Das Bier-Tasting beginnt jedoch erst am späteren Nachmittag, so dass wir uns ausnahmsweise wieder einmal einen Hamburger servieren lassen - Fleisch, Brot, Speck, Saucen und Pommes sind vom Feinsten, doch das reicht nun wieder für einige Wochen.
Am nächsten Tag fahren wir - weiterhin im Regen - über die Interstate 44 nach Cuba, einem verschlafenen Nest an der langsam zerfallenden, historischen Route 66.
Um wenigstens noch einzelne Touristen ins Dorf zu locken, haben die Verantwortlichen einige Wandgemälde in Auftrag gegeben. Mangels anderer Sehenswürdigkeiten sehen wir uns diese Kunstwerke näher an - die wenigen Cubaner, die wir treffen, freut es!
Um die Mittagszeit beginnt sich ein heftiges Gewitter über unserer Fahrstrecke zu entleeren und macht das Weiterkommen zu einem Abenteuer. Einige verunfallte Autos am Strassenrand rufen eine von uns beinahe vergessene Gefahr wieder in Erinnerung - Aquaplaning.
Bis zum Eindunkeln dauert die prasselnde Sintflut an, so dass ein grosser Teil unseres nächsten Übernachtungsortes - Meramec State Park - bei unserer Ankunft bereits unter Wasser steht. Aus Gründen der Sicherheit lassen wir uns einen Platz 10 m oberhalb des Flusses geben. Um 01 Uhr morgens müssen die anderen Camper evakuiert werden - der Meramec-Fluss ist über seine Ufer getreten.
05.-07. Juni 2025
Den Regen immer noch im Rücken umfahren wir die Stadt St. Louis um etwas nördlich mit einer Fähre nach Illinois/Graften überzusetzen. Vorbei an Ackerland und eleganten Anwesen stehen wir am Zusammenfluss der mächtigen Flüsse Illinois und Mississippi. Leider ist die Fähre nur am Wochenende in Betrieb und wir - und einige andere - haben den Umweg umsonst gemacht.
Glücklicherweise überquert ein paar Kilometer südlich eine Brücke den Mississippi und so fahren wir gezwungenermassen per Strasse in Illinois/Alton ein.
Alton profitierte früher von seiner Lage am Mississippi. Die Stadt war ein wichtiger Umschlagplatz für landwirtschaftliche Produkte und Industriegüter. Im Laufe der Zeit entwickelte sich Alton zu einer wohlhabenden Stadt mit prächtigen viktorianischen Häusern. Doch mit den Wirtschaftskrisen und dem Niedergang der Flussschifffahrt verlor Alton zunehmend an Bedeutung. Heute lässt sich der ehemalige Glanz der Stadt nur noch an einigen baufälligen Gebäuden und den mit Ziegeln gepflasterten Strassen erahnen.
1858 fand hier eine öffentliche Debatte zwischen Abraham Lincoln (gegen Sklaverei) und Stephen Douglas (für Sklaverei) um den Sitz im US-Senat statt. Lincoln wurde dabei von seinem Kontrahenten auch zu einem Duell herausgeforderte und durfte daher die Waffe wählen. Als dieser - 2 Köpfe grösser als Douglas - sich für das Breitschwert entschied, machte Douglas einen Rückzieher. Douglas wurde anschliessend in den Senat, Lincoln jedoch 2 Jahre später zum 16. Präsidenten der noch jungen USA gewählt.
Robert Wadlow - Alton’s Gentle Giant/sanfter Riese - wurde 1918 mit einer Drüsenstörung geboren, welche zur Folge hatte, dass er sehr schnell wuchs. Mit 8 Jahren war er bereits 1.8 m gross und wog 88 kg. Mit 18 Jahren war er der grösste Mann der Welt. 1940 starb Robert Wadlow im Alter von 22 Jahren an einer Infektion. Er war 2.71 m gross und wog 199 kg.
In Illinois/East St. Louis im Casino Queen RV Park mieten wir uns für 2 Tage ein. Von hier haben wir einen schönen Blick nach Missouri/St. Louis und sein Wahrzeichen - den Gateway Arch.
Zu Fuss machen wir uns kurz nach der Ankunft über eine Mississippi-Brücke in den Nachbar-Staat auf. Wie die meisten amerikanischen Städte ist auch St. Louis kaum fussläufig zu besichtigen und praktisch menschenleer. Auch hier nagt der Zahn der Zeit an den kunstvoll verzierten Hochhäusern aus den Anfängen des letzen Jahrhunderts. Viele sind seit längerem unbewohnt und mit Brettern vernagelt.
Nach einem kurzen Stopp in einem Pub gehts daher bald darauf mit der Metro wieder zurück nach Illinois/East St. Louis.
Cahokia Mounts State Historic Site - ein UNESCO-Weltkulturerbe etwas ausserhalb von St. Louis - war mit 15 Quadratkilometern die grösste präkolumbianische Stadt nördlich von Mexiko und wurde etwa 700 n. Ch. gegründet.
Die Obrigkeit der Stadt liess sich ihre Häuser auf Erdhügel bauen, von denen der Monks Mount mit einer Höhe von 30 m und einer Grundfläche von über 5 Hektaren der grösste war. Die Hügel bestehen hauptsächlich aus Erde und Sandsteinen, die von der Bevölkerung in Millionen von Körben zur Baustelle transportiert werden mussten. Nach 1200 begann der Niedergang Cahokias. Die Gründe dafür sind nicht bekannt.
07.-11.06.2025
Wir verlassen St. Louis im grauen Hochnebel und fahren die nächsten 385 km durch eintönig flache Ackerlandschaft nach Indiana.
Die einzigen Unterbrechungen sind die stündlichen Fahrerwechsel und die Grenzüberfahrt in den Bundesstaat Indiana. Diesmal verpassen wir auch die einstündige Zeitverschiebung nicht ;o)
Indianapolis ist die Hauptstadt des US-Bundesstaates Indiana. Im Gegensatz zur eher ausgestorbenen Innenstadt von St. Louis ist Indianapolis belebt. Es gibt kaum Wolkenkratzer, einige schöne Parks mit Obdachlosen und viele Strassenkaffees mit Einheimischen und Touristen.
Wir schlendern durchs Zentrum, informieren uns über die geschichtsträchtigen Gebäuden anhand der Infotafeln und lassen die speziellen Wandgemälde auf uns wirken.
Etwas ausserhalb der Stadt - im Mounds State Park in Anderson - richten wir uns für die nächsten paar Tage ein. Hier wollen wir wieder einmal Pause machen, etwas wandern und sonst nichts tun.
Mit Ann und Brian - den vielgereisten Hosts des Campings - verbringen wir einen gemütlichen Abend und tauschen uns über die erlebten Abenteuer aus.
Indianapolis ist vor allem bekannt wegen seiner ovalen, 4 km langen Motorsport-Rennstrecke Indianapolis Motor Speedway und den dort alljährlich durchgeführten Autorennen Indy 500, Brickyard 400, NASCAR und Formel 1.
Obwohl das nächste Rennen erst wieder in 2 Wochen stattfindet, machen wir hier einen kurzen Stopp und schauen uns den Speedway mit seiner eindrücklichen Kapazität von 300'000 Zuschauern etwas näher an.
Das innerhalb der weltweit ältesten aktiven Rennstrecke liegende Museum enthält sowohl historische wie auch moderne Renn-Fahrzeuge und -Utensilien und zeigt auf mehreren Stockwerken die spektakulärsten Renn-Ereignisse in interessanter Art und Weis auf.
11.-13.06.2025
Bei der Vorbereitung dieses Streckenabschnitts hatte ich Zweifel, ob wir 'Ungläubigen' diesen idyllischen Flecken Erde besuchen sollten oder ob wir eher ein Störfaktor darstellen würden. Ich habe eine - von der Zivilisation abgeschottete - ländliche Gegend erwartet, die mit sich und ihrer Welt im Einklang steht.
Umso überraschter sind wir, als wir in Shipshewana - im Herzen vom Amisch-Land - auf einem riesigen und fast voll besetzten modernen Camping ankommen.
Überall sind Touristen und mittendrin die Amischen, die man an Kleidung und an ihren Fortbewegungsmitteln erkennt. Mit ihrer Welt scheinen sie jedoch immer noch zufrieden zu sein. Freundlich winkend fahren sie mit der Pferde-Kutsche an uns vorbei. Wie sie aber mit dem gesamten Rummel um sich herum zurechtkommen bleibt uns verborgen.
Wir besuchen das sehr interessante und informative Menno-Hof Museum und lassen uns im Restaurant Blue Gate kulinarisch von der Amischen Küche verwöhnen.
Im US Amerikanischen Bundesstaat Indiana liegende Shipshewana - mit einer grossen Anzahl Amischer Einwohner - besuchen wir das Museum Menno-Hof und lernen bei einem interessanten Rundgang die Ursprünge der Anababtisten kennen.
Die Anababtisten-Bewegung begann 1525 in Zürich, als dort die Reformation unter Huldrych Zwingli in vollem Gange war. Da die Anababtisten (Wiedertäufer) - zusätzlich zur angestrebten Reformation der katholischen Kirche - auch für die Trennung von Kirche und Staat, für die freiwillige Taufe von Erwachsenen anstelle der Kindertaufe, sowie für den Pazifismus eintraten, wurden sie sowohl von reformierten wie auch von katholischen Behörden wegen Häresie und Verrat unerbittlich verfolgt, gefoltert und zu Hunderten hingerichtet.
Nach anfänglicher Auswanderungen in die Ukraine, nach Südtirol, Holland und Russland emigrierten infolge politischem Druck tausende von Anababtisten - inzwischen wegen Differenzen aufgesplittert in Hutterer, Mennoniten und Amische - in die Amerikas.
Die Hutterer - benannt nach ihrem einflussreichsten Tschechischen Führer Jacob Hutter - sind die älteste Gruppe der Anababtisten und leben heute hauptsächlich in Kanada, USA und Japan. Sie praktizieren neben den ursprünglichen Anababtisten-Grundsätzen das gemeinschaftliche Leben inkl. gemeinsames Eigentum von Hab und Gut.
Die Mennoniten - benannt nach ihrem einflussreichsten Holländischen Führer Menno Simons - sind die grösste Gruppe der Anababtisten und leben heute auf allen Kontinenten der Erde.
Die Amischen - benannt nach ihrem einflussreichsten Schweizer Führer Jacob Ammann - trennten sich bereits früh von den Mennoniten, denen sie eine zu geringe spirituelle Disziplin vorwarfen. Sie brechen den Kontakt zu ausgetretenen (Familien)Mitgliedern auch heute noch kategorisch ab.
Die Amischen sind heute hauptsächlich in Kanada und USA (ca. 300'000) ansässig und versuchen ihr Leben möglichst ohne moderne Annehmlichkeiten als Selbstversorger zu gestalten.
13.-15.06.2025
Wir verlassen das Gebiet der Amischen und fahren nach Michigan City an den Lake Michigan.
Das Wetter ist heute wieder trüb, trotzdem sind alle Campingplätze voll. So begnügen wir uns mit einem Strandspaziergang zum Leuchtturm bevor wir uns im Regen nach Chicago aufmachen.
Chicago liegt direkt am Lake Michigan und ist mit ca. 3 Mio. Einwohnern die drittgrösste Stadt in den USA. Nachdem wir unser Nachtlager - einen Parkplatz mitten in der Stadt unterhalb der L-Bahn/Hochbahn bezogen haben, machen wir uns im Nieselregen auf zu einer ersten Erkundungstour. Zu unserer Überraschung stellen wir fest, dass nicht nur wir zu Fuss unterwegs sind - die Stadt lebt!
Wer nicht laufen will, benutzt die L-Bahn. In Chicago heisst sie so, weil das 'L' für elevated/erhöht steht. Die Hochbahn verläuft zwischen den Gebäuden auf Geleisen über den Strassen.
Den Freitagabend-Apéro lassen wir uns an der Bar des historischen Palmer House Hotels servieren; ein Haus, dass mit seiner eleganten Innenarchitektur viele Touristen anlockt.
Weniger begeistert sind wir vom Steak, das wir anschliessend im Restaurant Weber Grill serviert bekommen. Da Wochenende ist, wird auf die Rechnung - zusätzlich zum erwarteten Trinkgeld - nochmals 18% aufgeschlagen :o(
Wir schlendern zurück zu unserem 'Bahnhof' und geniessen unterwegs noch einen Schlummertrunk auf einer Roof Top Bar.
Gegen unseren (Lärm) Befürchtungen haben wir gut geschlafen und es regnet nicht mehr. Der Hochnebel schleicht zwar noch um die oberen Stockwerke der Wolkenkratzer und der berühmte Chicago-Wind zieht um die Häuserecken. Plötzlich stehen wir vor zwei Schneepflügen mit Strassensalz beladen. Hat sich der Wetterbericht dermassen geirrt? Auf die Frage ob wir Schnee erwarten, meint der eine Fahrer lachend: „Nein, nein, wir sind nur da um diese Strassen abzusperren. Heute findet hier eine von über 2000 landesweiten Demonstrationen - unter dem Titel No King - gegen Donald Trump statt!“
Nach der Demonstration laufen wir zum Millennium Park und besichtigen das Wahrzeichen von Chicago - The Bean. Eigentlich heisst die Skulptur Cloud Gate aber weil sie aussieht wie eine Bohne, bekam sie den Spitznamen - Die Bohne. Die faszinierenden Spiegelungen in der Edelstahl-Skulptur verleiten zu unzähligen Fotos.
Gleich daneben steht der Jay Pritzker Musik-Pavillon von Frank Gehry. Heute findet das 'Konzert' draussen statt - Aerobic fürs Volk ist angesagt ;o)
Dem Riverwalk des Chicago Rivers entlang laufen wir zum ein Kilometer langen Navy Pier, das in den Lake Michigan ragt. Von hier aus hat man einen schönen Panoramablick auf die Stadt und den See.
Wir verlassen Chicago mit dem Ziel New Glarus. Unsere Wetter-Recherche zeigt aber, dass die Temperaturen im nördlichen Wisconsin kühl sind und dass es dort zurzeit regnet. So entscheiden wir uns für eine 3-tägige Wartezeit etwas westlich von Chicago - in Aurora.
Über schmale Hintertür-Strässchen nähern wir uns Wisconsin. Wo normalerweise eine Tafel auf den neuen Bundesstaat aufmerksam macht, wechselt nur gerade das Wetter.
Dunkelgraue Gewitterwolken ziehen auf und bei der Einfahrt in New Glarus giesst es in Strömen. Auf dem Parkplatz der Touristeninformation sind wir die einzigen Parkierer und warten den Platzregen ab. Etwas verwundert sehen wir zu, als eine Dame aus dem Info Center im grössten 'Huddelwetter' noch rasch eine Tafel an einen Pfosten schraubt. Kurze Zeit später - es 'tröpfelt' nur noch - lesen wir - Übernachten verboten!
Die Dame am Schalter meint auf meinen Hinweis, dass das nicht gerade ein netter Empfang sei: "Das ist nicht so gemeint, wir haben eben schon lange auf diese Tafel gewartet!“ - ja, genau!!
Wir gehen als erstes für eine Besichtigung und Degustation zur lokalen Bierbrauerei - New Glarus Brewery. Die beiden Lieblingsbiere der Lokalen - The Spotted Cow und Totally Naked - sind auch unsere Favoriten. Im Puempel’s Old Tavern bestelle ich mir später aber ein Deutsches Weizenbier - sorry!
Etwas ausserhalb wollen wir uns im Woods State Park für zwei Nächte einquartieren. Übers Internet wird unsere Schweizer Kreditkarte nicht akzeptiert - ist dies die Retourkutsche für meinen Biergeschmack? ;o))
Röbä greift daher zum gelben Schnurtelefon am Park-Häuschen und versucht auf diesem Kommunikations-Weg einen Platz zu buchen. Die Dame an der Strippe ist sehr hilfsbereit, aber es dauert dann doch noch 30 Minuten, bis wir einen Übernachtungsplatz bekommen.
Im Swiss Historical Village führt uns Dave durch die sehr interessante Ausstellung. Mit viel Liebe haben die Neu-Glarner allerlei Historisches zusammengetragen.
Das heutige 2300-Seelen-Dorf New Glarus wurde 1845 von 150 Immigranten aus dem Kanton Glarus gegründet. Neben der Urnerboden- und der Tells-Geschichte weiss Dave auch viel über das heutige Dorf zu berichten, das jedes Jahr mit zahlreichen 'Schweizer' Anlässen - Jassturnier, Oktoberfest, Bundesfeier, Wilhelm Tell Festival, Erntedank-Fest, Jodel- und Männer-Chor-Festival - unzählige Touristen anlockt.
Nach dem fast 3-stündigen Museumsbesuch brauchen wir zuerst eine Abkühlung, bevor wir uns unter der sengenden Sonne das Zentrum von New Glarus genauer anschauen.
Die Chalet-artigen Häuser sind geschmückt mit Schweizer Kantonswappen. Auf den Balkonen blühen Geranien und bemalte Kühe stehen in den Gärten - ein kleines Touristenparadies. Das Schweizerische ist nach neun Generationen etwas verwässert und vermischt mit Deutschem und Österreichischem Kulturgut - trotzdem, uns hat New Glarus gefallen!
Die nördliche Hälfte von Wisconsin ist mit Wald bedeckt. Im Moment - auf dem Weg zur Hauptstadt - fahren wir aber immer noch durch sanftes hügeliges Ackerland, wo hauptsächlich Mais angepflanzt wird und die Bauernhöfe weit voneinander entfernt liegen.
Madison - Hauptstadt von Wisconsin - liegt auf einer Landenge zwischen dem Lake Mendota und dem Lake Monona.1837 ließen sich die ersten Siedler nieder, von denen viele aus Deutschland, Irland und Norwegen emigrierten.
Zwischen 1907 und 1917 wurde auf dem höchsten Punkt der Landenge das heutige State Capitol/Regierungssitz von Wisconsin mit der 86 m hohen Kuppel errichtet.
Wir schliessen uns einer interessanten 1-stündigen Führung an. Auffallend ist die Materialvielfalt.
43 Gesteinsarten aus verschiedenen Teilen der USA aber auch aus Italien, Griechenland und Norwegen, sowie viel Gold bringen Farbe und Abwechslung ins Politikerleben.
Anschliessend an die Führung schlendern wir durch die Innenstadt. Viele Geschäfte sind geschlossen und überall sitzen und liegen die Obdachlosen.
Harvest Host, unsere App für Gratis-Übernachtungen auf Bauernhöfen, bei Brauereien oder Winzern führt uns zur Edwin Brix Winery in Juneau, nordöstlich von Madison. Natürlich wird erwartet, dass man beim jeweiligen Gastgeber als Gegenleistung für den Übernachtungsplatz etwas konsumiert. Wir entscheiden uns für eine Degustation ihrer Weiss- und Rotweine - diesmal ein Erlebnis der speziellen Art.
Seit unserer ersten Weindegustation 1996 haben wir zahlreiche Weine in vielen Ländern probiert, jedoch noch nie so unprofessionell vinifizierte Säfte. Alle Weine - auch die jungen Jahrgänge - sind braun oxidiert und sauer wie Zitronensaft. Spätlesen und Dessert-Weine sind massiv mit Zucker und Fruchtsäften aufgemotzt. Dass alle Weine in französischen Eichenfässern gelagert wurden macht die Sache für uns auch nicht besser :o(
Die Sicht von unserem Übernachtungsplatz auf den Weinberg und den Sonnenuntergang ist hingegen makellos.
24./25.06.2025
Nach drei Tagen Rast in Townsend fahren wir 300 km durch Wald bis zum Lake Superior. Irgendwo in der Mitte der Strecke überqueren wir die Grenze zum Bundesstaat Michigan. Die damit einhergehende Zeitverschiebung bemerken wir aber erst im Verlauf des Tages.
Am Nachmittag erreichen wir die ca. 105 km lange Keweenaw Peninsula, die wie ein leicht gebeugter Zeigefinger in den Lake Superior ragt, dem zweitgrössten See der Erde.
Wir schlendern gemächlich durch Houghton, dem grössten Ort auf der Peninsula. Im 19. Jahrhundert kamen dem boomenden Kupferabbau wegen hauptsächlich Einwanderer aus Finnland und Cornwall hierher. Heute ist die Stadt aber - wie die meisten amerikanischen Städte - beinahe menschenleer. In der bekannten Keweenaw Brauerei finden wir dann aber doch noch einige der Einwohner ;o)
1860 grub man in Houghton einen 30 m breiten und 6.5 m tiefen Kanal von Ost nach West und trennte damit den halben 'Finger' vom Festland ab. Der Kanal ermöglichte es, einfacher das Kupfererz aus den Minen zu verschiffen und gleichzeitig Waren und Materialien für die Bergbauindustrie und die Bevölkerung in die Region zu transportieren.
Der Portage Kanal wird heute von einer Lift-Brücke überspannt. Der mittlere Teil kann für die Durchfahrt von grossen Schiffen angehoben werden. Seit dem Bau des Kanals heisst der nördliche Teil der Halbinsel Copper Island.
25.-27.06.2025
Die ansässigen Indianer bauten auf der Copper Island bereits seit mehr als 7000 Jahren Kupfer ab, als 1845 - vor dem bekannteren Gold-Rausch in Alaska und Nordwest-Kanada - der US-Amerikanische Kupfer-Rausch begann.
Wie sonst nirgends auf der Welt war der Boden mit reichhaltigen Kupfer-Erzen und Kupfer-Klumpen durchzogen, was Schatzsuchende in Scharen - hauptsächlich Immigranten aus Europa - und später grosse Industrie-Organisationen anlockte.
Der kostspielige - bis zu 3000 m tiefe - Untertag-Abbau auf der Copper Island ist gegenüber den heutigen riesigen Tagbau-Minen in Chile oder Australien inzwischen nicht mehr konkurrenzfähig. Wir besuchen eine der stillgelegten Abbaustätten in der Nähe von Houghton - die Quincy Mines.
Der Zahn der Zeit nagt nun unerbittlich an den Industrieanlagen, den ehemals lukrativen Minen und den
schmucken Dörfern.
Calumet - zwischen Houghton und Copper Harbor gelegen - ist eines dieser Dörfer und war 1866 die bedeutendste Stadt auf der Copper Island. Schon bald gab es unzählige Läden, Kneipen, Kirchen und Schulen. Der Reichtum aus dem Kupferbergbau führte zum Bau zahlreicher repräsentativer Gebäude. Als der rasch gewachsene Bedarf an Kupfer zwischen dem 1. und dem 2. Weltkrieg abrupt nachliess, begann auch das langsame Sterben von Calumet. Inzwischen ist der Ort - trotz einiger Touristen - leider nur noch ein zerfallendes Relikte aus einer besseren Zeit.
Copper Harbor liegt an der äussersten Spitze der Keweenaw Peninsula. Lange Zeit war der Ort der wichtigste Versorgungshafen für die Menschen auf Copper Island. Heute ist Copper Harbor vor allem für seine malerische Lage und sein umfangreiches Angebot an Freizeitaktivitäten bekannt.
Wir erwachen bei 10°C und nass-grauem Wetter. Wir sind froh um jeden Sonnenstrahl, denn vom Lake Superior her weht ein steifer Wind. Eine wärmende Wanderung zum Hunter's Point geben wir auf halber Strecke auf, denn bis zum Ende führt der Weg nun nur noch über grosse, wackelige Kieselsteine. Wir geniessen dafür die Sicht auf die ehemalige Wanderstrecke und genehmigen uns einen Kaffee mit Muffins an der See-Bäckerei.
Um die auf Copper Island ansässigen Ojibwe-Indianer von ihrem Land und ihren Kupfer-Minen zu vertreiben sowie Recht und Ordnung zwischen den einwandernden Minen-Arbeitern aufrecht zu erhalten, entsandte die Bundesregierung Militäreinheiten nach Copper Harbor mit dem Auftrag, hier einen befestigten Stützpunkt - Fort Wilkins - zu errichten.
Die 100+ Soldaten und Offiziere - teilweise mit Frau und Kindern - wurden in den eisfreien Monaten über den Lake Superior mit Schiffen von Detroit aus mit dem Notwendigsten versorgt. Dazwischen waren sie sich selbst überlassen. Bereits zwei Jahre später wurde das Fort wieder aufgegeben und die Soldaten in den Krieg zwischen Mexiko und USA abkommandiert.
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