Mit dem Camper von Mexiko/Nuevo Laredo nach USA/Laredo kommend
Rot 2022 Violet frühere Reisen
Rot 2022 Violet frühere Reisen
Mexiko verabschiedet sich tränenreich von uns - es regnet!!
In drei Stunden erreichen wir von Monterrey aus die mexikanische Grenzstadt Nuevo Laredo. Nachdem wir unsere mexikanischen Einreisepapier abgeben haben, fahren wir über den Río Grande an den Amerikanischen Zoll. Wir müssen den Camper verlassen, drei Beamte im Camper und vier aussen, bewundern unser Fahrzeug und vergessen dabei, dass sie es eigentlich durchsuchen wollten ;o)) Wir sind in Texas!
Ein Problem gibt es dann aber doch noch. Seit der Pandemie werden die Pässe nicht mehr gestempelt und man muss nun das Einreise-Formular online ausfüllen - WiFi steht nicht zur Verfügung - und ohne ein solches Formular kommt man an den Kontroll-Posten ausserhalb der amerikanische Grenzstadt Laredo nicht vorbei.
Da wir noch keine US-Telefonkarte haben, suchen wir einen McDonald's und füllen bei einer Cola dieses Formular online aus.
02.-04.11.2022
Die erste Nacht in den USA verbringen wir in einem State Park in Laredo, fahren anderntags zu einem Checkpoint ausserhalb der Stadt und dann geht's weiter nach San Antonio.
Fort Alamo - eine ehemalige spanische Missionsstation aus dem 18. Jh. - wurde 1836 Schauplatz einer Schlacht im texanischen Unabhängigkeitskrieg gegen Mexiko, bei der die mexikanischen Truppen die Verteidiger des Forts besiegten.
Die mehrere Kilometer lange Fussgängerpromenade Riverwalk entlang des San Antonio Rivers mit gemütlichen Cafés, Restaurants und Boutiquen lädt zum Schlendern und Verweilen ein und hier lassen wir uns auch das erste zarte Texas-Steak servieren.
Die restlichen Sehenswürdigkeiten besuchen wir auf der Suche nach einer US-Telefonkarte, was sich als eher schwierig entpuppt, da die anwesenden Angestellten der verschiedenen Anbieter wenig Interesse zeigen oder ihr Produkt zu wenig kennen :o/ Bei T-Mobile werden wir schlussendlich fündig.
04.-09.11.2022
Von San Antonio, Texas, bis zu den Wichita Mountains in Oklahoma sind es 680km fast kurvenlose Landstrasse.
In Round Mountain machen wir einen Zwischenhalt auf dem Peach Valley RV Park. Wir kommen gerade zur rechten Zeit, denn Barbara aus Florida - unterwegs mit einem grossen Reisebus - hat sich ausgesperrt. Röbä holt unsere Leiter aus dem 'Keller' und kann mit roher Kraft ein Fenster aufschieben - zum Dank lädt uns Barbara am Abend zum Hamburger-Essen ein.
Flach - flächer - am flächsten! Keine Hügel, nur Fläche bis zum Horizont. Ab und zu ein paar Ölpumpen, die gemächlich das schwarze Gold aus dem Erdinnern saugen. Eine kurze Unterbrechung, wir schalten ein paar Gänge runter, durchqueren eine Kleinstadt und schon geht die Fahrt schnurgerade wieder weiter.
In Jacksboro - auf einem abgelegenen RV-Park - verbringen wir das Wochenende. Viele Menschen leben hier in solchen Wohnwagen-Siedlungen - früher Trailer, heute RV (Recreation Vehicle) - und wissen wenig von der übrigen Welt:
Am Montag geht die Fahrt im Herbstnebel weiter und die Temperaturen sinken auf Faserpelzjacken-Niveau. Es ist nicht mehr weit und wir sind im Indianerland Oklahoma.
Wir fahren durch Apache, ein kleines Dorf weit abseits von Schnellstrassen und Grossstädten, aber Ureinwohner/Indianer sehen wir keine.
Genau so besingt Gölä die Situation in seinem Lied 'Indianer':
S'git keini Indianer meh,
Si ritte nümme dür d'Prärie.
S'git keini Indianer meh,
Si säge di Zitä di si verbi.
S'git keini Indianer meh,
U überhoupt isch nümme so...
Wis mau isch gsi.
07.-09.11.2022
Im Südwesten von Oklahoma liegt das 24‘000 ha grosse Wild-Reservat, Prärie, Berge und Seen. Bisonherden ziehen gemächlich grasend durch die Wichita Mountains und Longhorn-Rinder strecken ab und zu ihre Köpfe aus dem langen Präriegras.
Die Fachleute schätzen, dass um 1830 über 60 Millionen Bisons und Longhorn-Rinder die Prärien beweideten. 30 Jahre später waren sie bis auf einige wenige tausend Exemplare abgeschlachtet.
Nach einem Stopp im interessanten Besucher-Zentrum machen wir uns auf die Suche nach den ca. 600 hier wieder ansässigen Bisons.
Eine Wanderung über Stock und Stein auf den Elk Mountain lässt uns wieder einmal etwas für unsere Fitness tun. Oben haben wir nicht nur eine tolle Sicht runter auf das Reservat, auch die speziellen Felsformationen haben den Aufstieg gelohnt.
Zum Runterlaufen nehme ich meistens die Wanderstöcke, so auch heute. Plötzlich landet mein rechter Stock auf etwas Weichem - eine Klapperschlange sonnt sich zusammengerollt 20cm neben mir im Gras! Erschrocken suchen beide Parteien das Weite - in entgegengesetzter Richtung - die Schlange ohne Geklapper, ich mit viel :o))
Bevor wir das Reservat verlassen, fahren wir hoch auf die Spitze des Mount Scott - 750müM. Der Wind bläst zügig, aber die Rundsicht ist herrlich.
09.-11.11.22
Die Hauptsehenswürdigkeit ist das Oklahoma City National Memorial - ein nationaler Gedenkort - der an die
168 Opfer des Bombenanschlags vom 19. April 1995 erinnert.
Wo sich einst die 5th Street befand und Timothy McVeigh den Laster mit dem 2.5t schweren Sprengsatz parkierte, ist heute ein Wasserspiegel zu sehen. Daneben auf dem ehemaligen Gelände des zerbombten Regierungsgebäudes stehen 168 Stühle - für jedes Opfer des Anschlags ein Stuhl. Die Stühle stehen in neuen Reihen entsprechend den neun Stockwerken. In der zweiten Reihe 19 kleine Stühle für die getöteten Kinder aus dem Kindergarten der zweiten Etage.
Das sehr bewegende Museum gibt eine detaillierte Übersicht über das Geschehen dieses folgenschweren Bomben-Anschlages in Bildern, Filmausschnitten, Reportagen, Fundstücken. Auch die Untersuchung des Terror-Anschlages und die abschliessende Hinrichtung von Timothy McVeigh wird thematisiert.
Anschliessend schlendern wir durch die Stadt. Schöne Gebäude - hoch und niedrig, aus Glas und Backstein - alles aufgeräumt, alles steril, kein Leben. Keine gemütlichen Ecken, wo man draussen sitzen könnte. Wo sind all die Menschen? Ausser einigen schwarzen Obdachlosen und 2 weissen Weltenbummlern läuft keine Seele durch die grosszügigen Strassen.
Heute Morgen erwachen wir bei 1°C draussen und 3°C im Camper. Es ist grau und 'grusig'! Zum Glück arbeitet sich die Sonne bis nach dem Frühstück durch die Wolkenschicht und es wird wärmer. Die Fahrt geht weiter.
Die 3940km lange, historische Strasse Route 66 verbindet Ost mit West, Chicago mit Los Angeles. Sie wurde 1926 fertiggestellt und diente damals als Hauptroute für diejenigen, die per Auto nach Westen wollten. Die Geschäfte entlang der Route 66 florierten und ihre Besitzer wurden wohlhabend.
Nach der Errichtung des Interstate Highway Systems bangten die Geschäftsleute um ihr Einkommen und setzten sich dafür ein, diese beliebte Strasse mindestens für die Touristen zu erhalten.
Wir fahren 250km von Oklahoma nach Fort Gibson auf der historischen Route 66.
Mit dem Versprechen, dass ihnen in Oklahoma neue Territorien zur Verfügung gestellt würden, mussten die im fruchtbaren südöstlichen Teil der noch jungen USA ansässigen Ureinwohner (Cherokee, Creek, Choctaw, Seminole, Chickasaw) ihre Heimat unter Androhung von Gewalt verlassen und sich auf den mühsamen Weg in das eher karge Oklahoma machen.
Die zwischen 1830-1840 erfolgten Deportationen wurden in Trecks organisiert und folgten - von amerikanischen Truppen begleitet - verschiedenen Routen nach Westen. Auf dem Weg in die neu eingerichteten Indianerreservate starb über ein Viertel der Vertriebenen und der sie begleitenden afroamerikanischen Sklaven durch Krankheiten, Erschöpfung, Kälte und Hunger.
Dass die in den Prärien von Oklahoma bereits ansässigen Osages-Indianer ihre Land nicht einfach anderen Menschen überlassen wollten, versteht sich von selbst.
Fort Gibson, am Arkansas-Fluss gelegen, war der westlichste militärische Stützpunkt der USA und sollte die Neuankömmlinge vor den Osages schützen.
Die Folgen dieser Zwangs-Umsiedlung für die Ureinwohner waren verheerend und reichen bis in die heutige Zeit.
Die 39 heute in Oklahoma angesiedelten indianischen Völker werden von den USA inzwischen wie unabhängige Nationen betrachtet; die Armut in den Dörfern dieser Ureinwohner und die dort offensichtlich herrschende Apathie hat uns aber tief berührt.
Unterhalb des Lake Gibson-Staudamms (Cherokee und Muskogee Reservat) schlagen wir unser Nachtlager auf. Ein einsamer und ruhiger Platz, hätten die Damm-Betreiber nicht mehrmals mitten in der Nacht Wasser abgelassen und uns mit dröhnenden Sirenen darauf aufmerksam gemacht :o((
Wir verlassen Oklahoma und fahren auf kleinen Nebenstrassen Richtung Ozark Mountains in Arkansas. Die Landschaft ist geprägt von Wäldern, Seen, Bergen, fruchtbaren Ebenen und immer wieder durchfahren wir kleine Ortschaften z.T. mit grossen Namen - wie Paris oder Havanna.
Die Ozark Mountains sind die höchste Erhebung von Arkansas mit dem 839m hohen Mount Magazine.
Nachdem wir eine Nacht in klirrender Kälte - 0°C - im Mt. Magazine State Park am Cove Lake verbracht haben, umrunden wir heute die höchste Spitze und suchen uns einen sonnigen Platz für’s Frühstück.
13./14.11.2022
Es ist Sonntag, die Sonne scheint und es ist kalt!
Wir treffen in der Hauptstadt von Arkansas in Little Rock ein. Auch diese Stadt scheint von Menschen leergefegt zu sein, ausser zahlreichen Obdachlosen!
Bevor wir zum RV Park fahren, machen wir einen kurzen Abstecher zum State Capitol Building - dem Sitz der Regierung des Bundesstaates von Arkansas.
Anschliessend kuscheln wir uns zwischen all die grossen RVs und Trailers auf dem RV Park. Unsere Nachbarin warnt uns - in der Nacht sollen die Temperaturen auf -3°C fallen :o(
Jetzt heisst es rasch den Camper noch einwintern!!
William Jefferson 'Bill' Clinton war von 1993 bis 2001 der 42. Präsident der Vereinigten Staaten.
Die William J. Clinton Präsidenten Bibliothek in Little Rock Arkansas - 1‘900 m2 Ausstellungsfläche - enthält exakte Nachbildungen des Oval Office und des Cabinet Room. Neben zahlreichen Dokumenten, Videos, Fotos und Geschenken kann auch der Cadillac One - der während Clintons Präsidentschaft verwendet wurde - besichtigt werden.
Nachdem wir Little Rock verlassen haben, geht es in südlicher Richtung weiter.
Wir überqueren den Mississippi-River und fahren im Bundesstaat Mississippi ein. Ihr Informations-Zentrum begrüsst uns auf ungewöhnliche Weise - in einem Mississippi-Dampfer.
Weiter geht's auf der Interstate vorbei an riesigen abgeernteten Baumwollfeldern. Die Baumwolle wartet in grossen runden Ballen - rosa oder gelb verpackt - auf den Abtransport.
In Mississippi wurde am 16. September 1925 Riley Benjamin King geboren, der später unter dem Namen B. B. King zu einem der weltberühmtesten Blues-Musiker werden sollte.
In Indianola, wo B.B. King seine Kindheit verbrachte und er auch begraben liegt, steht heute ein Museum. Dieses zeigt nicht nur den steilen Werdegang vom Traktorfahrer in den Baumwollfeldern zum King of Blues, sondern auch das harte Leben der Schwarzen während der Rassentrennung in den USA.
Unsere Reise geht zügig weiter. In zwei Wochen müssen wir in Florida sein - wir bekommen Besuch aus der Schweiz!
Gestern noch in Mississippi am Natchez-Trail übernachtet, wohnen wir heute schon in Birmingham/Alabama auf einem Parkplatz mitten in der Stadt. Aber das ist kein Problem, denn auch diese Stadt ist wie ausgestorben.
Wir sind zu Fuss unterwegs zu einem Museum und selten treffen wir auf Menschen.
Joseph - ein schwarzer Obdachloser, den wir im Kelly Ingram Park treffen - gibt uns eine Geschichtsstunde über die Probleme während der Rassentrennung in den 50er und 60er Jahren, die er als Kind selber erlebt hat.
Wir spendieren ihm zum Dank für seine interessanten Erläuterungen einen Monat Aufenthalt im nahen Obdachlosenheim - für US$42.
Birmingham war Anfang der 50er und 60er-Jahre das Zentrum der Rassentrennung. Die Afroamerikaner kämpften gewaltfrei um Gleichberechtigung. Immer wieder gingen weisse Rassisten und Mitglieder des Ku-Klux-Klans mit Bomben gegen schwarze Einrichtungen vor. Ausschreitungen zwischen Weissen und Schwarzen waren an der Tagesordnung. Dr. Martin Luther King Jr. organisierte hier Friedensmärsche, um damit mehr nationale und internationale Aufmerksamkeit für die Problematik der Rassentrennung zu erhalten.
Am 15. September 1963 - während einer Messe - attackierten Mitglieder des Ku-Klux-Klans mit Dynamit die 16th Baptist Church. Vier schwarze Mädchen zwischen 11 und 14 Jahren wurden dabei getötet und 23 Menschen zum Teil schwer verletzt.
Das Birmingham Civil Rights Institute - ein Museum zur Rassentrennung und Rassendiskriminierung - zeigt schonungslos in Bildern und Videoaufnahmen die Situation, in der die afroamerikanische Bevölkerung damals lebte und thematisiert deren Kampf für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit.
18.-22.11.2022
Heute, einen Tag später, sind wir schon im Bundesstaat Georgia - The Peach State/Pfirsich Staat - welcher ursprünglich von den Cherokee- und Muskogee-Indianern besiedelt war.
Die Hauptstadt Atlanta mit ihren 500‘000 Einwohnern ist eher eine überschaubare Stadt. Sie ist bekannt für die CNN Studios, den Hauptsitz der Coca Cola Company und ihre bekanntesten Bürger Dr. Martin Luther King Jr. und Jimmy Carter.
Es hat nicht nur viele Obdachlose auf der Strasse, sogar Touristen sind hier zu Fuss unterwegs - was der Stadt doch etwas Leben einhaucht.
Zu unserem Erstaunen ist unser letztes Ziel - der deutsche Biergarten - bis auf den letzten Platz besetzt - Prost!!
Da die CNN bis auf weiteres keine Führungen mehr macht, geht’s als erstes zum Aquarium, dem drittgrössten der Welt.
Tja, vielleicht waren unsere Erwartungen zu hoch! Andererseits - viele der hier schwimmenden Meerestiere wurden offensichtlich vom amerikanischen Zoll aus Schmuggler-Händen befreit und erfreuen nun Gross und Klein.
Wer kennt sie nicht, die Coca Cola!
John S. Pemberton wollte 1886 einen Kopfschmerz-lindernden Sirup herstellen und erfand per Zufall dieses weltberühmte Getränk. Kurz vor dessen Tod 1888 kaufte ein Apotheken-Grosshändler für $2'300 die Rechte am Coca-Cola Rezept. 1892 gründete er The Coca-Cola Company und begann das Produkt in die ganzen Welt zu vermarkten.
Die Austellung im Coca Cola Hauptsitz Atlanta ist etwas zäh und zum Teil sehr gesucht. Einen interessanten Fakt finden wir dennoch; früher wurden rund 2.8 Liter Wasser benötigt, um einen Liter Cola herzustellen - heute hat sich die benötigte Wassermenge auf rund 2 Liter reduziert!
Der interessanteste Teil dieser Ausstellung ist die Degustations-Ebene. Hier können an mehreren Getränkespendern unzählige Sprudelgetränke aus aller Welt probiert werden.
Den rot-leuchtenden Coca-Cola Lastwagen mit Santa am Steuer habe ich aber etwas vermisst ;o)
An der Auburn Avenue - dem ehemaligen afroamerikanischen Zentrum von Atlanta - steht das Haus, in dem Martin Luther King Jr. 1929 geboren wurde und aufwuchs.
Ganz in der Nähe steht die historische Ebenezer Baptist Church, wo Martin Luther zusammen mit seinem Vater predigte. Zwischen Geburtshaus und Kirche - in der Mitte eines Wasserbeckens - ruht ein Sarkophag, in dem Martin Luther King Jr. und seine Frau Coretta beigesetzt sind.
Aus mehreren Lautsprechern ist die berühmte Freiheits-Rede von M.L. King Jr. I have a dream zu hören. Mit dem von Mahatma Gandhi übernommenen Konzept des gewaltlosen Widerstandes gegen die Rassentrennung war Martin Luther King Jr. Leitfigur für eine ganze Generation von jungen aufstrebenden Afroamerikanern, die für gleiche Rechte und Chancen kämpften.
Martin Luther King wurde 4. April 1968 in Memphis/Tennessee von einem weissen Schwarzen-Hasser erschossen.
20.-22.11.2022
Etwas ausserhalb von Atlanta liegt der Stone Mountain Park. Die Hauptattraktion ist der angeblich grösste freiliegende Granitfels und der zweitgrösste Monolith der Welt. Der 250m hohe Felsen mit einem Umfang von ca. 8km ist nur zu einem Drittel sichtbar, der Rest liegt tief in der Erde. Der Stone Mountain entstand vor 300 Millionen Jahren ca. 3 km unterhalb der Erdoberfläche und es braucht noch ein paar hundert Millionen Jahren bis er ganz frei liegen wird.
Wir haben zwei Möglichkeiten auf diesen Felsen zu kommen: Wir nehmen die Schweizer Luftseilbahn - bequemer und schneller - oder wir laufen hoch und kommen ins Schwitzen. Wir entschliessen uns für die sportlichere Variante.
Über den glatten Felsen laufen wir in 45 Min. den 1.8km langen und immer steiler werdenden Weg hoch. Oben geniessen wir die Aussicht über Georgia und sehen im Hintergrund die Wolkenkratzer von Atlanta. Runter geht's schneller - in 20 Min. sind wir wieder unten ;o)
Vor der Abfahrt am nächsten Tag schauen wir uns das grösste Relief der Welt an - geschaffen 1972 , grösser als ein Fussballfeld - das sich an der Nordwand dieses Felsens befindet. Es zeigt drei Südstaaten-Führer des Sezessionskrieges von 1861-1865.
Wir persönlich finden es schade, einen so schönen Felsen zu verschandeln und dazu noch mit einem Bild, das die dunkle Zeit der amerikanischen Geschichte zeigt.
25./26.11.2022
Dunkle Wolken begleiten uns auf der Fahrt nach Savannah. Die Temperatur ist hier angenehme 20° C, aber es regnet leider immer wieder.
Es erweist sich als schwierig einen Übernachtungsplatz zu finden, denn überall auf den offiziellen Parkplätzen darf man nur bis abends 8 Uhr stehen und Campingplätze gibt es nur sehr weit draussen vor der Stadt. Wir finden einen ruhigen Parkplatz an einer Wohnstrasse.
Es ist Thanksgiving/Erntedankfest, der höchste Feiertag in den USA. Die meisten Geschäfte und Restaurants haben geschlossen. Wir spazieren durch die Strassen mit den wunderschönen historischen Häusern aus dem 19. Jh., biegen dann aber ins noch geöffnete Six Pence Pub zu einem traditionellen Truthahn Essen ab.
Damit wir ein Bier serviert bekommen, müssen wir der Bardame mit unserer ID beweisen, dass wir älter sind als 21 :o))
Um 7.45 Uhr klingelt der Wecker, denn wir müssen bis 8 Uhr unseren Übernachtungs-Parkplatz verlassen.
Nachdem wir umparkiert und gefrühstückt haben, geht es los durch die vielen Parks mit den grossen schattenspendenden Eichen, die alle dick mit Spanischem Moos behangen sind.
Ein Park interessiert uns speziell - der Chippewa Square. Hier, auf einer Bank sitzend, verteilte Forest Gump seine Pralinen und erzählte den 'Mitbankbenützern' seine Lebensgeschichte. Die Bank kann heute in einem Museum besichtigt werden.
Am Savannah River beobachten wir die grossen Container-Schiffe, die hier aus- und einfahren. Etwas Wehmut überkommt uns.
Das Grenz-Fort King George - zwischen Savannah und Brunswick am schiffbaren Fluss Altamaha gelegen - war zum Zeitpunkt seiner Errichtung (1721) die südlichste Festung der britischen Kolonien in Nordamerika und die erste britische Festung an der Küste Georgias.
Drei der mächtigsten Königreiche Europas (Grossbritannien, Frankreich, Spanien) kämpften um die Kontrolle dieses leicht zugänglichen Landstrichs. Mit den hier vorhandenen Ressourcen (Edelhölzer, Tierpelze, usw.) konnten unglaubliche Vermögen erwirtschaftet werden, vor allem für die Herstellung wertvoller Konsumgüter für die rasch wachsenden Mittelschicht in Europa.
Die ansässigen Guale-Indianer wurden schnell durch europäische Krankheiten dezimiert und später von der noch jungen USA in Reservate im Westen abgeschoben.
Bei unserer Besichtigung des Fort weist uns ein Park-Ranger darauf hin, dass das Fort durch Schweizer Söldner geplant und gebaut worden war. Die Schweizer waren in Französische Dienste getreten, um als Bau-Ingenieure Festungen in deren Nordamerikanischen Kolonien zu errichten. Unzufrieden mit den miserablen Lebensumständen am Mississippi und der schlechten Behandlung durch die französischen Offiziere sind unsere Landsleute offensichtlich desertiert und haben sich danach in britische Dienste begeben.
Weiter geht unsere Reise gegen Süden. Wir passieren die Brücke über den St. Marys River und sind in Florida. Kaum zu glauben, aber mit jedem Kilometer wird es wärmer. Bis wir am Zielort ankommen, haben wir 30° C und den ersten Schweissausbruch!
St. Augustine - die älteste von Europäern besiedelte Stadt Amerikas - wurde 1565 von einem Spanier gegründet. Im Laufe der Geschichte wechselte die Stadt mehrmals die Hand. 1586 brannte Sir Francis Drake die Siedlung nieder und 1668 wurde die wieder aufgebaute Siedlung auch noch von Piraten geplündert.
Heute ist die Stadt mit ihrem historischen Kern und der gut erhaltenen spanischen Architektur ein Anziehungspunkt für Touristen.
Als erstes laufen wir zur Festung Castillo de San Marco, die als die älteste Festung des Landes gilt und auch von den Spaniern erbaut wurde. Sie beschützte St. Augustine vor Angriffen vom Matanzas River her.
Jetzt stürzen wir uns ins Gewühl. Die berühmte Fussgängerzone St. George Street mit den historischen Gebäuden wird heute Sonntag von Touristen rege besucht. Cafés, Souvenir-Shops, Restaurants und das älteste Holz-Schulhaus aus dem Jahre 1788 reihen sich beidseits der Strasse aneinander.
Eine Seitenstrasse weiter stehen zwei imposante Gebäude. Das Flagler College - früher das Luxushotel Ponce de Leon - wurde 1887 vom Eisenbahn-Magnaten Henry Morrison Flagler erbaut. Aus dem gleiche Jahr stammt das Lightner Museum - ursprünglich Hotel Alcazar. Diese beiden Gebäude sind die ersten Bauten in den USA, die ganz aus Beton gebaut wurden.
Müde vom Laufen und Besichtigen fahren wir zum nahe gelegenen Camping, wo wir uns drei Nächte gönnen und uns auf die Ankunft unseres Gastes vorbereiten.
Auf dem Weg nach Orlando nehmen wir die Route über Daytona Beach - vor allem bekannt für Autorennen.
Von 1903 bis 1910 wurden Autorennen auf dem festen Sand an der Beach ausgetragen. Dabei lag der damalige Geschwindigkeitsrekord bei 211 km/h.
Seit 1959 wird das 805 km lange NASCAR Cup Autorennen auf dem Daytona International Speedway durchgeführt. Da das Rennen im Februar stattfindet, können wir nur die mächtige Zuschauertribüne von aussen bewundern.
01.-06.12.2022
Wir holen unseren Feriengast Ramon am Flughafen von Orlando ab und werden zusammen drei Wochen in Florida unterwegs sein.
Wir lassen es aber langsam im Camping in Cape Canaveral angehen, denn Ramon soll sich noch etwas vom Reise-Stress erholen können. Wir grillieren, machen einen Spaziergang am Strand und schauen den riesigen Kreuzfahrtschiffen zu, die neben uns in den Hafen ein- und ausfahren.
Am Montag fahren wir zum John F. Kennedy Space Center, dem Weltraumbahnhof der NASA.
Von Dezember 1968 bis Juli 2011 starteten von hier alle bemannten Raumflüge der USA - zuerst die Apollo-Missionen und ab 1981 die Space Shuttles, die z.T. auch hier wieder landeten.
Um 9 Uhr öffnen die Tore. Doch bevor wir eingelassen werden, erklingt die Nationalhymne aus allen Lautsprechern. Die wartenden Amerikaner drehen sich zur Fahne, rechte Hand aufs Herz und singen lauthals mit. Wir stehen etwas verdutzt da und wissen nicht so recht, wie uns geschieht!!
06./07.12.2022
Die Fahrt geht bei sonnigem Wetter - 26°C - weiter in den Süden. Unser Ziel Palm Beach auf halbem Weg nach Miami.
Die Stadt liegt auf einer 29 km langen vorgelagerten Insel und beherbergt vor allem in den Wintermonaten viele reiche Amerikaner. Der wohl berühmteste dürfte Donald Trump sein, der im historischen Anwesen Mar-A-Lago residiert. Pro und kontra Trump versammeln sich um das Anwesen, um ihm zuzujubeln oder gegen ihn zu protestieren!
Wir machen einen Spaziergang durch die Worth Avenue. Hier stehen Rolls Royce, Ferrari, Bentley, Lamborghini und Porsche am Strassenrand und ihre Besitzer kaufen bei Gucci, Tiffani, Louis Vuitton, etc. ein. Nicht unsere Welt, aber auch interessant zu sehen!
Wir beziehen unser Nachtquartier am Stadtrand auf einem Parkplatz - die reiche Gesellschaft hat nicht an uns Campers gedacht ;o)) - und geniessen den lauen Winterabend.
Fort Lauderdale liegt am Weg. Also warum nicht eine Unterbrechung in der relativ eintönigen Fahrt auf der 4-6 spurigen Interstate einlegen.
Beim Spaziergang den Stadt-Kanälen entlang können wir unsere Beine etwas bewegen. In 'Amerikas Venedig' fährt man eher mit einer Yacht als mit dem Auto vor ;o)
08.-10.12.2022
Da es in Miami weit und breit keine Campingplätze gibt und wir nicht drei Nächte auf einem Parkplatz verbringen möchten, beziehen wir in der Nähe des Flughafens eine Kleinst-Wohnung.
Gleich am nächsten Tag geht es ins kubanische Viertel nach Little Havanna. Entlang der Calle Ocho reihen sich Cafés, Souvenir- und Zigarrengeschäfte aneinander. Hier spricht man Spanisch, kubanische Musik ist allgegenwärtig und nicht herrenlose Hunde sondern herrenlose Hähne, Hühner und ihr Nachwuchs stolzieren durch die Strasse.
In Downtown Miami besteigen wir die kostenlose Monorail-Hochbahn, die auf einer Länge von ca. 7km die Innenstadt umrundet und fahren bis zum Bay Front Park.
Der Park wird abgegrenzt vom Atlantik und von Miamis Wolkenkratzern. Dazwischen liegt - am Ende der Markthallen - die 'Bubba Gump Shrimp Company' von Forest Gump.
Das eigentliche Leben in Miami spielt sich aber an der Miami South Beach und am Ocean Drive ab. Diese 2.5km lange Promenade mit dem angrenzenden Strand ist die Touristenhochburg von Miami. Heller Sand, Strandhotels, Art-Deco-Gebäude und trendige Nachtclubs - hier wird der Traum vieler Urlauber wahr!
Im Norden der Stadt liegt das Wynwood Quartier - eine Open-Air-Gallery. Eine der grössten Ansammlungen von Graffitis in den USA zieren die Wände der alten Lagerhäuser und haben diesem ehemals heruntergekommenen Stadtteil wieder etwas Leben eingehaucht.
10.-12.12.2022
Vom Festland biegen wir ab zu den Keys und fahren 180km über Brücken und Koralleninseln, die wie Perlen an einer Schnur aufgereiht sind. Rechts und links der Strasse das blaue Wasser des Atlantiks und des Golfs von Mexiko. Am Ende des Highway 1 liegt Key West, die südöstlichste Insel der Florida Keys - der südlichste Punkt der USA. Von hier aus sind es nur noch 145km bis nach Kuba.
Bevor wir unseren Campingplatz beziehen, sehen wir uns noch die südlichste Festung der USA an.
Als Folge des Britisch-Amerikanischen Krieges (1812) begann die USA ihre Küsten besser zu schützen. Fort Zachary Taylor war eines dieser Küstenforts und sollte den damaligen Hafen von Key West, die Ostküste von Florida und den Golf von Mexiko schützen. Das gut bewaffnete Fort überstand den Amerikanischen Bürgerkrieg, den Spanisch-Amerikanischen Krieg, die beiden Weltkriege und die Kuba-Krise relativ unbeschadet.
Der Zahn der Zeit ist inzwischen der einzige Feind dieser ausgedehnten Festungsanlage.
Nachdem wir unseren Platz im Leo's Campground bezogen haben, freuen wir uns auf ein leckeres Seafood-Nachtessen im Restaurant Hurricane Hole/Loch.
Hier werden die Fische fangfrisch zerlegt und die Abfälle landen direkt im Schlund der wartenden Ammen-Haie.
Heute Sonntag fahren wir früh mit einem Katamaran raus, um Haie zu füttern. Draussen im Meer werden wir schon von einer Gruppe Zitronen-Haie erwartet. Diese Fische erreichen eine Länge von 3.5m.
Es ist unglaublich eindrücklich, wie rücksichtsvoll diese Gruppe Raubfische bei der Fütterung miteinander umgehen. Es wird zwar um die Beute gerangelt, aber wenn einer einen Bissen ergattert hat, wird ihm der nicht streitig gemacht.
Auf der Rückfahrt kreuzen auch noch ein paar Delfine unser Boot. Da die aber auch auf Futtersuche sind, haben sie keine Zeit für eine Foto-Session ;o)
Den Rest des Tages spazieren wir durch die Altstadt von Key West mit den vielen historischen Holzhäusern, treffen Santa in einer Bar an der Duval Street, platzieren unsere Wünsche fürs 2023 bei ihm und spendieren ein Bier - vielleicht hilfts! ;o))
Den Tag beenden wir am Hafen an einem gemütlichen Ort mit Live-Musik, einem Havanna-Dream und Blick auf die an der Mole vorbei schwimmenden Haie.
12.-14.12.2022
Die Everglades sind ein erstaunliches Natur-Phänomen. Der im Norden liegende Okeechobee-See übersteigt in der Regenzeit (Mai-November) seine Ufer und kreiert damit einen immensen, langsam Richtung Süden fliessenden Fluss. Diese überflutete Gras-Landschaft ist mit baum-bewachsenen 'Inseln' gespickt, wo die Landtiere leben.
Die Siedler, die im 18. Jahrhundert dieses Gebiet besiedelten, betrachteten die Everglades als wertlosen Sumpf und begannen - mit Dämmen und Kanälen - grosse Gebiete trocken zu legen. Der verbleibende Rest der Everglades ist seit 1947 ein Nationalpark und damit vor weiterer Landnahme geschützt. Das für die Aufrechterhaltung dieses Naturparadieses benötigte Wasser muss nun jedoch mit der rasch wachsenden Bevölkerung von Süd-Florida geteilt werden.
Am 1.2km langen Anhinga Trail soll es nur so von Alligatoren wimmeln.
Über einen Holzsteg geht es durch die Grass-Landschaft der Everglades. Im tiefblauen Wasser wachsen Seerosen und es wimmelt nur so von Fischen. Kormorane sitzen auf den Bäumen und warten auf die nächste Hungerattacke. Nach langem Suchen entdecken wir doch noch zwei Alligatoren - Glück gehabt! Der Ranger meint, dass es wegen dem vielen Wasser - das der letzte Hurricane mitgebracht hat - hier weniger Alligatoren hätte :o(
Nach einer sehr ruhigen Nacht in den Everglades geht unsere Fahrt weiter zum Shark Valley - eigentlich sind wir wegen den Alligatoren hier und nicht wegen den Haien!!
Hier nehmen wir die Bikes - Ramon nach 34 Jahren zum erstenmal wieder ;o)) - und fahren die 22km lange Strecke ab, immer auf der Suche nach den Crocks.
Gleich zu Beginn entdecken wir Mamma-Crock mit zwei Babys. Jetzt heisst es aufpassen, denn mit der Mutter ist nicht zu spassen. Wir haben hier mehr Glück als gestern, denn am Wegesrand sonnen sich richtig grosse Alligatoren-Brocken.
Die letzte Nacht in den Everglades verbringen wir im Monument Lake Camping. Hier feiern wir ausgiebig - bei einem feinen Fischfondue - meinen 66. Geburtstag.
14./15.12.2022
Wir nähern uns langsam der vor ca. sieben Wochen durch den Hurrikan Jan verwüsteten Gegend. Erstaunlich was hier an Arbeit geleistet wurde. Am Strassenrand liegen zwar noch Trümmerteile; umgeknickte Verkehrstafeln, grosse Plastikplanen, Plastikkübel, Holzplatten, Matratzen, etc. Wir können uns aber gut vorstellen, wie es in den schlimmer verwüsteten Gegenden noch aussieht.
In Naples fahren wir an die Beach zum Pier. Der breite weisse Sandstrand leuchtet, Badende räkeln sich an der Sonne, nur das zerstörte Pier erinnert an die Katastrophe.
In Fort Myers besuchen wir die Winterresidenzen von Thomas Alva Edison und Henry Ford. Hier haben einst zwei der grössten Erfinder-Genies des 20. Jahrhunderts - gemeinsam mit ihren Familien - die Wintermonate unter der warmen Sonne Floridas verbracht.
Neben den benachbarten Anwesen bietet das angrenzende Museum einen Einblick in die wichtigsten Innovationen der beiden Freunde.
Neben Erfindungen wie Glühlampe, Phonograph, Kinetoskop, Filmkamera, etc. war das letzte grosse Forschungsprojekt von Edison die Suche nach einer heimischen Quelle für Naturkautschuk.
Durch die Highlands von Florida geht's nun zurück nach Orlando, wo wir nach einem Abstecher in die Universal Studios unseren Feriengast am Flughafen wieder abliefern.
Liebe Familie und Freunde
Wir wünschen euch von Herzen gemütliche Festtage und fürs 2023 Gesundheit, Glück und Erfolg.
22.-28.12.2022
In den letzten Dezembertagen zeigt sich Florida - The Sunshine State - von seiner winterlichen Seite!
Wir verlassen Orlando bei 15°C und fahren in den Norden. Wir wollen die Weihnachtstage auf einem ruhigen Camping irgendwo in der Pampa Floridas verbringen.
Je weiter wir in den Norden kommen, umso kälter wird es. Auf dem Camping in Gainesville wird uns bei der Ankunft ein Notfallplan in die Hand gedrückt, wie wir die kommende Jahrhundert-Kältewelle unbeschadet überstehen können. Alle sind in Aufruhr. Wir nehmen es gelassen, denn Winterkälte sind wir uns ja in Europa gewöhnt ;o)
Wir packen den Camper gut ein, stellen die Heizung an und machen es uns bei einem Glas Rotwein gemütlich. Draussen fallen die Temperaturen auf -1°C.
Nach Weihnachten geht die Fahrt weiter Richtung Panama City - immer der Küste Floridas entlang.
Die Sonne scheint, das Meer leuchtet blau und der weisse Sandstrand würde eigentlich zum Baden einladen, wenn es nicht so frisch wäre ;o)
Hier an der Carrabelle Beach und auf der gegenüberliegenden Dog Island wurde während dem 2. Weltkrieg intensiv für die amphibische Landung in Frankreich - Normandie/D-Day - von 1944 trainiert.
Die Stadt Panama City in Florida kann leider mit ihrer Schwesterstadt Panama City in Panamá/Mittelamerika nicht mithalten. Sie punktet einzig und alleine mit den wunderschönen weissen Sand-Stränden.
28.-30.12.2022
Wir haben uns mit Gabi und Erich aus der Schweiz - die wir schon in den Everglades getroffen haben - verabredet. Sie sind seit ein paar Monaten in Kanada und den USA unterwegs und wir möchten zusammen den Jahreswechsel verbringen.
Auf der vorgelagerten Sandbank vor Florida fahren wir zum Gulf Island National Seashore bei Pensacola. Wir sind überwältigt von dieser Puderzucker-Landschaft. Weisser Sand soweit das Auge reicht. Leider sind diese Strandabschnitte sehr begehrt und oft verbaut.
Das Wetter ist wechselhaft, der Himmel verdunkelt sich immer wieder und es sieht nach Regen aus. Also was gibt es besseres als ein Schweizer Fondue am Lagerfeuer.
Anderntags scheint wieder die Sonne und wir vier machen einen Strandspaziergang zum Fort Pickens. Das fünfeckige ehemalige Küstenfort schützte die Einfahrt zur Bucht und den Hafen von Pensacola.
Bei unserer Rückkehr klemmt ein Zettel unter dem Scheibenwischer. Wegen starkem Regen, Wind und Gefahr von Überschwemmung muss der Nationalpark bis morgen um 10Uhr geräumt sein!
Also geht's wieder aufs Festland nach Pensacola. Ein kurzer Spaziergang im historischen Teil und schon sind wir weg aus Florida. Silvester verbringen wir an der Perdido Bay in Lillian/Alabama.
Grün 2023 Rot 2022 Violet frühere Reisen
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Neues Jahr - neue Herausforderungen!
Unser Camper braucht dringend einen neuen Zahnriemen und bevor wir an der USA-Westküste nach Norden abbiegen, möchten wir diese Servicearbeit erledigt haben. So klappern wir ab Pensacola jede Fiat-Chrysler-Jeep-Ram Garage ab, werden aber leider überall abgewiesen.
In New Orleans/Louisiana finden wir eine Fiat-Garage und einen Mechaniker, der sich mit unserem Modell etwas auskennt und der sich die Arbeit auch zutraut. Da sie aber die erforderlichen Teile in den USA nicht beschaffen können, lassen wir das komplette Set mit Fedex aus der Schweiz einfliegen.
In der Zwischenzeit überbrücken wir die Wartezeit mit einer Rundfahrt durch das südliche Louisiana.
Unser erster Halt ist Baton Rouge, die Hauptstadt von Louisiana. Das Wetter weiss nicht so recht, was es will. Leichter Regen wechselt sich mit Sonnenschein ab.
Wir fahren auf einen grossen Parkplatz neben dem Mississippi River. Eine Dame ist gerade dabei Strafzettel zu verteilen. Sie erklärt uns, dass wir für unseren Camper zwei Parkplätze bezahlen müssen - US$ 20 - wegen der Länge. Wir dürften auch unser langes Hinterteil nicht über den Platzrand ins Gras hängen lassen - das gäbe auch eine Busse!! Wir suchen weiter und finden einen genügend grossen Stellplatz im Zentrum für US $1 :o))
Die Innenstadt haben wir schnell durchlaufen - alles leer und die sehenswerten Gebäude sind wegen Renovationen geschlossen :o(
Am nächsten Tag fahren wir ins 100km entfernte Lafayette. Im Gegensatz zu den anderen amerikanischen Städten treffen wir hier auf Menschen. Eine junge Dame fährt sogar ihre 45kg schwere Schildkröte spazieren!!
Auch die Kathedrale lässt uns staunen - innen wie aussen. Aussen haben wir das Gefühl vor einem Gebäude der Disney Studios zu stehen. Innen ist die Kirche elegant weihnachtlich dekoriert.
Zum Abschluss unseres Besuches in dieser Stadt gibt es ein Belgisches Weiss-Bier im Restaurant 'Wurst Biergarten'.
Lafayette liegt im Herzen von Louisiana's Cajun Country und wir besuchen das historische Arcadian Village.
In dieser Gegend haben sich hauptsächlich französische Siedler aus dem Osten Kanadas, vor allem aus der Provinz Nova Scotia - damals Arcadia genannt - niedergelassen.
Als die Ostküste Kanadas 1754 von den Engländern übernommen wurde, sind die französischen Siedler von dort vertrieben worden. Einige dieser Flüchtlinge fanden ein neues Zuhause in der Umgebung von Lafayette. Bis Anfang des 20. Jh. blieben die Arcadier unter sich, mischten sich dann aber mit den englisch sprechenden Amerikanern - die Arcadische Kultur begann sich in die heute in Süd-Louisiana dominierende Cajun-Kultur zu verwandeln. Die französisch geprägte Cajun-Esskultur verfügt über zahlreiche köstliche Gerichte, sodass die Fast Food-Ketten es schwer haben in Süd-Louisiana Fuss zu fassen.
Bei einem Spaziergang durch das historische Arcadian Village bekommen wir einen Einblick, wie die Arcadier damals in ihren Dörfern lebten und arbeiteten.
Cajun und Afro-Amerikaner liessen sich in den flachen und trockeneren Gebieten zwischen Lafayette und Alexandria nieder und begannen das Land zu bewirtschaften.
Auf dem Weg nach Norden fahren wir an riesigen Reisfeldern vorbei. Diese werden nach der Reisernte geflutet und darin werden von Januar bis März Crawfish/Flusskrebse gezüchtet. Jim - ein Propan-Tankwart - erklärt uns den Zuchtverlauf, die Netze und das spezielle Boot, mit denen die Krebse im Frühling geerntet werden.
Louisiana produziert 45 Millionen Kilogramm Crawfish pro Jahr.
Bei einem Cajun-Essen (Crawfish, Frosch, Fisch, Krevetten) kommen wir mit einem älteren (älter als wir ;o) Ehepaar ins Gespräch. Sie sind auf dem Weg zur wöchentlichen Bibelstunde und essen vorher noch ein Gumbo (Cajun-Suppe). Nach einem kurzen Austausch steht der beleibte Herr vom Tisch auf, hebt sein T-Shirt und zeigt uns stolz seine beiden Kurzlauf-Pistolen, die er sich um den Bauch geschnallt hat. Mit ihm sei nicht zu spassen, falls ein 'Nigro' ihr Gebetshaus überfallen sollte.
06.-11.01.2023
Die charmante Kleinstadt Natchez - 14‘000 Einwohner - liegt auf einer Anhöhe direkt am Mississippi River. Wir machen einen kurzen Abstecher von Louisiana nach Mississippi.
Natchez ist einerseits bekannt für seine prächtigen Antebellum-Häuser, andererseits beginnt hier der Natchez Trace - ein 8000 Jahre alter Handelspfad - der über 710km bis nach Nashville führt.
Oft wurde die Handelsware auf Flachbooten den Mississippi River runter nach Natchez transportiert, wegen der starken Strömung konnten die Boote aber nicht mehr zurückgerudert werden.
Die Bootsleute verkauften die Fracht - inkl. das Holz der Boote - und liefen/ritten anschliessend über den Natchez Trace wieder nach Nashville zurück.
Da wir noch auf unsere Ersatzteile aus der Schweiz warten, nisten wir uns auf der gegenüberliegenden Flussseite in Vidalia/Louisiana auf dem River View Camping ein. Wir bekommen sogar den Veteranen-Rabatt, weil Röbä in der Schweizer Armee Dienst geleistet hat (You served your country)!
Die verschiedenen Wetterlagen bieten einiges an Abwechslung. Mal scheint die Sonne und es ist heiss, mal regnet es und ist kalt. Ab und an versteckt sich der Mississippi auch im dichten Nebel.
Wir fahren durch die Cajun Prairie zurück nach New Orleans - soweit es geht, immer dem Mississippi River entlang. Der Staat Louisiana schützt die Bevölkerung mit hohen Dämmen vor Überschwemmungen und somit ist auch leider die Sicht auf den Fluss mehrheitlich versperrt.
11.-13.01.2023
Als erstes fahren wir zur Fiat Garage und erfahren dort, dass unsere Teile aus der Schweiz angekommen sind und die schlechte Nachricht, dass wir erst einen Service-Termin in zwei Wochen erhalten. Enttäuscht beschliessen wir noch andere Garagen abzuklappern aber zuerst wollen wir uns New Orleans nochmals anschauen.
Bei der Brauerei Faubourg Brewing Co. gibt es neben genügend Parkplatz auch sehr leckeres Bier und die besten Hamburger, die wir bis jetzt in den USA gegessen haben!!
Die lebhafte Stadt New Orleans liegt am Mississippi River inmitten von Sümpfen und Seen und ist bekannt für ihre Jazz- und Blues-Musikszene, die Südstaaten-Architektur und das spezielle Essen der Cajuns.
In den Aussenbezirken chaotisch, schmutzig, gefährlich (wird uns gesagt) - im Stadtzentrum und in den touristischen Gegenden sauber, lebendig, einzigartig.
Wir sind schon um 10 Uhr morgens da - die Stadt schläft noch. Langsam öffnen einzelne Geschäfte ihre Tore. Wir schlendern durch die Strassen des berühmten French Quarters und besichtigen am Jackson Square die schlossähnliche St. Louis Kathedrale und den Mississippi Dampfer am Hafen.
Ein Platzregen überrascht uns und wir suchen uns ein trockenes Plätzchen in einem Kaffee.
Nach einer Stunde und einem interessanten Schwatz mit dem Bar Keeper machen wir uns auf zur Frenchmen Street. Hier im Restaurant Nonno’s probieren wir eine echte Cajun Spezialität - Seafood Gumbo/Meeresfrüchte-Suppe.
Bei unserer Rückkehr in die Bourbon Street im French Quarter ist New Orleans erwacht.
Sei es aus den verschiedenen Lokalen oder draussen am Strassenrand, aus jeder Ecke ertönt Livemusik.
Früher Jazz und Blues, mischen heute auch andere Musikrichtungen kräftig mit.
Wir setzten uns in Fritzel's Jazz Bar und geniessen zwei Stunden lang Live-Musik. Ganz speziell sind wir begeistert von den flinken Fingern des virtuosen Jazzpianisten Richard 'Piano' Scott.
13.-22.01.2023
Bei unserer weiteren Garagen-Suche haben wir leider kein Glück und so beissen wir in den sauren Apfel und nehmen den Termin in New Orleans an.
Mittlerweile sind es ja 'nur' noch 10 Tage Wartezeit!! Aber wo verbringen wir diese Tage? Da fällt uns ein wohlklingender Name auf der Landkarte auf - das 120km entfernte Venice/Venedig im Mississippi Delta. Wir buchen einen Stellplatz auf dem Camping - US$ 200 für eine Woche inkl. Strom Frisch- und Abwasser, keine Toilette/Dusche - kaufen genügend Lebensmittel ein und los geht’s!
Bei unserer Ankunft sind wir etwas enttäuscht, die Erwartungen waren zu hoch. Das Einzige, was Venice mit Venedig gemein hat, sind die vielen Wasserkanäle und Seen. Der Ort hat sich vom Hurrikan Katrina 2005 nicht mehr erholt.
Wir finden ein Restaurant, ein paar geschlossene Geschäfte und ein Dorf, das schon bessere Zeiten gesehen hat. Jetzt heisst es, das Beste daraus machen.
Wieder einmal kommt es anders, als man denkt, denn unser Nachbar Toby - ein pensionierter U-Bootfahrer in der US-Navi, der die ganze Welt befahren aber nichts davon gesehen hat - ist ein passionierter Crawfish/Flusskrebse-Fänger.
Hier leben die Flusskrebse in natürlicher Umgebung und sie krabbeln massenhaft im nahegelegenen Gewässer umher. Er zeigt uns, wie er sie in Drahtkörben fängt. Anschliessend kocht er sie zusammen mit Kartoffeln auf und übergibt sie uns zum Schälen, was eine Heidenarbeit bedeutet. Für ein feines Crawfish-Jambalya schälen wir eine Stunde lang Krebsschwänze - gut, wir sind auch noch nicht so geübt darin ;o)
Zur sportlichen Betätigung schwingen wir uns auf die Bikes und radeln dem Mississippi entlang - einmal zum südlichsten Punkt von Louisiana und ein anderes Mal zum nördlich gelegenen Fort Jackson.
1. Tag, Montag:
So, die lange Warterei und das Rumkurven in Louisiana - drei Wochen - hat ein Ende. Röbä hat sich vor drei Tagen nochmals bei der Fiat-Garage vergewissert, dass wir für kommenden Montag immer noch auf dem Arbeitsplan stehen. Alles okay - einmal mehr!
Heute ist der grosse Tag und wir melden unseren Camper pünktlich um 8.30 Uhr zur Operation an. Erstmal werden tonnenweise Floskeln ausgetauscht und dann heisst es warten und Kaffee trinken, denn der Mechaniker sei noch nicht da.
Zwei Stunden später, es hat sich noch gar nichts getan. Röbä quatscht jeden an, der ihm über den Weg läuft, spricht mit dem Manager - aber auch hier Floskeln und keine handfesten Aussagen. Irgendwann heisst es, der Mechaniker sei schon lange da, müsse aber noch ein anderes Fahrzeug fertig machen :o(
Schliesslich wird uns auch noch mitgeteilt, dass wir unseren Camper erst wieder morgen Dienstag zurückbekommen und wir uns jetzt ein Hotel suchen müssen! Wenigsten fahren sie uns gratis in's 20km entfernte Zentrum von New Orleans.
Wir nehmen uns vor abzuschalten und den Tag mit viel Sonnenschein zu geniessen. Mit dem Streetcar/Tram fahren wir in den Garden District, laufen durch die Magazine Street und schauen uns die herrlichen alten Antebellum-Häuser an. Wieder zurück schlendern wir dem Riverwalk entlang durch den French Market und geniessen ein wunderbares 3-Gang Menü am Jackson Square.
Weil es vor 11 Tagen sooo gemütlich war, besuchen wir nochmals das Fritztel’s Jazz Pub und lauschen dem rassigen Jazz. Um 23 Uhr fallen wir todmüde ins Bett. Es war ein super Abend!!!
2. Tag, Dienstag:
Seit Mittag sitzen wir nun in der Hotelhalle und warten auf den Anruf der Garage. Um 16 Uhr ruft Röbä an und wie wir fast vermutet haben, werden wir auf morgen vertröstet!!!
Gibt es in dieser Firma einen Menschen, der zu seinen Versprechen steht? Und wie sieht es morgen aus, wird wieder alles um einen Tag verschoben?
Wir müssen eine weitere Nacht im Hotel verbringen :o( aber es wird uns hoch und heilig versprochen, dass wir morgen früh um 09.30 Uhr vom Fahrer abgeholt werden.
3. Tag, Mittwoch:
09.30 Uhr - wir sitzen einmal mehr pünktlich in der Hotelhalle und warten! Es ist 11 Uhr und keine Spur von unserem Fahrer. Wir bestellen einen Uber-Fahrer und lassen uns zur Garage fahren. Dort angekommen, checkt Röbä unseren Camper. Der Mechaniker meint, er brauche nur noch eine Stunde. Aber wenn man den Camper anschaut, sieht es etwas anders aus.
Wir sitzen und warten, und warten, und warten. Um 15.15 Uhr endlich, die Operation ist beendet und der Patient lebt hoffentlich noch!!
Zum dritten Mal übernachten wir auf dem Gelände der Faubourg Brauerei. Aber morgen geht es weiter gegen Westen.
Obwohl wir eigentlich vermeiden, zweimal an denselben Ort zu reisen, müssen wir uns im nachhinein eingestehen - New Orleans nach 26 Jahren nochmals zu besuchen - war der Hammer!!
Auf unserem langen Weg - 1540km - von New Orleans zum Big Bend National Park im Süden von Texas müssen wir ein paar Stopps einlegen. Die erste Nacht verbringen wir an der Autobahn auf dem Restaurantparkplatz eines Cracker Barrels. Nun sind es noch 130km bis ins Zentrum von Houston.
Es ist kalt und der Wind bläst eisig durch die Hochhausschluchten. Wir marschieren in zügigen Schritten durchs Zentrum. Es ist Samstag und neben den vielen Obdachlosen, die in ihren Wolldecken eingehüllt an jeder Strassenecke sitzen, hat es doch auch noch vereinzelt ein paar Touristen.
Wir entdecken ein Restaurant, wo Frittiertes und Hamburger für einmal nicht auf der Karte zu finden sind und lassen uns eine köstliche Chicken Taco Suppe, einen knackigen Salat mit einem kleinen Sandwich schmecken. Houston hat uns nicht schlecht gefallen - wenn es nur etwas wärmer wäre!
28.-30.01.2023
Weiter geht die Fahrt nach Austin, der Hauptstadt von Texas. Das Wetter ist immer noch trüb und regnerisch.
Wir legen die Strecke auf einer der breitesten Autobahnen weltweit zurück - dem Katy Freeway. Die Autobahn I-10 hat streckenweise bis zu 26 Fahrspuren mit täglichem Verkehrsaufkommen von 219‘000 Fahrzeugen.
Da unser Camping nur einen Katzensprung über den Colorado River von der Stadt getrennt liegt, stürzen wir uns am Samstagabend - warm eingepackt - ins Nachtleben von Austin.
Am Sonntag wollten wir eigentlich die wunderbar angelegten Fahrradwege um Austin abstrampeln, aber Petrus macht uns einen Strich durch die Rechnung - es regnet in Strömen!!
Etwas Erbarmen hat er mit uns am späteren Nachmittag und wir können bei herrlichem Sonnenschein doch noch die Skyline bewundern.
30.01.2023
Es wird kälter und kälter! Mittlerweile sinkt die Tagestemperatur unter den Gefrierpunkt und das im Süden von Texas.
Bei -2°C sind es gerade mal eine Handvoll Verrückter, die durch Fredericksburg laufen. Der Ort wurde 1846 von deutschen Einwanderern gegründet. Viele Geschäfte und Restaurants tragen noch deutsche Namen, es gibt Biergärten, deutsches Bier, Brezel, Bäckereien, Bratwurst und Sauerkraut - naja, sie bräuchten wieder mal etwas Nachhilfe ;o(
Fredericksburg liegt inmitten des texanischen Weingebietes. Neben Bier kann man auch in über 50 Weingütern zum Teil köstlichen Rebensaft degustieren. Leider ist heute eher Tee-Wetter und die Geschäfte schliessen schon um 16 Uhr, da sich die Strassen vereisen und jeder will sicher zuhause ankommen. So reicht die Zeit gerade für drei Wein-Degustationen, bevor auch wir uns in den warmen Camper zurückziehen.
30.01.-03.02.2023
Nein, nicht wegen Corona sondern wegen Eis!!
Die Wettersituation hat sich hier in Fredericksburg mit jeder Stunde verschlimmert. Eine dicke Wolkenschicht legt sich über das Hill Country, Minustemperaturen, ein eisiger Wind und Eisregen legen alles lahm. Unser Campingwart informiert uns, dass die Strassen gesperrt seien und dass vor Freitag kaum Besserung zu erwarten ist.
Heute Dienstag - nach einer saukalten Nacht - liegt eine 2cm dicke Eisschicht auf den Gräsern, Ästen, Kabeln und auf unserem Camper. Sogar auf dem Kiesplatz könnten wir 'Schlittschüendle'!
Laufen ist nicht mehr, rutschen ist angesagt. Zum Glück ist unser Gas-Tank voll, wir können heizen und auch unser Notvorrat wird wieder einmal abgebaut.
Am Donnerstag fällt dann auch noch der Strom aus, da die frei aufgehängten Kabel die Last des Eises nicht mehr tragen können.
Endlich, am Freitag sind wir aufgetaut und können unsere Reise fortsetzen. Unsere bereits bezahlte Buchung im Big Bend National Park ist leider dem Wetter zum Opfer gefallen.
03.-06.02.2023
Sonora
Freitagmorgen, strahlend blauer Himmel und die Sonne lacht. Auch wir zwei strahlen um die Wette und fahren glücklich westwärts durch Texas.
Aber nach nur gerade 200km vergeht uns das Lachen schlagartig. Unser Camper bleibt im texanischen Wilden Westen mitten auf der Interstate 10 stecken. Der Motor stirbt nach jedem Startversuch innert 2 Sekunden ab. Vier Stunden lang versucht Röbä einen Abschleppdienst oder einen Mechaniker zu organisieren - vergebens!
Hier ein paar Antworten, die Röbä zu hören bekommt:
Nach vier Stunden tauchen Sheriffs auf, die wissen aber auch keinen Rat. Wir schieben den Camper an den Strassenrand, packen das Nötigste ein und lassen uns von ihnen in ein Hotel im 30km entfernten Sonora fahren.
Inzwischen ist Sonntagabend. Röbä hat mittlerweile vom Hotel aus die letzten zweieinhalb Tage am Telefon verbracht und mit über 20 Abschleppern, Diesel-Mechanikern, Versicherungen und Pannenhilfen gesprochen. Es ist unglaublich, aber wir sind noch keinen Schritt weiter.
So etwas haben wir in den letzten sechseinhalb Jahren auf unserer Reise durch ganz Süd- und Mittelamerika noch nicht erlebt!
Zur Entspannung spazieren wir einmal um das 2‘500 Seelendorf Sonora, das mitten in der Wüste und 155km nördlich der mexikanischen Grenze liegt. Neben vier Gebetshäusern, drei Fastfood-Buden und fünf Tankstellen gibts hier nicht viel mehr zu sehen. Wir gehen schlafen!
Es ist Montagmorgen 08.30 Uhr und wir sitzen beim Frühstück. Welche Überraschungen hält der heutige Tag wohl für uns bereit?
Gerade kauen wir am ersten Bissen Toastbrot, da klingelt das Telefon. Ein Abschlepper stehe in fünf Minuten vor unserem Hotel, teilt man uns mit. Wir lassen alles stehen und liegen, packen rasch unsere vier Sachen und tatsächlich, da wartet ein Monster-Truck auf uns - kleiner wäre auch okay gewesen, aber wir sind nicht (mehr) wählerisch ;o)
06.-23.02.2023
Ozona
Schnell ist unser Camper aufgeladen und wir tuckern ins 90km entfernte Ozona zu einem Diesel-Mechaniker. Natürlich haben die Mechaniker noch nie ein Europäisches Diesel-Fahrzeug gesehen, können aber mit ihrem Scanner einen fehlerhaften Diesel-Drucksensor ausfindig machen. In 650km entfernten Housten finden sie einen Ersatzteil-Händler, der den Sensor beschaffen kann. Bis am Freitag sollte er in Ozona ankommen. Einmal mehr - warten ist angesagt!!
Ja, das war leider nichts!
Es ist Freitagabend, der neue Sensor ist eingebaut aber der Camper springt nicht an. Am Montag wird der Mechaniker einen Diesel-Druckregulator bestellen.
Heute Montagmorgen die Hiobsbotschaft - es dauert ca. sechs Wochen, bis sie einen Regulator aufgetrieben haben.
Das geht schneller aus der Schweiz, trotzdem müssen wir nochmals eine Woche warten. Langsam gehen uns die Ideen aus, wie wir diese Warterei überstehen.
Ozona mit seinen 3200 Einwohnern liegt weitab von jeglicher Zivilisation. Die Interstate 10 verläuft mittendurch. Rechts und links dieser Autobahn gibt es ein paar Fastfood-Buden und gleich viele Gebetshäuser, einen Supermarkt, drei Schulen, keine Gehsteige dafür vierspurige Dorfstrassen und einen lokalen Flugplatz, der schon seit längerem keinen Flugbetrieb mehr gesehen hat. Das nächste Dorf ist 60km entfernt.
Bei unserer morgendlichen Aktivität - Joggen - begleitet uns das zähnefletschende Gebell der eingezäunten Kampf-Hunde, die sich Zweifüssler ohne Carrosserie-Ummantelung nicht gewohnt sind ;o)
Eine Woche später - Montagabend - trifft der Druckregulator aus der Schweiz ein. Schnell ist das Teil ausgetauscht und die 50km-Probefahrt verläuft ohne Probleme. Wow, was für eine Erleichterung!
Leider schlägt am Dienstagmorgen die Freude in Verzweiflung um, denn nun können wir knapp den Parkplatz verlassen, bevor der Motor wieder abstirbt. Die gleichen Symptome. Die beiden Mechaniker sind ratlos und zeigen auch kein grosses Interesse mehr, uns zu helfen.
Wir suchen Hilfe bei unserer Versicherung 'Good Sam', welche einen Termin bei der All American Chrysler, Jeep, Dodge, Ram, Fiat Garage im 150km entfernten San Angelo organisiert. In einem persönlichen Telefongespräch mit dem Werkstatt-Chef kriegt Röbä die Bestätigung, dass sie Fiat Ducato-Dieselfahrzeuge kennen und reparieren können - 'Hey man, no problem!'
23.02.2023
Nach zweieinhalb Wochen Warterei in Ozona geht unsere Odyssee weiter Richtung San Angelo.
Wieder einmal werden gemachte Versprechen nicht eingehalten!!
Nach unserem Eintreffen in der Chrysler Fiat Garage in San Angelo wird kurz ein Scanner angeschlossen und uns mitgeteilt, dass sie uns nun bei einem solchen Fahrzeug doch nicht helfen können. Röbä hat auch keine Möglichkeit mit dem Werkstattchef zu sprechen.
Nach weiteren fünf Stunden informiert uns die Empfangsdame, dass unser Camper im Moment in eine andere Garage transportiert wird??!! Wie bitte, das Fahrzeug ist doch nicht fahrbereit? Die Fahrerkabine ist abgeschlossen, die Handbremse angezogen, das Mobiliar nicht gesichert! Das darf doch nicht wahr sein! Röbä erwischt den Abschlepper gerade noch rechtzeitig vor dem Verlassen des Garagen-Areals und kann weiteren Schaden verhindern.
Nun stehen wir bei Ric Henry’s Auto Service - einem vermeintlichen Spezialisten für europäische Benzin- und Diesel-Autos. Wie weit die uns helfen können, steht noch in den Sternen.
23.02.-10.03.2023
Die Crew von Ric Henry’s Auto Service empfängt uns aber mit viel Verständnis für unsere verfahrene Situation und macht sich - es ist Donnerstagnachmittag 16 Uhr - sogleich ans Werk. Ric Henry, Besitzer der Garage und erfahrener Diesel-Spezialist, ist sich nach wenigen Messdaten bereits sicher.… die Diesel-Druckpumpe zerlegt sich und hat bereits kleine Metallspäne im ganzen Kraftstoff-System verteilt. Shane, der zuvorkommende Service Consultant, macht sich auf Ersatzteilsuche.
Das Wochenende verbringen wir - mit Strom, Wasser und einem Auto (gratis) versehen - auf dem Parkplatz vor der Garage.
Ein Spaziergang führt uns am Freitagnachmittag ins Zentrum von San Angelo. Ein oder zwei Gläser Wein sowie ein kurzweiliges Gespräch bei Karen in der Brix Winery lassen uns für ein paar Stunden die Camper-Sorgen vergessen.
Shane und seine Frau Jennifer laden uns spontan zum Nachtessen zu sich nach Hause ein. Ein super-leckeres Skillet Chicken - eine Grillspezialität von Shane - in entspannter Atmosphäre - und schon sieht die Welt wieder rosiger aus.
Dear Shane, dear Jenny
Thank you for your generous hospitality and the lovely evenings we could spend together. We'll keep these memories in our hearts and we'll see y'all in Switzerland! :o)
Am Montag ist klar, dass die benötigten Ersatzteile in den USA nicht beschafft werden können und wir eine Diesel-Druckpumpe, ein Dieselfilter sowie nochmals einen Druckregulator aus der Schweiz einfliegen lassen müssen - Lieferzeit 7 Tage :o((
Da läutet unser Telefon und Karen von der Winery und ihre Mutter Sandy laden uns zu einem Mittagessen ins Restaurant Cotton Patch ein.
Sandy hat vor langer Zeit für zwei Jahre in Deutschland gelebt und spricht immer noch ein paar Brocken Deutsch. Zusammen verbringen wir ein paar gemütliche Stunden und lauschen den Erzählungen aus alten Zeiten.
Sandy zeigt uns ihr grosses Haus und lädt uns ein, bei ihr zu wohnen, sobald die Reparatur an unserem Camper beginnt.
San Angelo wurde 1867 gegründet, hat ca. 100‘000 Einwohner, liegt in den Ausläufern der Chihuahua Wüste, 360km westlich der Hauptstadt Austin, in Mitten der ehemaligen Gebiete der Apachen, Comanchen und Shoshonen. Neben dem Öl-Business ist die Gegend um San Angelo bekannt für Schaf- und Rinderzucht. Obwohl mitten in der Wüste lässt es sich hier offensichtlich gut leben. Mehrere der grossen Supermarktketten und praktisch alle Fast Food Ketten sind vertreten.
Im kleinen aber schmucken Stadt-Zentrum stehen noch einige alte Gebäude und beherbergen interessante Geschäfte und Restaurants. Der City Park entlang des Concho Rivers bietet uns auch wieder mal die Gelegenheit zur sportlichen Betätigung - nur faul rumzusitzen geht gar nicht ;o)
Am Wochenende - Texas feiert seine Unabhängigkeit von Mexiko - organisiert die Stadt entlang des Concho Rivers ein BBQ-Wettbewerb. Die Besucher sind lediglich Zuschauer, dürfen aber das bewertete Grillgut - Huhn, Schweinerippen, grilierter Tafelspitz - gratis probieren. Mmm....das war guuut!
Heute ist Museumstag!
Fort Concho wurde an den Ufern des Concho Flusses 1867 errichtet - im gleichen Jahr wie die Stadt San Angelo - und hatte die Aufgabe, die Grenze des damaligen Texas vor Indianer-Angriffen zu schützen. Während den
22 Betriebsjahren war das Fort mit bis zu 400 Soldaten - den berühmten Buffalo Soldiers, dunkelhäutige Soldaten und weisse Offiziere - besetzt.
Die heutigen Militärbaracken beherbergen auch ein Telefonmuseum und ein Teil des Kunstmuseums mit Werken zweier texanischer Künstler.
Ganz in der Nähe liegt der San Angelo State Park mit dem O.C. Fisher-Stausee, der 1953 gebaut wurde um die Stadt vor Fluten zu schützen und mit Trinkwasser zu versorgen. Um Röbä etwas abzulenken - seine Gedanken sind nur beim Camper - machen wir einen Spaziergang am See. Der einstige Stausee mit einer Tiefe von 18m hat heute leider nur noch eine kümmerliche Grösse mit einer Tiefe von max. 2m.
Es ist Montag, endlich geht es einen Schritt vorwärts, die Teile aus der Schweiz sind eingetroffen!
Da der Camper jetzt für die Reparatur vorne aufgebockt wird, nehmen wie das Angebot von Sandy sehr gerne an und ziehen zu ihr und ihren zwei Hunden Fred und Shely.
Die restlichen zwei Tage verbringt Röbä in der Garage und schaut zu, wie Werkstattleiter Steve die Fahrzeugfront zerlegt, Diesel-Druckpumpe, -Regulator und -Filter ersetzt sowie -Tank, -Einspritzdüsen und -Leitungen reinigt. Die abschliessende 150km lange Testfahrt verläuft erfolgreich - Juhui !
Sandy und ich verbringen die Tage mit Gartenarbeit, shoppen und Kaffee trinken.
Mittwochabend fährt Röbä mit unserem reparierten Camper bei Sandy vor. Was für eine Erleichterung!!!!
Den Donnerstag benutzen wir als Wasch- und Putztag und machen uns bereit für die Abreise am Freitag.
Wir verabschieden uns von unseren lieb gewonnenen Freunden Sandy, Karen, von Fred und Shely und sind überwältigt von der Gastfreundschaft der Menschen in San Angelo.
Dear Sandy, dear Karen
We met by coincidence and you opened your house and your heart for us. What wonderful people you are. Thank you very much for everything and especially for your friendship. Hope to see you in Germany or Switzerland.
Biiiiig hug
Zahlreiche Abenteurer und eine wachsende Anzahl von Siedlern scheinen die Ursache gewesen zu sein, dass im Texanischen Wüstenort San Angelo - neben Einkaufsläden und Saloons - auch einige Bordelle die breite Hauptstrasser zu säumen begannen.
Prostitution und Bordelle sind inzwischen illegal in Texas, es drohen bis zu 10'000$ Strafe und jahrzehntelange (!) Gefängnisstrafen. Daher wird eines dieser Bordelle - Miss Hattie's Bordello - seit einigen Jahren nur noch als Museum betrieben.
Gemäss der lokalen Legende - die Historiker sind sich über die Details nicht einig - wurde das Bordell durch eine Mrs. Hatton geführt, während ihr Mann einen einträglichen Saloon im Erdgeschoss betrieb.
Während die Frauen sich in den zahlreichen Einkaufsläden der Stadt vergnügten, erledigten ihre Ehemänner die lästigen - jedoch auch bereits damals notwendigen - Bank-Geschäfte. Was die Ehefrauen jedoch nicht wussten war der Umstand, dass ihre Männer nach dem Geschäftlichen über einen Geheimgang im Keller der Bank ins Bordell rüber wechseln konnten und dort ihrerseits das Vergnügen suchten.
Ein Drag Race/Beschleunigungsrennen ist eine Motorsport-Veranstaltung für Autos und Motorräder, bei der eine gerade Strecke bei stehendem Start schnellstmöglich zurückzulegen ist. Die traditionellen Renndistanzen sind die Viertelmeile (400m) und die Achtelmeile (200m). Die beiden Kontrahenten werden unabhängig voneinander beurteilt. Die Reaktionsschnelligkeit des Fahrers sowie seine Fähigkeit, die enorme Leistung seines Dragster auf die speziell präparierte Start-Piste zu bringen, entscheiden über Sieg oder Niederlage.
Shane von San Angelo Texas, hat das Renn-Gen und die Karosserie seines aktuellen Dragster von seinem Vater geerbt (1975 Dodge Dart, aufgebohrt auf 6.8L, 620 PS, 200m bzw.160km/h in 6.6s, 6800-7000 RPM).
Wir können die letzten, ohrenbetäubenden Rennvorbereitungen in der Werkstatt von Ric Henry's Auto Service live miterleben. Um möglichst viel Gewicht einzusparen, sind Heck und Front der Karosserie aus Fiberglas, sowie alle unnötigen 'Innereien' ausgebaut.
An einem der Wochenenden, wo wir in San Angelo auf Ersatzteile für die Reparatur unseres Campers warten, findet im 600km entfernten Oklahoma ein Drag Race statt. Am Freitagmorgen bewegt sich Shanes Fahrzeug-Konvoi inkl. Anhänger mit Dragster Richtung Norden - wir bleiben in San Angelo und drücken aus der Ferne die Daumen.
Bevor ein Rennen beginnt, werden die breiten Antriebsreifen warm 'geschliffen'. Dann gehts in die Startposition, wo ein Lichtsignal im Blickwinkel der Fahrer die Start-Sequenz durchläuft.
Shane bestreitet mit seinem Fahrzeug mehrere Rennen - drei davon sehr erfolgreich - bevor er von einem noch schnelleren Dragster geschlagen wird.
Grün 2023 Rot 2022 Violett frühere Reisen
Gegen unseren Reiseplan entscheiden wir uns in den Norden zu fahren und in der Zivilisation zu bleiben. Der Big Band National Park ist uns und unserem Auto im Moment zu abgelegen und den Norden von Mexiko haben wir ja ausführlich bereist.
Röbä hatte eine unruhige Nacht in San Angelo. Gestern Abend entdeckte er ein paar Dieseltropfen unter dem Motor.
Da wir nicht schon wieder irgendwo stecken bleiben wollen, entschliessen wir uns vor der Abfahrt nochmals Steve in der Garage zu konsultieren. Der zieht den Dieselschlauch noch etwas kräftiger an und reinigt den Motor. Los geht’s!
Wir trauen uns aber trotzdem nicht einen Jubelschrei loszulassen - Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste - haben unsere Eltern immer gesagt. Nach 100km Fahrt checkt Röbä den Motor und kommt mit grimmiger Miene wieder hoch - alles voller Diesel. Wir drehen um und fahren nach San Angelo zurück.
Steve kann es kaum glauben. Noch einmal kontrolliert er alles genau, nimmt den Druck-Sensor nochmals raus, reinigt den Motor. Eine kurze Probefahrt bestätigt - alles okay.
Und tatsächlich mit jedem gewonnenen Kilometer Richtung Norden, steigt unser Vertrauen in unser Fahrzeug und wir können die Landschaft wieder geniessen. Trotzdem, Röbä macht alle 50km eine Kontrolle.
Nach einem langen und emotionalen Fahrtag erreichen wir die Grenze zu New Mexico. Der Bundesstaat hat etwa die Grösse von Deutschland mit knapp 2.5 Mio. Einwohnern.
Erleichtert nach diesem anstrengenden Tag, machen wir es uns kurz nach der Grenze auf einem Gratis-Camping - inkl. Strom und Wasser - gemütlich.
Nach einer ruhigen Nacht geht die Fahrt durch die weiten Ebenen weiter, der Sierra Blanca entgegen.
Heute stehen zwei Besuche auf unserem Programm, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einen wollen wir uns in Roswell selbst ein Bild über das 1947 gesichtete und abgestürzte 'UFO' und die sich darin befindenden 'Grünen Männchen' machen und zum anderen tauchen wir in Lincoln in die Zeit des Wilden Westens ein und besuchen das Wirkungsgebiet von 'Billy the Kid'.
Überall kleben, stehen oder sitzen sie oder schauen verwundert aus Schaufenstern auf die Welt, die sie nicht mehr verlassen können - die kleinen 'Grünen Männchen'.
In der Nacht des 2. Juli 1947, in der abgelegenen Wüste New Mexicos, stürzte angeblich ein UFO ab. Die Walker Air Force Base in Roswell meldete, dass es sich um ein UFO handeln würde, korrigierte die Aussage aber schnell in einen abgestürzten Überwachungsballon. Dieses Ereignis änderte das Leben in Roswell komplett.
Das International UFO Museum & Research Center informiert mit vielen Videos von Zeitzeugen, Fotos und Reports aus dieser Zeit….und natürlich dürfen die 'Grünen Männchen' nicht fehlen ;o)
Ein paar Kilometer weiter in der hügeligen Sierra Blanca sitzt das verschlafene Nest Lincoln, das noch die einzige authentische alte Westernstadt in den Vereinigten Staaten sein soll.
Hier - im Gerichtsgebäude - wartete Billy the Kid 1881 auf seine Hinrichtung durch Erhängen. Er konnte entkommen und erschoss auf der Flucht die beiden Marshalls Robert Ollinger und J.W. Bell.
Ein Spaziergang durch das Dorf müsste uns eigentlich in die Zeit der Cowboys und Indianer versetzen, aber wir sind etwas enttäuscht - wahrscheinlich haben wir zu viele Western Filme gesehen!
12./13.03.2023
Auf der Weiterfahrt erreichen wir in der Sierra Blanca auf 2100müM den Winterferienort Ruidoso. In den schattigen Stellen liegt noch etwas Schnee, auf denen sich die Texaner, die gerade Frühlingsferien haben, rumtummeln.
Wieder einmal führt uns unser Navi über eine Abkürzung in eine heikle Situation. Nach etlichen Kilometern endet unsere Fahrt an einer Naturstrasse mit einer Fahrverbotstafel - wir sind im Mescalero Apachen Reservat gelandet. Ein Bewohner des Reservats gibt uns zum Glück die Erlaubnis durchzufahren, warnt uns aber zugleich vor der etwas ruppigen Waldstrasse.
Auf Röbäs Stirne zeigen sich nach kurzer Fahrt die ersten Schweissperlen - jetzt wo das 'Wägeli' sooo gut läuft!! Die kritischen Stellen haben Camper und Fahrer aber gut gemeistert. Jetzt brauchen beide eine Dusche ;o))
Steil geht es durch einen Canyon runter in die Fläche. Bei einem kurzen Halt an einem Aussichtspunkt bittet uns ein Camperfahrer um Hilfe. Er benötigt dringend Bremsflüssigkeit. Wir helfen gerne, wissen wir doch, wie es sich anfühlt, wenn man wegen einer Panne gestrandet ist.
Was wir zuerst für eine Nebeldecke halten, entpuppt sich als die weisse Fläche des White Sands National Park.
Kaum zu glauben, aber was aussieht wie eine Winterlandschaft sind tatsächlich weisse Sanddünen.
Kinder und Erwachsene düsen mit Plastiktellern die Dünen runter oder buddeln sich im kühlen Sand ein. Wir machen einen Dünenspaziergang, geben aber schnell wieder auf, denn drei Schritte hoch, zwei Schritte runter - 'isch en Chrampf'!
Dafür fahren wir in die angrenzende White Sands Missile Range. Der Park ist ein 8300km2 grosses Testgelände der US-Armee.
Es begann mit einem Test der weltweit ersten Atombombe im Jahr 1945 und ist heute das führende militärische Testgelände in Amerika. Zu unserem Erstaunen gibt es ein Museum - das im Moment leider geschlossen ist - und ein Missile/Raketen Park, den wir aber besuchen dürfen. Am Eingang müssen wir unseren Pass vorweisen und uns fotografieren lassen - dann dürfen wir rein.
13.-15.03.2023
Gleich anschliessend an das Armeegelände, das im Tularosa Becken in der Chihuahua-Wüste liegt, erheben sich die Organ Mountains mit ihren interessanten Felsformationen.
Am Fusse dieser Berge finden wir unseren Übernachtungsplatz im Aguirre Spring Camping. Auch hier bekommen wir die Frühlingsferien zu spüren - beinahe jeder Platz ist belegt.
Nach einer ruhigen Nacht nützen wir die Gelegenheit für eine Wanderung. Der Pine Tree Trail führt 6.5km über Stock und Stein hoch und runter, zwischen Wachholderbüschen, knorrigen Eichen und Sotol/Mezcalpflanzen hindurch. Immer wieder haben wir einen wunderbaren Blick in die Ferne über die Wüste.
Das bleibt auch so auf der Weiterfahrt nach Westen, wo wir einen Abstecher zum City of Rocks State Park machen. Es sieht aus, als ob hier - Mitten in der Wüste - vor 30 Mio. Jahren mit Bauklötzen gespielt wurde.
Heute ist der Park ein beliebtes Ausflugsziel mit Camping. Da Ferien sind, haben wir leider Pech und alles ist schon ausgebucht.
Wir finden einen Schlafplatz im 60km entfernten Deming auf dem Parkplatz der D.H. Lescombes Winery.
Die Familie Lescombes wanderte 1981 aus dem Burgund/Frankreich nach New Mexico aus und ist heute der grösste Weinproduzent in New Mexiko.
Die beiden Brüder Florent und Emmanuel Lescombes produzieren über 40 verschiedene Weine - sechs davon haben wir degustiert ;o))
Heute verlassen wir New Mexico und fahren nach Arizona.
Dieser Staat ist ca. sieben Mal grösser als die Schweiz und hat gleich viele Einwohner. In dieser einsamen trockenen Wüsten- und Halbwüstengegend werden wir also nicht sehr vielen Menschen begegnen.
Wir fahren südwärts nach Douglas an die mexikanische Grenze. Eigentlich würden wir ja schon sehr gerne einen Abstecher über die Grenze machen, aber wir sind aus einem ganz anderen Grund hier. Wir möchten den legendären Grenzzaun USA/Mexiko sehen.
Die Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko ist 3'145 Kilometer lang. Auf einer Länge von ca. 650km steht ein bis zu 9m hoher Stahlzaun, der illegale Einwanderer aus Mexiko abhalten soll.
Grenzzaun USA/Mexiko auf Facebook - kein Hindernis zu hoch....
1877 wurden in den Mule Mountains/Maultierberge rings um das spätere Bisbee Spuren von Blei, Kupfer und Silber gefunden. Schon bald wurde der Ort von Goldsuchern und Spekulanten überrannt, in der Hoffnung, hier reich zu werden.
Der Bergbau in den Mule Mountains war sehr erfolgreich, und Bisbee wurde zu einem der reichsten Minenorte der Welt. Hier wurden 85 Tonnen Gold und mehr als vier Millionen Tonnen Kupfer geschürft, nebst Unmengen von Silber, Blei und Zink.
Mit über 20‘000 Einwohnern im Jahr 1910 war Bisbee eine der grössten Städte im Westen. Heute stehen viele der grossen mehrstöckigen Gebäude leer und die Einwohnerzahl ist bis auf 5'000 geschrumpft. Neben Joga-Kursen, Massage-Angeboten und Tarot-Karten legen kann der Tourist sich in den zahlreichen 'Lädeli' mit allerlei Schnick-Schnack eindecken. Viel ist hier nicht mehr los!
16.-20.03.2023
Wir reisen in die Vergangenheit nach Tombstone - eine alte Western Stadt.
Der Wind und die Postkutschen wirbeln den Strassensand auf, Cowboys in staubigen Kleidern mit Revolvern im Holster warten auf die nächste Schiesserei, während der Sheriff - gemütlich an einem Pfosten lehnend - den Ort im Auge behält. Da wird es still auf der Hauptgasse - Wyatt Earp, seine Brüder und Doc Holliday marschieren durch den Ort.
1879 kaufte der Goldsucher Ed Schieffelin ein Stück Land und gründete Tombstone/Grabstein. Er nannte den Ort so, weil ein Freund meinte, alles was er in dieser verlassenen Gegend finden werde, sei sein eigener Grabstein/Tombstone.
Der Ort wurde zu einem der letzten Boomtowns an der amerikanisch-mexikanischen Grenze und wuchs bis Mitte der 1880er Jahre von 100 auf rund 14‘000 Einwohner.
1881 kam es zum bekannten Schusswechsel zwischen den Earp-Brüdern Wyatt, Virgil und Morgan, sowie Doc Holliday mit den Cowboys Ike und Billy Clanton, Frank und Tom McLaury und Billy Claiborne.
Auf dem Boothill etwas ausserhalb von Tombstone liegen letztere begraben. Die Friedhöfe im Wilden Westen wurden Boothills genannt, weil die meisten der dort Bestatteten 'mit angezogenen Stiefeln/Boots' beigesetzt wurden.
19.-21.03.2023
Wieder zurück in der Gegenwart fahren wir durch Tucson zum Organ Pipe Cactus National Monument in der Sonora-Wüste.
Hier campieren wir direkt an einem ausgetrockneten Fluss auf einem riesigen Gelände ausserhalb des Parks. Die Temperaturen fallen auf 10°C. Schnell sammeln wir Holz und freuen uns, wieder einmal an einem Lagerfeuer zu sitzen.
Zwar haben wir uns schon in Mexiko im Botanischen Garten von Helia Bravo Hollis ausführlich mit den verschiedensten Kakteen beschäftigt, aber hier in den Vereinigten Staaten ist es der einzige Ort, wo Orgelpfeifenkakteen zu sehen sind.
Hier erleben wir auch wieder einmal, wie klein doch die Welt ist. Genau zu dem Zeitpunkt als wir vom Visitor Center in den Park losfahren wollen, kreuzen Katrin und Hans-Jürgen aus Deutschland unseren Weg. Das letzte Mal haben wir uns vor vier Jahren in Bolivien getroffen. Nach einem kurzen Schwatz beschliessen wir, den Abend gemeinsam zu verbringen.
Aber zuerst geht es jetzt auf Kakteen-Safari!
Der Orgelpfeifenkaktus kann über 150 Jahre alt werden und bringt seine erste Blüte erst im Alter von etwa 35 Jahren hervor. Durchschnittliches Wachstum pro Jahr beträgt ca. 6 cm.
22.-24.03.2023
Die Wüstenfahrt geht weiter westwärts und kurz nach Yuma überqueren wir die Grenze zu Kalifornien.
Da wir nahe an der mexikanischen Grenze entlang fahren, erhaschen wir auch immer wieder einen Blick auf den Grenzzaun der USA.
Zu unserem Erstaunen türmen sich plötzlich grosse Sanddünen neben uns auf. Sind wir jetzt in Afrika, im Mittleren Osten oder in den Vereinigten Staaten gelandet? Nein es sind die bis zu 10m hohen Imperial Sand Dunes.
Unser Ziel für die nächsten Tage ist Borrego Springs in der Mojave Wüste. Hier werden wir Heike und Peter treffen. Wir sind in Equador, Kolumbien und Mexiko ab und zu zusammen gereist.
Um Borrego Springs hat der Künstler Ricardo Breceda ca. 130 Metallskulpturen in der Wüste verteilt aufgestellt. Die Skulpturen stellen Tiere dar, die vor Millionen von Jahren in diesem Gebiet lebten oder die lokale Geschichte dieser Gegend repräsentieren.
Heute Donnerstag wandern wir vier den Palm Canyon Trail. Dieser Weg führt uns in eine felsige Schlucht zu einem der letzten natürlich vorkommenden einheimischen kalifornischen Palmenhaine.
Da es in den letzten Tagen immer wieder geregnet hat, ist an eine Flussüberquerung nicht zu denken und so suchen wir uns den Weg über kleinere und grössere Felsbrocken zur Oase.
Leider fielen vor wenigen Jahren 60 Palmen einem Brand zum Opfer und so erfreuen wir uns an den wenigen noch stehenden Fächerpalmen.
Wir überqueren das Küstengebirge auf einer Höhe von 1300müM Richtung Los Angeles und besuchen das Ausstellungs- und Wirkungsgelände von Ricardo Breceda.
Unglaublich viele Skulpturen warten hier auf Kundschaft. Er meint, ein Dino oder eine Schlange würde sich doch ganz gut auf unserem Dach machen ;o))
24.-27.03.2023
Nein, nix Pandemie!
Corona ist eine Stadt 80km südöstlich von Los Angeles und hat ca. 170‘000 Einwohner. Hier lebt die Schwester unseres Schwiegersohnes mit ihrer Familie, die wir das letzte Mal vor 18 Jahren getroffen haben.
Patricia und Philip laden uns ein, bei ihnen einen Zwischenstopp einzulegen. Bei einem gemütlichen Abendessen am Freitag-Abend und einem BBQ am Sonntag-Nachmittag bringen wir uns wieder auf den neuesten Stand über Familie, Arbeit und Freunde.
Dear Patricia and Philip
We enjoyed our stay at your place a lot. Thank you very much for your precious time.
Patricia, I'll miss going shopping with you. Philip, we admired how you mastered the BBQ to perfection and also the 3/4 over easy eggs for breakfast :o)) Boys, thank you for the interesting talks. We wish you all the best for your future.
We hope to see you all again, somewhere, sometime.
27.-30.03.2023
Los Angeles haben wir auf unserer ersten USA-Reise 1987 ausführlich besichtigt, deshalb umfahren wir die Mega-City auf dem Weg nach Santa Barbara.
Santa Barbara liegt an der kalifornischen Pazifikküste, geschützt im Rücken von der beeindruckenden Gebirgskulisse der Santa Ynez Mountains, die bei unserer Ankunft noch mit Schnee bedeckt sind. Die Temperaturen liegen unter unserer Erwartung (20°C - 24°C) und es bläst ein kühler Wind. Gut eingepackt machen wir uns auf, Santa Barbara zu Fuss zu erkunden.
Als erstes schauen wir uns das County Courthouse/Gerichtsgebäude an, das 1929 im Stil der spanischen Kolonialzeit erbaut wurde. Der mit Wandgemälden ausstaffierte Saal wird heute hauptsächlich für Hochzeiten genutzt. Über das reich dekorierte Treppenhaus geht es hoch zum Aussichtsturm. Von hier oben haben wir eine atemberaubende Aussicht über ganz Santa Barbara.
Zurück im Zentrum ist es Zeit für eine erste Weindegustation. Die Familie Grassini aus Pisa baut hier in der 3. Generation französisch-stämmige Trauben an. Wir sind keine Liebhaber von französischen Weinen, aber die von uns degustierten Weine waren zwar teuer, aber sehr gut.
Vor 15 Jahren gehörten die Weine der Santa Barbara Winery zu unseren Lieblingen. Und das ist mitunter ein Grund, weshalb wir nach SB gefahren sind! Einmal mehr bewahrheitet sich aber unser Prinzip 'nicht zweimal an denselben Ort zu gehen'.
Wir sind enttäuscht vom degustierten Wein und erstaunt, dass sich unser Geschmack so verändert haben sollte :o((
So genug Alkohol - jetzt brauchen wir etwas zwischen die Rippen! Am Hafen - bei den einheimischen Fischern - mit toller Aussicht auf das Meer gibt es frisch gefangenen Fisch und das knusprigste Ruchbrot, das wir ausserhalb Europas jemals gegessen haben.
Vor unserer Abfahrt besuchen wir noch die Old Mission Santa Barbara. Auf einem Hügel liegt die 1786 gegründete und von Franziskanermönchen bewohnte Mission. Die Mission liegt auf dem angestammten Gebiet der Chumash - dem indigenen Volk - das hier seit tausenden von Jahren lebt. Die Auswirkungen der Missionszeit auf die indigene Bevölkerung war verheerend, da viele durch eingeschleppte Krankheiten starben. Heute wird mit verschiedenen Projekten die Zusammenarbeit mit den Chumash gefördert.
Einer Panoramastrasse folgend, fahren wir über das Santa Ynez Gebirge ins Weingebiet Santa Ynez Valley. Wettermässig standen und stehen wir bis jetzt immer noch auf der Sonnenseite, aber etwas westlich verdunkelt sich der Himmel und es regnet. Kalifornien erlebt gerade - nach 10 Jahren Trockenheit - eine ausgiebige Schnee- und Regenperiode. Viele Strassen und Parks sind geschlossen.
Im Weinort Los Olivos warten neben unzähligen Souvenirshops auch über 30 Weinproduzenten auf Weinliebhaber - hauptsächlich mit Chardonnay und Pinot Noir. Da wir Pinot Noir nicht so gerne mögen, bleiben uns nur noch wenige 'Traubensäfte' zur Auswahl. Wir haben Glück und finden bei Coquelicot Winery drei gute Tropfen.
Die zweite Degustation bei Kaena Winery konnte uns hingegen kein Lächeln entlocken.
Solvang wurde 1911 von einer Gruppe dänischer Einwanderer gegründet. Mit seiner typisch dänischen Architektur, den authentisch dänischen Bäckereien und Restaurants zieht der Ort unzählige Touristen an - so auch uns.
Wir möchten neben dem Wein auch wieder einmal ein leckeres Blätterteiggebäck probieren.
Das Weingebiet Paso Robles liegt auf halbem Weg zwischen Los Angeles und San Francisco und ist neben Wein auch für seine heissen Quellen, seine Olivenöl-Produktion und seine zahlreichen Mandel-Plantagen bekannt. Wer uns kennt, weiss aber, auf was wir hier unser Schwergewicht legen ;o)
Weintrauben wurden 1797 von den spanischen Eroberern ins Salinas-Tal gebracht und die bereits ansässigen Franziskaner-Missionare wurden die ersten Weinbauern dieser Gegend.
Heute gibt es über 200 Weingüter, die die unterschiedlichsten Reben anbauen. Unsere erste Degustation bei Copia Vineyards schmeckt uns schon sehr gut. Das Highlight des Tage aber finden wir bei einem jungen Winzer Jason Bushong, der vor 20 Jahren den Wein für sich entdeckt hat und seither kräftige und charaktervolle Weine produziert. Seine Devise:
"We’re not focused on making more and more, but making better and better!"
Bei der dritten Winery - Locatelli Vineyards - dürfen wir sogar zwischen den Rebbergen übernachten. Leider produzieren sie nicht unbedingt Wein nach unserem Geschmack, aber schön wars trotzdem.
02.-03.04.2023
Wir fahren nach Monterey. Eigentlich wollten wir an der Pazifikküste entlang hochfahren, aber wegen den massiven Regenfällen der letzten Wochen und den damit verbundenen Erdrutschen ist die Küsten-Strasse gesperrt.
Der Fang von Sardinen und die Dosen-Verarbeitung war Anfang des 20. Jh. die Haupteinnahmequelle von Monterey und lockte viele Immigranten aus Europa und Asien in die Cannery Row/Konservenfabriken. Die Arbeit hier war hart und schmutzig, kalt und nass und der Gestank zum Teil unerträglich.
In der Mitte des letzten Jahrhunderts ging die Sardinen-Population so stark zurück, dass die ganze Fisch- Industrie zusammenbrach. Erst gegen Ende des Jahrhunderts kehrten die Sardinen wieder zurück.
Wir fahren zwischen Sanddünen und saftigem Agrarland der Pazifikküste entlang nach Santa Cruz.
Etwas oberhalb der Stadt haben wir in der Hallcrest Winery eine Degustation mit Übernachtung reserviert.
Gut geschlafen und gut gefrühstückt - machen wir uns auf zum Henry Cowell Redwoods State Park, der ganz in der Nähe liegt. Hier wachsen die Coastel Redwoods/Küsten-Zypressen, welche zu den höchsten Bäumen der Erde gehören. Der höchste Baum in diesem Park misst 82m, sie können aber bis zu 120m hoch werden. Die Bäume in diesem Park sind durchschnittlich 700-900 Jahre alt. Es gibt einzelne Exemplare in Kalifornien, die bis zu 2000 Jahre alt sind - beeindruckende Lebewesen!
Die letzten 120km bis San Francisco fahren wir wieder der Pazifik-Küste entlang. Es ist windig, saukalt und ausser für ein paar kurze Spaziergänge bleiben wir lieber im Camper sitzen.
03.-05.04.2023
Ostern steht vor der Türe und halb Amerika hat Frühlingsferien. Eine ganz schwierige Konstellation für uns, denn alle Campings, State Parks und Übernachtungsplätze sind ausgebucht. Jetzt heisst es improvisieren. Zum Glück ist der Wassertank voll und die WC-Kassette leer ;o)
Für die erste Nacht in San Francisco steuern wir einen Kasino-Parkplatz an, der von einem riesigen Friedhofsgelände umgeben ist - ruhig wars!
Mit dem Camper geht’s heute Dienstag ins Zentrum, wo wir auch die nächste Nacht auf einem Parkplatz verbringen. Wir kommen ins Gespräch mit einem Buschauffeur, der hier gerade seine 'Znünipause' beendet und der uns gratis zur 1.5km entfernten Tramstation mitnimmt. Unterwegs erzählt er uns von seiner Reise in die Schweiz.
Mit dem Tram - auch wieder gratis, der Chauffeur hat wahrscheinlich kein Retourgeld - fahren wir ein paar Kilometer durch die Stadt, bevor wir zu Fuss zwischen den Hochhäusern Richtung Ferry Building laufen.
Hier haben wir auch einen tollen Blick auf die Oakland Bay Bridge. Weiter geht’s zum Pier 39, wo wir unseren müden Füssen etwas Erholung gönnen und den Durst mit einem belgischen Blue Moon-Bier löschen.
Anschliessend schauen wir noch schnell bei den Seelöwen vorbei, bevor wir am Fisherman's Wharf beim Italiener britische Fish & Chips und Clam Chowder bestellen ;o)
Zum Abschluss des Tages marschieren wir die steilen Strassen San Franciscos hoch zur bekannten Lombard Street. Unterwegs gibt’s noch schnell ein Foto mit einer alten Cable Car. Eine Fahrt ersparen wir uns, denn die Warteschlange ist über eine Stunde lang.
Da wir vor 26 Jahren schon einmal hier waren, können wir es gemütlich nehmen.
Den zweiten Tag verbringen wir im Presidio Hill Park rund um das Wahrzeichen Golden Gate Bridge. Hier haben wir die schönste Joggingstrecke überhaupt - immer dem Meer entlang und mit Blick auf die Brücke.
Die Hängebrücke mit einer Spannweite von 1.28km und einer Höhe von 227m war bei ihrer Eröffnung 1937 die höchste und längste Brücke der Welt. Heute gilt sie (nur noch) als die meistfotografierte Brücke. Auch wir konnten die Finger nicht vom Kamera-Auslöser lassen ;o)
Zum Übernachten fahren wir wieder zurück zum ruhigen Kasino/Friedhof Parkplatz.
Als technik-lastigen Menschen zieht es mich (Röbä) ins Silicon Valley, wo eine grosse Anzahl von Firmen mit richtungsweisenden Produkten angesiedelt sind.
HP, IMB, Intel, Apple, Google, Facebook, Tesla und Netflix sind nur einige der Namen, die dieser Gegend ihren legendären Ruf verschafft haben. Mit den Universitäten in Stanford und Berkeley (auf der anderen Seite der Bucht) stehen ihnen Nachwuchsschmieden und Forschungsinstitutionen von Weltrum zur Verfügung.
Dem Einfluss und den Konsequenzen ihrer Produkte, von mobiler Kommunikation, autonomen Fahrzeugen, vom Internet der Dinge, der Gen- und der Nano-Technologie und den künstlichen Intelligenzen können sich die wenigsten entziehen. Einige dieser Themen werden sich in naher Zeit explosionsartig weiter entwickeln und die Zukunft der Menschheit massgeblich beeinflussen.
Wie bei allen bahnbrechenden Errungenschaften - es liegt an uns allen, ihnen eine möglichst positive Richtung vorzugeben.
Computer History Museum
Das relativ kleine, aber für mich äusserst interessante Computer History Museum in Palo Alto widerspiegelt die beinahe 2'000 Jahre alte Geschichte des Computers. Meine persönliche Computer-Geschichte hat mit einem Zählrahmen im Vorschulalter begonnen und seitdem nichts an Faszination verloren.
Vom Abakus, Logarithmentafeln und Rechenschieber über Lochkarten-Verarbeitungsanlagen, Mainframes, Supercomputers, Minicomputers, Speichersysteme, Taschenrechner, Personal Computer, Software, Computer-Grafik/-Musik/-Kunst/-Spiele, Input- & Output Systeme, Mobile Computing, Networking, Internet, Web bis zu Robotics und Künstlicher Intelligenz - hier sind alle Schwergewichts-Themen und unzählige Geräte vertreten. Nach 4 1/2 Stunden verlasse ich diesen faszinierenden Technik-Tempel /, vermutlich einer meiner längsten Museumsbesuche überhaupt.
07.-09.04.2023
Wir sind in den weltbekannten Weintälern der USA unterwegs, um ein paar gute Tropfen zu probieren. Vielleicht haben wir hier mehr Glück als in Santa Barbara.
Das Wetter ist grau und trüb und es regnet aber wir lassen uns die gute Laune nicht verderben.
Im Sonoma Valley besuchen wir die Jacuzzi Winery. Von Jacuzzi kennen wir bis heute nur den Whirlpool und den Flugzeugpropeller. Was für eine interessante Mischung! Diese Familie macht keine halben Sachen, der Wein ist ganz nach unserem Gusto.
Wir fahren ins Städtchen Sonoma und entdecken auf den Rebbergen rings herum Windpropeller.
Bei Roche Weine wird uns erklärt, dass diese ca. 12m hohen Windmaschinen mit einem 6m langen Propeller bestückt sind. Bei sinkenden Temperaturen verwirbeln sie die wärmere höhere Luftschicht mit der kälteren bodennahen Schicht und schützen so die Trauben vor Frost.
All zu viel hat es Roche nicht genützt - Weisswein gut, Rotwein eben nur rot!