Gebaut 2008
Länge 211 m
Breite 32.25 m
Höchstgeschwindigkeit 19 Knoten/35 kmh
Lademöglichkeit: 3890 Autos und 1'360 Container.
6 Kabinen ohne Fenster für je 2 Passagiere, Dusche/WC, kleiner Aufenthalts- und Fitnessraum.
Gegessen wird in der Offiziersmesse mit dem ‚Comandante‘ und den Offizieren. Der ‚Comandante‘ begrüsst uns am Mittag immer mit „Gut morning, gut apetait!“ – was so viel heisst wie: „Guten Morgen und guten Appetit!“
Jeder Passagier hat pro Tag drei Getränke zur Verfügung - 1.5l Wasser, 2dl Rot- oder Weisswein, 3dl Cola oder Orangina. (Brasilianisches) Bier oder Red Label kosten zusätzlich separat – 1 bzw. 25 Euro.
Das Schiff wird von einem Verbrennungs-Motor mittels einer 4m grossen Schraube angetrieben. Drei Stockwerke hoch, mit acht Zylindern (Kolben-Hub 3m) ausgestattet, verbraucht das laute Ungetüm ca. 2 Tonnen Treibstoff pro Stunde (bei 17 Knoten oder 31km/h). 2000 Tonnen davon (schwefelarmer Schiffsdiesel für die europäischen Strecken, dickes schwarzes Schweröl für die restliche Strecke) liegen seit Hamburg im Bug des Schiffes.
Das Schweröl wird in einer Zentrifuge vom Schlamm befreit, auf ca. 200 Grad aufgeheizt und dann in den Motor eingespritzt. Der Öl-Schlamm wird heute nicht mehr im Meer entsorgt. Die Hafenbehörden erwarten, dass für
jedes getankte Kilo Schweröl eine entsprechende Menge Schlamm zurückgebracht wird. Auch werden, mindestens in Europa, Abgasmessungen stichprobenweise durch Helikopter oder Drohnen durchgeführt.
Zwei grosse Kühler mit Meerwasser kühlen den motor-seitigen Wasserkreislauf. Ein siebenköpfiges Team ist für alles Technische auf dem Schiff verantwortlich (08.00-17.00 Uhr). Meerwasser wird entsalzt, gereinigt und für Duschen und WC-Spülung verwendet.
Zum zentimetergenauen Manövrieren im Hafen stehen elektrisch betriebene Seiten-Schrauben zur Verfügung.
Einmal im Tag werden die mächtigen Turbolader vom Russ gereinigt. Dabei wird bei Volldampf eine Chemikalie eingespritzt und mit der damit entstehenden Hitze aller Dreck zum Kamin rausgestossen – dicker schwarzer
Rauch ist das Resultat.
Auch auf einem Riesenfrachter wie der Grande Angola ist Seekrankheit ein Thema. Auf der Reise nach Dakar schwankt das Schiff von links nach rechts, was uns mit unseren quer zur Fahrtrichtung stehenden Betten zugutekommt. Man kann sich entweder mit den Zehen oder den Fingern oben an der Matratze, respektive unten, festklammern und rutscht dadurch nicht umher.
Bei der Atlantiküberquerung von Freetown nach Victoria schwankt das Schiff hingegen längs zur Fahrrichtung – eine unangenehme Schaukel-Bewegung, die man aber durch unterlegen von Kissen etwas mildern kann.
12.09.2016
So, endlich geht’s los – oder doch nicht!?
Der Agent der Reederei informiert uns, dass wir um 16.00 Uhr auf’s Schiff können und da wir noch etwas vom Hafen-Feeling mitkriegen wollen, sind wir schon um 14 Uhr da. Doch wo müssen wir uns nun
melden, oder können wir einfach zum Schuppen 48 durchfahren? Röbä fährt direkt auf die Schranke zu, wird aber sehr schnell und unfreundlich zurückgepfiffen.
Aus 16.00 wird 18.00 Uhr. Unsere Mitreisenden Michaela und Tobias - 36/40 J., reisen mit einem Landrover Defender 110 - treffen auch schon ein und so machen wir uns im Schatten unseres Campers - mit Blick auf die Hafeneinfahrt - gemütlich und stellen uns einmal mehr auf‘s Warten ein.
Leute kommen und gehen, schauen uns etwas fragend an bis dann einer auf uns zusteuert und uns mitteilt, dass wir nun doch erst um 21.00 Uhr aufs Schiff dürfen, die Autos aber erst morgen einfahren können.
Kurzum bestellen wir Pizza und das Warten geht weiter. Um 20.45 Uhr können wir endlich das Administrative abwickeln und mit einem Begleitfahrzeug bis zur Grande Angola vorfahren; ein mächtiger, eindrücklicher Kahn. Nach der Begrüssung durch den Kapitän räumen wir unsere sieben Sachen in unsere einfache aber saubere Kajüte ein und legen uns schon bald in die Kojen.
13.09.2016
Oh, war das eine Nacht! Harte Betten mit überstehendem Rahmen - dass man nicht rausfällt, wenn’s mal schaukelt - eiskalte Kabine und noch dazu etwas Nervosität….!
Nach dem Frühstück - Focaccia mit Tomatensauce, frisch gebackene Brötchen, Butter, Konfitüre, Coppa, Cornflakes, Kaffee, Tee - setzen wir uns auf‘s Dach der Brücke und schauen für die nächsten drei Stunden dem Ent- und Beladen des Schiffes zu.
Wir sind überwältigt von der Präzisionsarbeit des Kranführers. Auf den Zentimeter genau senkt er sein Greifwerkzeug, packt einen Container und setzt ihn im Bug des Schiffes ab. Im Heck werden Occasionsautos für Afrika eingeladen. Unsere eigenen zwei Fahrzeuge stehen noch neben dem Schiff und warten auf die Einfahrt.
Mittlerweile haben wir ein leckeres italienisches Mittagessen genossen - 1. Gang Spaghetti, 2. Gang Fisch, 3. Gang Fleisch mit Salat, 4. Gang eine Orange und einen Espresso.
Als wir unseren 3. Offizier Roberto fragen, wann das Schiff ablegt, meint er um 16.00 Uhr, wir würden es ja aber dann schon merken. He, und unsere Fahrzeuge!!!
Er schaut ganz verdutzt aus der Röhre und meint: “ Ach ja, die Campers … die müssen auch noch rein, aber zuletzt!? Uff!
Um 15.00 Uhr geht’s dann plötzlich schnell. Rückwärts fahren wir aufs Schiff und zurren die Fahrzeuge am Boden fest. Pünktlich um 16.00 Uhr legen wir in Hamburg ab.
Ein unbeschreibliches Gefühl, wie dieser Koloss so ruhig und leise sich Zentimeter für Zentimeter vom Kai entfernt und in die Elbe einmündet.
Als wir den ‚Welcome Point‘ bei Werde passieren, werden wir sogar noch mit der italienischen Nationalhymne verabschiedet – welch ein Gefühl! Lange bleiben wir noch auf dem Deck sitzen und geniessen einen wunderschönen Sonnenuntergang.
14. 09.2016
Wir überqueren die Nordsee Richtung Tilbury/England.
Was für ein Start in den Tag! Nach dem Joggen auf Deck - Röbä schwitzt unten im Fitnessraum, umgeben von altersschwachen Geräten - stehe ich an der Reling, um mich herum blaues Wasser und schäumende Wellen. Die Sonne glänzt auf der Wasseroberfläche und aus meinem iPot ertönt 'What a wonderful world' von Louis Armstrong.
Heute stehen noch ‚Safety-Procedures‘ auf dem Programm. Röbä freut sich schon auf die ‚Actions‘ mit Schwimmweste, Rettungsboot, Mann über Bord, etc... ! Doch leider - für ihn - entpuppt sich das Ganze als trockene Information im Gemeinschaftsraum :o(
Punkt für Punkt wird besprochen und auf einer Liste abgehakt. Aye, aye, Sir - alles verstanden!
16.09.2016
Im Gegensatz zur Eigner-Kabine und den Aussenkabinen - dort hat sich die Crew eingenistet - besitzt unsere Innenkabine kein Fenster. Um etwas Sonne zu tanken zieht es uns daher noch vor dem Frühstück aufs Deck. Doch heute kommen uns die Strahlen in Tropfen entgegen – es regnet. Wir sind in England und da muss das wohl so sein ;o)
Um 09.00 Uhr wird uns mitgeteilt, dass die Abflussrohre der Toiletten verstopft sind und wir bis auf weiteres diese nicht benutzen dürfen. Ok, ein Weilchen halten wir das schon aus! Als wir uns um 13.00 Uhr nach dem Stand der Dinge erkundigen, wird uns mit einem Lächeln und einem Schulterzucken verkündet, dass um 16.00 Uhr wieder alles ok sein müsste!!
Da heute schlechtes Wetter ist, schalten wir einen Waschtag ein. So weit so gut – nur der Tumbler funktioniert nicht so wie er müsste und Wäscheleinen gibt es nicht. Mit Absperrband spannen wir in unserer Kajüte, zwischen Vorhang und Schrank, eine Aufhänge-Möglichkeit – traraaa, funktioniert!
Mik - 68 J., mit Motorrad und Zelt - und Mike - 52 J., mit Mercedes Sprinter 4x4 - zwei neue Mitreisende nach Südamerika, treffen ein.
Fahrzeit Hamburg - Tilbury/Grossbritannien 26 Stunden.
16. - 20.09.2016
Überquerung Ärmelkanal Richtung Antwerpen.
Wir erwachen mit einem sanften Schaukeln. Oho, da scheint ja draussen was los zu sein! Doch als wir dann oben stehen, sind wir erstaunt, dass nicht höherer Wellengang herrscht. Da ich in dieser Hinsicht nicht sehr seetauglich bin, lässt das Rebellieren meines Magens auch nicht lange auf sich warten. Aber dank Sandra und Guillermo - Tochter und Schwiegersohn - sind wir medizintechnisch bestens ausgerüstet.
Leider entschliesst sich unser Koch ausgerechnet heute einen stark riechenden Fisch zuzubereiten :o(
Während alle am Tisch auf diesen Gang verzichten, scheint Röbä keine Probleme zu haben und geniesst diese Mahlzeit offensichtlich.
In der Einmündung Westerschelde Richtung Antwerpen wird das Wasser zum Glück wieder ruhiger und so auch mein Magen. Kurz vor dem Hafen passieren wir eine Schleuse und es fühlt sich ‚fast‘ schon an wie unsere Fahrt durch den Panamakanal ;o)
Die Überfahrt von Tilbury nach Antwerpen dauert 18 Stunden. In Antwerpen bleiben wir bis Montagabend. Langsam füllt sich nun auch unser Aufenthaltsdeck mit zahllosen Fahrzeugen. Unsere Bewegungsfreiheit wird mehr und mehr eingeschränkt. Am Schluss bleibt uns nur noch der ‚Helikopter‘-Landeplatz.
18.09.2016
Am Sonntag fahren Michaela, Tobias und wir mit dem Taxi nach Antwerpen rein. Wir haben Glück, denn es ist autofreier Sonntag und ein kleines Volksfest im Gange. Nach einer
Woche italienischer Küche - Menüplan unverändert - geniessen wir die äusserst leckeren Moules und Frites und dazu ein kühles ‚Hoegarden‘.
Wir schlendern durch die Altstadt und schauen dem bunten Treiben der Leute zu. Später begeben wir uns mit Michaela und Tobias zum Seafarers’ Centre ‚Stella Maris‘, wo wir noch etwas am Blog
arbeiten und auf den Bus zum Schiff warten.
In jedem Hafen gibt es offensichtlich ein solches Seelsorge-Zentrum, das den See-Fahrern eine Aufenthalts-möglichkeit mit Gratis-Transport vom/zum Schiff organisiert.
19.09.2016
Am Montag herrscht Aufbruch-Stimmung in verschiedenster Weise! Der Kapitän und der Koch werden abgelöst. Nach 5-monatigem Einsatz haben sie ihre Ferien redlich verdient. Der neue ‚Comandante‘ - höherer Rang als Kapitän - fährt schon seit drei Tagen auf dem Frachter mit und ist nicht zu überhören. Ein voluminöser lauter Italiener, der ohne Punkt und Komma spricht :o(
Beim Mittagessen fast unerträglich!
Der neue Koch soll fantastisch kochen, schwärmt die Crew – und Recht haben sie. Rocco hat zwar die gleichen Zutaten wie der früher Koch und auch den gleichen Speiseplan, kocht aber etwas raffinierter.
Die vier letzten Passagiere kommen an Bord – Theresa und Pierre - 67/69 J., mit einem selbstgebauten Toyota Pickup-Camper - sowie Marie Christine und Philipp - 59/59 J., mit einem Sprinter-Camper
- alle aus Frankreich. Theres und Pierre haben diese Frachtschiffreise schon elfmal gemacht. So interessant die Reise auch ist, dies kann man sich nur schwer vorstellen!
Golf von Biskaya
Es wurde uns schon prophezeit – und ist jetzt auch eingetroffen – die See ist wieder rauer als im Kanal. Diesmal erwischt es Röbä. Schon früh morgens versucht er seinen Magen mit einem Schluck Whisky zu besänftigen, muss dann aber später doch noch zu einer Tablette greifen.
Fisch zum Mittagessen scheint an solchen Tagen nicht sehr beliebt zu sein. Ausser Mike verzichten alle, obwohl er diesmal nicht so unangenehm riecht!
Wir verbringen den Tag fast ausschliesslich liegend in der Kajüte.
Küste Portugal
Kaum ist die Biskaya hinter uns, wird die See wieder ruhiger und der Wind schwächt ab. Wir haben uns mittlerweile an das konstante Wiegen des Schiffes gewöhnt. Rings um uns nur blaues Wasser, blauer Himmel und manchmal ein paar Wolken. Jetzt müsste eigentlich die Langeweile einsetzen - aber dem ist nicht so. Jeder geht irgendwelchen Beschäftigungen nach, sei es auf dem Oberdeck ‚relaxen‘, auf dem Meer Ausschau nach Walen halten, Spanisch lernen, musizieren, Fitness machen oder etwas schlafen.
Diese Tage werden meistens nur unterbrochen von den drei sehr üppigen Mahlzeiten plus unserem abendlichen GADC-Treffen (Grande Angola Drinking Cub). Die absolute Erholung :o))
22.09.2016
Am Donnerstag, 14.00 Uhr, heisst es Malariaprophylaxe schlucken - freiwillig - als Vorbereitung für den Landgang in Dakar und Freetown. Anschliessend dürfen wir dem Kapitän auf der Brücke über die Schulter schauen. Wir kriegen diverse Logbücher - Fracht, Navigation, Sicherheit, … - zu sehen und erhalten eine kurze Einführung in die Bedienung der Steuerpulte. Das Schiff fährt mit Autopilot und ist meistens mit 14 Knoten unterwegs. Man stelle sich vor, wir fahren mit 25 km/h nach Südamerika!!
Der ‚Look-Out‘ sitzt hier nicht mehr im Mastkorb, sondern muss inzwischen von der Brücke aus 4 Stunden den Horizont auf mögliche Gefahren absuchen. In einer Ecke der Brücke unterweisst der 1. Offizier zwei Offiziers-Kadetten in der Anwendung von Theodoliten.
Küste Marokko
Am Nachmittag, vis-a-vis von Casablanca, hören wir ein klatschendes Geräusch. Wir springen zur Reling – vielleicht erweist uns ein Wal wieder mal die Ehre. Wir beobachten, wie die Crew einen grossen weissen Gegenstand über die Reling ins Meer kippt. Etwas später nochmals dasselbe Geräusch. Es spricht sich rasch herum, dass dies die zwei defekten Waschmaschinen waren, die man auf diese Weise elegant entsorgt hat – ganz legal, wie die aushängende Anweisung zur Müllentsorgung zeigt!
24.09.2016
Küste Lanzarote und Fuerteventura
Früh um 05.30 Uhr stehen wir an der Reling und lassen die Lichter von Lanzarote an uns vorbeiziehen. Im April 2015, während unseren Ferien auf der Insel beobachteten wir die vorbeifahrenden Containerschiffe mit dem Gedanken, dass wir in ca. einem Jahr genau auf einem solchen sein würden. Und jetzt ist es soweit!
Da wir nahe an Land vorbeifahren, haben wir auch wieder einmal Verbindung ins Mobil-Netz und können schnell mit der Aussenwelt in Kontakt treten.
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26.09.2016
Schon von weitem erhebt sich das riesige 'Monument de la Renaissance Africain' von Dakar. Der Lotse kommt an Bord. Langsam umfahren wir die ‚Ille de Gorée‘ und legen im Hafen an. Vor uns breitet sich Dakar mit all seinen Aktivitäten, Gerüchen und Stimmen aus. Der Hafen liegt direkt am Rande der Stadt und so verbringen wir die Zeit, bis alle Zollformalitäten erledigt sind, mit Erspähen von interessanten Ecken, welche wir unbedingt erkunden möchten.
Um 17 Uhr erhalten wir - Michaela, Tobias, Mike, Röbä und ich - unsere Passierscheine, melden uns bei Sonny – unserem Steward - fürs Abendessen ab, schlüpfen in die gelben Warnwesten und los geht die Tour.
Doch schon der Ausgang aus dem Hafen zu finden, entpuppt sich als kleines Abenteuer. Wir müssen ca. 500 Meter der Hafenmauer entlang laufen, vorbei an hupenden und mit Reis und Zwiebeln schwer beladenen
Lastwagen und Acht geben, dass wir nicht überfahren werden. Endlich draussen, eine total andere Welt, stürzen sich schon die ersten Möchte-Gern-Guides auf uns und wollen uns die Stadt zeigen. Aber das bewältigen wir heute lieber selber und so schütteln wir sie ab und laufen los.
Männer und Frauen in farbigen traditionellen Kleidern kommen uns entgegen, viele transportieren ihre Ware auf dem Kopf. Einzelne neue und viele kaputte, verrostete Autos - Grande Angola entlädt auch noch gerade ein paar hundert - verstopfen die Strassen und wir suchen uns einen Weg hindurch. Im Zentrum hat es zahllose kleine Händler, die ihre Ware anbieten. Es ist schwül und stickig, wir sind hungrig, durstig und einen ersten Eindruck haben wir gewonnen.
Im Hotel ‚Fleur de Lys‘ möchten wir uns stärken, müssen aber zuerst am Eingang einen Metall-Detektor-Check über uns ergehen lassen. Wir haben Glück und haben per Zufall eines der höheren Hotels mit Bar und Restaurant im 12. Stock ausgewählt. Die Aussicht über die Stadt ist fantastisch und der Muezzin, der zum Gebet ruft, gibt dem Ganzen noch eine extra Portion Exotik. So geniessen wir das feine Abendessen - einmal keine Pasta - und stossen mit einem Glas Sekt auf 44 Jahre Ursi und Röbä an.
In der Dunkelheit machen wir uns auf den Rückweg zum Hafen. Am Eingang werden wir mit Helmen ausgestattet, da das Begehen des Hafengeländes ohne nicht gestattet ist - beim Rausgehen war dies noch kein Problem!! Der Hafen-Kontrolleur meint dann noch zum Schluss, wenn wir beim Schiff angekommen sind, soll einer die Helme dann wieder zurückbringen – hm, wie soll das denn gehen?!!
27.09.2016
Heute wollen Röbä und ich die Stadt noch etwas genauer erkunden. Gestern hiess es, wir würden heute erst gegen Abend auslaufen. Doch beim Frühstück sieht alles wieder anders aus – typisch! Wir haben genau noch zwei Stunden Zeit. Um 11 Uhr kommt der Zoll und da müssen wir an Bord sein.
Gleiches Prozedere wie gestern und schon sind wir draussen. Wir suchen uns den kürzesten Weg zum Markt und lassen uns dann auch irgendwann einmal von einem Guide begleiten. Ich werde mehrmals unfreundlich darauf hingewiesen, dass fotografieren nicht erlaubt sei, was unser Begleiter aber immer wieder verneint – ‚Pas de probleme, Madame'!
Die alte Markt-Ruine ist heute nur noch zu einem kleinen Teil begehbar und es gibt nur noch wenige Verkaufsstände. Alle anderen Geschäfte befinden sich aussen um die Markthalle herum.
Durch weitere interessante Gassen lassen wir uns zur Kathedrale und zum Präsidentenpalast führen. Da ich dort dem Drang, ein Foto zu machen, nicht widerstehen kann - warum sollte man kein Foto von einem Präsidentenpalast machen dürfen? - werde ich von einem Polizisten auf die andere Strassenseite beordert. Unser Guide versucht zu beschwichtigen und ich nutze die Zeit, die Palastfotos auf meiner Kamera zu verstecken. Es nützt nichts, ich muss meine Kamera zeigen.
Hoffentlich werde ich jetzt nicht verhaftet und Röbä fährt alleine nach Südamerika ;o(
Ich zeige ihm ein Foto von der Kathedrale und versichere ihm, dass ich keines vom Präsidentenpalast gemacht habe und dass ich niiiiie im Sinn hatte eines zu machen ;o)
Es ist Zeit für die Rückkehr. Noch schnell einen Whisky im Supermarkt für unsere abendlichen Meetings kaufen und unseren Guide bezahlen. Er möchte gerne 20 kg Reis als Bezahlung, wir einigen uns auf 10 kg!
Zurück auf dem Schiff, noch keine Zollbeamten. Abfahrt ist offensichtlich erst um 17.00 Uhr und wir haben so gestresst!
Fahrzeit Antwerpen - Dakar 5 ½ Tage
Entlang der Küste von Senegal, Guinea-Bissau, Guinea bis nach Sierra Leone/Freetown ist das Wetter trüb und es regnet immer wieder.
Nachts um 03.00 Uhr erreichen wir den Warteraum (Anchorage) von Freetown, Fahrzeit Dakar - Freetown 36 Stunden.
Hier bleiben wir für die nächsten 12 Stunden. Ein ‚Helms-Man‘ schiebt Wache auf Deck und erzählt uns, dass er Ausschau nach Piraten halten muss, da es hier immer wieder zu Überfällen kommt. Trotzdem möchten wir uns Freetown anschauen gehen.
Bei der Einfahrt in den Hafen lichten sich die Nebelschwaden und wir sehen Freetown zum ersten Mal. Unser Landgang-Vorhaben schmilzt wie Schnee an der Sonne, denn was wir zu sehen bekommen, erschreckt uns doch etwas.
Da wo sich in anderen Länder Sonnenhungrige an der Beach bräunen, sehen wir nur Slum-Siedlungen. Dicht gedrängt, Hütte an Hütte, aus Holz-, Blech- und Plastikteilen zusammengenagelt. Um die Wellen abzuhalten, Holzstäbe längs und quer ineinander geflochten und mit Stofffetzen, Plastik und Müll abgedichtet. Überall Schweine, die nach etwas Fressbarem suchen und mittendrin Kinder die spielen. Die Stadt ist eingehüllt in Rauchschwaden von den vielen Feuerstellen - es riecht nach geräuchertem Fisch und Fleisch. Und es regnet in Strömen.
Am nächsten Morgen - noch während dem Frühstück - legen wir leider schon wieder ab. So mussten wir selber keine Entscheidung treffen, ob wir einen Landgang wagen oder nicht.
Beim Abendessen stellen wir fest, dass wir nun schon 17 Tage an Bord dieses Schiffes sind und dass wir ev. noch nicht einmal die Hälfte der Reise hinter uns haben. Für Einzelne ist dies eine eher erschreckende Erkenntnis, da ihnen die Ideen zur Tagesbeschäftigung langsam ausgehen.
Unser Tagesablauf:
08.00 Uhr aufstehen und Frühstück
09.30 Uhr Fitness/musizieren
11.00 Uhr lesen/Spanisch lernen
12.30 Uhr Mittagessen mit dem ‚Comandante‘ und den Offizieren
13.30 Uhr Siesta
15.00 Uhr lesen/Spanisch lernen/musizieren/aufs Meer starren/ Wale und Delphine suchen
18.00 Uhr Abendessen mit dem ‚Comandante‘ und den Offizieren
19.30 Uhr GADC-Meeting auf Deck 12
21.00 Uhr schlafen
Am 02. Oktober, 01.40 Uhr überqueren wir den Äquator und haben somit von der nördlichen in die südliche Hemisphäre und vom Herbst in den Frühling gewechselt. Die Sonne steht jetzt nicht mehr im Süden sondern im Norden und das Wasser im Lavabo dreht sich beim Abfliessen in die entgegengesetzte Richtung!
Am Abend feiern Crew und Passagiere die Überquerung mit einem grossen Grillfest. Auf Deck 11 ist weiss gedeckt, die grosse Tafel überquillt mit Köstlichkeiten - Paella, Riesen-Krevetten, Lamm, Poulet, Würste, Fruchtsalat, Gebäck. Eine TV-/Karaoke-Anlage plärrt brasilianische Musik-Shows dazu, die Matrosen sind begeistert von der spärlichen Bekleidung der Tänzerinnen.
Im Verlaufe des Abends werden uns vom Kommandanten Rafaele Minotauro Zertifikate überreicht, die unsere
Äquator-Überquerung dokumentieren.
An einem sonnigen Nachmittag hastet der 3. Offizier an unserem Sitzplatz vorbei und wirft einen rot-weissen Kanister über Bord; rasch verschwindet er aus unserem Blickfeld. Nur mit Mühe kann man dem Kunststoff-Gefäss mit blossem Auge noch folgen - ein Alarm schrillt durch das Schiff - Mann über Bord!
Erstaunlich rasch dreht sich nun unser Schiff. Die Mannschaft eilt, mit Helm und Schwimmweste ausgerüstet, zu den Rettungsbooten und hält sich für einen Einsatz bereit. Inzwischen hat sich der Frachter in einer engen Gegenbewegung auf die andere Seite gedreht und fährt dem ‚Schwimmer‘ entgegen. Nur noch mit Feldstecher erkennt man das auf den Wellen reitende Objekt. Unglaublich schnell sind wir wieder auf gleicher Höhe. Offensichtlich ist damit die Übung abgeschlossen. Der Frachter dreht sich nochmals um 180 Grad und stampft anschliessend wieder Südamerika entgegen.
Am 5. Tag der Atlantiküberquerung sehen wir das erste Frachtschiff und die ersten Vögel (Gannets), die uns begleiten und nach fliegenden Fischen tauchen. Jetzt haben wir es bald geschafft! Die tägliche Routine wird durch einen Waschtag unterbrochen.
06.10.2016
Endlich, der Wecker klingelt 05.45 Uhr, wir haben nach sechs Tagen Vitória in Südamerika erreicht! Schnell aus den Federn und auf Deck. Röbä schläft unbeeindruckt weiter. Doch welche Enttäuschung. Anstatt blaues Wasser und Sonnenschein erwartet mich Regen, graues Wasser und graue Aussicht - Röbä muss das gespürt haben.
Trotzdem lasse ich mich nicht entmutigen, setze mich auf meinen Campingstuhl und beobachte das an mir vorbeiziehende Ufer.
He, da war doch was! Tatsächlich sehe ich drei Wale, die fröhlich im Meer planschen und mir zur Begrüssung zuwinken. Wir müssen uns noch ein paar Stunden gedulden bis wir das OK zur Einfahrt in den Kanal nach Vitória erhalten. Und immer wieder heftiger Wind und starke Regengüsse.
Das Mittagessen nehmen wir hastig ein, denn wir wollen uns ja dieses Spektakel nicht entgehen lassen. Langsam fahren wir unter der ‚Ponte Deputado Darcy Castello de Mendonca‘ in den engen Kanal ein. Rechts und links mit Palmen überwachsene Felsen, dazwischen bunte Favelas. Hier soll es anscheinend von Pavianen nur so wimmeln – aber bei diesem Regen bleiben die wohl lieber unter einem schützenden Palmwedel ;o)
Nach der Ankunft müssen wir uns wieder gedulden, bis die 'Immigration' unsere Papiere stempelt und wir an Land dürfen. Schlussendlich bekommen wir gerade einmal vier Stunden ‚Freigang‘!
Zu viert nehmen wir ein Taxi, lassen uns in ein Shopping-Center fahren, wo wir uns mit Schoggi, Whisky, Früchten und einer Telefonkarte eindecken.
Während der ganzen Atlantiküberquerung war das Essen immer wieder ein Thema. Jeder/jede hat sich ausgemalt, was er/sie dann als erstes essen möchte, wenn es dann soweit ist. Wir haben uns sooo auf ein saftiges zartes Bife de Lomo und eine Flasche guten Rotwein gefreut. Nicht mehr diese dünnen Rinds-Schnitzel, mal so und mal so zubereitet, kein rotgefärbtes Wasser in grünen Rotwein-Flaschen.
Was wir am Ende bekommen, ist ein rundes, etwa zwei Zentimeter dickes gehacktes Rindfleisch mit Zwiebeln, Käse und Ketchup, eingeklemmt in Brot. Dazu eine Cola und Fries :o(
Das machen wir nächstes Mal besser!!
Atlantiküberquerung 6 Tage
06. - 09.10.2016
Die Reise geht weiter. Während wir Passagiere alle im Tiefschlaf sind – ausser Mik, der geistert nachts irgendwo auf dem Deck rum – verlässt das Schiff den Hafen und der Autopilot fährt uns Richtung Río de Janeiro.
Nach 21 Stunden Fahrzeit treffen wir in der Dunkelheit ein. Wir bekommen einen First-Class Warteraum direkt vor der Copacabana und der Ipanema-Beach mit Sicht auf den Corcovado und den Zuckerhut. Wow!
Die schlechte Nachricht – die Anlegestelle im Hafen ist besetzt und wir bleiben für die nächsten 2 1/2 Tage hier im Warteraum. Río zum Greifen nahe und doch so fern :o(
Aber es wird einiges zur Unterhaltung geboten. Ich sitze auf Deck und lese, als ich ein mir schon bekanntes Aufplatschen auf dem Wasser vernehme. Das darf doch nicht wahr sein – jetzt schmeissen die schon wieder
eine Waschmaschine über Bord und dies vor der Copacabana. Zu meiner Überraschung entpuppt es sich als eine Schule von acht Delphinen, die sich direkt unten am Schiff vergnügen und mit ihren Hinterflossen aufs Meer schlagen. Sie bleiben uns auch die restliche Zeit treu und besuchen uns in den folgenden Tagen regelmässig.
Des Weiteren findet eine Rettungsboot-Aktion statt. Das erste Rettungsboot wird ins Meer gelassen und wieder raufgeholt. Ein paar kleinere Schäden, Rest ok. Das zweite Boot soll nun bemannt runtergelassen werden.
Der Security-Officer und die ‚Helmsmen‘ müssen daran glauben. Alle sind etwas nervös – für uns eher unverständlich, würde doch Röbä sofort partizipieren, wenn er dürfte. Da das Meer etwas unruhig ist, muss noch auf das OK des ‚Comandante‘ gewartet werden.
In der Zwischenzeit drehen Röbä und ich unsere Joggingrunden auf der Meerseite der Copacabana.
Endlich geht es los! Die Crew besteigt mit weichen Knien das Rettungsboot - einer bittet Röbä noch seiner Frau auszurichten, dass er sie liebt – schwups, sind sie unten. Doch jetzt beginnt das grosse Debakel. Der vordere Aufhängehacken löst sich überraschend und das Boot baumelt am hinteren Hacken - halb in der Luft, halb im Wasser. Über eine Stunde versucht die Mannschaft das Rettungsboot, das sich immer mehr in seinen Aufhängeseilen verheddert, zu retten. Schlussfazit der Rettungsaktion – einer hat sich im Boot übergeben, einer wollte sterben, einer war in Panik und der Security-Officer (Philippino) will den Job wechseln, weil er die ignorante Art und Weise der italienischen Crew nicht mehr erträgt.
Zu guter Letzt heisst es - offizielle Version - unser Koch Rocco sei krank und in ein Spital gebracht worden – inoffizielle Version – er hätte das Schiff nach einem Streit verlassen! Das kann ja noch heiter werden!!
Gekocht wird jetzt von unserem italienischen Steward Nello und dem italienischen First Officer Primo.
Erstes Abendessen – sehr gut – wurde noch von Rocco vorbereitet.
Erstes Frühstück – oh, da stehen Joghurt auf dem Tisch und die Brötchen sehen auch ganz anders aus! Es entpuppt sich, dass die Brötchen kaum essbar sind, da zu lange gebacken und deshalb hart :o(
Wir vermuten, die Joghurt sind eine kleine Entschuldigung.
Erstes Mittagessen - 1. Gang: Kalter Teller mit Melone, Schinken, Essiggurken, Oliven und französischem
Baguette – wo haben die jetzt das wohl her? Leider schmeckt es nach Fisch und ist kaum geniessbar.
2. Gang: Teigwaren mit Zucchetti schmecken gut. 3. Gang: Gekochte Rindsplätzli ohne Sauce, ist ungeniessbar.
Dem ‚Comandante‘ fehlen zum ersten Mal die Worte – es herrscht fast Totenstille im Speiseraum. Es heisst nicht umsonst, der Koch ist die wichtigste Person an Bord! Doch dies ändert sich schlagartig. Die Koch-Crew bekommt vom ‚Comandante‘ sein italienisches Brotrezept und die Brötchen sind ab jetzt ein Traum – fast schon wie Brot aus der Schweiz :o))
Alle geben sich Mühe und beraten die Köche mit verschiedenen Rezepten und die Jungs machen das wirklich sehr gut. So kommt jetzt etwas Abwechslung in den Speiseplan!
10.10.2016
Endlich ist es soweit und wir fahren morgens um 05.00 Uhr - vorbei am Zuckerhut - in den Hafen von Río ein. Leider bleibt uns nur wenig Zeit für einen Landgang und so beschliessen Michaela, Tobias, Röbä und ich zur
Copacabana zu fahren, Caipirinhas zu trinken und dann wieder zurück.
Zum Glück waren Röbä und ich schon in Río, sonst würde es mich schon etwas ärgern hier zu sein und doch nicht viel zu sehen. So geniessen wir zwei gemütliche Stunden am Strand, nehmen schnell Kontakt mit zuhause auf, saugen die Atmosphäre der Copacabana auf und lassen uns ein paar Caipirinhas schmecken. Einfach herrlich!!
Über Nacht geht die Fahrt weiter nach Santos, dem Hafen von Sao Paulo. Leider bleibt hier keine Zeit zum Rausgehen. Wir zwängen uns schnell unter Deck zwischen Lastwagen zu unserem Camper durch, um ein paar Sachen auszutauschen.
11.10.2016
Unser Steward Sonny verlässt uns heute. Wir sind etwas traurig, da er seinen Job exzellent gemacht hat, freuen uns aber auch für ihn, da er seine beiden Kinder (2/9) seit acht Monaten nicht mehr gesehen hat. Das Dreamteam – Michaela, Tobias, Mike, Röbä und ich – stehen auf Deck 12 Spalier und winken im nochmals zum Abschied zu.
11.10.-21.10.2016
Nun schaukeln wir schon wieder seit zwei Tagen in Richtung Zaraté/Argentinien. Richtig gelesen - haben wir auch erst kürzlich erfahren – wir machen noch eine kleine Zusatzschlaufe bevor wir dann endlich Montevideo ansteuern. Bis auf ein paar Aussetzer des Schiffmotors und einen totalen Stromausfall gibt es keine Highlights.
Da wir auch noch keinen neuen Koch bekommen haben und dem 'Ersatzkoch' Nello langsam die Ideen ausgehen, sinkt langsam unsere Stimmung.
Gestern Abend, 12. September, haben wir beim GADC- Meeting unser ‚Ein-Monat-auf-Schiff‘ gefeiert.
Neue Hiobsbotschaft – wir müssen südöstlich von Uruguay zur Einfahrt in die Meerenge des Río de la Plata, zwei Tage auf den Lotsen warten :o((
Die Ankunft in Montevideo verschiebt sich immer mehr nach hinten! Das Wetter verschlechtert sich auch zusehends und wir hocken im Moment im dichtesten Nebel.
Auch das Essen wird immer schlechter – verkohltes Brot zum Frühstück, grüne Tomaten mit Cornedbeef zum Mittagessen. Das Tischgespräch dreht sich praktisch nur noch um unsere kulinarischen Wünsche und dazwischen immer wieder die aufmunternden Worte von Röbä: „No, we won’t crack!!“
Gerüchte und Geschichten verbreiten sich auf unserem engen Raum extrem schnell. Mittlerweile weiss ich, weshalb wir im dichtesten Nebel vor Uruguay ohne Licht geankert haben. Wir haben uns versteckt :o))
Der ‚Comandante‘ wollte Warteraumkosten sparen. Wir wurden von der uruguayischen Küstenwache auch erst entdeckt, als der Nebel sich zu lichteten begann. So mussten wir weiter südlich doch noch einen offiziellen Warteraum vor Montevideo ansteuern und hier auf die Weiterreise nach Zaraté warten.
In dieser Zeit findet auf Deck 11 auch das erste Fussball Länderspiel Deutschland – Schweiz auf der Grande Angola statt. Die Schweiz gewinnt 29:24 ! Die beiden Torschützen heissen Röbä und Tobias.
16. 10.2016
Am Sonntag, 17.00 Uhr, geht es endlich los! Der Lotse steuert die Grande Angola auf der engen Fahrstrasse des Río de la Plata in Richtung Buenos Aires. Bevor wir aber in den Río Paraná einbiegen, gibt es noch Abendessen. Welche Farbe wird die Pasta heute Abend haben?? Schnell verdrücken wir ein paar Tomaten-Farfalle und eilen wieder auf Deck. Und was wir da zu sehen bekommen, verschlägt uns fast die Sprache! Der riesige Vollmond erhebt sich blutrot aus dem Horizont. Wow, so etwas haben wir in unserem ganzen Leben noch nicht gesehen! Am folgenden Tag lesen wir in der e-Zeitung, dass der Vollmond die kürzeste Distanz zur Erde hatte und daher 14% grösser erschien als normal.
Im Dunkeln gleitet unser Schiff in den engen Río Paraná ein. Nur schemenhaft können wir die Natur erahnen. Ab und zu ein schwaches Licht. Etwas unheimlich! Mir kommt das Buch ‚Heart of Darkness‘ von Joseph Conrad in den Sinn. Darin beschreibt er, wie eine Gruppe Abenteurer den Kongo-Fluss in Afrika zum ersten Mal befährt und umkommt - wir kommen aber wieder zurück - hoffentlich!
Den Landgang in Zaraté benutzen wir, um wieder einmal etwas anderes zu essen, als Pasta und mit der Aussenwelt – Familie und Freunde – Kontakt aufzunehmen. Am späteren Nachmittag spazieren wir zurück zum Schiff – gerade rechtzeitig für die Tomaten-Rigatoni!
Da heute unser letzter Abend auf dem Schiff sein könnte, gibt es am GADC-Meeting die Premiere des Grande
Angola-Abschieds-Song (für Text siehe 'Dies und Das').
Mike kommt mit einer neuen Hiobsbotschaft. Er hat vernommen, dass wir nochmals vor Montevideo zwei Tage im Warteraum liegen, bevor wir endlich entlassen werden :o((
Miserables Wetter empfängt uns zurück im Río de la Plata. Es stürmt, Regen fläzt auf uns runter, es ist kalt und der Wind fegt uns fast von Deck. Vielleicht doch besser dieses miserable Wetter noch im Warteraum zu verbringen ;o)
21.10.2016
Endlich! Am Freitag fahren wir nach 39 Tagen und 78 Pasta-Gerichten in den Hafen von Montevideo/Uruguay ein. Rasch packen wir alles zusammen und verlassen den Frachter Richtung Zollabfertigung.
Reisezeit Santos - Montevideo 10 Tage
Fazit - Mit dem Containerschiff von Hamburg nach Montevideo
Alles in allem war es eine sehr interessante Reise. Wir haben auf dem Schiff und an Land viel gesehen und erlebt. Wir möchten nichts missen, jedoch würden wir eine solch lange Schiffsreise – ausser es besteht keine andere Möglichkeit – nicht noch einmal machen. Die insgesamt sieben Tage in Warteräumen– vor Río de Janeiro/Brasilien, vor La Paloma/Uruguay, vor La Plata/Argentinien – haben unser Durchhaltevermögen doch arg strapaziert!
Während all dieser vielen amüsanten stundenlangen Gespräche haben wir viel gelacht und dabei entstanden ein paar neue Wörter und Namen, die wir, GA-Insider, benutzten und die wir gerne in Erinnerung behalten möchten.
Text, Ursi & Roby Gisler
Melodie, ‚Wir lagen vor Madagaskar‘
Wir lagen vor Montevideo und hatten keinen Koch an Bord.
In den Fässern da faulten die Fische und manchmal wollte einer über Bord.
Ahoi Pasajeros ahoi, ahoi.
Wenn Robys Schifferklavier auf der Angola ertönt
ja dann singen wir alle fröhlich mit – ej warum
weil viele Stunden und viele Tage, wir nach Uruguay geschippert sind.
Grüne Tomaten u. Pasta u. Pasta, u. Pasta
u. Pasta u. Pasta,
u. Pasta u. Pasta u. Pasta und dazwischen etwas hartes Brot.
- Ref.
Der Steward Sonny Boy
Mendoza war die gute Seele auf dem Kahn.
Doch er hatte Sehnsucht nach seinen Kindern und hat uns in Santos verlahn.
- Ref.
Plötzlich schrie einer ‚Mann über Bord!‘ und sofort rannten alle los.
Doch die Waschmaschine war nicht mehr zu retten und so machen wir die Wäsche mit den Händen bloss.
- Ref.
Franzosen verstecken sich hinter Autos – was die wohl bloss da machen?
Sie bräunen den Busen und das ‚Füdeli‘ und geheim bleiben all die andren Sachen.
- Ref.
Die Michi, der Tobi und der Michel wohnen über oder neben dem Fitnessraum.
Sie können das Gestöhne nicht mehr hören und planen Anschlag mit Wein auf den Hampelmann.
- Ref.
Die Reise ist nun zu Ende, vorbei ist die bittersüsse Zeit.
Doch dank WIFI, Satellit und Diesel bleiben wir in Touch und uns ist kein Weg zu weit.
21.10.2016
Am Freitag, gegen Mittag, nach vielen Umarmungen und guten Wünschen, verlassen wir das Hafengelände in Montevideo - 1.5 Mio. Einwohner - und das 'Dreamteam‘ Michaela, Tobias, Mike, Ursi und Röbä nehmen je eine andere Himmelsrichtung unter die Räder. Uns zieht es als erstes zum 'Mercado del Puerto‘, wo sich ein Restaurant an das andere reiht und wir, nach fünf Wochen Fleisch wie Schuhsohle, ein saftiges Steak und Fries geniessen. Mmmhh, ist das himmlisch - das Fleisch zart und die Pommes knackig!
Zum Verdauen schlendern wir durch die Altstadt und betrachten die schönen aber zum Teil sehr stark, vom Zahn der Zeit, beschädigten Gebäude.
Der Leuchtturm von Montevideo, am Río de la Plata, wird für die nächsten drei Nächte unsere Bleibe. Zu unserer Überraschung gesellt sich Mike auch zu uns, da im Norden die Campings noch geschlossen sind.
Am Sonntag heisst es früh aufstehen, denn vor dem Frühstück ist Jogging an der Rambla angesagt. Anschliessend wollen wir den höchsten Punkt Montevideos - mit seiner Festungsanlage und dem Militärmuseum
General Artigas - erklimmen. Kein Problem, ist er doch nur 134 m hoch. Von oben haben wir eine schöne Sicht auf Montevideo.
Wieder zurück sind in der Zwischenzeit neue Camper angekommen. Viktor und Maria aus Neuseeland und Leonie und Jens aus Deutschland. Bis tief in die Nacht grillieren wir zusammen und hören ihren Reise-Erlebnissen zu.
24.10.2016
Am Montag ist es Zeit Montevideo zu verlassen um in La Paz Gas zu tanken. Soweit uns bekannt ist, gibt es nur drei Orte in ganz Uruguay, wo das möglich ist. Der freundliche Chef der Firma bedient uns gleich selber und aufgetankt drehen wir unseren Camper Richtung Südosten zum Camping Paraiso Suizo in der Nähe von Piriápolis.
Auf dem Campingplatz stehen nur Zürcher und Deutsche. Die einen – wie wir – auf dem Absprung, die anderen am Umpacken zur Verschiffung zurück nach Hamburg. Auch Michaela und Tobias sind da, denn wir feiern hier Tobias 40. Geburtstag mit einem Fondue. Am Morgen es ‚Aperöli‘, zum Znacht Weisswein und äs Kirschli und zum Anstossen noch etwas ‚Chlöpfmoscht‘ und alle singen fröhlich ‚Happy Birthday….‘! ;o))
Ein landesweiter, mächtiger Sturm macht uns in der Nacht das Leben schwer. Es rüttelt und schüttelt und unser Camper wird auf eine erste harte Probe gestellt. Röbä muss mitten in der Nacht raus, die Veloabdeckung retten. Schön, dass ich eine Frau bin…..!
Um 09.00 Uhr morgens öffnen wir noch verschlafen unsere Tür und da stehen Michaela und Tobias schon zur Abfahrt bereit. Die Nacht hat sie ganz schön mitgenommen in ihrem Dachzelt und da der Sturm noch den ganzen Tag anhalten soll, fliehen sie in ein Hotel. Wir möchten am Strand das tobende Meer sehen, doch weit kommen wir nicht – Wasser und Sand schleudern uns entgegen und mit zusammengekniffenen Augen retten wir uns zurück in den Camper.
29.10.2016
Am Samstag ist der Sturm vorbei und wir setzen unsere Reise fort. In Piriapolis lassen wir den ‚Platten‘ an Röbäs Bike flicken. Wir haben Glück und erwischen einen wahren Profi. Er repariert nicht nur die Löcher im Schlauch sondern ersetzt die alten Flicken und erteilt Roby auch eine 1 ½ stündige Reparaturlektion - in Spanisch - mit vielen Tipps und Tricks, und dies alles für 20 CHF.
Anschliessend fahren wir weiter zum mondänen Badeort Punta del Este. Dort am Hafen schauen wir den Fischern zu, wie sie ihre Fangleinen für den nächsten Tag vorbereiten und mit Fisch bestücken. Unzählige Jachten liegen hier vor Anker und es spaziert, was sehen und gesehen werden will!
Am Punto Extremo Sur - südlichster Punkt Uruguays - stellen wir unseren Camper ab für die Nacht. Eine brasilianische Familie interessiert sich sehr für unser Leben und den Camper. Sie sprechen nur Brasilianisch und kein Englisch oder Spanisch und trotzdem verstehen wir uns prächtig. Wir müssen ihnen versprechen unbedingt bei ihnen vorbei zu kommen. Wir verabschieden uns und schon stehen die nächste vor der Tür. Ein Ehepaar aus
Argentinien ist fasziniert von unserem Lebensstil. Nach einer Führung durch unser ’Haus‘ geben sie uns viele Tipps über Argentinien. Zum Abschied überreicht er uns seine Visitenkarte mit der Bitte, dass wir bei Problemen ihn unbedingt anrufen sollen. Es stellt sich heraus, dass er der Direktor der Touristikeinrichtungen bei den Iguazu-Wasserfällen ist.
30.-31.10.2016
Am Sonntag fahren wir weiter gegen Osten. In La Paloma treffen wir in einer Gomería einen anderen Profi. Er zeigt uns, wie man einen defekten Auto-Reifen mit einigen Schlauch-Streifen flickt. Eine Fähigkeit, auf die wir in der endlosen Argentinischen Pampa - ohne Ersatzrad - eventuell gerne zurückgreifen werden.
In einem Camping mit unzähligen Feuerstellen führen wir unseren ersten Grill – Asado – durch. Röbä muss aber noch etwas üben.
Bevor wir ins Landesinnere stechen, besuchen wir Aguas Dulces. Das malerische Fischerdorf wurde vom letzten Sturm arg in Mitleidenschaft gezogen.
Profis aus Uruguay, die man bei einer Reifenpanne gerne dabei hätte.
01.11.2016
Heute Dienstag ist Regen angesagt. Ausgerechnet jetzt, wo wir uns gerne in der Sierra de Carapé aufs Bike schwingen möchten. Tja, da hilft nichts, Petrus lässt sich nicht umstimmen! Kurze Planänderung - wir
fahren von Aguas Dulces nach Rocha und geniessen ein feines Mittagessen. Wir probieren die uruguayische Form eines Hamburger - Chivito, mit Rinds- anstelle von Hackplätzli, Ei und Schinken. Viiiel besser! :o))
Zum Dessert gibt‘s 'Isla flauta‘ - Merengue-Masse mit Caramelschaum und eingelegten Rosinen. Diese süssen Kalorien reichen für den Rest des Lebens!!
Trotz schlechtem Wetter zieht es uns nach Villa Serrana, ein kleines Dorf mit seinen in die Hänge gesprenkelten Häusern. Aber der Weg dorthin ist kein Zucker schlecken. Eine sehr hügelige Naturstrasse mit unzähligen tiefen Löchern und Gräben führt uns über die Cordilleren. Es regnet ohne Unterbruch. Bei einem Wendemanöver in Villa Serena passiert es dann - wir bleiben stecken! Mike würde jetzt sagen: „Scheisste!“ Alles Buddeln und Unterlegen nützt nichts, wir kommen da nicht alleine raus. Schon eilt uns eine Frau mit Gummimatten zu Hilfe - hilft leider auch nicht. So holt sie Hilfe beim Nachbarn, der uns mit seinem Pickup aus der misslichen Lage befreit. Für heute reicht es, wir bleiben wo wir sind!
02.11.2016
Das Wetter ist immer noch trüb und nass. Auf weiteren Schlammstrassen machen wir uns auf den Weg zum Parque de Penitente mit einem 20m hoher Wasserfall. Jetzt sind wir froh, dass es regnet - so hat es wenigstens genug Wasser, um uns Schweizer ein wenig zu imponieren! ;o)
In Minas verkriechen wir uns in ein Restaurant und widmen uns in den nächsten Stunden dem Lebensmittel-Einkauf, dem Blog, den Mails und, und, und. Wir stellen fest, dass wir viel mehr Zeit für solche Dinge benötigen als gedacht.
Der Camping - etwas nördlich von Minas - soll für die nächsten zwei Nächte unser Zuhause sein, doch obwohl am Eingang steht - Abierto todo el año - ist er zu. :o((
Der Wächter lässt uns aber vor dem Tor parkieren.
03.11.2016
Heute lacht die Sonne – juhui! Unsere Wanderung auf den Cerro Arequita – 320 m hoher 'Berg‘ vulkanischen Ursprungs - mit seinen Ombú-Bäumen - Elefantenbäume - kann stattfinden. Wir quetschen uns zwischen Zäunen durch, überqueren Wiesen mit grasenden Kühen und Pferden. Vögel fliehen kreischend auf, weil wir ihren Nestern zu nahe kommen. Jetzt geht es den Cerro hoch und plötzlich stehen wir vor diesen imposanten Bäumen mit ihren Wurzeln, die an Elefantenrüssel oder –Beine erinnern. Oben auf dem Felsen angelangt haben wir eine wunderbare Sicht auf das Gebiet der Lavalleja.
04.11.2016
Juanicó, ein kleiner Ort in der Nähe von Canalones ist bekannt für seine hervorragenden Weine. In der Bodega Familia Deicas lassen wir uns nach der Führung durch das Weingut drei exzellente Weine zur Probe kredenzen. Sie schmecken uns so gut, dass wir uns entschliessen, wieder einen Weinkeller anzulegen! ;o))
05.11.2016
Welche Überraschung! In Nueva Helvecia, in Rolf Räbers Oase - sein Vater stammt aus Küssnacht am Rigi - finden wir einen idyllischen Platz zum Verweilen. Seine 'Granja Hotel Suizo' mit 25 Hektaren Land, einem einladenden Swimmingpool in gepflegter Umgebung, sind schon sehr schweizerisch - obwohl Rolf in Uruguay geboren ist. Vom nahe gelegenen Schützenhaus hören wir sogar die 300m- und 50m-Schützen (es ist Samstag!).
Neben den Ombú-Bäumen bestaunen wir auf unserer Wanderung auf den Cerro Arequita auch die vielen bunten Vögel. Einer hat es uns ganz speziell angetan. Seine kunstvolle Behausung aus Kuh- und Pferdemist - gebaut an den unmöglichsten Orten - ist schon ein Meisterwerk. Am Abend nach dem Eindunkeln werden wir umschwirrt von hunderten von Glühwürmchen.
Nachdem wir drei mehr oder weniger erholsame Tage - wenn da nicht der 'Das müssen wir noch erledigen Stress!‘ wäre - bei Rolf Räber auf der Wiese des 'Granja Hotel Suizo‘ in Nueva Helvecia verbracht haben, zieht es uns heute weiter nach Colonia del Sacramento. Den angeblich schönsten Ort in Uruguay dürfen wir uns
nicht entgehen lassen.
Jaaa, es hat ein paar schöne Ecken aber wir sind eher enttäuscht. Im klitzekleinen historischen Ortsteil hat man preislich das Gefühl an Zürichs Bahnhofstrasse zu sitzen und sonst, na ja….. ist halt ein Problem, wenn man an schon einiges gesehen hat! ;o(
09.11.2016
Heute Mittwoch haben wir ein gestopftes Programm. Nach dem Joggen durch Colonia fahren wir zum Parque Anchorena - Sommerresidenz des amtierenden Präsidenten
Uruguays - mit seiner Vielfalt an Fauna und
Flora - 1‘300 ha gross (ein Fussballplatz ist ca. 0.7 ha gross).
Nach der Abzweigung sind wir schon mal erstaunt über die sehr schlechte Zufahrt - Ok, der Präsident wird ja wahrscheinlich mit dem Helikopter einfliegen! - Dann irgendwann nach fünf langen
Kilometern die Ernüchterung, der Park ist heute geschlossen!! Alles zurück!
Das nächste Ziel soll eine der interessantesten Estancias des Landes sein, die Bodega Los Cerros de San Juan. Bei der Hinweistafel biegen wir in eine Naturstrasse ab, die enger und enger wird und bei der mit jedem Kilometer die Schlaglöcher tiefer werden und ein Ausweichen verunmöglichen. Plötzlich verhindern tief hängende Äste die Weiterfahrt. Röbä greift zum 'Handsägeli‘ und beginnt den 'Urwald‘ abzuarbeiten. Uff - ein paar Kratzer mehr - aber endlich sind wir da durch!!
Kaum 20m weiter stehen wir vor einer Brücke, die mit so dünnen Holzbrettern belegt ist, dass unser Camper nach einer Überfahrt befürchten muss, sein künftiges Leben als U-Boot zu fristen. Also Abbruch und alles retour! Aber das ist nicht so einfach bei diesen Löchern und kein Platz zum Wenden. Nach einer Stunde und drei Litern Schweiss ist es geschafft. Noch einmal Schwein gehabt! :o))
Die Nacht verbringen wir an der Grenze zu Argentinien in Fray Bentos, auf einer Anhöhe weit weg von jeglicher Zivilisation, mit wunderbarem Blick auf den Rio Uruguay. Die einzige Gesellschaft, die wir haben ist eine streunende Hündin. Mit ihren traurigen Augen hat sie Röbäs Herz sofort weich geklopft und so erhält sie unser ganzes Nachtessen - Älplermakkaroni, Wurst und etwas Brot - welches sie mit Hochgenuss verspeist. :o))
10.11.2016
Heute Donnerstag, bevor wir Uruguay nach 1390km verlassen und nach Argentinien fahren, wollen wir uns das Museo Revolución Industrial in Fray Bentos - UNESCO World Heritage - ansehen. Wir bekommen einen persönlichen Führer, der uns für SFr. 6.- 1 ½ Std. die Funktion dieses höchst interessanten Industrie-Komplexes erklärt.
1863 gegründet, wurden hier bis ca. 1979 Boullion-Würfel produziert. Das vom Deutschen Chemiker Liebig erfundene Extraktions-Verfahren machte es möglich, dass Proteine und Vitamine von 32 kg
Rindfleisch in 1 kg Konzentrat bzw. Suppenwürfel umgewandelt werden konnten.
Vor allem während den beiden Weltkriegen war diese Gewichtsreduktion sehr begehrt, konnte man doch damit die Soldaten im Feld einfacher mit den notwendigen Kalorien versorgen. So waren in
Glanzzeiten
ca. 4000 Personen damit beschäftigt, bis zu 3600 Rinder pro Monat in Liebig-Würfel umzuformen. Die besten Fleisch-Stücke wurden natürlich separat nach Europa exportiert. Da in Friedenszeiten der
Bedarf an Bouillon-Würfel jeweils merklich zurückging, diversifizierte man bald in die Produktion von Corned Beef.
Weiter geht's in Argentinien
.....
Und von dort kommen wir auch wieder zurück
Blau 2018 Rot 2017 Gelb 2016
16./17.12.2017
Wir passieren die Brücke, die über den Río Uruguay direkt an den Zoll von Argentinien und Uruguay führt.
Da wir keine Informationen zum Einfuhrverbot nach Uruguay haben – oder uns nicht darum bemühten – stehen wir hier wie Anfänger mit gefülltem Kühlschrank. Ich sehe schon unseren Wochenvorrat im Schredder verschwinden :o/
Ich weiss nicht, wie wir das verdient haben, aber der nette ältere Herr der Lebensmittel-Kontrolle winkt uns durch. Uff, Schwein gehabt!!
Am Ufer des Río Uruguay in Paysandú richten wir uns für die Nacht ein.
Danilo, der gerade vorbei joggt meint, dass wir besser und sicherer bei ihm im Garten aufgehoben wären. Nach dem herrlichen Sonnenuntergang über dem Río Uruguay wechseln wir unser Nachtlager. Bei Danilo und Maria darf ich auch noch unsere Wäsche waschen.
Wieder einmal mehr sind wir überrascht von der warmherzigen, führsorglichen Art der Südamerikaner.
Muchas Gracias Maria y Danilo! Nosotros disfrutamos mucho el tiempo junto con ustedes.
Da heute Sonntag und somit alles zu ist, gilt unser Fokus dem Friedhof Museum von Paysandú. Hier stehen grosse Mausoleen aus dem 19. Jahrhundert – Kunstwerke aus Carrara-Marmor.
Weiter geht’s in den Norden von Uruguay. Dabei passieren wir noch einen Friedhof der etwas anderen Art! Ein grosses Feld mit Oldtimern, die still vor sich hin rosten. Wie schade!
Die Strasse ist übersäht von Schlaglöchern, so dass wir nur mit 30km/h fahren können. In der flachen, unendlich weiten Weidelandschaft parkieren wir für die erste Nacht im ‚Nirgendwo‘ direkt an der verkehrsarmen Strasse.
In einem kleinen bewaldeten Flusstal, im Valle Eden, verbringen wir die letzten Tage vor Weihnachten mit Biken, Spanisch lernen und Nichtstun - bei angenehmen 30°C.
Tacuarembo – Riachuelo
17.-28.12.2017
Auch die 440km vom Valle Eden in den Süden nach Riachuelo sind landschaftlich eher unspektakulär.
Soweit das Auge reicht riesige Weiden mit Kühen, Schafen, Pferden und Ñandus. Ab und zu entdecken wir ein Gefieder, das wir noch nie oder schon lange nicht mehr gesehen haben.
Am grössten Stausee Uruguays – Lago del Bonete mit einer Grösse von 1100km2 – suchen wir uns ein ruhiges und gemütliches Plätzchen für Weihnachten. So fern ab von der Heimat und bei 35 Grad im Schatten kommt zwar nur schwer Weihnachtsstimmung auf – da hilft auch unsere Weihnachts-Servelat nicht sehr ;o))
Bei Rolf in Nueva Helvecia betreten wir zum zweiten Mal - nach 2016 - ein Stück Heimat und geniessen – umringt von 'deutschen Riesen' – das kleine Stück Schweiz.
29.-31.12.2017
Dieses Jahr Silvester wird uns immer in Erinnerung bleiben.
Wir sind eingeladen bei Heinz und Markus – nach Uruguay ausgewanderte Schweizer – welche in der Nähe des Río de la Plata das Hotel Casa Matamora besitzen. Die Beiden haben ihr Paradies in vielen schweisstreibenden Stunden – mit viel Liebe und Geschmack – gebaut und eingerichtet.
Zu unserer Freude treffen wir hier - nach fast einem Jahr - wieder unsere lieben Freunde Vero und Marcel. Mit ihnen zusammen erlebten wir eine lustige Zeit in Patagonien.
Hier in Riachuelo machen wir zusammen ausgedehnte Spaziergänge am Río de la Plata – begleitet von den Hunden Maron und Negra – und Heinz fährt uns zum grössten Bleistiftmuseum der Welt.
Gemeinsam werden wir von Heinz und Markus aufs Köstlichste verwöhnt und mit einem guten Tropfen stossen wir aufs 2018 an.
Lieber Heinz, lieber Markus
Es sind unvergessliche Tage, die wir in eurem Paradies verbringen durften. Herzlichen Dank für die riesige Gastfreundschaft. Wir wünschen euch viel Glück und gute Gesundheit, damit ihr es noch lange geniessen könnt.
01.- 11.01.2018
Gegen unsere Devise - nicht zweimal denselben Ort zu besuchen oder dieselbe Strasse zu befahren - zwingen uns Reparaturen am Camper - neue Stossdämpfer und eine Reparatur an der Klimaanlage - eine geraume Zeit nach Montevideo zurück.
Auch Röbä braucht für seine schmerzende Schulter ärztliche Behandlung.
Wir richten uns – zusammen mit Vero und Marcel – auf der Bio-Farm 'Granja la Orientala' bei Serena und Mathias aus Lugano ein.
Nachdem wir an Silvester bei Heinz und Markus einen dieser köstlichen Tropfen trinken durften, besuchen wir nun die Bodega Bouza im Norden von Montevideo.
Bouza benutzt neben Eichenfässern aus Frankreich und Amerika auch solche aus dem Kaukasus. Die Bodega kreiert auch einen Wein mit einem sehr hohen Alkoholgehalt - bis 16% - und so ist es nicht verwunderlich, dass uns vor allem dieser Tropfen sehr gut mundet.
Auch die Führung durch das Parlamentsgebäude von Uruguay ist ein weiterer Höhepunkt.
Zum Fest der drei Könige lassen wir uns von der lauten Trommelmusik und den rhythmischen Tänzen mitreissen.
12.-15.01.2018
Auf der Fahrt zum NP Quebrada de los Cuervos/Rabenschlucht, übernachten wir auf dem Camping in Minas.
Ein riesiger Platz voll bepackt mit Uruguayos, die hier ihr Wochenende verbringen. Bis spät in die Nacht schleppen sie - hoch aufgetürmt - auf kleinen Pick-ups ihren Hausrat an. Jeder, der etwas auf sich hält, besitzt eine überdimensionierte Musikanlage und versucht lauter als der Nachbar zu sein :o((
In der Rabenschlucht schlägt das Wetter um. Der Himmel ist bewölkt und bald beginnt es zu regnen.
Trotzdem machen wir uns auf die 3-stündige Wanderung. Zuerst geht’s durch Buschland. Der Abstieg in die Quebrada ist steil und rutschig.
In der Schlucht wachsen Palmen und mit Flechten verhangene Bäume. Es ist warm und feucht und das Bad im Arroyo Yerba ist ein Genuss!
Camperleben im strömenden Regen !!
Weiter geht es der brasilianischen Grenze entgegen.
Kurz vor der Grenzkontrolle biegen wir zur Laguna Merín ab. Sie ist mit 3500 km2 eines der grössten Süsswasser-Reservoirs der Erde und erstreckt sich über die Landesgrenze bis nach Brasilien hinein. In den Sommermonaten überquillt der Ort mit Badegästen!
Fazit Uruguay
Uruguay - viermal so gross wie die Schweiz aber nur halb so viele Einwohner, die vor allem in der Hauptstadt Montevideo sowie an der Küste wohnen. Hier finden wir auch die meisten Sehenswürdigkeiten. Der Rest des Landes ist flaches Acker- und Weideland mit wenigen Highlights. In unseren zwei Besuchen 2016/2017-18 haben wir das Land insgesamt 53 Tage bereist und uns immer sicher gefühlt.
Wir haben festgestellt, dass….
….die Uruguayos freundlich aber eher distanziert sind.
….sie exzessive Mate-Trinker sind und ohne Thermosflasche, Kalebasse/Trinkgefäss und Bombilla/Trinkröhrli das Haus nicht verlassen.
….das Leben hier teuer ist - z.T. Preise wie in der Schweiz.
….die Strassen mehrheitlich in schlechtem Zustand sind – der Emmentaler Käse hat weniger Löcher als die Strassen in Uruguay ;o))
….das Statussymbol der unteren Bevölkerungsschicht ein grosses Lautsprecher-System ist, mit dem sie ihre Umgebung Tag und Nacht mit Musik beschallen :o//
Weiter geht's in Brasilien