NORDAMERIKA 2023-2024

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USA (01. Januar - 27. April 2023)

Grün 2023  Rot 2022  Violett - frühere Reisen

Louisiana/eine Zusatzschlaufe

Neues Jahr - neue Herausforderungen!

Unser Camper braucht dringend einen neuen Zahnriemen und bevor wir an der USA-Westküste nach Norden abbiegen, möchten wir diese Servicearbeit erledigt haben. So klappern wir ab Pensacola jede Fiat-Chrysler-Jeep-Ram Garage ab, werden aber leider überall abgewiesen.

In New Orleans/Louisiana finden wir eine Fiat-Garage und einen Mechaniker, der sich mit unserem Modell etwas auskennt und der sich die Arbeit auch zutraut. Da sie aber die erforderlichen Teile in den USA nicht beschaffen können, lassen wir das komplette Set mit Fedex aus der Schweiz einfliegen.

In der Zwischenzeit überbrücken wir die Wartezeit mit einer Rundfahrt durch das südliche Louisiana. 

Baton Rouge - Lafayette

Unser erster Halt ist Baton Rouge, die Hauptstadt von Louisiana. Das Wetter weiss nicht so recht, was es will. Leichter Regen wechselt sich mit Sonnenschein ab.

Wir fahren auf einen grossen Parkplatz neben dem Mississippi River. Eine Dame ist gerade dabei Strafzettel zu verteilen. Sie erklärt uns, dass wir für unseren Camper zwei Parkplätze bezahlen müssen - US$ 20 - wegen der Länge. Wir dürften auch unser langes Hinterteil nicht über den Platzrand ins Gras hängen lassen - das gäbe auch eine Busse!! Wir suchen weiter und finden einen genügend grossen Stellplatz im Zentrum für US $1 :o))

 

Die Innenstadt haben wir schnell durchlaufen - alles leer und die sehenswerten Gebäude sind wegen Renovationen geschlossen :o(

Am nächsten Tag fahren wir ins 100km entfernte Lafayette. Im Gegensatz zu den anderen amerikanischen Städten treffen wir hier auf Menschen. Eine junge Dame fährt sogar ihre 45kg schwere Schildkröte spazieren!!

Auch die Kathedrale lässt uns staunen - innen wie aussen. Aussen haben wir das Gefühl vor einem Gebäude der Disney Studios zu stehen. Innen ist die Kirche elegant weihnachtlich dekoriert.

Zum Abschluss unseres Besuches in dieser Stadt gibt es ein Belgisches Weiss-Bier im Restaurant 'Wurst Biergarten'. 

Lafayette liegt im Herzen von Louisiana's Cajun Country und wir besuchen das historische Arcadian Village

 

In dieser Gegend haben sich hauptsächlich französische Siedler aus dem Osten Kanadas, vor allem aus der Provinz Nova Scotia - damals Arcadia genannt - niedergelassen. 

 

Als die Ostküste Kanadas 1754 von den Engländern übernommen wurde, sind die französischen Siedler von dort  vertrieben worden. Einige dieser Flüchtlinge fanden ein neues Zuhause in der Umgebung von Lafayette. Bis Anfang des 20. Jh. blieben die Arcadier unter sich, mischten sich dann aber mit den englisch sprechenden Amerikanern - die Arcadische Kultur begann sich in die heute in Süd-Louisiana dominierende Cajun-Kultur zu verwandeln. Die französisch geprägte Cajun-Esskultur verfügt über zahlreiche köstliche Gerichte, sodass die  Fast Food-Ketten es schwer haben in Süd-Louisiana Fuss zu fassen. 

 

Bei einem Spaziergang durch das historische Arcadian Village bekommen wir einen Einblick, wie die Arcadier damals in ihren Dörfern lebten und arbeiteten.

Cajun Prairie

Cajun und Afro-Amerikaner liessen sich in den flachen und trockeneren Gebieten zwischen Lafayette und Alexandria nieder und begannen das Land zu bewirtschaften.

 

Auf dem Weg nach Norden fahren wir an riesigen Reisfeldern vorbei. Diese werden nach der Reisernte geflutet und darin werden von Januar bis März Crawfish/Flusskrebse gezüchtet. Jim - ein Propan-Tankwart - erklärt uns den Zuchtverlauf, die Netze und das spezielle Boot, mit denen die Krebse im Frühling geerntet werden.

Louisiana produziert 45 Millionen Kilogramm Crawfish pro Jahr.

 

Bei einem Cajun-Essen (Crawfish, Frosch, Fisch, Krevetten) kommen wir mit einem älteren (älter als wir ;o) Ehepaar ins Gespräch. Sie sind auf dem Weg zur wöchentlichen Bibelstunde und essen vorher noch ein Gumbo (Cajun-Suppe). Nach einem kurzen Austausch steht der beleibte Herr vom Tisch auf, hebt sein T-Shirt und zeigt uns stolz seine beiden Kurzlauf-Pistolen, die er sich um den Bauch geschnallt hat. Mit ihm sei nicht zu spassen, falls ein 'Nigro' ihr Gebetshaus überfallen sollte.

Natchez

06.-11.01.2023

Die charmante Kleinstadt Natchez - 14‘000 Einwohner - liegt auf einer Anhöhe direkt am Mississippi River. Wir machen einen kurzen Abstecher von Louisiana nach Mississippi.

 

Natchez ist einerseits bekannt für seine prächtigen Antebellum-Häuser, andererseits beginnt hier der Natchez Trace - ein 8000 Jahre alter Handelspfad - der über 710km bis nach Nashville führt.

Oft wurde die Handelsware auf Flachbooten den Mississippi River runter nach Natchez transportiert, wegen der starken Strömung konnten die Boote aber nicht mehr zurückgerudert werden.

Die Bootsleute verkauften die Fracht - inkl. das Holz der Boote - und liefen/ritten anschliessend über den Natchez Trace wieder nach Nashville zurück. 

Da wir noch auf unsere Ersatzteile aus der Schweiz warten, nisten wir uns auf der gegenüberliegenden Flussseite in Vidalia/Louisiana auf dem River View Camping ein. Wir bekommen sogar den Veteranen-Rabatt, weil Röbä in der Schweizer Armee Dienst geleistet hat (You served your country)!

 

Die verschiedenen Wetterlagen bieten einiges an Abwechslung. Mal scheint die Sonne und es ist heiss, mal regnet es und ist kalt. Ab und an versteckt sich der Mississippi auch im dichten Nebel. 

Wir fahren durch die Cajun Prairie zurück nach New Orleans - soweit es geht, immer dem Mississippi River entlang. Der Staat Louisiana schützt die Bevölkerung mit hohen Dämmen vor Überschwemmungen und somit ist auch leider die Sicht auf den Fluss mehrheitlich versperrt.  

New Orleans

11.-13.01.2023

Als erstes fahren wir zur Fiat Garage und erfahren dort, dass unsere Teile aus der Schweiz angekommen sind und die schlechte Nachricht, dass wir erst einen Service-Termin in zwei Wochen erhalten. Enttäuscht beschliessen wir noch andere Garagen abzuklappern aber zuerst wollen wir uns New Orleans nochmals anschauen.

Bei der Brauerei Faubourg Brewing Co. gibt es neben genügend Parkplatz auch sehr leckeres Bier und die besten Hamburger, die wir bis jetzt in den USA gegessen haben!!

Die lebhafte Stadt New Orleans liegt am Mississippi River inmitten von Sümpfen und Seen und ist bekannt für ihre Jazz- und Blues-Musikszene, die Südstaaten-Architektur und das spezielle Essen der Cajuns.

In den Aussenbezirken chaotisch, schmutzig, gefährlich (wird uns gesagt) - im Stadtzentrum und in den touristischen Gegenden sauber, lebendig, einzigartig.

 

Wir sind schon um 10 Uhr morgens da - die Stadt schläft noch. Langsam öffnen einzelne Geschäfte ihre Tore.  Wir schlendern durch die Strassen des berühmten French Quarters und besichtigen am Jackson Square die schlossähnliche St. Louis Kathedrale und den Mississippi Dampfer am Hafen.

 

Ein Platzregen überrascht uns und wir suchen uns ein trockenes Plätzchen in einem Kaffee.

Nach einer Stunde und einem interessanten Schwatz mit dem Bar Keeper machen wir uns auf zur Frenchmen Street. Hier im Restaurant Nonno’s probieren wir eine echte Cajun Spezialität - Seafood Gumbo/Meeresfrüchte-Suppe. 

 

Bei unserer Rückkehr in die Bourbon Street im French Quarter ist New Orleans erwacht. 

Sei es aus den verschiedenen Lokalen oder draussen am Strassenrand, aus jeder Ecke ertönt Livemusik.

Früher Jazz und Blues, mischen heute auch andere Musikrichtungen kräftig mit.

 

Wir setzten uns in Fritzel's Jazz Bar und geniessen zwei Stunden lang Live-Musik. Ganz speziell sind wir begeistert von den flinken Fingern des virtuosen Jazzpianisten Richard 'Piano' Scott.

Venice

13.-22.01.2023

Bei unserer weiteren Garagen-Suche haben wir leider kein Glück und so beissen wir in den sauren Apfel und nehmen den Termin in New Orleans an.

Mittlerweile sind es ja 'nur' noch 10 Tage Wartezeit!! Aber wo verbringen wir diese Tage? Da fällt uns ein wohlklingender Name auf der Landkarte auf - das 120km entfernte Venice/Venedig im Mississippi Delta. Wir buchen einen Stellplatz auf dem Camping - US$ 200 für eine Woche inkl. Strom Frisch- und Abwasser, keine Toilette/Dusche - kaufen genügend Lebensmittel ein und los geht’s!

 

Bei unserer Ankunft sind wir etwas enttäuscht, die Erwartungen waren zu hoch. Das Einzige, was Venice mit Venedig gemein hat, sind die vielen Wasserkanäle und Seen. Der Ort hat sich vom Hurrikan Katrina 2005 nicht mehr erholt.

Wir finden ein Restaurant, ein paar geschlossene Geschäfte und ein Dorf, das schon bessere Zeiten gesehen hat. Jetzt heisst es, das Beste daraus machen. 

Wieder einmal kommt es anders, als man denkt, denn unser Nachbar Toby - ein pensionierter U-Bootfahrer in der US-Navi, der die ganze Welt befahren aber nichts davon gesehen hat - ist ein passionierter Crawfish/Flusskrebse-Fänger.

 

Hier leben die Flusskrebse in natürlicher Umgebung und sie krabbeln massenhaft im nahegelegenen Gewässer umher. Er zeigt uns, wie er sie in Drahtkörben fängt. Anschliessend kocht er sie zusammen mit Kartoffeln auf und übergibt sie uns zum Schälen, was eine Heidenarbeit bedeutet. Für ein feines Crawfish-Jambalya schälen wir eine Stunde lang Krebsschwänze - gut, wir sind auch noch nicht so geübt darin ;o)

Zur sportlichen Betätigung schwingen wir uns auf die Bikes und radeln dem Mississippi entlang - einmal zum südlichsten Punkt von Louisiana und ein anderes Mal zum nördlich gelegenen Fort Jackson.  

Odyssee eines Zahnriemenwechsels

1. Tag, Montag:

So, die lange Warterei und das Rumkurven in Louisiana - drei Wochen -  hat ein Ende. Röbä hat sich vor drei Tagen nochmals bei der Fiat-Garage vergewissert, dass wir für kommenden Montag immer noch auf dem Arbeitsplan stehen. Alles okay - einmal mehr!

 

Heute ist der grosse Tag und wir melden unseren Camper pünktlich um 8.30 Uhr zur Operation an. Erstmal werden tonnenweise Floskeln ausgetauscht und dann heisst es warten und Kaffee trinken, denn der Mechaniker sei noch nicht da.

 

Zwei Stunden später, es hat sich noch gar nichts getan. Röbä quatscht jeden an, der ihm über den Weg läuft, spricht mit dem Manager - aber auch hier Floskeln und keine handfesten Aussagen. Irgendwann heisst es, der Mechaniker sei schon lange da, müsse aber noch ein anderes Fahrzeug fertig machen :o(

Schliesslich wird uns auch noch mitgeteilt, dass wir unseren Camper erst wieder morgen Dienstag zurückbekommen und wir uns jetzt ein Hotel suchen müssen! Wenigsten fahren sie uns gratis in's 20km entfernte Zentrum von New Orleans.

 

Wir nehmen uns vor abzuschalten und den Tag mit viel Sonnenschein zu geniessen. Mit dem Streetcar/Tram fahren wir in den Garden District, laufen durch die Magazine Street und schauen uns die herrlichen alten Antebellum-Häuser an. Wieder zurück schlendern wir dem Riverwalk entlang durch den French Market und geniessen ein wunderbares 3-Gang Menü am Jackson Square.

Weil es vor 11 Tagen sooo gemütlich war, besuchen wir nochmals das Fritztel’s Jazz Pub und lauschen dem rassigen Jazz. Um 23 Uhr fallen wir todmüde ins Bett. Es war ein super Abend!!!

2. Tag, Dienstag:

Seit Mittag sitzen wir nun in der Hotelhalle und warten auf den Anruf der Garage. Um 16 Uhr ruft Röbä an und wie wir fast vermutet haben, werden wir auf morgen vertröstet!!!

Gibt es in dieser Firma einen Menschen, der zu seinen Versprechen steht? Und wie sieht es morgen aus, wird wieder alles um einen Tag verschoben? 

 

Wir müssen eine weitere Nacht im Hotel verbringen :o( aber es wird uns hoch und heilig versprochen, dass wir morgen früh um 09.30 Uhr vom Fahrer abgeholt werden.

3. Tag, Mittwoch:

09.30 Uhr - wir sitzen einmal mehr pünktlich in der Hotelhalle und warten! Es ist 11 Uhr und keine Spur von unserem Fahrer. Wir bestellen einen Uber-Fahrer und lassen uns zur Garage fahren. Dort angekommen, checkt Röbä unseren Camper. Der Mechaniker meint, er brauche nur noch eine Stunde. Aber wenn man den Camper anschaut, sieht es etwas anders aus.

Wir sitzen und warten, und warten, und warten. Um 15.15 Uhr endlich, die Operation ist beendet und der Patient lebt hoffentlich noch!!

Zum dritten Mal übernachten wir auf dem Gelände der Faubourg Brauerei. Aber morgen geht es weiter gegen Westen.

Obwohl wir eigentlich vermeiden, zweimal an denselben Ort zu reisen, müssen wir uns im nachhinein eingestehen - New Orleans nach 26 Jahren nochmals zu besuchen - war der Hammer!!

Texas/Houston - Austin - Fredericksburg

Auf unserem langen Weg - 1540km - von New Orleans zum Big Bend National Park im Süden von Texas müssen wir ein paar Stopps einlegen. Die erste Nacht verbringen wir an der Autobahn auf dem Restaurantparkplatz eines Cracker Barrels. Nun sind es noch 130km bis ins Zentrum von Houston.

 

Es ist kalt und der Wind bläst eisig durch die Hochhausschluchten. Wir marschieren in zügigen Schritten durchs Zentrum. Es ist Samstag und neben den vielen Obdachlosen, die in ihren Wolldecken eingehüllt an jeder Strassenecke sitzen, hat es doch auch noch vereinzelt ein paar Touristen.

Wir entdecken ein Restaurant, wo Frittiertes und Hamburger für einmal nicht auf der Karte zu finden sind und lassen uns eine köstliche Chicken Taco Suppe, einen knackigen Salat mit einem kleinen Sandwich schmecken. Houston hat uns nicht schlecht gefallen - wenn es nur etwas wärmer wäre!

28.-30.01.2023

Weiter geht die Fahrt nach Austin, der Hauptstadt von Texas. Das Wetter ist immer noch trüb und regnerisch.

Wir legen die Strecke auf einer der breitesten Autobahnen weltweit zurück - dem Katy Freeway. Die Autobahn I-10 hat streckenweise bis zu 26 Fahrspuren mit täglichem Verkehrsaufkommen von 219‘000 Fahrzeugen.

 

Da unser Camping nur einen Katzensprung über den Colorado River von der Stadt getrennt liegt, stürzen wir uns am Samstagabend - warm eingepackt - ins Nachtleben von Austin.

 

Am Sonntag wollten wir eigentlich die wunderbar angelegten Fahrradwege um Austin abstrampeln, aber Petrus macht uns einen Strich durch die Rechnung - es regnet in Strömen!!

Etwas Erbarmen hat er mit uns am späteren Nachmittag und wir können bei herrlichem Sonnenschein doch noch die Skyline bewundern.

30.01.2023

Es wird kälter und kälter! Mittlerweile sinkt die Tagestemperatur unter den Gefrierpunkt und das im Süden von Texas.

Bei -2°C sind es gerade mal eine Handvoll Verrückter, die durch Fredericksburg laufen. Der Ort wurde 1846 von deutschen Einwanderern gegründet. Viele Geschäfte und Restaurants tragen noch deutsche Namen, es gibt Biergärten, deutsches Bier, Brezel, Bäckereien, Bratwurst und Sauerkraut - naja, sie bräuchten wieder mal etwas Nachhilfe ;o(

 

Fredericksburg liegt inmitten des texanischen Weingebietes. Neben Bier kann man auch in über 50 Weingütern zum Teil köstlichen Rebensaft degustieren. Leider ist heute eher Tee-Wetter und die Geschäfte schliessen schon um 16 Uhr, da sich die Strassen vereisen und jeder will sicher zuhause ankommen. So reicht die Zeit gerade für drei Wein-Degustationen, bevor auch wir uns in den warmen Camper zurückziehen. 

Lockdown in Fredericksburg

30.01.-03.02.2023

Nein, nicht wegen Corona sondern wegen Eis!!

 

Die Wettersituation hat sich hier in Fredericksburg mit jeder Stunde verschlimmert. Eine dicke Wolkenschicht legt sich über das Hill Country, Minustemperaturen, ein eisiger Wind und Eisregen legen alles lahm. Unser Campingwart informiert uns, dass die Strassen gesperrt seien und dass vor Freitag kaum Besserung zu erwarten ist.

Heute Dienstag - nach einer saukalten Nacht - liegt eine 2cm dicke Eisschicht auf den Gräsern, Ästen, Kabeln und auf unserem Camper. Sogar auf dem Kiesplatz könnten wir 'Schlittschüendle'!

Laufen ist nicht mehr, rutschen ist angesagt. Zum Glück ist unser Gas-Tank voll, wir können heizen und auch unser Notvorrat wird wieder einmal abgebaut. 

Am Donnerstag fällt dann auch noch der Strom aus, da die frei aufgehängten Kabel die Last des Eises nicht mehr tragen können.

Endlich, am Freitag sind wir aufgetaut und können unsere Reise fortsetzen. Unsere bereits bezahlte Buchung im Big Bend National Park ist leider dem Wetter zum Opfer gefallen.

Weit kommen wir nicht! - Sonora, Ozona

03.-06.02.2023

Sonora

Freitagmorgen, strahlend blauer Himmel und die Sonne lacht. Auch wir zwei strahlen um die Wette und fahren glücklich westwärts durch Texas.

Aber nach nur gerade 200km vergeht uns das Lachen schlagartig. Unser Camper bleibt im texanischen Wilden Westen mitten auf der Interstate 10 stecken. Der Motor stirbt nach jedem Startversuch innert 2 Sekunden ab. Vier Stunden lang versucht Röbä einen Abschleppdienst oder einen Mechaniker zu organisieren - vergebens!

 

Hier ein paar Antworten, die Röbä zu hören bekommt:

  • Heute nicht mehr, es ist Freitagmittag/Wochenende (obwohl jeder 24/7 Service anbietet)
  • wir helfen keinen Wohnmobilen, wir wollen keine Haftungsklagen
  • einige versprechen zu kommen, kommen aber weder am Freitag, noch am Samstag noch am Sonntag, sagen auch nicht ab
  • Heute haben wir keine Zeit oder kein passendes Fahrzeug

Nach vier Stunden tauchen Sheriffs auf, die wissen aber auch keinen Rat. Wir schieben den Camper an den Strassenrand, packen das Nötigste ein und lassen uns von ihnen in ein Hotel im 30km entfernten Sonora fahren.

Inzwischen ist Sonntagabend. Röbä hat mittlerweile vom Hotel aus die letzten zweieinhalb Tage am Telefon verbracht und mit über 20 Abschleppern, Diesel-Mechanikern, Versicherungen und Pannenhilfen gesprochen. Es ist unglaublich, aber wir sind noch keinen Schritt weiter.

 

So etwas haben wir in den letzten sechseinhalb Jahren auf unserer Reise durch ganz Süd- und Mittelamerika noch nicht erlebt!

 

Zur Entspannung spazieren wir einmal um das 2‘500 Seelendorf Sonora, das mitten in der Wüste und 155km nördlich der mexikanischen Grenze liegt. Neben vier Gebetshäusern, drei Fastfood-Buden und fünf Tankstellen gibts hier nicht viel mehr zu sehen. Wir gehen schlafen!

Es ist Montagmorgen 08.30 Uhr und wir sitzen beim Frühstück. Welche Überraschungen hält der heutige Tag wohl für uns bereit?

Gerade kauen wir am ersten Bissen Toastbrot, da klingelt das Telefon. Ein Abschlepper stehe in fünf Minuten vor unserem Hotel, teilt man uns mit. Wir lassen alles stehen und liegen, packen rasch unsere vier Sachen und tatsächlich, da wartet ein Monster-Truck auf uns - kleiner wäre auch okay gewesen, aber wir sind nicht (mehr) wählerisch ;o)

 

06.-23.02.2023

Ozona

Schnell ist unser Camper aufgeladen und wir tuckern ins 90km entfernte Ozona zu einem Diesel-Mechaniker. Natürlich haben die Mechaniker noch nie ein Europäisches Diesel-Fahrzeug gesehen, können aber mit ihrem Scanner einen fehlerhaften Diesel-Drucksensor ausfindig machen. In 650km entfernten Housten finden sie einen Ersatzteil-Händler, der den Sensor beschaffen kann. Bis am Freitag sollte er in Ozona ankommen. Einmal mehr - warten ist angesagt!!

Ja, das war leider nichts!

Es ist Freitagabend, der neue Sensor ist eingebaut aber der Camper springt nicht an. Am Montag wird der Mechaniker einen Diesel-Druckregulator bestellen. 

Heute Montagmorgen die Hiobsbotschaft - es dauert ca. sechs Wochen, bis sie einen Regulator aufgetrieben haben.

Das geht schneller aus der Schweiz, trotzdem müssen wir nochmals eine Woche warten. Langsam gehen uns die Ideen aus, wie wir diese Warterei überstehen.

 

Ozona mit seinen 3200 Einwohnern liegt weitab von jeglicher Zivilisation. Die Interstate 10 verläuft mittendurch. Rechts und links dieser Autobahn gibt es ein paar Fastfood-Buden und gleich viele Gebetshäuser, einen Supermarkt, drei Schulen, keine Gehsteige dafür vierspurige Dorfstrassen und einen lokalen Flugplatz, der schon seit längerem keinen Flugbetrieb mehr gesehen hat. Das nächste Dorf ist 60km entfernt.

 

Bei unserer morgendlichen Aktivität - Joggen - begleitet uns das zähnefletschende Gebell der eingezäunten Kampf-Hunde, die sich Zweifüssler ohne Carrosserie-Ummantelung nicht gewohnt sind ;o)

Eine Woche später - Montagabend - trifft der Druckregulator aus der Schweiz ein. Schnell ist das Teil ausgetauscht und die 50km-Probefahrt verläuft ohne Probleme. Wow, was für eine Erleichterung!

 

Leider schlägt am Dienstagmorgen die Freude in Verzweiflung um, denn nun können wir knapp den Parkplatz verlassen, bevor der Motor wieder abstirbt. Die gleichen Symptome. Die beiden Mechaniker sind ratlos und zeigen auch kein grosses Interesse mehr, uns zu helfen.

Wir suchen Hilfe bei unserer Versicherung 'Good Sam', welche einen Termin bei der All American Chrysler, Jeep, Dodge, Ram, Fiat Garage im 150km entfernten San Angelo organisiert. In einem persönlichen Telefongespräch mit dem Werkstatt-Chef kriegt Röbä die Bestätigung, dass sie Fiat Ducato-Dieselfahrzeuge kennen und reparieren können - 'Hey man, no problem!'

 

23.02.2023

Nach zweieinhalb Wochen Warterei in Ozona geht unsere Odyssee weiter Richtung San Angelo.

 

Wieder einmal werden gemachte Versprechen nicht eingehalten!!

Nach unserem Eintreffen in der Chrysler Fiat Garage in San Angelo wird kurz ein Scanner angeschlossen und uns mitgeteilt, dass sie uns nun bei einem solchen Fahrzeug doch nicht helfen können. Röbä hat auch keine Möglichkeit mit dem Werkstattchef zu sprechen.

 

Nach weiteren fünf Stunden informiert uns die Empfangsdame, dass unser Camper im Moment in eine andere Garage transportiert wird??!! Wie bitte, das Fahrzeug ist doch nicht fahrbereit? Die Fahrerkabine ist abgeschlossen, die Handbremse angezogen, das Mobiliar nicht gesichert! Das darf doch nicht wahr sein! Röbä erwischt den Abschlepper gerade noch rechtzeitig vor dem Verlassen des Garagen-Areals und kann weiteren Schaden verhindern. 

 

Nun stehen wir bei Ric Henry’s Auto Service - einem vermeintlichen Spezialisten für europäische Benzin- und Diesel-Autos. Wie weit die uns helfen können, steht noch in den Sternen.

San Angelo

23.02.-10.03.2023

Die Crew von Ric Henry’s Auto Service empfängt uns aber mit viel Verständnis für unsere verfahrene Situation und macht sich - es ist Donnerstagnachmittag 16 Uhr - sogleich ans Werk. Ric Henry, Besitzer der Garage und erfahrener Diesel-Spezialist, ist sich nach wenigen Messdaten bereits sicher.… die Diesel-Druckpumpe zerlegt sich und hat bereits kleine Metallspäne im ganzen Kraftstoff-System verteilt. Shane, der zuvorkommende Service Consultant, macht sich auf Ersatzteilsuche.

 

Das Wochenende verbringen wir - mit Strom, Wasser und einem Auto (gratis) versehen - auf dem Parkplatz vor der Garage. 

Ein Spaziergang führt uns am Freitagnachmittag ins Zentrum von San Angelo. Ein oder zwei Gläser Wein sowie ein kurzweiliges Gespräch bei Karen in der Brix Winery lassen uns für ein paar Stunden die Camper-Sorgen vergessen. 

 

Shane und seine Frau Jennifer laden uns spontan zum Nachtessen zu sich nach Hause ein. Ein super-leckeres Skillet Chicken - eine Grillspezialität von Shane - in entspannter Atmosphäre - und schon sieht die Welt wieder rosiger aus.

 

Dear Shane, dear Jenny

Thank you for your generous hospitality and the lovely evenings we could spend together. We'll keep these memories in our hearts and we'll see y'all in Switzerland! :o)

Am Montag ist klar, dass die benötigten Ersatzteile in den USA nicht beschafft werden können und wir eine Diesel-Druckpumpe, ein Dieselfilter sowie nochmals einen Druckregulator aus der Schweiz einfliegen lassen müssen - Lieferzeit 7 Tage :o((

 

Da läutet unser Telefon und Karen von der Winery und ihre Mutter Sandy laden uns zu einem Mittagessen ins Restaurant Cotton Patch ein. 

Sandy hat vor langer Zeit für zwei Jahre in Deutschland gelebt und spricht immer noch ein paar Brocken Deutsch. Zusammen verbringen wir ein paar gemütliche Stunden und lauschen den Erzählungen aus alten Zeiten.

 

Sandy zeigt uns ihr grosses Haus und lädt uns ein, bei ihr zu wohnen, sobald die Reparatur an unserem Camper beginnt. 

San Angelo wurde 1867 gegründet, hat ca. 100‘000 Einwohner, liegt in den Ausläufern der Chihuahua Wüste, 360km westlich der Hauptstadt Austin, in Mitten der ehemaligen Gebiete der Apachen, Comanchen und Shoshonen. Neben dem Öl-Business ist die Gegend um San Angelo bekannt für Schaf- und Rinderzucht. Obwohl mitten in der Wüste lässt es sich hier offensichtlich gut leben. Mehrere der grossen Supermarktketten und praktisch alle Fast Food Ketten sind vertreten.  

 

Im kleinen aber schmucken Stadt-Zentrum stehen noch einige alte Gebäude und beherbergen interessante Geschäfte und Restaurants. Der City Park entlang des Concho Rivers bietet uns auch wieder mal die Gelegenheit zur sportlichen Betätigung - nur faul rumzusitzen geht gar nicht ;o) 

 

Am Wochenende - Texas feiert seine Unabhängigkeit von Mexiko - organisiert die Stadt entlang des Concho Rivers ein BBQ-Wettbewerb. Die Besucher sind lediglich Zuschauer, dürfen aber das bewertete Grillgut - Huhn, Schweinerippen, grilierter Tafelspitz - gratis probieren. Mmm....das war guuut!

Heute ist Museumstag!

Fort Concho wurde an den Ufern des Concho Flusses 1867 errichtet - im gleichen Jahr wie die Stadt San Angelo - und hatte die Aufgabe, die Grenze des damaligen Texas vor Indianer-Angriffen zu schützen. Während den

22 Betriebsjahren war das Fort mit bis zu 400 Soldaten - den berühmten Buffalo Soldiers, dunkelhäutige Soldaten und weisse Offiziere - besetzt.

 

Die heutigen Militärbaracken beherbergen auch ein Telefonmuseum und ein Teil des Kunstmuseums mit Werken zweier texanischer Künstler.  

Ganz in der Nähe liegt der San Angelo State Park mit dem O.C. Fisher-Stausee, der 1953 gebaut wurde um die Stadt vor Fluten zu schützen und mit Trinkwasser zu versorgen. Um Röbä etwas abzulenken - seine Gedanken sind nur beim Camper - machen wir einen Spaziergang am See. Der einstige Stausee mit einer Tiefe von 18m hat heute leider nur noch eine kümmerliche Grösse mit einer Tiefe von max. 2m. 

 

Es ist Montag, endlich geht es einen Schritt vorwärts, die Teile aus der Schweiz sind eingetroffen!

Da der Camper jetzt für die Reparatur vorne aufgebockt wird, nehmen wie das Angebot von Sandy sehr gerne an und ziehen zu ihr und ihren zwei Hunden Fred und Shely. 

 

Die restlichen zwei Tage verbringt Röbä in der Garage und schaut zu, wie Werkstattleiter Steve die Fahrzeugfront zerlegt, Diesel-Druckpumpe, -Regulator und -Filter ersetzt sowie -Tank, -Einspritzdüsen und -Leitungen reinigt. Die abschliessende 150km lange Testfahrt verläuft erfolgreich - Juhui !

 

Sandy und ich verbringen die Tage mit Gartenarbeit, shoppen und Kaffee trinken.  

Mittwochabend fährt Röbä mit unserem reparierten Camper bei Sandy vor. Was für eine Erleichterung!!!! 

 

Den Donnerstag benutzen wir als Wasch- und Putztag und machen uns bereit für die Abreise am Freitag.

 

Wir verabschieden uns von unseren lieb gewonnenen Freunden Sandy, Karen, von Fred und Shely und sind überwältigt von der Gastfreundschaft der Menschen in San Angelo.

 

Dear Sandy, dear Karen

We met by coincidence and you opened your house and your heart for us. What wonderful people you are. Thank you very much for everything and especially for your friendship. Hope to see you in Germany or Switzerland.

Biiiiig hug

Zur Abwechslung geht es ins Bordell

Zahlreiche Abenteurer und eine wachsende Anzahl von Siedlern scheinen die Ursache gewesen zu sein, dass im Texanischen Wüstenort San Angelo - neben Einkaufsläden und Saloons - auch einige Bordelle die breite Hauptstrasser zu säumen begannen.

 

Prostitution und Bordelle sind inzwischen illegal in Texas, es drohen bis zu 10'000$ Strafe und jahrzehntelange (!) Gefängnisstrafen. Daher wird eines dieser Bordelle - Miss Hattie's Bordello - seit einigen Jahren nur noch als Museum betrieben.

 

Gemäss der lokalen Legende - die Historiker sind sich über die Details nicht einig - wurde das Bordell durch eine Mrs. Hatton geführt, während ihr Mann einen einträglichen Saloon im Erdgeschoss betrieb.

Während die Frauen sich in den zahlreichen Einkaufsläden der Stadt vergnügten, erledigten ihre Ehemänner die lästigen - jedoch auch bereits damals notwendigen - Bank-Geschäfte. Was die Ehefrauen jedoch nicht wussten war der Umstand, dass ihre Männer nach dem Geschäftlichen über einen Geheimgang im Keller der Bank ins Bordell rüber wechseln konnten und dort ihrerseits das Vergnügen suchten. 

Shane Bearden, San Angelo, TX - Drag Racing/Beschleunigungs-Rennen

Ein Drag Race/Beschleunigungsrennen ist eine Motorsport-Veranstaltung für Autos und Motorräder, bei der eine gerade Strecke bei stehendem Start schnellstmöglich zurückzulegen ist. Die traditionellen Renndistanzen sind die Viertelmeile (400m) und die Achtelmeile (200m). Die beiden Kontrahenten werden unabhängig voneinander beurteilt. Die Reaktionsschnelligkeit des Fahrers sowie seine Fähigkeit, die enorme Leistung seines Dragster auf die speziell präparierte Start-Piste zu bringen, entscheiden über Sieg oder Niederlage.

 

Shane von San Angelo Texas, hat das Renn-Gen und die Karosserie seines aktuellen Dragster von seinem Vater geerbt (1975 Dodge Dart, aufgebohrt auf 6.8L, 620 PS, 200m bzw.160km/h in 6.6s, 6800-7000 RPM).

 

Wir können die letzten, ohrenbetäubenden Rennvorbereitungen in der Werkstatt von Ric Henry's Auto Service live miterleben. Um möglichst viel Gewicht einzusparen, sind Heck und Front der Karosserie aus Fiberglas, sowie alle unnötigen 'Innereien' ausgebaut.

An einem der Wochenenden, wo wir in San Angelo auf Ersatzteile für die Reparatur unseres Campers warten, findet im 600km entfernten Oklahoma ein Drag Race statt. Am Freitagmorgen bewegt sich Shanes Fahrzeug-Konvoi inkl. Anhänger mit Dragster Richtung Norden - wir bleiben in San Angelo und drücken aus der Ferne die Daumen.

 

Bevor ein Rennen beginnt, werden die breiten Antriebsreifen warm 'geschliffen'. Dann gehts in die Startposition, wo ein Lichtsignal im Blickwinkel der Fahrer die Start-Sequenz durchläuft.

 

Shane bestreitet mit seinem Fahrzeug mehrere Rennen - drei davon sehr erfolgreich - bevor er von einem noch schnelleren Dragster geschlagen wird.

Grün 2023   Rot 2022   Violett frühere Reisen

New Mexico

Gegen unseren Reiseplan entscheiden wir uns in den Norden zu fahren und in der Zivilisation zu bleiben. Der Big Band National Park ist uns und unserem Auto im Moment zu abgelegen und den Norden von Mexiko haben wir ja ausführlich bereist. 

 

Röbä hatte eine unruhige Nacht in San Angelo. Gestern Abend entdeckte er ein paar Dieseltropfen unter dem Motor.

Da wir nicht schon wieder irgendwo stecken bleiben wollen, entschliessen wir uns vor der Abfahrt nochmals Steve in der Garage zu konsultieren. Der zieht den Dieselschlauch noch etwas kräftiger an und reinigt den Motor. Los geht’s!

Wir trauen uns aber trotzdem nicht einen Jubelschrei loszulassen - Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste - haben unsere Eltern immer gesagt. Nach 100km Fahrt checkt Röbä den Motor und kommt mit grimmiger Miene wieder hoch - alles voller Diesel. Wir drehen um und fahren nach San Angelo zurück.

Steve kann es kaum glauben. Noch einmal kontrolliert er alles genau, nimmt den Druck-Sensor nochmals raus, reinigt den Motor. Eine kurze Probefahrt bestätigt - alles okay.

 

Und tatsächlich mit jedem gewonnenen Kilometer Richtung Norden, steigt unser Vertrauen in unser Fahrzeug und wir können die Landschaft wieder geniessen. Trotzdem, Röbä macht alle 50km eine Kontrolle. 

Nach einem langen und emotionalen Fahrtag erreichen wir die Grenze zu New Mexico. Der Bundesstaat hat etwa die Grösse von Deutschland mit knapp 2.5 Mio. Einwohnern. 

 

Erleichtert nach diesem anstrengenden Tag, machen wir es uns kurz nach der Grenze auf einem Gratis-Camping - inkl. Strom und Wasser - gemütlich.

Roswell - Lincoln

Nach einer ruhigen Nacht geht die Fahrt durch die weiten Ebenen weiter, der Sierra Blanca entgegen.

 

Heute stehen zwei Besuche auf unserem Programm, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einen wollen wir uns in Roswell selbst ein Bild über das 1947 gesichtete und abgestürzte 'UFO' und die sich darin befindenden 'Grünen Männchen' machen und zum anderen tauchen wir in Lincoln in die Zeit des Wilden Westens ein und besuchen das Wirkungsgebiet von 'Billy the Kid'.  

Überall kleben, stehen oder sitzen sie oder schauen verwundert aus Schaufenstern auf die Welt, die sie nicht mehr verlassen können - die kleinen 'Grünen Männchen'.

In der Nacht des 2. Juli 1947, in der abgelegenen Wüste New Mexicos, stürzte angeblich ein UFO ab. Die Walker Air Force Base in Roswell meldete, dass es sich um ein UFO handeln würde, korrigierte die Aussage aber schnell in einen abgestürzten Überwachungsballon. Dieses Ereignis änderte das Leben in Roswell komplett.

 

Das International UFO Museum & Research Center informiert mit vielen Videos von Zeitzeugen, Fotos und Reports aus dieser Zeit….und natürlich dürfen die 'Grünen Männchen' nicht fehlen ;o)

Ein paar Kilometer weiter in der hügeligen Sierra Blanca sitzt das verschlafene Nest Lincoln, das noch die einzige authentische alte Westernstadt in den Vereinigten Staaten sein soll.

Hier - im Gerichtsgebäude - wartete Billy the Kid 1881 auf seine Hinrichtung durch Erhängen. Er konnte entkommen und erschoss auf der Flucht die beiden Marshalls Robert Ollinger und J.W. Bell. 

 

Ein Spaziergang durch das Dorf müsste uns eigentlich in die Zeit der Cowboys und Indianer versetzen, aber wir sind etwas enttäuscht - wahrscheinlich haben wir zu viele Western Filme gesehen! 

White Sands National Park und Missile Range

12./13.03.2023

Auf der Weiterfahrt erreichen wir in der Sierra Blanca auf 2100müM den Winterferienort Ruidoso. In den schattigen Stellen liegt noch etwas Schnee, auf denen sich die Texaner, die gerade Frühlingsferien haben, rumtummeln.

 

Wieder einmal führt uns unser Navi über eine Abkürzung in eine heikle Situation. Nach etlichen Kilometern endet unsere Fahrt an einer Naturstrasse mit einer Fahrverbotstafel - wir sind im Mescalero Apachen Reservat gelandet. Ein Bewohner des Reservats gibt uns zum Glück die Erlaubnis durchzufahren, warnt uns aber zugleich vor der etwas ruppigen Waldstrasse.

Auf Röbäs Stirne zeigen sich nach kurzer Fahrt die ersten Schweissperlen - jetzt wo das 'Wägeli' sooo gut läuft!! Die kritischen Stellen haben Camper und Fahrer aber gut gemeistert. Jetzt brauchen beide eine Dusche ;o))

 

Steil geht es durch einen Canyon runter in die Fläche. Bei einem kurzen Halt an einem Aussichtspunkt bittet uns ein Camperfahrer um Hilfe. Er benötigt dringend Bremsflüssigkeit. Wir helfen gerne, wissen wir doch, wie es sich anfühlt, wenn man wegen einer Panne gestrandet ist.

 

Was wir zuerst für eine Nebeldecke halten, entpuppt sich als die weisse Fläche des White Sands National Park

Kaum zu glauben, aber was aussieht wie eine Winterlandschaft sind tatsächlich weisse Sanddünen.

Kinder und Erwachsene düsen mit Plastiktellern die Dünen runter oder buddeln sich im kühlen Sand ein. Wir machen einen Dünenspaziergang, geben aber schnell wieder auf, denn drei Schritte hoch, zwei Schritte runter - 'isch en Chrampf'!

Dafür fahren wir in die angrenzende White Sands Missile Range. Der Park ist ein 8300km2 grosses Testgelände der US-Armee.

 

Es begann mit einem Test der weltweit ersten Atombombe im Jahr 1945 und ist heute das führende militärische Testgelände in Amerika. Zu unserem Erstaunen gibt es ein Museum - das im Moment leider geschlossen ist - und ein Missile/Raketen Park, den wir aber besuchen dürfen. Am Eingang müssen wir unseren Pass vorweisen und uns fotografieren lassen - dann dürfen wir rein. 

  • FAT MAN war die zweite und bis jetzt letzte Atombombe, die in einem Krieg eingesetzt wurde. Sie wurde von den USA am 9. November 1945 über Nagasaki/Japan gezündet.
  • Die REDSTONE-Rakete war die grösste Boden-/Boden-Rakete der US Armee. Dieser Raketen-Typ wurde von Wernher von Braun entwickelt und ist daher ein direkter Nachfahre der Deutschen V2-Rakete. Mit modifizierten Redstone-Raketen brachte die USA ihren ersten Satelliten sowie den ersten Amerikaner in den Weltraum.
  • Keine fliegende Untertasse (aber so was ähnliches hat man in Roswell gefunden), sondern ein Vehikel für die VIKING MARS LANDER Abbrems-Tests. Mit einem Ballon wurde das Vehikel in grosse Höhe gebracht, dort abgeworfen und mittels den unten sichtbaren Raketen-Antrieben herumgeflogen bzw. abgebremst. Nach Abschluss der Tests gings per Fallschirm wieder zur Erde zurück. 
  • Weiteres Kriegs-Gerät....

Organ Mountains Wilderness - City of Stones State Park

13.-15.03.2023

Gleich anschliessend an das Armeegelände, das im Tularosa Becken in der Chihuahua-Wüste liegt, erheben sich die Organ Mountains mit ihren interessanten Felsformationen.

Am Fusse dieser Berge finden wir unseren Übernachtungsplatz im Aguirre Spring Camping. Auch hier bekommen wir die Frühlingsferien zu spüren - beinahe jeder Platz ist belegt.

Nach einer ruhigen Nacht nützen wir die Gelegenheit für eine Wanderung. Der Pine Tree Trail führt 6.5km über Stock und Stein hoch und runter, zwischen Wachholderbüschen, knorrigen Eichen und Sotol/Mezcalpflanzen hindurch. Immer wieder haben wir einen wunderbaren Blick in die Ferne über die Wüste.

Das bleibt auch so auf der Weiterfahrt nach Westen, wo wir einen Abstecher zum City of Rocks State Park machen. Es sieht aus, als ob hier - Mitten in der Wüste - vor 30 Mio. Jahren mit Bauklötzen gespielt wurde. 

Heute ist der Park ein beliebtes Ausflugsziel mit Camping. Da Ferien sind, haben wir leider Pech und alles ist schon ausgebucht.

Wir finden einen Schlafplatz im 60km entfernten Deming auf dem Parkplatz der D.H. Lescombes Winery.

Die Familie Lescombes wanderte 1981 aus dem Burgund/Frankreich nach New Mexico aus und ist heute der grösste Weinproduzent in New Mexiko.

Die beiden Brüder Florent und Emmanuel Lescombes produzieren über 40 verschiedene Weine - sechs davon haben wir degustiert ;o))

Arizona/Douglas - Grenze Mexiko - Bisbee

Heute verlassen wir New Mexico und fahren nach Arizona.

Dieser Staat ist ca. sieben Mal grösser als die Schweiz und hat gleich viele Einwohner. In dieser einsamen trockenen Wüsten- und Halbwüstengegend werden wir also nicht sehr vielen Menschen begegnen.

Wir fahren südwärts nach Douglas an die mexikanische Grenze. Eigentlich würden wir ja schon sehr gerne einen Abstecher über die Grenze machen, aber wir sind aus einem ganz anderen Grund hier. Wir möchten den legendären Grenzzaun USA/Mexiko sehen.

 

Die Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko ist 3'145 Kilometer lang. Auf einer Länge von ca. 650km steht ein bis zu 9m hoher Stahlzaun, der illegale Einwanderer aus Mexiko abhalten soll.

 

Grenzzaun USA/Mexiko auf Facebook - kein Hindernis zu hoch....

1877 wurden in den Mule Mountains/Maultierberge rings um das spätere Bisbee Spuren von Blei, Kupfer und Silber gefunden. Schon bald wurde der Ort von Goldsuchern und Spekulanten überrannt, in der Hoffnung, hier reich zu werden.

Der Bergbau in den Mule Mountains war sehr erfolgreich, und Bisbee wurde zu einem der reichsten Minenorte der Welt. Hier wurden 85 Tonnen Gold und mehr als vier Millionen Tonnen Kupfer geschürft, nebst Unmengen von Silber, Blei und Zink.

 

Mit über 20‘000 Einwohnern im Jahr 1910 war Bisbee eine der grössten Städte im Westen. Heute stehen viele der grossen mehrstöckigen Gebäude leer und die Einwohnerzahl ist bis auf 5'000 geschrumpft. Neben Joga-Kursen, Massage-Angeboten und Tarot-Karten legen kann der Tourist sich in den zahlreichen 'Lädeli' mit allerlei Schnick-Schnack eindecken. Viel ist hier nicht mehr los!

Tombstone

16.-20.03.2023

Wir reisen in die Vergangenheit nach Tombstone - eine alte Western Stadt.

Der Wind und die Postkutschen wirbeln den Strassensand auf, Cowboys in staubigen Kleidern mit Revolvern im Holster warten auf die nächste Schiesserei, während der Sheriff - gemütlich an einem Pfosten lehnend - den Ort im Auge behält. Da wird es still auf der Hauptgasse - Wyatt Earp, seine Brüder und Doc Holliday marschieren durch den Ort.

  

1879 kaufte der Goldsucher Ed Schieffelin ein Stück Land und gründete Tombstone/Grabstein. Er nannte den Ort so, weil ein Freund meinte, alles was er in dieser verlassenen Gegend finden werde, sei sein eigener Grabstein/Tombstone.

Der Ort wurde zu einem der letzten Boomtowns an der amerikanisch-mexikanischen Grenze und wuchs bis Mitte der 1880er Jahre von 100 auf rund 14‘000 Einwohner. 

1881 kam es zum bekannten Schusswechsel zwischen den Earp-Brüdern Wyatt, Virgil und Morgan, sowie Doc Holliday mit den Cowboys Ike und Billy Clanton, Frank und Tom McLaury und Billy Claiborne. 

 

Auf dem Boothill etwas ausserhalb von Tombstone liegen letztere begraben. Die Friedhöfe im Wilden Westen wurden Boothills genannt, weil die meisten der dort Bestatteten 'mit angezogenen Stiefeln/Boots' beigesetzt wurden.

Organ Pipe Cactus National Monument

19.-21.03.2023

Wieder zurück in der Gegenwart fahren wir durch Tucson zum Organ Pipe Cactus National Monument in der Sonora-Wüste.

Hier campieren wir direkt an einem ausgetrockneten Fluss auf einem riesigen Gelände ausserhalb des Parks. Die Temperaturen fallen auf 10°C. Schnell sammeln wir Holz und freuen uns, wieder einmal an einem Lagerfeuer zu sitzen.

Zwar haben wir uns schon in Mexiko im Botanischen Garten von Helia Bravo Hollis ausführlich mit den verschiedensten Kakteen beschäftigt, aber hier in den Vereinigten Staaten ist es der einzige Ort, wo Orgelpfeifenkakteen zu sehen sind.

 

Hier erleben wir auch wieder einmal, wie klein doch die Welt ist. Genau zu dem Zeitpunkt als wir vom Visitor Center in den Park losfahren wollen, kreuzen Katrin und Hans-Jürgen aus Deutschland unseren Weg. Das letzte Mal haben wir uns vor vier Jahren in Bolivien getroffen. Nach einem kurzen Schwatz beschliessen wir, den Abend gemeinsam zu verbringen.

 

Aber zuerst geht es jetzt auf Kakteen-Safari! 

Der Orgelpfeifenkaktus kann über 150 Jahre alt werden und bringt seine erste Blüte erst im Alter von etwa 35 Jahren hervor. Durchschnittliches Wachstum pro Jahr beträgt ca. 6 cm.

Kalifornien/Borrego Springs

22.-24.03.2023

Die Wüstenfahrt geht weiter westwärts und kurz nach Yuma überqueren wir die Grenze zu Kalifornien.

 

Da wir nahe an der mexikanischen Grenze entlang fahren, erhaschen wir auch immer wieder einen Blick auf den Grenzzaun der USA.

Zu unserem Erstaunen türmen sich plötzlich grosse Sanddünen neben uns auf. Sind wir jetzt in Afrika, im Mittleren Osten oder in den Vereinigten Staaten gelandet? Nein es sind die bis zu 10m hohen Imperial Sand Dunes.

 

Unser Ziel für die nächsten Tage ist Borrego Springs in der Mojave Wüste. Hier werden wir Heike und Peter treffen. Wir sind in Equador, Kolumbien und Mexiko ab und zu zusammen gereist. 

Um Borrego Springs hat der Künstler Ricardo Breceda ca. 130 Metallskulpturen in der Wüste verteilt aufgestellt. Die Skulpturen stellen Tiere dar, die vor Millionen von Jahren in diesem Gebiet lebten oder die lokale Geschichte dieser Gegend repräsentieren. 

Heute Donnerstag wandern wir vier den Palm Canyon Trail. Dieser Weg führt uns in eine felsige Schlucht zu einem der letzten natürlich vorkommenden einheimischen kalifornischen Palmenhaine.

Da es in den letzten Tagen immer wieder geregnet hat, ist an eine Flussüberquerung nicht zu denken und so suchen wir uns den Weg über kleinere und grössere Felsbrocken zur Oase.

Leider fielen vor wenigen Jahren 60 Palmen einem Brand zum Opfer und so erfreuen wir uns an den wenigen noch stehenden Fächerpalmen.

Wir überqueren das Küstengebirge auf einer Höhe von 1300müM Richtung Los Angeles und besuchen das Ausstellungs- und Wirkungsgelände von Ricardo Breceda.

Unglaublich viele Skulpturen warten hier auf Kundschaft. Er meint, ein Dino oder eine Schlange würde sich doch ganz gut auf unserem Dach machen ;o))

Corona

24.-27.03.2023

Nein, nix Pandemie!

Corona ist eine Stadt 80km südöstlich von Los Angeles und hat ca. 170‘000 Einwohner. Hier lebt die Schwester unseres Schwiegersohnes mit ihrer Familie, die wir das letzte Mal vor 18 Jahren getroffen haben.

Patricia und Philip laden uns ein, bei ihnen einen Zwischenstopp einzulegen. Bei einem gemütlichen Abendessen am Freitag-Abend und einem BBQ am Sonntag-Nachmittag bringen wir uns wieder auf den neuesten Stand über Familie, Arbeit und Freunde. 

Dear Patricia and Philip

We enjoyed our stay at your place a lot. Thank you very much for your precious time.

Patricia, I'll miss going shopping with you. Philip, we admired how you mastered the BBQ to perfection and also the 3/4 over easy eggs for breakfast :o)) Boys, thank you for the interesting talks. We wish you all the best for your future. 

 

We hope to see you all again, somewhere, sometime.

Santa Barbara

27.-30.03.2023

Los Angeles haben wir auf unserer ersten USA-Reise 1987 ausführlich besichtigt, deshalb umfahren wir die Mega-City auf dem Weg nach Santa Barbara.  

 

Santa Barbara liegt an der kalifornischen Pazifikküste, geschützt im Rücken von der beeindruckenden Gebirgskulisse der Santa Ynez Mountains, die bei unserer Ankunft noch mit Schnee bedeckt sind. Die Temperaturen liegen unter unserer Erwartung (20°C - 24°C) und es bläst ein kühler Wind. Gut eingepackt machen wir uns auf, Santa Barbara zu Fuss zu erkunden.

Als erstes schauen wir uns das County Courthouse/Gerichtsgebäude an, das 1929 im Stil der spanischen Kolonialzeit erbaut wurde. Der mit Wandgemälden ausstaffierte Saal wird heute hauptsächlich für Hochzeiten genutzt. Über das reich dekorierte Treppenhaus geht es hoch zum Aussichtsturm. Von hier oben haben wir eine atemberaubende Aussicht über ganz Santa Barbara.  

Zurück im Zentrum ist es Zeit für eine erste Weindegustation. Die Familie Grassini aus Pisa baut hier in der 3. Generation französisch-stämmige Trauben an. Wir sind keine Liebhaber von französischen Weinen, aber die von uns degustierten Weine waren zwar teuer, aber sehr gut.

 

Vor 15 Jahren gehörten die Weine der Santa Barbara Winery zu unseren Lieblingen. Und das ist mitunter ein Grund, weshalb wir nach SB gefahren sind! Einmal mehr bewahrheitet sich aber unser Prinzip 'nicht zweimal an denselben Ort zu gehen'.

Wir sind enttäuscht vom degustierten Wein und erstaunt, dass sich unser Geschmack so verändert haben sollte :o((

 

So genug Alkohol - jetzt brauchen wir etwas zwischen die Rippen! Am Hafen - bei den einheimischen Fischern - mit toller Aussicht auf das Meer gibt es frisch gefangenen Fisch und das knusprigste Ruchbrot, das wir ausserhalb Europas jemals gegessen haben. 

Vor unserer Abfahrt besuchen wir noch die Old Mission Santa Barbara. Auf einem Hügel liegt die 1786 gegründete und von Franziskanermönchen bewohnte Mission. Die Mission liegt auf dem angestammten Gebiet der Chumash - dem indigenen Volk - das hier seit tausenden von Jahren lebt. Die Auswirkungen der Missionszeit auf die indigene Bevölkerung war verheerend, da viele durch eingeschleppte Krankheiten starben. Heute wird mit verschiedenen Projekten die Zusammenarbeit mit den Chumash gefördert.   

Los Olivos - Solvang

Einer Panoramastrasse folgend, fahren wir über das Santa Ynez Gebirge ins Weingebiet Santa Ynez Valley. Wettermässig standen und stehen wir bis jetzt immer noch auf der Sonnenseite, aber etwas westlich verdunkelt sich der Himmel und es regnet. Kalifornien erlebt gerade - nach 10 Jahren Trockenheit - eine ausgiebige Schnee- und Regenperiode. Viele Strassen und Parks sind geschlossen.

 

Im Weinort Los Olivos warten neben unzähligen Souvenirshops auch über 30 Weinproduzenten auf Weinliebhaber - hauptsächlich mit Chardonnay und Pinot Noir. Da wir Pinot Noir nicht so gerne mögen, bleiben uns nur noch wenige 'Traubensäfte' zur Auswahl. Wir haben Glück und finden bei Coquelicot Winery drei gute Tropfen.

Die zweite Degustation bei Kaena Winery konnte uns hingegen kein Lächeln entlocken.

Solvang wurde 1911 von einer Gruppe dänischer Einwanderer gegründet. Mit seiner typisch dänischen Architektur, den authentisch dänischen Bäckereien und Restaurants zieht der Ort unzählige Touristen an - so auch uns.

Wir möchten neben dem Wein auch wieder einmal ein leckeres Blätterteiggebäck probieren. 

Paso Robles

Das Weingebiet Paso Robles liegt auf halbem Weg zwischen Los Angeles und San Francisco und ist neben Wein auch für seine heissen Quellen, seine Olivenöl-Produktion und seine zahlreichen Mandel-Plantagen bekannt. Wer uns kennt, weiss aber, auf was wir hier unser Schwergewicht legen ;o)

 

Weintrauben wurden 1797 von den spanischen Eroberern ins Salinas-Tal gebracht und die bereits ansässigen Franziskaner-Missionare wurden die ersten Weinbauern dieser Gegend.

 

Heute gibt es über 200 Weingüter, die die unterschiedlichsten Reben anbauen. Unsere erste Degustation bei Copia Vineyards schmeckt uns schon sehr gut. Das Highlight des Tage aber finden wir bei einem jungen Winzer Jason Bushong, der vor 20 Jahren den Wein für sich entdeckt hat und seither kräftige und charaktervolle Weine produziert. Seine Devise:  

 

"We’re not focused on making more and more, but making better and better!"

 

Bei der dritten Winery - Locatelli Vineyards - dürfen wir sogar zwischen den Rebbergen übernachten. Leider produzieren sie nicht unbedingt Wein nach unserem Geschmack, aber schön wars trotzdem.

Monterey - Santa Cruz - Pazifikküste

02.-03.04.2023 

Wir fahren nach Monterey. Eigentlich wollten wir an der Pazifikküste entlang hochfahren, aber wegen den massiven Regenfällen der letzten Wochen und den damit verbundenen Erdrutschen ist die Küsten-Strasse gesperrt.

 

Der Fang von Sardinen und die Dosen-Verarbeitung war Anfang des 20. Jh. die Haupteinnahmequelle von Monterey und lockte viele Immigranten aus Europa und Asien in die Cannery Row/Konservenfabriken. Die Arbeit hier war hart und schmutzig, kalt und nass und der Gestank zum Teil unerträglich.

 

In der Mitte des letzten Jahrhunderts ging die Sardinen-Population so stark zurück, dass die ganze Fisch- Industrie zusammenbrach. Erst gegen Ende des Jahrhunderts kehrten die Sardinen wieder zurück.

Wir fahren zwischen Sanddünen und saftigem Agrarland der Pazifikküste entlang nach Santa Cruz.

Etwas oberhalb der Stadt haben wir in der Hallcrest Winery eine Degustation mit Übernachtung reserviert. 

Gut geschlafen und gut gefrühstückt - machen wir uns auf zum Henry Cowell Redwoods State Park, der ganz in der Nähe liegt. Hier wachsen die Coastel Redwoods/Küsten-Zypressen, welche zu den höchsten Bäumen der Erde gehören. Der höchste Baum in diesem Park misst 82m, sie können aber bis zu 120m hoch werden. Die Bäume in diesem Park sind durchschnittlich 700-900 Jahre alt. Es gibt einzelne Exemplare in Kalifornien, die bis zu 2000 Jahre alt sind - beeindruckende Lebewesen!

Die letzten 120km bis San Francisco fahren wir wieder der Pazifik-Küste entlang. Es ist windig, saukalt und ausser für ein paar kurze Spaziergänge bleiben wir lieber im Camper sitzen.

San Francisco

03.-05.04.2023

Ostern steht vor der Türe und halb Amerika hat Frühlingsferien. Eine ganz schwierige Konstellation für uns, denn alle Campings, State Parks und Übernachtungsplätze sind ausgebucht. Jetzt heisst es improvisieren. Zum Glück ist der Wassertank voll und die WC-Kassette leer ;o)

 

Für die erste Nacht in San Francisco steuern wir einen Kasino-Parkplatz an, der von einem riesigen Friedhofsgelände umgeben ist - ruhig wars! 

 

Mit dem Camper geht’s heute Dienstag ins Zentrum, wo wir auch die nächste Nacht auf einem Parkplatz verbringen. Wir kommen ins Gespräch mit einem Buschauffeur, der hier gerade seine 'Znünipause' beendet und der uns gratis zur 1.5km entfernten Tramstation mitnimmt. Unterwegs erzählt er uns von seiner Reise in die Schweiz.

Mit dem Tram - auch wieder gratis, der Chauffeur hat wahrscheinlich kein Retourgeld - fahren wir ein paar Kilometer durch die Stadt, bevor wir zu Fuss zwischen den Hochhäusern Richtung Ferry Building laufen. 

Hier haben wir auch einen tollen Blick auf die Oakland Bay Bridge. Weiter geht’s zum Pier 39, wo wir unseren müden Füssen etwas Erholung gönnen und den Durst mit einem belgischen Blue Moon-Bier löschen.

Anschliessend schauen wir noch schnell bei den Seelöwen vorbei, bevor wir am Fisherman's Wharf beim Italiener britische Fish & Chips und Clam Chowder bestellen ;o)

Zum Abschluss des Tages marschieren wir die steilen Strassen San Franciscos hoch zur bekannten Lombard Street. Unterwegs gibt’s noch schnell ein Foto mit einer alten Cable Car. Eine Fahrt ersparen wir uns, denn die Warteschlange ist über eine Stunde lang.

Da wir vor 26 Jahren schon einmal hier waren, können wir es gemütlich nehmen.

Den zweiten Tag verbringen wir im Presidio Hill Park rund um das Wahrzeichen Golden Gate Bridge. Hier haben wir die schönste Joggingstrecke überhaupt - immer dem Meer entlang und mit Blick auf die Brücke.

Die Hängebrücke mit einer Spannweite von 1.28km und einer Höhe von 227m war bei ihrer Eröffnung 1937 die höchste und längste Brücke der Welt. Heute gilt sie (nur noch) als die meistfotografierte Brücke. Auch wir konnten die Finger nicht vom Kamera-Auslöser lassen ;o)

 

Zum Übernachten fahren wir wieder zurück zum ruhigen Kasino/Friedhof Parkplatz.

Silicon Valley, Berkeley

Als technik-lastigen Menschen zieht es mich (Röbä) ins Silicon Valley, wo eine grosse Anzahl von Firmen mit richtungsweisenden Produkten angesiedelt sind.

 

HP, IMB, Intel, Apple, Google, Facebook, Tesla und Netflix sind nur einige der Namen, die dieser Gegend ihren legendären Ruf verschafft haben. Mit den Universitäten in Stanford und Berkeley (auf der anderen Seite der Bucht) stehen ihnen Nachwuchsschmieden und Forschungsinstitutionen von Weltrum zur Verfügung.

 

Dem Einfluss und den Konsequenzen ihrer Produkte, von mobiler Kommunikation, autonomen Fahrzeugen, vom Internet der Dinge, der Gen- und der Nano-Technologie und den künstlichen Intelligenzen können sich die wenigsten entziehen. Einige dieser Themen werden sich in naher Zeit explosionsartig weiter entwickeln und die Zukunft der Menschheit massgeblich beeinflussen.

Wie bei allen bahnbrechenden Errungenschaften - es liegt an uns allen, ihnen eine möglichst positive Richtung vorzugeben.

Computer History Museum

 

Das relativ kleine, aber für mich äusserst interessante Computer History Museum in Palo Alto widerspiegelt die beinahe 2'000 Jahre alte Geschichte des Computers. Meine persönliche Computer-Geschichte hat mit einem Zählrahmen im Vorschulalter begonnen und seitdem nichts an Faszination verloren.

 

Vom Abakus, Logarithmentafeln und Rechenschieber über Lochkarten-Verarbeitungsanlagen, Mainframes, Supercomputers, Minicomputers, Speichersysteme, Taschenrechner, Personal Computer, Software, Computer-Grafik/-Musik/-Kunst/-Spiele, Input- & Output Systeme, Mobile Computing, Networking, Internet, Web bis zu Robotics und Künstlicher Intelligenz - hier sind alle Schwergewichts-Themen und unzählige Geräte vertreten. Nach 4 1/2 Stunden verlasse ich diesen faszinierenden Technik-Tempel /, vermutlich einer meiner längsten Museumsbesuche überhaupt.

Sonoma- und Napa Valley

07.-09.04.2023

Wir sind in den weltbekannten Weintälern der USA unterwegs, um ein paar gute Tropfen zu probieren. Vielleicht haben wir hier mehr Glück als in Santa Barbara.

Das Wetter ist grau und trüb und es regnet aber wir lassen uns die gute Laune nicht verderben.

 

Im Sonoma Valley besuchen wir die Jacuzzi Winery. Von Jacuzzi kennen wir bis heute nur den Whirlpool und den Flugzeugpropeller. Was für eine interessante Mischung! Diese Familie macht keine halben Sachen, der Wein ist ganz nach unserem Gusto.

Wir fahren ins Städtchen Sonoma und entdecken auf den Rebbergen rings herum Windpropeller.

Bei Roche Weine wird uns erklärt, dass diese ca. 12m hohen Windmaschinen mit einem 6m langen Propeller bestückt sind. Bei sinkenden Temperaturen verwirbeln sie die wärmere höhere Luftschicht mit der kälteren bodennahen Schicht und schützen so die Trauben vor Frost.

All zu viel hat es Roche nicht genützt - Weisswein gut, Rotwein eben nur rot!

Eigentlich stand heute schlafen auf der Autobahnraststätte auf dem Plan, da wir es versäumt hatten, schon Wochen oder sogar Monate im Voraus eine Reservation zu platzieren. Röbä - hartnäckig wie er ist - findet hoch über dem Napa Valley auf einer Ranch einen Übernachtungsplatz. Die Anfahrt ist etwas steil, dafür die Aussicht umso schöner. 

Eigentlich haben wir vor 26 Jahren schon einmal bei Mondavi degustiert, aber wenn wir schon hier sind, warum nicht ein zweites Mal.

Leider haben wir auch hier wieder keine Reservation - alles ausgebucht. In den USA ist spontanes Reisen einfach nicht mehr möglich, schade! Als wir dann aber lesen, was eine Degustation bei Mondavi kostet - 125$/Person - sind wir nicht mehr traurig. Normalerweise bezahlt man für eine Degustation 25$ - 40$ !!

 

Nicht viel anders sieht es bei Beringer in St. Helena aus. Degu 125$/Person und trotzdem alles ausgebucht. Wir dürften ein Glas Wein für 20$ konsumieren und mit dem Wein durch den Park schlendern. Wir lehnen dankend ab.

 

In Healdsburg reihen sich rund um den Stadtpark Restaurants an Degustations-Shops der umliegenden Weinproduzenten aneinander. Normalerweise teilen wir uns immer eine Degustation, denn einer muss ja noch fahren. Da wir heute Mitten in der Stadt auf dem Parkplatz übernachten, dürfen wir etwas mehr trinken. Nach zwei Degustationen macht sich der Hunger bemerkbar - es gibt Rippli und Tafelspitz vom Grill, mmmh! 

Fazit unserer Weinreise von Santa Barbara bis Sonoma und Napa:

Die meisten degustierten Rotweine sind nicht nach unserem Geschmack, die Weissweine schneiden besser ab. Es gibt sehr gute Weine, die meisten sind jedoch für uns zu teuer - ab Produzent $60 - $90!!

Der Pazifikküste entlang nach Oregon

09.-11.04.2023

Wir überqueren ein paar Hügelzüge und schlängeln uns in engen Kurven durch Redwood-Wälder dem Pazifik entgegen. Fast unvorstellbar, aber dieser Küstenstreifen ist so weit abgelegen, dass man 60-100km fahren muss, um in einen grösseren Ort zu gelangen. 

Und genau hier beginnt die Inkontinenz unseres Kühlers - 2019 ersetzt nach Steinschlag in Chile - er verliert Kühlflüssigkeit.

 

Die Fahrt entlang der Pazifikküste ist für uns eher unspektakulär. Auf halbem Weg übernachten wir in einem der vielen State Parks in einem durchnässten Redwood-Wald.

 

Hier bleiben wir zwei Nächte und versuchen die undichte Stelle unseres Kühlers zu finden. Nachdem wir die Fahrzeug-Front demontiert und den Kühler frei gelegt haben, finden wir das Leck in der oberen linken Ecke. 

Auch diese Nacht gabs Regen, aber zum Glück scheint heute Morgen wieder die Sonne. Die Fahrt geht weiter durch Wälder, wo auf einer Lichtung - wie angekündigt - Hirsche/Elks äsen und die Wärme geniessen. Um keine Verwirrung zu stiften, die US-Amerikaner und Kanadier nennen die Hirsche Elks und die Elche Moose ;o)

 

In Fortuna fahren wir zu einem Kühlerspezialisten. Der meint, Kühler aus Aluminium können nicht geflickt werden, deshalb sollte ein neuer her - nur woher? In USA findet er keinen - was wir eigentlich schon erwartet haben. Wir kaufen ein Leckmittel, das uns die Zeit überbrückt bis wir einen neuen Kühler aufgetrieben haben. 

 

Auf der Weiterfahrt macht uns das Schild 'Big Tree' gwundrig. Wir nehmen einen Umweg in Kauf und laufen durch einen Waldabschnitt mit riesigen Redwoods. Wir können nur noch staunen - unsere Fotos werden diesen majestätischen Bäumen nicht gerecht!

Oregon/Grants Pass - Portland

11.-13.04.2323

Wir verlassen die Pazifikküste für eine Weile und fahren landeinwärts und schon bald sind wir an der Grenze zu Oregon.

Oregon misst in der Ost-West-Ausdehnung 640km und von Norden nach Süden 580km. Mit einer Einwohnerzahl von 15 Personen pro km2 ist das Land eher dünn besiedelt. Die Flagge Oregons ist die einzige der 50 Staat  Nordamerikas mit einer Vorder- und einer Rückseite.

In Oregon wird das Wetter wechselhaft. Sonne und Regenschauer lösen sich in Sekundenschnelle ab - es herrscht Aprilwetter!  Immer noch fahren wir kilometerweit durch Wald. Wir überqueren den Grants Pass auf 300müM und fahren runter in die Stadt, die den gleichen Namen trägt.

 

Hier haben wir wieder einmal eine Übernachtung auf dem Parkplatz einer Brauerei reserviert. Das Bier ist süffig und die grossen Hamburger schmecken gut. Die Nacht ist empfindlich kalt - wir kuscheln uns unter die warmen Decken und schlafen dem Morgen entgegen.

Bei 6° Aussentemperatur machen wir uns auf, den 615m hohen Canyon Creek Pass zu überqueren. Noch scheint die Sonne, aber an den Bergketten rings um uns sieht es düster aus. Es beginnt zu regnen und zwei Minuten später schneit es. Die Strasse ist innert kurzer Frist bedeckt mit Schnee und rutschig. Wir fühlen uns mit unseren Sommer-Reifen etwas unsicher - das letzte Mal fuhren wir 2017 auf dem Vulkan Villarica/Chile durch Schnee.

 

Kaum sind wir wieder unten ist der Spuck vorbei. Wir verlassen die Waldgegend und fahren durch Acker- und Weideland nach Portland. 

Portland ist die größte Stadt in Oregon und liegt im Norden des Landes an der Grenze zum Washington State.

 

Wir fahren direkt ins Zentrum auf einen Parkplatz am Willametta River. Beim Lösen des Parktickets stellt sich heraus, dass man hier 24 Std. parkieren und damit auch übernachten kann - perfekt!

Zu Fuss machen wir uns auf die Altstadt zu erkunden. Wir bestaunen die Stahlbrücken am Riverwalk, die per Lift einen Teil hochziehen, um die Schiffe durchzulassen. Im Japanese Garden blühen die Kirschbäume und laden zum Verweilen ein. 

Zuerst sind wir erstaunt, dass es hier so viele Menschen auf der Strasse gibt, stellen aber rasch fest, dass es praktisch nur Obdachlose sind. Sie sind überall - sitzen oder liegen auf Bänken, schlurfen voll zugedröhnt - etwas vor sich hin mummelnd - über die Gehsteige. 

Eine junge Frau mit heruntergelassenen Hosen, zerstochenen Beinen, bauchfreiem T-Shirt schleicht wie ein Zombie den Hausmauern entlang - es ist um die 14°C und ein kalter Wind bläst.

Die Behausungen und Zelte der Obdachlosen stehen überall - auf den Gehsteigen, in den Parks, unter Brücken -  alles ist vermüllt. Ein Mitarbeiter einer Gassenküche erklärt uns, dass die Mehrheit der Obdachlosen hier entweder Drogenabhängige (Fentanyl) oder sich selbst überlassene geistig verwirrte Menschen sind.

Zum Schlafen laufen wir wieder zurück zu unserem Parkplatz. Um 21 Uhr klopft ein Nachtwächter heftig an unser Camper-Fenster und will uns fortschicken. Als er realisiert, dass wir den Parkplatz bezahlt haben und nicht vorhaben uns für immer niederzulassen, lässt er uns in Ruhe schlafen! Gute Nacht!

Columbia River Gorge

14.-15.04.2023

Froh Portland wieder verlassen zu können, mache wir uns auf den Weg nach Osten zum Columbia River Gorge/Schlucht.

Der über 1900km lange Fluss gilt als der wasserreichste aller nordamerikanischen Flüsse. Leider steht es aber um seine Wasserqualität nicht zum Besten.

Knapp 50km ausserhalb der Stadt beginnt die 130km lange und bis zu 120m tiefe Schlucht. Der Fluss musste sich hier vor Millionen von Jahren einen Durchgang durch ein riesiges Lava-Bett graben und bildet heute die natürliche Grenze zwischen den Staaten Oregon und Washington. Wir haben Glück und erhaschen einen fast klaren Blick auf den höchsten Berg/Vulkan Mount Hood, 3425m hoch.

 

Die zahlreichen Wasserfälle locken unzählige Touristen an. Beim höchsten - dem 188m hohen Multnomah Fall  mit zwei Fallstufen - müssten wir über eine Stunde für einen Parkplatz anstehen. Ich laufe mit der Fotokamera der Fahrzeugkolonne entlang zum Wasserfall und zeige die Bilder anschliessend meinem Fahrer ;o)

Er ist happy - wir können weiter!

Der einst wilde Columbia River wird heute von mehreren Staudämmen gezähmt. Die jährliche Wanderung der Lachse wird dadurch erschwert und die Fische müssen über Fischtreppen zu ihren ehemaligen Geburts-Orten zum Laichen zurückkehren. Staatliche Fischzuchten versuchen den heutigen, vergleichsweise tiefen Lachsbestand wieder etwas anzuheben

Washington/Walla Walla

15.-20.04.2023

In der grossen Columbia River Kurve biegen wir ab und fahren im Washington State ein. Der Staat ist ca. viermal grösser als die Schweiz mit praktisch gleich vielen Einwohnern. 

Vor rund 20 Jahren kamen wir zum ersten Mal in den Genuss von Weinen aus der AVA Walla Walle (American Viticultural Area von Walla Walla). Sie haben uns damals so gut geschmeckt, dass wir nun einen Umweg in diese Wein-Gegend unter die Räder genommen haben.

 

Viele Weinhersteller in den USA verfügung über keine eigenen Weinberge, sondern kaufen die Trauben von anderen Winzern. Unsere erste Degustations-Gastgeberin - Smoky Rose Cellar Winery - ist ein solcher Hersteller. Da sie neben Wein-Degustationen auch Übernachtungsplätze für Camper anbieten, ist dies auch unsere erste Anlaufstelle in Walla Walla. 

 

Am nächsten Tag, Sonntag, besuchen wir einen uns bekannten Weinhersteller - L'Ecole No. 41 Winery. Dieser Weinhersteller ist in einem ehemaligen Schulhaus untergebracht und ist der ursprüngliche Grund für die Fahrt nach Walla Walla.

 

Gleich nebenan liegt die Woodward Canyon Winery, ein weiterer Lieblings-Hersteller aus der damaligen Zeit, den wir aber angesichts der bereits konsumierten Weinmenge nicht mehr beehren. Trotzdem, deren Weine werden uns zukünftig noch besser schmecken, da wir nun wissen, wo sie genau herkommen.

Fahrt nach Seattle

20.-23.04.2023

Ausgeruht, Reiseblog wieder auf dem neuesten Stand, 'Häuschen' geputzt, verlassen wir die Blue Mountains und den Columbia River und machen uns auf den 550km langen Weg nach Seattle.

Wir durchqueren das Rattlesnake Valley, sehen zwar keine Klapperschlangen dafür wieder einmal Elche.

 

Zwischen Vulkan-Gebirge steigt die Strasse stetig zum verschneiten White Pass auf 1370m an, einem Skigebiet von Washington. Es ist neblig, kalt und windig - wir steigen nicht aus und fahren auf der anderen Passseite wieder runter.

Leider ist uns wegen der dicken Wolken-Decke der Blick auf den Vulkan St. Helens und den höchsten Berg Washington's, den Mount Rainier, 4392m, verwehrt.

In Mossyrock übernachten wir im Park direkt am Riff Lake. Mossyrock - 800 Einwohner - gehört zu den angestammten Ländereien der amerikanischen Ureinwohner der Cowlitz und Klickitat. In der Vergangenheit nutzten die nomadischen Ureinwohner das Mossyrock-Gebiet hauptsächlich zum Sammeln und Jagen. 

 

Wir begnügen uns mit dem Sammeln von etwas Anzündholz für unser Lagerfeuer. Aber weder das im Park gekaufte Brennholz, noch das Gesammelte sind genug trocken für ein anständiges Feuer und so schicken wir halt Rauchzeichen gegen den grauen Himmel - vielleicht hilft es ja und morgen scheint die Sonne ;o)

Unseren letzter Übernachtungs-Halt vor Seattle machen wir auf einer Farm. Diesmal bei Renea in Renton, ihrer Familie und den unzähligen Zwei- und Vierbeinern.

Renea nimmt uns gleich mit in den Stall, wo Schafe, Alpakas, Lama, Hühner, Enten und Gänse friedlich nebeneinander das Leben geniessen. Den Samstag-Abend verbringen wir mit Familie und einem weiteren Camping-Gast am Lagerfeuer, bis uns der Regen auseinander treibt.

Am Sonntag-Morgen, mit zwei frisch gebackenen Broten und frischen Eiern versehen, verabschieden wir uns von Renea und fahren nach Seattle.

Seattle

Alles was mir zu Seattle in den Sinn kommt ist der Film 'Sleepless in Seattle' und die bekannte Space Needle. Nun, die schlaflose Nacht in Seattle haben wir schon hinter uns, denn letzte Nacht hat der Regen erbarmungslos auf unser Dach getrommelt.

 

Schon morgens um 10 Uhr parkieren wir den Camper vor dem Aussichtsturm 'Space Needle'. Es sind noch nicht viele Touristen da, vielleicht auch, weil es kalt und etwas bewölkt ist. Erstaunt sind wir über die verschiedenen Eintritts-Preise. So müssten wir über 80US$ ausgeben, um auf der Turmplattform die wolkenverhangene Stadt anzuschauen.

Wir lassen es sein und peilen dafür das Chihuly Garden and Glass Museum vom Künstler Dale Chihuly an. Der Eintritt kostet zwar auch 60US$, dafür gibt’s Glaskunst vom Feinsten.

Das Museum of Pop Culture - MoPOP - ist ein Museum für populäre Musik. Uns interessiert aber nicht der Inhalt sondern die Schale, denn das Gebäude wurde von Stararchitekt Frank Gehry entworfen und im Jahr 2000 eröffnet. 

Auf dem Weg ins Zentrum fällt uns auf, dass es hier keine Obdachlosen gibt. Die Stadt ist aufgeräumt und sauber und trotz der Kälte begegnen wir 'Fussläufern' wie wir!

Wir machen einen Abstecher zu den Amazon's Spheres bevor wir zum bekannten Pike Place Market abbiegen, wo man sich mit frischem Fisch, Blumen, Gemüse, Käse und vielem mehr eindecken kann.   

Zwei Nächte verbringen wir auf dem Dash Point State Park - eine grüne Oase zwischen Seattle und Tacoma - bevor wir zur USA/Kanada Grenze nach Port Angeles hochfahren. 

Hier haben sich die Tiere so an die Menschen gewöhnt, dass die Eichhörnchen einem die Nüsse aus der Hand fressen, die Hasen ungestört am saftigen Gras nibbeln und am helllichten Tag ein Vierbeiner an uns vorbei spaziert. Für einen Fuchs zu gross, für einen Wolf zu klein, das kann nur ein Kojote sein! Leider war meine Kamera nicht schussbereit :o(

Kurioses in USA - Teil 1

Obwohl wir schon öfters in den USA unterwegs waren, gibt es immer wieder einiges - für uns Kurioses - zu entdecken!

 

Ganz speziell haben uns all die riesigen Lebensmittel/Verpackungen das Leben schwer gemacht. In unserem kleinen Kühlschrank hat keine 2-Liter Flasche Milch oder Fruchtsaft Platz. Fleisch, Gemüse, Früchte, Nüsse, Crackers, Rahm, Frischkäse, etc. kommen oft in überdimensionierten Portionen - und schliesslich wollen wir ja auch nicht zwei Wochen lang das Gleiche essen!!

Ab und zu überraschte uns ein Supermarkt mit umweltfreundlichen Ideen, wie abgelaufene Backwaren günstiger zu verkaufen oder den Offenverkauf von Teigwaren, Nüssen, Trockenfrüchten, Kaffee, Frühstücksflocken bis zu Süssigkeiten (nur in Kalifornien).

Eher etwas gewöhnungsbedürftig waren die Schweineköpfe im Tiefkühlregal ;o)

Unten Aufgelistetes hat uns in Erstaunen versetzt, ein Lächeln oder auch ein Stirnrunzeln entlockt.

Kanada (27. April - 16. Juni 2023)

Grün 2023  Violett - frühere Reisen

Yellowhead Highway   Cassiar Highway   Alaska Highway

Victoria/Vancouver Island

27.04.-02.05.2023

Früh morgens um 07.00Uhr stehen wir in Port Angeles im dichten kalten Nebel in der Warteschlange, um die Fähre nach Victoria/Vancouver Island zu nehmen.

 

Nach einem halben Jahr verlassen wir die USA und schippern nach Kanada - das letzte Land auf unserer Reise vom südlichsten Punkt Südamerikas zum nördlichsten in Nordamerika. Wir werden in den kommenden Monaten die Regionen British Columbia, Yukon und Alberta bereisen.

Die drei Staaten zusammen sind ca. 50-mal grösser als die Schweiz mit nur gerade 9.5 Mio. Einwohnern.

 

Kaum haben wir die USA verlassen, scheint die Sonne - ein gutes Omen! 

Nachdem wir unseren Kühlschrank wieder aufgefüllt haben, machen wir es uns gemütlich auf dem Salish Seaside Camping - direkt am Meer mit schöner Aussicht nach Victoria. Der Camping gehört den Songhees und Esquimalt First Nation People/Ureinwohner.

Direkt vor unserer Nase starten und landen die Wasserflugzeuge aus dem Stadthafen nach Seattle/USA oder Vancouver.

Dieser Film ist allen Luftfahrt-Enthusiasten gewidmet - aber ganz speziell für unseren Enkel Gregory :o) 

Ein schöner - 3.5km langer - Fuss-Weg führt uns heute Freitag dem Meer entlang ins Zentrum von Victoria.

 

Victoria ist die quirlige Hauptstadt von British Columbia und liegt im Süden von Vancouver Island. Die vielen viktorianischen Gebäude sind Zeugen der britischen Kolonialvergangenheit, vieles erscheint uns hier sehr 'British'. Es gibt englische Pubs, Fish und Chips wird fast an jeder Ecke serviert und Bier scheint das Lieblingsgetränk der Kanadier zu sein. In den gepflegten Vorgärten und Parks blühen Tulpen und die englischen Rasenflächen sind mit Hecken durchsetzt. 

Rundfahrt auf Vancouver Island

02.-04.05.2023

Gut ausgeruht und entspannt beginnen wir unsere Rundfahrt durch den südlichen Teil von Vancouver Island. Unsere Erwartungen sind nicht hoch, da wir von anderen Reisenden wissen - die Insel ist mit viiiiiel Wald bedeckt.

 

Kurz nach Sooke - im Gebiet der Salih First Nation - steht der ausgediente Sheringham Point Leuchtturm, der von 1912 bis 1988 vielen passierenden Schiffen den sicheren Weg wies. Nachdem hier 1906 das Dampfschiff S.S. Valencia von San Francisco nach Seattle kommend, bei Nebel auf Grund lief und 137 Menschen starben, wurde die Bucht mit diesem Leuchtturm und zwölf weiteren sicherer gemacht.

In Port Renfrew verlassen wir die Küste und queren die Insel. Eine enge unebene Strasse schlängelt sich durch Wald, Wald, Wald…und ab und zu erhaschen wir einen Blick auf einen tiefblauen See.

 

Zwei Drittel der Fläche von British Columbia bestehen aus bewirtschafteten Wäldern, und so wird auch hier der Wald intensiv genutzt.

 

Langsam sind wir müde von der Fahrt. Die Suche nach einem Campingplatz ist schwieriger als gedacht, denn die sind im Insel-Innern noch im Winterschlaf. In Duncan werden wir dann endlich fündig.

Der Reiseführer schwärmt von Cowichan Bay - also fahren wir am nächsten Morgen dort hin, es sind nur 8km. Wir parkieren etwas ausserhalb und spazieren durch den Ort, gesäumt mit kleinen bunten Holzhäuschen in denen ein kunterbuntes Angebot an Souvenirs auf die Touristen wartet. Leider ist der Ort dermassen mit parkierten Autos verstellt, dass bei uns keine Freude aufkommt.

Ein Lächeln zaubert uns dafür die Bäckerei True Grain aufs Gesicht, denn hier kaufen wir uns einen Mandelgipfel und eine Nussschnecke - zum Träumen, mhhhh :o))

 

Die weiter nördliche Stadt Chemainus wurde 1858 aus einer Ansiedlung von Holzfäller-Zelten gegründet und die Forstwirtschaft ist auch heute noch sehr präsent. Der Duft von frisch gesägtem Holz begleitet uns auf der Suche nach den über 40 Wandbildern, die die Geschichte der Stadt erzählen. 

Nach einer stillen Nacht auf dem Parkplatz des Fährbetreibers gehts am Donnerstag, 4. Mai, von Nanaimo mit der Autofähre aufs Kanadische Festland. Wir geniessen die letzten Sonnenstrahlen, denn ab morgen soll es dort regnen. Langsam tauchen die ersten verschneiten Berge auf und die Skyline von Vancouver erscheint am Horizont.  

Totem-Pfähle, Duncan/Vancouver Island

Im Gegensatz zu den USA sind die in Kanada lebenden Indianer prominenter ins gesellschaftliche Leben integriert und teilen sich oft die Verwaltung von Dörfern oder Städten mit den gewählten Regierungsorganen. Die über 600 Stämme werden als 'First Nations' umschrieben, viele ihrer Stammes-Mitglieder sind weisser Hautfarbe und von uns Kaukasiern kaum zu unterscheiden.

 

Totem-Pfähle sind ihr auffälligstes Kulturgut und im Westen von Kanada oft anzutreffen. Im Zentrum der Stadt Duncan, die sich selbst als 'City of Totems' bezeichnet, stehen auffällig viele solcher Exemplare. Auf einem 1 1/2-stündigen Spaziergang schauen wir uns diese uralte Schnitz-Tradition etwas genauer an.

 

Die Errichtung eines Totem-Pfahles, freistehend oder als Bestandteil eines Hauses, war mit der Durchführung eines Potlatches - Fest des Schenkens - verbunden, bei dem die Stellung der Familie in der sozialen Hierarchie ihres jeweiligen Stammes bestätigt wurde.

 

Die Totem-Pfähle erzählten die Geschichte einer Familie (Wappen, Vorfahren, Familienmitglieder, Wohlstand), stellten das Alltagsleben (Adler, Rabe, Eule, Bären, Wolf, Biber, Killerwal, Lachs, Frosch) und Mythen und Sagen nach (Thunderbird, See-Schlangen, Hexen, Natur-Gottheiten). Sie hatten keine religiöse Bedeutung, sondern eine soziale und politische Funktion. Sie sind auch nicht mit dem Marterpfahl zu verwechseln, der von indigenen Völkern anderer Regionen Nordamerikas zur Folterung von Gefangenen verwendet wurde. 

Vancouver

04.-08.05.2023

Vom Fährhafen geht es quer durch Vancouver zum Flughafen. Hier holen wir unser Ersatzteil - den neuen Kühler - für unseren Camper ab, den wir aus der Schweiz bestellt haben und der uns auf unserem Alaska-Trip guten Schlaf bescheren sollte ;o) 

Vancouver hat ein dichtes Verkehrsaufkommen und so brauchen wir für die 40km hin und her, plus die Suche nach einer Dieseltankstelle fast drei Stunden.

 

Gabi und Erich aus der Schweiz - die wir aus Florida kennen - treffen auf dem Camping ein. Zusammen machen wir Vancouver unsicher. Sonne und Nieselregen wechseln sich ab.

Gemässigtes Klima, wenig Sonneneinstrahlung und der Wunsch der Bewohner nach mehr Licht haben dazu geführt, dass Architekten an Hochhäusern Glasabdeckungen verwendeten und der Stadt den Namen 'City of Glass'/Glasstadt oder 'See Through City'/Durchsichtige Stadt eingebracht hat. Wir sind weniger begeistert von dieser Gleichheit, aber ein paar architektonische Highlights gibts dann doch noch. 

 

Vom erloschenen Olympischen Feuer am Hafen laufen wir zum lebhaften Stadtteil Gastown, wo sich Scharen von Touristen um die pfeifende Dampfuhr versammeln. Anschliessend bummeln wir weiter zum Chinatown. Beim kugelförmigen Science World Museum besteigen wir ein Wassertaxi, lassen uns zum Granville Island Public Market fahren und sehen uns dort am interessanten Marktgeschehen satt.

Am Sonntag biken wir zu viert um den 400ha grossen Stanley-Park.

Zuerst heisst es aber die 1.7km lange Lions Gate Brücke zu überqueren. Heute haben die Marathonläufer die Bike-Strecke in Besitz genommen und wir müssen uns unseren eigenen Weg suchen. Steil gehts hoch zum Aussichtspunkt und anschliessend wieder steil runter zum Hollow Tree - dem ältesten Baum im Park. Bei den Totem-Pfählen gibts einen Kaffeehalt und zurück fahren wir entlang der schimmernden Wasserfront - immer den zähen Marathonläufern entgegen.

Whistler

Auf einer 'wunderschönen' Panoramastrasse - laut Reiseführer - geht es einem Meeresarm entlang nach Whistler. Alles was wir zu sehen bekommen ist viel Wald rechts, viel Wald links und ab und zu ein kurzer Blick aufs Meer oder in die Berge :o/

 

Whistler soll eines der grössten und besten Ski-Resorts der Welt sein. Hier wurden 2010 die Olympischen Winterspiele abgehalten. Die Skipisten sind aus dem Wald geschnitten und erinnern uns eher an Abfahrts-Schneisen als an Skihänge.

Einen Spaziergang durch den Ort, einen Kaffee zum Aufwärmen und schon sind wir - unbeeindruckt - wieder weg!

Lillooet - Hope - Manning Provincial Park

Heute Dienstag ist es trüb und es regnet. Wir verlassen unser Nachtlager in Pemberton und fahren nach Lillooet.

 

Ausserhalb des Ortes nehmen wir Ryan Peters Jr mit. Er gehört zu den Statimc (ausgesprochen Statlium) First Nation und ist unterwegs zu einer Stammes-Zusammenkunft. Er weiss Interessantes über seine Leute und seine First Nation zu erzählen und wir lernen viel Neues auf der eineinhalb-stündigen Fahrt.

 

Anschliessend folgen wir dem interessanten Fraser Canyon. Steil geht es hoch, mit einem tiefen Blick in den Canyon, dann wieder runter. Das Land beidseits des Fraser Rivers gehört verschiedenen First Nations/indianischen Stämmen. Offensichtlich fielen grosse Teile dieses Gebietes vor kurzem Waldbränden und Erdrutschen zum Opfer.

Nachdem wir den Jackass Mountain Pass überquert haben, gehts runter zu unserem Camping - Canyon Alpine - bei Boston Bar.

Neuer Tag, neue Wetterlage - die Sonne scheint!

Der Fraser Canyon war einst ein fast unbezwingbares Tal und gehört heute zu den wichtigsten Transportstrecken Kanadas.

Die ersten Wege oberhalb des wilden Flusses wurden von den First Nations angelegt. Später kamen Pelzjäger und Goldsucher dazu und schliesslich wurde die erste - mit Pferd und Wagen befahrbare - 600km lange Strasse gebaut. Ein Teilstück der alten Strasse ist noch erhalten und ist - zusammen mit der Alexandra-Brücke - unser Tages-Highlight. 

Hope soll für alle Rambo-Fans ein Muss sein! Hier wurden einige Szenen von seinem Erstlings-Werk 'First Blood' gedreht. Rambo rast mit seinem Motorrad durch eine Tankstelle - Rambo schiesst aus dem Fenster eines Hauses - Rambo spaziert unter der Tafel 'Willkommen in Hope' durch - Rambo rast mit dem gestohlenen Motorrad durch die Wallace Street…..

Leider konnte Hope den Rambo-Spirit in uns nicht wecken, dafür haben uns die zahlreichen Holzschnitzfiguren gut gefallen.

 

Ausserhalb von Hope fahren wir zu einem Felssturz-Gebiet. Ausgelöst durch ein schwaches Erdbeben stürzten 1965 über 46 Mio m3 Fels und Erdreich ins Tal, begruben drei Autos mit vier Insassen und deckten einen See gänzlich zu. Der Talboden liegt nun um 70m höher.

Im Manning Provincial Park bleiben wir zwei Nächte.

Mit Bärenspray ausgerüstet und alle Regeln auswendig gelernt, die bei einem Zusammentreffen mit einem Bären wichtig sind, wandern wir mit Gabi und Erich um den Lightning Lake. Sonne, tiefblauer See, dunkelgrüne Tannen und verschneite Gipfel im Hintergrund - wie auf einer Postkarte!

Bären bekommen wir zwar keine zu Gesicht aber die kleinen putzigen Ground Squirrels/Erdhörnchen - die hier im Park keine Angst vor Menschen haben - entschädigen uns voll und ganz.

Okanagan Valley - Osoyoos - Kelowna

11.-16.5.2023

190km und der 1282m hohe Sunday Summit/Sonntag-Pass liegen noch zwischen uns und dem Okanagan Valley - dem wichtigsten Weinanbaugebiet in British Columbia. 

 

Die nördlichsten Ausläufer der mexikanischen Sonora-Wüste bescheren dem Tal ein sonniges, warmes Klima wo Obstgärten und Weinberge wunderbar gedeihen. Wir geniessen die sommerlichen 33°C, die - wie man uns sagt - um die 15°C über dem monatlichen Schnitt liegen.

Osoyoos - nahe der US-Grenze - geniesst das trockenste Klima Kanadas und bezeichnet sich selbst als Desert Wine Country. Zu viert - mit Gabi und Erich - besuchen wir zwei Weingüter.

 

LaStella wurde nach den sternenklaren Nächten von Osoyoos benannt und ist von der italienischen Weinherstellung inspiriert. Da die Temperaturen im letzten Winter bis auf -26°C fielen, sind einige Rebstöcke erfroren und müssen nun ersetzt werden. 

Auch das Gebäude ist nach toskanischem Vorbild gebaut. Die Weissweine munden uns etwas besser als die Rotweine und die Aussicht vom Turm der Villa ist der krönende Abschluss unserer ersten Degustation.

Die Burrowing Owl Winery liegt am Osthang des Tales - spektakulär eingebettet zwischen den eigenen 140ha Rebbergen.

Das Anwesen ist nach dem vom Aussterben bedrohten Burrowing Owl/Kaninchenkauz benannt. Die Degustationsgebühren werden vollumfänglich an den örtlichen Naturschutzverein gespendet, der versucht diese Käuzchen hier wieder anzusiedeln.

Die Weine munden uns sehr gut und schon bald haben wir den Liebling auserkoren - 2020 Athene - eine Assemblage.

Das Weingut besitzt auch eines der besten Restaurants der Gegend und so beschliessen wir den Tag mit auf der Zunge schmelzenden Jakobsmuscheln, einem zarten Schweinsfilet auf Risotto mit grünem Spargel und Saibling mit Gnoggi und frischen Pilzen - na, knurrt der Magen? ;o)  

Heute Samstag fahren wir dem strahlend blauen Okanagan Lake entlang nach Kelowna.

Kelowna bedeutet in der Sprache der First Nation 'Grizzlybär'. Der See soll die Heimat des legendären Ogopogo - der Okanagan-Version des Ungeheuers von Loch Ness in Schottland sein. Leider haben wir auch hier kein Glück und der Ogopogo lässt sich nicht blicken ;o)

Auf einem Camping hoch über der Stadt verbringen wir das Wochenende und geniessen den Blick in die Weite.

Etwas oberhalb von Kelowna verläuft der restaurierte 12km lange Kettle Valley Railway Trail, ein altes Eisenbahn-Trasse mit 18 Holz- und Stahlbrücken und zwei Tunnel.

2003 fielen 14 Holzbrücken einem grossen Waldbrand zum Opfer, die inzwischen von zahlreichen freiwilligen Helfern wieder aufgebaut wurden. Heute ist der 24km lange Bike- und Wanderweg von der Myra Station zur Ruth Station hin und zurück ein wahrer Genuss.  

 

Hier oben feiern wir den 66. Geburtstag von Röbä. Ganz speziell freut er sich über sein Geburtstagsgeschenk - wir fahren die Bikestrecke gemeinsam ab.

Vernon - Nakusp - Rogers Pass - Lake Louise

16.-18.05.2023

Wir verlassen das wunderschöne Okanagan Valley und fahren auf einem weniger ausgetrampelten Pfad die 560km Richtung Lake Louise.

Schon bald ersetzen Ackerland und Weideflächen die Trauben- und Obstplantagen. Wir folgen dem Shuswap River und klettern wieder hoch bis auf 1340m. Anschliessend geht es in rasanter Fahrt runter zum mächtigen Columbia River, einem alten Bekannten, der hier in den Lower und Upper Arrow Lake gestaut wird. Da es keine Brücken gibt, setzen wir mit einer Fähre über den breiten Fluss.

 

In Nakusp am Columbia River machen wir Halt für die Nacht. Hier auf dem Camping wird gerade Holz gespalten und es soll auch brennen - wird uns versichert! Sofort macht sich Röbä ans Werk und siehe da, hier müssen wir keine Rauchzeichen gegen den Himmel schicken, hier knistert und brennts wunderbar.

Frühsport am anderen Morgen - einmal ums Dorf joggen. Zweibeiner sind noch praktisch keine wach, dafür sehen wir etliche Rehe, die uns erstaunt nachblicken.

Weiter geht es nach Norden dem Upper Arrow Lake entlang. Nach 60km heisst es wieder mit einer Fähre auf die gegenüberliegende Seite wechseln. Da der Columbia River hier um einiges breiter ist, können wir die tolle Sicht auf das blaue Wasser, die Tannen-bewachsenen Hügel und die noch mit etwas Schnee bedeckten Berge länger geniessen. 

Auf dem Trans Canadian Hwy passieren wir einen der schönsten Gebirgspässe Kanadas. Mächtige Berggipfel türmen sich vor uns auf. Wir sind auf dem 1330m hohen Rogers Pass angekommen.

 

Vor einigen Tagen haben wir von den verheerenden Waldbränden in Alberta gelesen. Und jetzt - da wir uns langsam Alberta nähern - bekommen wir erste Auswirkungen zu spüren. Auf der anderen Seite des Rogers Pass trübt sich der Himmel ein und Rauchgeruch zieht durch den Camper. 

 

Es ist Zeit, uns ein Nachtlager zu suchen. Wir finden einen tollen Übernachtungsplatz direkt am rauschenden Waitabit Creek

Am Donnerstagmorgen - der Rauch in der Luft hat zugenommen - laufen wir zum Wapta Fall, eine der wenigen bereits zugänglichen Sehenswürdigkeiten im Yoho National Park. Es ist der grösste Wasserfall des Kicking Horse River - 18m hoch und 107m breit.

 

Anschliessend geht es hoch in die Berge. Die Rocky Mountains sind ein 4'800km langer, bis zu 3'700m hoher Gebirgszug, der sich von Kanada/British Columbia durch USA/Idaho, Montana, Wyoming, Colorado, bis hinunter nach New Mexiko erstreckt. Mit Erstaunen stellen wir fest, dass hier die meisten staatlichen Campingplätze und Wanderwege erst ab Mitte Juni öffnen und bereits Ende September wieder schliessen.

Lake Louis ist einerseits ein mächtiges Ski-Gebiet in den Rock Mountains, anderseits der Name eines türkisblauen Sees in dessen Nähe, auf 1'600müM. Der Zugang ist ausnahmsweise gratis, die Anzahl der Touristen entsprechend gross. Leider trübt auch hier Rauch die ansonsten beeindruckende Bergsee-Szene.

Banff National Park - Jasper National Park - Jasper

18.-21.05.2023

Auch im Banff National Park ist die Luft geschwängert vom Rauch der Waldbrände. Wir sind beinahe die einzigen Besucher im Park. Angesichts der schlechten Sicht richten wir nach kurzer Fahrt - hoch über dem Saskachwan River - das Nachtlager ein und hoffen, dass der morgige Tag uns eine klarere Sicht beschert.

 

Gemütlich sitzen wir draussen und werden kurz vor dem Eindunkeln von einem Schwarz-Bären besucht. Genüsslich grast er die Wiese neben unserem Camper ab und würdigt uns kaum eines Blickes.

Ausnahmsweise sind wir heute Samstag früh auf den Beinen und freuen uns über die klarere Sicht auf die Rocky Mountains. Wir fahren ein kurzes Stück zurück, frühstücken am zugefrorenen Bow Lake und lassen die noch mit Schnee bedeckten Berge (alle um 3000müM) auf uns wirken.

 

Als Alpenkinder kennen wir eindrückliche Berge, sind jedoch von der Nähe, der Vielfalt und der schieren Länge der Bergketten, die den 120km langen Icefield Parkway durch den Banff NP säumen, beeindruckt.

 

Am Strassenrand grasen Schwarz-Bären, die hier erst vor kurzem aus dem Winterschlaf erwacht sind und sich durch unsere Anwesenheit kaum gestört fühlen. Auch Big Horn Schafe ziehen die Nähe der Strasse vor und lecken das Salz vom Strassenbelag.

Der Athabasca-Gletscher - gespiesen vom mächtigen Columbia Icefield - ist einer der Touristenmagnete im Jasper NP. Trotz einem jährlichen Schneefall von 4m verliert auch dieser Gletscher 5m seiner Länge im Jahr und wird bald nur noch eine kümmerliche Zunge darstellen.

In Jasper - am Ende des Jasper National Parks - decken wir uns wieder mal mit Lebensmitteln ein und verbringen May Long/Victory Day - ein langes und daher beliebtes Ausflugs-Wochenende der Kanadier - in einem riesigen, jedoch naturnahen Campingplatz am Fusse des Whistlers.

 

Am Sonntagmorgen kriegen wir Besuch von einem jungen Hirschpaar. Ohne Scheu grasen die beiden um den Camper - offensichtlich schmeckt ihnen 'unser' Gras ausgezeichnet ;o)

Yellowhead Highway - Prince George - Hazelton

21.-25.05.2023

Wir verlassen die Rocky Mountains und fahren auf dem Yellowhead Highway 16 Richtung Prince George. Doch heute werden wir die 375km lange Strecke nicht schaffen, denn wir wollen in McBride auf einem Camping Wäsche waschen und - da wir dort ausnahmsweise Internet-Zugriff haben - Fotos hochladen und unsere Eindrücke niederschreiben.

 

Es gibt auch nicht allzu viel zu sehen auf der Fahrt. Kurz vor dem Yellowhead Pass passieren wir die Grenze Atlanta/British Columbia. Nun müssen wir die Uhren wieder um eine Stunde zurück drehen (Zeitdifferenz zur Schweiz 9 Std).

Am Fusse von Mount Robson - mit 3‘954m der höchste Berg der kanadischen Rockies - machen wir Rast und lassen uns von einigen Sonnenstrahlen die alten Knochen aufwärmen.

Heute Montag ist Fahrtag, es nieselt unaufhörlich. Die nächsten 200km auf dem Yellowhead Hwy fahren wir durch eine gerade Waldschneise - Luftlinie Basel/Chiasso - mit hohen Tannen links und rechts. Zur Abwechslung sehen wir einige grasende Bären - 1 brauner und 3 schwarze . 

 

In Prince George - einem wichtigen Knotenpunkt in British Columbia - finden wir einen guten Supermarkt. Es gibt Fleischkäse, Wienerli, Boursin und gutes Brot.

Die nächsten 170km bieten endlich etwas Weitsicht auf .... Wald ;o)

 

Am Lake Fraser schlagen wir unser Nachtlager auf. Da wir mit Leckereien eingedeckt sind, kann ich unsere mitfahrende Küchenchefin zu einem traditionellen Essen überreden. Es gibt eine köstliche Gemüse-Suppe nach Schwiegermutter-Art, dazu ein Glas Tannat aus Paso Roble, warme Wienerli mit Dijon Senf und Boursin auf knusprigem Brot - perfekt für 10°C, Nieselregen und Nebel!

Am Dienstag weicht der Wald grossen Landwirtschaftsbetrieben, grasenden Rindern, Pferden und etwas Ackerbau. In der Ferne kann man wieder schneebedeckte Berge erkennen. Um die Mittagszeit machen wir Halt in Smithers und decken uns in einem Spezialitäten-Laden mit Raclette-Käse, Landjäger und Aromat ( !! ) ein. 

In Old Hazelton, einer Gitxsan First Nation-Siedlung am Skeena River, lassen wir uns für 3 Tage nieder und aktualisieren - neben joggen, entspannen, putzen, lagerfeuern - wieder einmal unseren Reise-Blog. Auch besichtigen wir das unmittelbar neben dem Camping gelegene ´Ksan Historical Village. Danke Jenn und Oli für den guten Tipp!

Inzwischen plagen uns hier auch die Monster-Stechmücken, die von Alaska-Reisenden bereits angekündigt wurden - jetzt sind sie hier, die Biester :o(

Cassiar Highway - Stewart - Hyder/Alaska

26.-28.05.2023

Wir biegen ab in den 730km langen Cassiar Highway. Je weiter wir in den Norden fahren, desto weniger Zivilisation treffen wir an. Heute haben wir einen kurzen Abstecher nach Alaska/USA geplant.

Zuvor müssen wir aber die 270km lange Wald-Strecke nach Stewart hinter uns bringen. Kurz vor Stewart überrascht uns der Bear Glacier mit seiner hellblauen Eiszunge, die noch fast bis zum Strohn Lake hinunter reicht. 

 

Der kleine Ort Stewart an der Grenze zu Alaska zählte während der Zeit des 'Goldrush' um die 10‘000 Menschen. Heute sind es noch einige wenige Einwohner, die vom Tourismus in den Sommermonaten leben.

Wir überqueren die offene Grenze Kanada/Alaska und befinden uns in Hyder. Hyder liegt in der südlichsten Ecke von Alaska und - wie sie sich selber nennen - sei die freundlichste Geisterstadt Alaskas, denn hier leben wirklich nur noch eine Handvoll Menschen.  

Auf einer Naturstrasse mit einigen Baustellen geht es hoch ins Gebirge zum Salmon Glacier. Irgendwann passieren wir ein Lawinen-Warnschild, das wir aber nicht genau zu deuten vermögen. Egal, wir fahren weiter, denn für eine Lawine hat es jetzt zu wenig Schnee :o)

Wir erreichen den ersten Aussichtspunkt auf den Gletscher, der tief unten in der Nachmittagssonne glänzt. Ein Schwarzbär sucht das Weite, als er uns sieht.

Kurz darauf versperrt uns Schnee die Weiterfahrt. Schade, wir drehen um - es ist halt eben immer noch zu früh für Touristen!

 

Jetzt steht uns noch der Grenzübertritt zurück nach Kanada bevor, von dem man die verschiedensten Geschichten hört. Wir haben Glück, eine nette junge Dame fragt uns nach dem Woher und Wohin, will unsere Pässe sehen und schon sind wir wieder in Kanada.

Am kleinen ruhigen Clements Lake finden wir unser Nachtlager und da ein Boot zur freien Verfügung am Ufer wartet, lädt mich Röbä zu einer romantischen Seefahrt ein - ich muss rudern ;o))

Heute Samstagmorgen nehmen wir eine weitere Teilstrecke des Cassiar Hwy unter die Räder. Für die  320 langweiligen Kilometer durch Wald brauchen wir 5 Stunden.

Zu unserer Unterhaltung suchen wir schwarze Flecken in der Nähe der Strasse .... ist es ein Bär oder nur 'Bärädräck'?

Die letzten 300km auf dem Cassiar Hwy - bevor wir in den Alaska Highway einbiegen - sind genauso unspektakulär. Vor Caribous warnen zwar Signaltafeln - aber mindestens heute Sonntag stehen diese nicht an der Strasse.

 

Eine Bärin hat kurz vor der Grenze zu Yukon doch noch Erbarmen mit uns und präsentiert uns stolz ihr Baby. 

Yellowhead Hwy  Cassiar Hwy  Alaska Hwy  Klondike Hwy  Dempster Hwy Top of the World Hwy

Alaska Highway - Whitehorse

28.05.- 01.06.2023

Der Alaska Highway - 2'420km lang - wurde von den US-Amerikanern nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour angeregt, finanziert und zusammen mit den Kanadiern 1942 in nur 8 Monaten aus dem Wald gebaggert. Damals lediglich eine Erdstrasse mit unendlich vielen Kurven und steilen Strassenabschnitten, windet sich diese - inzwischen asphaltierte Schnellstrasse - heute lässig durch die grüne Wüste von British Columbia und Yukon nach Alaska/USA.

 

Vom Cassiar Hwy biegen wir in den den Alaska Hwy ein. Dieser Highway bringt insofern etwas Abwechslung, weil die Waldschneisen breiter sind und sie uns dadurch einen Blick in die Ferne ermöglichen. Trotzdem sind es wieder eher unspektakuläre 380km bis nach Whitehorse - Luftlinie Basel-Mailand.

Whitehorse - 1950 gegründet - ist die Hauptstadt des Yukon. Hier leben 2/3 der 43‘000 Einwohner dieses Territoriums.

Bevor man diesen Ort mit dem Auto erreichen konnte, nahm man die Eisenbahn in Skagway am Pazifischen Ozean bis nach Whitehorse. Anschliessend wechselte man auf einen Sternwheeler/Schaufelraddampfer, welche den Personen- und Güterverkehr auf dem Yukon River zwischen Whitehorse und Dawson City im Norden sicherstellte. Die Fahrt nach Dawson - flussabwärts - dauerte etwa 1.5 Tage, flussaufwärts 4-5 Tage. 1955 - als der Klondike Highway fertiggestellt war - wurde der Schiffsverkehr eingestellt.

 

Die S.S. Klondike - der grösste der damaligen Schaufelraddampfer - steht heute an der Einfahrt zu Whitehorse und könnte besichtigt werden, wenn nicht gerade eine 4-5jährige Renovation im Gange wäre. So müssen wir uns mit einem Video im Visitor Center begnügen. 

Wir decken uns dort mit Karten und Lesestoff über die uns noch bevorstehenden Fahrstrecken ein und machen uns zu Fuss auf, die Stadt zu entdecken. Es ist 5°C kalt, ein Wind bläst um jede Ecke und es graupelt und nieselt unaufhörlich.

Im MacBride Museum of Yukon History lernen wir mehr über die First Nations, die den Yukon seit tausenden von Jahren bewohnen.

Ein paar alte Block-Häuser aus der Zeit der Stadtgründung und einige grosse Wandbilder, die die Geschichte von Whitehorse erzählen, machen den Ort etwas sehenswerter.

North Klondike Highway

Der North Klondike Highway ist eine ca. 700km lange Straße, die den Alaska-Küstenort Skagway/USA mit Dawson City im Yukon/Kanada verbindet. Die Straße verläuft parallel zu der Gebirgs- und Fluss-Route, die die Goldsucher im Klondike-Goldrausch von 1898 benutzten. Vor Whitehorse mündet er in den Alaska Highway ein, um sich kurz danach in nördlicher Richtung wieder selbständig zu machen.

 

01.-02.06.2023

Geduscht, Wäsche gewaschen, eingekauft, relaxt - es kann weitergehen!

Kurz nach Whitehorse biegen wir in den North Klondike Highway ein, dem wir 480km bis kurz vor Dawson City folgen werden. 

Doch weit kommen wir nicht! Ein Fahrzeug schleudert einen Stein in unsere Windschutzscheibe. Ein Delle bis zur Zwischenfolie der Scheibe und Risse auf einer 2cm grossen Fläche sind das Resultat. Röbä fixiert den Schaden provisorisch mit seinem Reparatur-Kit - aber Vorsicht ist die Mutter der Windschutzscheibe. Also zurück nach Whitehorse, um das Ganze von einem Fachmann reparieren zu lassen.

 

Nach einer halben Stunde ist das Loch geflickt und es geht wieder nordwärts. Die Landschaft wird abwechslungsreicher, leuchtend grüne Zitterpappeln und Birken lösen die Nadelbäume ab. Dunkle Moorgebiete grenzen an tiefblaue Seen in denen Enten und Schwäne schwimmen. Ab und zu erhebt sich in der Ferne ein Gebirge, das noch immer mit Schnee bedeckt ist.  

Beim Fox Lake folgen wir einem beschilderten Weg durch einen Teil eines riesigen Waldgebietes, das 1998 einem verheerenden Brand zum Opfer fiel. Ein unbeobachtetes Lagerfeuer entfachte im Sommer den Brand, der sich innert vier Tagen von 300ha auf 9‘500ha vergrösserte. Das Feuer konnte erst im darauffolgenden Frühling komplett gelöscht werden - Kosten C$ 2.2 Mio. 

Ein Waldbrand hat aber auch positive Seiten. Einige Baumarten brauchen Feuer, damit sich ihre Zapfen öffnen und den Samen verteilen können.

Die Five Finger Rapids/5 Finger Stromschnellen waren ein gefährlicher Ort, als die Flussreise die bequemste Möglichkeit war, von Whitehorse nach Dawson City zu gelangen. Auch die grossen Schaufelrad-Dampfer mussten durch die gefährliche Engstelle manövriert werden. Auf dem Rückweg benutzte man dann Stahlkabel und Seilwinde, um sich durch die Stromschnellen wieder hochzuziehen.

Dempster Highway - Tombstone - Eagle Plains - Fort McPherson

 

02.-13.06.2023

Nachdem wir das grösste zusammenhängende Waldgebiet der Erde durchfahren haben, zeigen sich die Hänge und Hügel vermehrt unbewaldet - wir nähern uns der subarktischen Tundra und biegen in den Dempster Highway ein.

 

Dieser Highway besteht aus Erd- und Schotter-Strassen, die auf einem meterdicken Kiesbett über den mit Büschen und Moosen bewachsenen Permafrostboden gelegt wurde und am Polarkreis vorbei nach Inuvik führt. Durch die 2017 fertiggestellte Verlängerung ist es nun möglich, bis nach Tuktoyaktuk ans Arktische Meer zu fahren. Streckenlänge 1'780km - hin und zurück.

 

Seit langer Zeit fühlt sich dieser Abstecher wieder mal wie ein Abenteuer an.

Um zum nördlichsten Dorf von Kanada zu gelangen, müssen wir in den Northwestern-Territories mit Fähren den Peel River und den mächtigen Mackenzie River überqueren. Da der Fährbetrieb aber noch nicht wieder aufgenommen wurde, bleiben wir über das Wochenende im Tombstone Park.

 

Wir wandern dem North Klondike River entlang durch das sehr weiche Moos- und Grasbett der Tundra, was unglaublich anstrengend ist, da wir mit jedem Schritt knöcheltief einsinken. Der Fluss ist noch stellenweise mit einer dicken Eisschicht bedeckt. Diese Eisschicht bildet sich, wenn Schnee den Fluss blockiert und dieser sich den Weg über den Schnee sucht.

 

Da wir dem Polarkreis nahe sind, wird es nachts nur noch etwas dämmrig und wir kommen nur mit Mühe in die Federn. Noch um Mitternacht sind die schneebedeckten Berge immer noch von der Sonne beleuchtet. 

Am Sonntag-Morgen vernehmen wir, dass die Fähren aus dem Winterschlaf erwacht sind - unsere Fahrt kann am Montag weitergehen. 

Immerhin sind es noch 467km Rüttelstrasse, für die wir mindestens zwei Tage brauchen werden, da wir wegen den Strassenverhältnissen nur mit 30-50km/h unterwegs sind - und natürlich auch die Landschaft geniessen wollen. 

 

Kurz nach dem Park steigt die Strasse auf den höchsten Punkt des Dempster Highway. Der North Fork Pass liegt auf 1'330müM, eingerahmt von einem schönen Bergpanorama und gletscherfreier arktischer Tundra. Hier überqueren wir die kontinentale Wasserscheide von Bering und Beaufort Meer.

Wieder in der Ebene verlassen wir den interessanten Tombstone Park und fahren durch die Taiga - Übergangsgebiet von Wald und Tundra - entlang den hellgrauen Kalksteinhügeln der nördlichen Olgivie Mountains. Das Wasser des Engineer Creek ist durch Schwefel-Quellen tief orange gefärbt und ab und zu steigt uns ein fauliger Geruch in die Nase. 

Heute Dienstag ist die Sicht trüb. Wie wir später herausfinden, hat sich irgendwo ein Waldbrand entfacht und der Wind treibt den Rauch direkt in unsere Gegend.

Langsam steigt die Strasse hoch zu den Eagle Plains. Dieses Gebiet war auch während der letzten Eiszeit nicht mit Gletscher bedeckt. Von hier oben hätten wir eigentlich eine tolle Sicht bis zum Horizont - aber eben, der Rauch.

 

Die unendlich scheinende Rüttelpiste schüttelt uns durch und im Camper klappern Töpfe und Teller.

Plötzlich realisieren wir, dass hinten im Wohnraum etwas zischt! Ein Wasserfall ergiesst sich aus dem Badezimmer über den Küchenboden und sucht sich einen Ausgang - Überschwemmung! Ein Wasserhahn hat sich durch das Gerüttel geöffnet, der Abfluss ist durch ein Becken versperrt.

Das hatten wir doch schon einmal - vor sechs Jahren, in Patagonien auf der Carretera Austral! Mann/Frau wird halt etwas vergesslich mit dem Alter ;o) 

In Eagle Plains, mit der ersten Tankstelle nach 370km, gönnen wir uns ein spätes Mittagessen.

 

Das Highlight des Tages - kurz vor unserem Übernachtungsplatz erreichen wir 66° 33‘ N – den Arctic Circle/Polarkreis. Wir sind im Land der Mitternachtssonne

 

Für die heute zurückgelegten 200km haben wir fünf Stunden gebraucht und sind todmüde.

Gut ausgeruht erwachen wir bereits um 04.45 Uhr - es ist immer noch hell - in unserem Nachtlager am Fusse des Mount Hare/Hasen-Berg. Gemütlich sitzen wir beim Frühstück, als sich etwas in den Büschen unweit unseres Campers bewegt. Wir können es kaum fassen, aber da marschiert doch ein Moose/Elch gemächlich an uns vorbei. So könnte jeder Morgen beginnen!

Der Rauch hat sich verzogen, die Sonne steigt langsam wieder auf und wir überqueren um 8 Uhr die Grenze zwischen Yukon und Northwest-Territories.

Wir haben die Piste für uns alleine und geniessen das Erwachen der Natur. Zwischen den zwei Fähren gehen wir in Fort McPherson - ein kleiner Ort mit 900 Einwohnern - das Nötigste einkaufen. Auch nehmen wir wieder einmal mit der Aussenwelt Kontakt auf, denn die hat - mangels Internet- und Telefonverbindung - seit fast einer Woche nichts mehr von uns gehört.

 

Zur Auflockerung des langen Fahrtages gibt es eine Wanderung zum Aussichtspunkt auf den Lake Campbell,  bevor wir unser Etappenziel Inuvik erreichen.

Inuvik - Tuktoyaktuk - Arktisches Meer

7.& 9.-11.6.23

Inuvik, der zweitgrösste Ort der Northwest-Territories - 3'243 Einwohner - nördlich des Polarkreises liegt an der nördlichen Waldgrenze, eingebettet zwischen Taiga und Tundra. Hier wachsen überwiegend kleine Nadelbäume, da die Wurzeln wegen dem Permafrost nicht tief in den Boden vordringen können. Neben kaukasischen Walfängern leben hier die Ureinwohner vom Stamm der Inuvialuit und der Gwitch'in.

 

Neben der berühmten Iglu-Kirche - das weltweit nördlichste katholische Gotteshaus namens "Notre Dame" - gibt es hier nicht viel zu sehen. Die Dorfstrasse ist gesäumt von unattraktiven Gebäudefassaden, hinter denen sich Geschäfte und Restaurants in Blechbuden verstecken. Da der Boden der Stabilität wegen nicht auftauen darf, sind die Häuser auf Stelzen gebaut.

Die Dorfjugend versammelt sich vor der Bibliothek um vom Gratis-Internet zu profitieren, während bei einer Gruppe alter zahnloser Männer eine Flasche Schnaps die Runde macht. Es ist kalt, die Inuvialuit laufen in T-Shirts durch die Strasse, alle sind freundlich und man grüsst sich.

8.6.2023

Es liegen noch genau 150km Schotterpiste vor uns, die uns durch die flachen Hügel der Tundra zum Arktischen Meer führen.

Rechts und links der Strasse verstreut, warten Schneemobile auf den nächsten Schnee. Es scheint, als wären sie in aller Eile von den Besitzern verlassen worden.

Kanadaschwäne und –kraniche suchen ihr Futter in den unzähligen dunkelblauen Teichen und Seen. Ein Ziesel leistet Fronarbeit beim Verkehrsdienst ;o)

 

Und dann…dann taucht es auf - wie eine Fata Morgana - das nördliche Ende der Welt. Wir sind in Tuktoyaktok!

 

Sechseinhalb Jahre unserer Reise, viele Abenteuer, viel Interessantes aber auch ein paar mühsame Momente  liegen zwischen hier und dem südlichen Ende der Welt - Ushuaia

Zwischen kleinen - mit Eis bedeckten Seen - stehen auf schmalen Landstreifen bunte Häuser. Sie sind die Farbtupfer in dieser abgelegenen unwirtlichen und eisigen Gegend. Der aufgedockte Schoner Our Lady of Lourdes - der einst die Inuvialuit weiter draussen im Meer versorgte - und der 49m hohe Ibyuk Pingo (siehe unter Dies & Das) sind neben dem Ende des Dempster Highway am Arktischen Meer die einzigen Sehenswürdigkeiten.

 

Obwohl die Touristensaison erst im Juli so richtig losgeht, stehen da schon einige Camper am Ufer des Arktischen Meeres und warten auf die Mitternachtssonne.

Die lokale Jugend vertreibt sich die Zeit mit Quad-Rennen durch den Ort und lacht uns schelmisch zu.

Nach der beinahe durchwachten Nacht müssen wir nun die gleichen 890km Rüttelpiste wieder zurück! Nach drei Fahrtagen sind wir zurück am Klondike Highway und fragen uns....

 

....haben sich die 1'780km Rüttelpiste - Waschbrett und Schlaglöcher - auf dem Dempster Highway nach Tuktoyaktuk und wieder zurück gelohnt?

 

Schönheit liegt im Auge des Betrachters - die Fahrstrecke im nördlichen Tombstone Park hat uns begeistert. Wunderschöne Landschaften, herrliche Bergwelten, bunte Tundras. Weniger Freude hatten wir an den hunderten von Kilometern mühsamer und langsamer Fahrerei durch bewaldete Gebiete. 

Tuktoyaktuk hat uns dann wieder etwas für die Plackerei entschädigt. Auf den Regen bei der Rückfahrt hätten wir dann wieder verzichten können :o)

Fuchsbau & Pingo

Die arktische Tundra in Kanada hat einige interessante Besonderheiten auf Lager. Zwei davon sind in der baumlosen Landschaft kaum zu übersehen - Fuchsbauten und Pingo.

 

Füchse graben ihre Höhlen gerne an wärmeren, nach Süden gerichteten Gegenden. Das Graben belüftet den Boden und beschleunigt das Kompostieren von Kot, Urin, Nahrungsresten und Pflanzenmaterial. Der Kompost wiederum ermöglicht ein verstärktes Pflanzenwachstum um und auf dem Fuchsbau. Über die Zeit führt dies zu einer merklichen Erhöhung der Vielfalt von Fauna und Flora an dieser Stelle und damit der Biomasse - ein länglicher Erdhügel beginnt zu entstehen und wächst weiter, lange nachdem die Füchse den Bau verlassen haben!

Rundliche Hügel in der Landschaft sind hingegen keine Fuchsbauten sondern Erdhügel bzw. Pingoes. Das Innere der Hügel besteht aus einem Eiskern, der mit einer Vegetationsschicht bedeckt ist. Voraussetzung für die Entstehung eines Pingo ist Permafrost sowie eine wasserhaltige aber noch nicht gefrorene Schicht im Erdreich. Gefriert dieses zufliessende Wasser, dehnt es sich aus, kann aber wegen des darunterliegenden Permafrosts nur in die Höhe wachsen - ein Pingo entsteht. Je nach Grösse dieser Wassermenge können Pingoes einen Durchmesser von bis zu 600 Metern und eine Höhe von bis zu 60 Metern erreichen.

Sollte der Eiskern irgendwann mal schmelzen, fällt der Pingo in sich zusammen und bildet eine Krater-ähnliche Vertiefung im Boden.

Dawson City

13.-15.06.2023

Im August 1896 wird am Bonanza Creek - in der Nähe von Dawson City - beim Discovery Claim das erste grössere Stück Gold im Yukon gefunden. Als deswegen kurz darauf der grosse Klondike Goldrausch ausbricht und sich tausende von Glückssuchern auf den schwierigen Weg von Skagway/Alaska über den White Pass und den Yukon River/Kanada hinab nach Dawson City machen, beherbergt die Stadt bald über 40'000 Menschen.

 

Nach wenigen Jahren verdrängen finanzkräftige Firmenkonglomerate mit immer grösseren Schürfgeräten - den Dredges - die kleineren Goldschürfer, sodass bald nur noch wenige tausend Einwohner in Dawson ihren Lebensunterhalt mit der Suche nach Gold bestreiten können.

 

Auch heute wird noch in der Umgebung von Dawson City nach Gold und anderen Metallen geschürft, inzwischen aber fast nur noch mit schwererem Gerät.

Dawson City am Klondike Highway ist heute mit weniger als 1'400 Einwohnern die zweitgrösste Stadt im Yukon. Da das Zentrum von Dawson einige sehenswerte historische Häuserfassaden aufweist, ist auch der Tourismus inzwischen zu einer wichtigen Erwerbs-Quelle geworden.

 

Wir schlendern durch die malerischen Gassen und versuchen, uns in das damalige Leben der Goldschürfer und Glücksucher hineinzuversetzen.

Mena und Dori aus Montreal/Kanada, die wir bereits in Puebla/Mexiko und Florida/USA getroffen haben, kommen uns besuchen. Zurzeit sind sie beim Ernten von kostbaren Morchel-Pilzen, die offensichtlich in ehemaligen Waldbrand-Gebieten einfacher zu finden sind.

Wir verbringen einen unterhaltsamen Abend zusammen - wer weiss, wo wir die beiden das nächste Mal wieder treffen werden. 

Wir verlassen Dawson City mit der Fähre und fahren auf dem Top of the Word Highway Richtung USA/Alaska. Nach wenigen Kilometern endet der Asphalt und wir meistern die restlichen 100km auf einer Erdstrasse bis zur Grenze. Der Name der Strasse hält, was er verspricht. Oben über Hügelzüge schlängeln wir uns durch Waldgebiet, das in der Ferne von Gebirgen eingegrenzt wird. 

 

Ein kleiner Spaziergang durch einen Espenwald bringt uns zu den hier wachsenden wilden Orchideen. 

Alaska/USA (16. Juni - 17. Juli 2023)

Alaska/Chicken

Auf dem Top of the Mountin Highway erreichen wir den Grenzpass Kanada-USA in einer Höhe von 1330müM. Etwas unterhalb davon befindet sich das Zollgebäude, wo zwei nette US-Beamte einen Blick in unsere Pässe werfen, ihn mit einem Elch-Stempel verschönern, unsere Fingerabdrücke und eine Foto nehmen und uns in Alaska willkommen heissen.

Alaska ist der grösste und am dünnsten besiedelte US-Bundesstaat - ca. 42 mal grösser als die Schweiz aber nur mit 750‘000 Einwohnern.

Russland verkaufte 1867 Alaska an die USA - für $ 7.2 Mio./heutiger Wert $ 150 Mio. Alaska ist der 49. Staat der Vereinigten Staaten von Amerika.

Chicken, das erste Dorf nach der Grenze liegt - wie könnte es auch anders sein - am Chicken Creek. In diesem Goldgräbergebiet leben während des harten Winters nur eine Handvoll Menschen, im Sommer hingegen schwillt die Zahl merklich an - vor allem auch wegen den Touristen.

Eigentlich wollten die Einwohner das Dorf 'Ptarmigan'/Schneehuhn nennen. Da aber damals niemand so recht wusste, wie dieses Wort zu buchstabieren ist, nannte man es der Einfachheit halber 'Chicken'/Huhn :o)

 

Wir kommen für einmal genau richtig, denn das jährliche Chickenstock Music Festival ist in vollem Gange. Leider sind alle Eintritts-Karten bereits verkauft (150$/Person), daher geniessen wir die Musik als Zaungäste. 

Tok - North Pole - Fairbanks

17.-21.06.2023

Der kleine Ort Tok ist bekannt als die Schlittenhunde-Hauptstadt Alaskas. Wir sehen keinen, suchen aber auch nicht. Was wir suchen ist eine Tankstelle und ein Lebensmittelgeschäft, denn nach dem Grenzübertritt müssen wir den Kühlschrank wieder füllen.

Hier begegnen wir einem Schweizer Ehepaar, das schon 40 Jahre in Ottawa lebt und sich wundert, was uns in diese Gegend verschlagen hat - auch wir wundern uns manchmal ;o)

 

Etwas ausserhalb von Tok - am Moon Lake - gefällt es uns gut, wir bleiben zwei Nächte. 

Es sind noch fast 300 schnurgerade Kilometer bis Fairbanks. Meistens fahren wir durch Wald, nur ab und zu gibt es einen Ausstellplatz, der die Sicht auf einen fernen Gebirgszug freigibt.

 

Wir passieren die 1'300km lange Trans-Alaska-Pipeline. Durch sie fliesst Rohöl von Prudhoe Bay im Norden nach Valdez im Süden. Es ist eines der grössten Rohrleitungssysteme der Welt.  

 

'Halt, da steht doch etwas in einem Teich, das aussieht wie ein Moose/Elch!'

Kaum haben wir am Strassenrand angehalten, stehen schon weitere vier Reisebusse hinter uns und wollen auch ein paar Fotos schiessen. Ich hoffe sehr, dass die Dame nicht die Flucht ergreift bei diesem Andrang. Aber nein, sie kommt sogar noch etwas näher und geniesst die Aufmerksamkeit, die wir ihr alle schenken ;o)

Kurz vor Fairbanks fahren wir durch den Ort North Pole. Hier wohnt Santa Claus mit seinen Rentieren. Ob er wohl zuhause ist?

Schlechtes Timing - Santa und seine Helfer sind gerade nicht im Haus. Wir dürfen uns aber in seiner Produktionsstätte umschauen und seine Rentiere besuchen.

Fairbanks ist mit 33‘000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt in Alaska. Wir haben Glück und ergattern wieder einmal den letzten Stellplatz auf dem Camping in der Stadt. Juni - August ist Ferienzeit in Alaska und ohne eine  Vorbuchung wird es schwierig. Ab und zu stehen wir gerne mal nicht wild, denn da können wir wieder Wasser nachfüllen und duschen, ohne in unserem Bad alles ausräumen zu müssen.

 

Fairbanks - das merken wir schnell - ist nicht unsere Stadt. Wir spazieren durch Downtown, lassen das Ice Museum aus, da man in Gruppen durchgeschleust wird, trinken ein Bier in einem Restaurant und hören uns das Gejammer des Wirtes an, der die Kundschaft vermisst.

In der abgelegenen Animal Research Station gäbe es Rentiere, Elche und Moschusochsen zu sehen. Auch hier nur mit Führung - die leider erst in 1 1/2Std beginnt.

 

Daher fahren wir zum Pioneer Park, ähnlich dem Ballenberg in der Schweiz. Hier kann man Einiges aus der Goldgräberzeit besichtigen.

Anchorage

24.-28.06.2023

Wir verlassen Fairbanks in leichtem Regen und fahren 200km durch Wald dem Denali/früher Mt. McKinley entgegen. Der höchste Berg der USA - 6‘190m hoch - versteckt sich hinter grauen Wolken. Wir gehören also zu den 70% Park-Besuchern - so wird uns gesagt - die ihn nicht zu Gesicht bekommen :o(

Anchorage liegt eingebettet zwischen dem Knik Arm (ausgesprochen: kuh-nick = Feuer) und dem Turnagain Arm (= Rückstau), zwei schmale Zweige am nördlichen Ende des Golfs von Alaska.

 

Das Wetter ist immer noch trüb, aber es regnet nicht und ist warm - 23°C. Wir fahren zuerst auf den Camping um uns den Platz für die nächsten vier Tage zu sichern - Es ist Ferienzeit!! - und dann gehts ab ins Zentrum.

Hier ist gerade ein Volksfest in vollem Gange. Wir schlendern durch die Strassen, beobachten die Menschen, hören Musik der verschiedenen Bands und irgendwann meldet sich der Durst. Gut, dass wir gerade an einer Brauerei vorbei schlendern ;o) 

Heute Sonntag - bei strahlendem Sonnenschein - wollen wir mit den Bikes einen Teil der Stadt umrunden.

Aber zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. Seit unserem staubigen Trip ans Arktische Meer in Kanada, haben wir die Bikes noch nicht ausgepackt und jetzt müssen die zuerst von einer gefühlten Tonne feinem angetrocknetem Sand befreit werden.

 

Unser erster Halt gibt es am Ship Creek. Hier soll es laut Infozentrum nur so wimmeln von Lachsen. Alles was wir sehen ist - es wimmelt von Fischern, die keinen Lachs an die Angel bekommen. Nach einer halben Stunde geben wir auf und besuchen - gleich nebenan - die Ulu-Werkstatt. Hier werden die typischen Messer zum Häuten der Bären und Elche hergestellt. Und da man sie für diesen Zweck eher nicht mehr so häufig braucht, heisst heute die Strategie - Kräuter damit schneiden ;o)

 

Die Fahrt geht dem Turnagain Arm entlang weiter. Die Sonne hat sich leider verabschiedet und ein starker kühler Wind zieht auf. So kürzen wir etwas ab und fahren dem Chester Creek - einer bewaldeten Flusslandschaft quer durch die Stadt - entlang zum Camping.

Kenai Halbinsel - Homer - Seward - Whittier

Seit drei Tagen ununterbrochen Regen. Wir verlassen Anchorage und hoffen, dass wir auf der südlich gelegenen Halbinsel Kenai besseres Wetter vorfinden.

Wir fahren dem Turnagain Fijord entlang bis an sein Ende. Es ist nass, trüb und kühl. Trotzdem laufen wir den Holzsteg über den Potter Sumpf ab in der Hoffnung, eines der angekündigten Tiere/Vögel zu erblicken. Offensichtlich bleiben die aber bei diesem Wetter auch lieber zuhause, denn viel bekommen wir nicht zu sehen.

 

Zu unserer Überraschung wartet - trotz triefendem Regen - am Ende des Steges ein Park Ranger und weist uns mit seinem Feldstecher auf das grosse Nest einer Bald Eagle/Weisskopfseeadler Familie hin. Wow, unsere ersten Bald Eagles!

29.06.-01.07.2023

Es sind noch 300km bis Homer und in diesem miesen Wetter sind wir nicht sicher, ob wir nicht einfach umdrehen sollten. Aber kaum gedacht, hört es auf zu regnen und der Himmel hellt auf, die Sonne scheint und die Berge blinzeln hinter den Wolken hervor.  

Etwas ausserhalb von Homer haben wir einen wunderbaren Ausblick auf den Spit - eine 7km lange Landzunge - und auf die schneebedeckten Berge und Gletscher rund um die Kachemak Bay.

Wir fahren auf den Spit bis zum Land’s End. Wer weiss, von welcher Seite sich das Wetter morgen wieder zeigt. Die schmale Landzunge ist vollgestopft mit Touristen, Autos und grossen Ami-Campern. Wir haben Glück und erhaschen nach längerer Suche doch noch einen Parkplatz.

 

Homer ist bekannt für seinen grossen Halibut-/Heilbut-Reichtum. Die Stadt trägt daher auch den Spitznamen “Halibut Fishing Capital of the World”. Wir kommen genau richtig und können zuschauen, wie ein Halibut-Tagesfang rasch und fachgerecht von einer jungen Dame filetiert wird. Teile dieser Fische geniessen wir, zusammen mit einem feinen cremigen Risotto, anschliessend im Restaurant.

Unser Camping liegt auf einer Anhöhe direkt an der Bay. Ein Spaziergang am Strand lässt uns staunen. Wir, schön eingepackt in Winterjacken, während andere im eiskalten Meer baden, brrrrr!!!

Heute Samstag war Bald Eagle Tag!

Wir habens schon fast aufgegeben, dem US-Amerikanischen Wappentier zu begegnen, aber heute war unser Glückstag. Auf der Fahrt retour von Homer zum Kelly Lake sitzen oben auf Bäumen zwei dieser majestätischen Vögel und beobachten die Umgebung. Uns würdigen sie mit keinem Blick.

Vor Soldotna biegen wir zum Cape Ninilchik ab und hier schweben sie durch die Lüfte - Eltern und Jungvögel - und machen den Möwen das Leben schwer, indem sie versuchen Möwen-Babies aus ihren Nestern zu stehlen.

Nächsten Dienstag feiert die USA ihren Nationalfeiertag und viele Amerikaner haben den Montag frei genommen. Alles ist überfüllt!

Wir fahren zurück zum Kelly Lake, wo wir vor zwei Tagen ganz alleine eine Nacht verbracht haben. Heute sieht es anders aus. Da wir aber schon früh am Nachmittag eintreffen, haben wir Glück und ergattern den letzten freien Platz.

Der See liegt eingebettet zwischen abgebranntem Wald und Gebirge. Ein Waldbrand hat hier vor ein paar Jahren gewütet und in einem riesigen Umkreis alles zerstört. Wir geniessen die letzten Sonnenstrahlen bei einem Spaziergang dem See entlang. Morgen solls wieder regnen :o/

Heute Montag ist wieder alles grau und trüb. Wir fahren nach Seward - laut Reiseführer einer der schönsten Orte auf der Kenai-Halbinsel.

Vielleicht liegt es am Wetter - es nieselt ununterbrochen - aber so ganz verstehen können wir den überaus positiven Reiseführerbericht nicht.

Wegen dem Nationalfeiertag ist bereits heute viel los im Ort. Es gibt Marktstände und die Feuerwehr hat Tag der offenen Tür. Wir probieren einen Rentier-Hotdog und ich möchte unbedingt einmal in einem amerikanischen Feuerwehrauto sitzen ;o)

Nach ein paar Stunden verlassen wir Seward schon wieder und fahren zum nahen Exit Glacier - einem Seitenarm des grossen Harding Icefields.

An den Jahres-Markierungen entlang des Wanderweges wird erschreckend deutlich, wie drastisch sich auch dieser Gletscher in den letzten 100 Jahren zurückgezogen hat. 

Eine 50US$ teure Schifffahrt zum Portage Gletscher lassen wir aus, denn die Park Rangerin muss auf unsere Nachfrage eingestehen, dass der Gletscher bei weitem nicht mehr den Fotos auf den Werbeprospekten entspricht - Alaska schrumpfen leider die meisten dieser Sehenswürdigkeiten weg :o(

 

Wir laufen stattdessen den Byron Glacier Trail, welcher eine besondere Überraschung für uns bereithält. Hoch oben auf einem Baum - direkt am Wanderweg - sitzt ein Schwarzbär und schlägt sich zum Mittagessen den Bauch mit den Beeren einer Pappel voll. 

Whittier ist unser letzter Ort, bevor wir die Halbinsel Kenai mit der Fähre verlassen.

 

Ein seltsamer kleiner Ort - 32km2 Landfläche - und es gibt nur einen Weg hinein und einen hinaus und zwar durch Nordamerikas längsten Bahn- und Strassentunnel. 1943 wurde dieser einspurige, vier Kilometer lange Tunnel in Betrieb genommen. Eisenbahn und Strassenverkehr teilen sich die Fahr-Spur abwechselnd.

 

1964 - nach einem starken Erdbeben der Stärke 9.2 - beschädigte ein Tsunami mit über 10m hohen Wellen den kleinen Ort schwer und forderte 13 Todesopfer.

 

Der Begich Tower fällt einem ins Auge, sobald man aus dem Tunnel fährt. Der Tower ist ein Hochhaus mit 14 Stockwerken und Wohnraum für 700 Menschen. Das Gebäude ist Wohnsitz für die meisten Einwohner von Whittier und beherbergt zusätzlich zahlreiche öffentliche Einrichtungen, wie Lebensmittelladen, Postamt, Geldautomat, Notar, Wasch-Salon, Kirche, etc. Die Schule im Nachbargebäude können die Kinder durch einen unterirdischen Tunnel erreichen - alles wintersicher! 

Alaska Marine Highway

Der Alaska Marine Highway ist eine Fährverbindung zwischen Kanada und Alaska und bedient hauptsächlich Orte, die über den Landweg nur schwer oder gar nicht erreichbar sind.

 

Wir fahren mit der Fähre in 6 Std. von Whittier nach Valdez.

Leider fehlt auch hier wieder die Sonne aber wir sind ja schon zufrieden, dass es nicht regnet. Von Fjord zu Fjord gleiten wir über das ruhige Wasser des Golfs von Alaska. Ab und zu öffnet sich ein Blick auf Gletscherzungen, die noch fast bis zum Wasser reichen. Ein Buckelwal begleitet uns ein Stück des Weges und Seelöwen machen Siesta auf einer kleinen Insel. Die Zeit vergeht wie im Flug und schon nähern wir uns Valdez. 

Eine der grössten Öl-Katastrophen ereignete sich im März 1989 im Prince William Sound in der Nähe des Küstenortes Valdez

Exxon Valdez - ein Supertanker der Exxon Shipping Company auf dem Weg nach Kalifornien - lief aus Fahrlässigkeit auf ein Riff auf, worauf 37.000 Tonnen Rohöl ausliefen.

Die abgelegene Lage von Prince William Sound - der nur per Flugzeug oder Schiff zu erreichen ist - erschwerte die Bemühungen, das Öl abzusaugen, bevor es die nahen Küsten zu verschmutzen began. 2'100km Küstenlinie waren betroffen, unzählige Fische, Seeotter, Robben, Seevögel und Wale verendeten.

Valdez

05.-09.07.2023

Die kleine Stadt Valdez befindet sich am Prinz William Sound und hat ca. 4000 Einwohner. 

Nach unserer Ankunft um 21 Uhr sitzen wir noch mit Bea und Erwin aus dem Kanton Schwyz auf ein Glas Wein zusammen. Wir haben uns kurz vor der Abfahrt in Whittier getroffen.

 

Heute Donnerstag - Regen - laufen wir zum Crooked Creek. Hier sollte man Bären beim Lachse-Fischen sehen können. Wir haben einfach kein Glück, denn die Park Rangerin erklärt uns, dass die Lachse hier erst Ende Juli eintreffen :o/ Aber sie meint, dass wir mit etwas Glück bei der Solomon Gulch Fish Hatchery/Lachs-Brutanstalt ein paar Frühankömmlinge sehen könnten. Das sparen wir uns auf für die nächsten Tage.

 

Freitag und Samstag ist es zwar immer noch bewölkt, aber die Sonne gibt sich Mühe zwischen den Wolken durchzublinzeln. Ein Spaziergang durch Valdez zeigt uns bald, dass es auch hier nicht allzuviel zu sehen gibt. Am Hafen können wir zuschauen, wie einige im Meer gefangene Lachse filetiert werden. 

Ein Ausflug zum Glacier Stream lupft uns nicht aus den Socken und bei der Lachsbrut-Anstalt warten nicht nur wir auf ankommende Lachse - nein - auch Otter, Seelöwen, Möwen und Weisskopfadler müssen sich noch ein, zwei Wochen gedulden.  

Fahrt zurück nach Tok

09.-10.07.2023

Der heutige Tag war nach langem wieder einmal ein Highlight - so haben wir uns Alaska vorgestellt!

Blauer Himmel und Sonnenschein begleiten uns auf dem Richardson Highway und dem Tok Cutoff nach Tok.

 

Vorbei an mehreren Wasserfällen geht es hoch zum Thomson Pass auf 840müM. Hier gibts zur Abwechslung wieder einmal eine Gletscherwanderung zum Worthington Glacier ;o)

 

Wir können uns nicht satt sehen an den wilden Flusslandschaften mit den dahinter aufragenden Bergen.

Wir passieren den Wrangell-Saint Elias National Park, den grössten National Park der USA mit seinem wunderbaren Bergpanorama.

 

Nach einer Nacht auf einem Parkplatz am Gulkana River erreichen wir heute Montag wieder das Städtchen Tok am Alaska Highway. Unsere rund einmonatige Rundreise durch Alaska ist damit beinahe abgeschlossen. Am Mittwoch gehts zurück nach Kanada

Kanada (12.-14. Juli 2023)

Grün 2023   Violett frühere Reisen

Cassiar Hwy  Alaska Hwy  Klondike Hwy  Dempster Hwy Top of the World Hwy

Durch Kanada nach Südost-Alaska

12.-14.07.2023

Von Tok/Alaska aus fahren wir auf dem Alaska Highway über die Grenze wieder nach Kanada. Für den Grenzübertritt müssen Früchte und Gemüse aufgegessen sein - oder alles so gut im Camper versteckt, dass die kanadischen Grenzbeamten nichts finden ;o)

 

Um nach Haines in Südost-Alaska zu gelangen fahren wir nun via Beaver Creek and Haines Junction 500km über gefühlte 100 Baustellen durch Kanada. Leider ist das schöne Wetter wieder nur von kurzer Dauer. Die ersten zwei Fahrtage regnet es oft und die Wolken hängen tief. Zu unserem Bedauern bekommen wir so von der angeblich schönen Strecke nicht viel mit. 

Um die lange Fahrt etwas aufzulockern und auch etwas über Borkenkäfer zu lernen, laufen wir den Spruce Beetle/Borkenkäfer Trail entlang.

Wir staunen über die niedrigen Fichten, die zwischen 500-1000 Jahre alt sein sollen. Der Käfer hat die Grösse eines Reiskorns, greift meistens alte/geschwächte Bäume an und legt seine Eier in kleine Bohrlöcher in der Baumrinde. Der Baum beginnt Harz zu produzieren und versucht, die Eindringlinge herauszuspülen - er 'blutet'. Falls diese Abwehr nichts nützt, beginnt der Baum langsam zu vertrocknen und stirbt. Danach fällt wieder mehr Licht auf den Waldboden und junge Fichten können nachwachsen.

Endlich - am dritten Fahrtag ist das Wetter gnädig mit uns und wir geniessen die interessante Bergwelt auf der Fahrt zur USA-Grenze.

Der Grenzbeamte lässt sich etwas Zeit mit dem Mittagskaffee, dafür lässt er uns anschliessend ohne grosse Fragerei wieder in Alaska einreisen.

Alaska/USA (14. - 17. Juli 2023)

Alaska/Haines - Skagway

Der Ort liegt wunderschön am blauen Chilkoot Inlet Fjord und erinnert uns etwas an den Urnersee.

Haines selber wird aber nicht grosse Spuren in unserem Gedächtnis hinterlassen. Ausser ein paar wenigen alten Gebäuden und vielen Souvenirläden gibt es hier nicht viel zu sehen. Auch die lokale Bier-Brauerei mit den zu hopfigen/bitteren IPAs entzückt uns nicht. 

Um doch noch migrierende Lachse zu sehen unternehmen wir einen Ausflug per Mountain Bike. Wir radeln ans Ende des Fjords zum Chilkoot River. Hier sind nicht nur die Fischer wieder voll in ihrem Element, sondern auch Seelöwen warten auf Lachse- vermutlich vergeblich. Ausser einer gefangenen Dolly-Forelle sehen wir den ganzen Tag kein anderes Fisch-Wesen. Enttäuscht radeln wir wieder nach Haines zurück.

Heute Sonntag - bei immer noch tollem Wetter - nehmen wir die Fähre nach Skagway.

1897 - der Unternehmer Captain William Moore legte von Skagway aus Saumwege über White Pass und Chilkoot Pass an, um die rasch wachsende Anzahl Goldsucher über die Grenze nach Kanada/Whitehorse und damit ins 800km entfernte Dawson City zu bringen - natürlich gegen eine kleine Gebühr. 

 

Für die in Skagway gelandeten Goldsucher begann somit hier der sehr entbehrungsreiche Weg in den kanadischen Norden. Nicht nur die Menschen litten unter den harschen Bedingungen, auch die Pferde wurden bis zum Umfallen geschunden. Angesichts der mehr als 3000 Pferdegerippe am Wegesrand wurde dieser Saumweg bald auch unter dem Namen Dead Horse Trail bekannt.

Noch heute stehen in Skagway einige der um die Jahrhundertwende erbauten Gebäude. Daher legen in den Sommermonaten täglich einige Kreuzfahrtschiffe an und entladen unzählige Touristen. Sie flanieren über die  Holzstege, freuen sich an den Auslagen in den zahllosen Juweliergeschäften und kaufen T-Shirts 'Ich war in Skagway' in den noch zahlreicheren Souvenirläden. Nach einem schnellen Bier gehts zurück aufs Schiff und Skagway wird wieder zur Geisterstadt. Wir essen noch ein feines Nachtessen in einem altehrwürdigen Restaurant, stellen uns auf einen ruhigen Übernachtungsplatz und werden Alaska morgen verlassen.

Kanada (17. Juli - 10. August 2023)

Grün 2023   Violett frühere Reisen

Cassiar Hwy  Alaska Hwy  Klondike Hwy  Dempster Hwy  Top of the World Hwy

South Klondike Highway - White Pass - Carcross

Zwei sonnige Tage hintereinander in Alaska - das muss reichen! Über den South Klondike Highway fahren wir Kanada entgegen und verlassen nun Alaska definitiv.

Je höher wir fahren, umso trüber wird die Sicht. Den White Pass auf 1003m überqueren wir in einer dicken Nebelsuppe. Auf der kanadischen Seite lichtet sich der Nebel ein wenig und wir können die interessante Bergwelt um uns herum erahnen (es sieht aus wie auf dem Gotthardpass ;o)

In Carcross - ein wichtiger Zwischenstopp für die Goldgräber auf dem Weg in den Norden - machen auch wir Halt. An der Carcross Railway Station/Bahnhof, welche während der Goldgräberzeit erbaut wurde, steht ein gut besetzter internationaler Panorama-Zug zur Abfahrt bereit (Skagway/Alaska - Carcross/Kanada).

Wir besuchen einen Holz-Schnitzer, der gerade zwei traditionelle Totem-Pfähle in Arbeit hat. Er erklärt uns die wichtigsten Arbeitsschritte vom Zedernbaum bis zum fertigen Pfahl - sehr interessant!! 

Bei Kaffee und Kuchen - Mandel- und Konfigipfel, mhmm, wie zuhause! - machen wir eine verdiente Mittags-Pause. Einen Apfelstrudel und eine Zimtschnecke nehmen wir mit - Morgen ist auch noch ein Tag ;o)

Bevor wir Carcross hinter uns lassen, setzen wir unseren Fuss nach auf die angeblich 'kleinste Wüste der Welt' - 2.6 Quadratkilometer gross!

 

Sie ist keine Wüste im eigentlichen Sinne, sondern ein trockener Rest eines Eiszeitsees, dessen Sedimente inzwischen Sanddünen gebildet haben.

Vor der Einmündung des South Klondike Highway in den Alaska Highway beziehen wir unser Nachtlager am Little Atlin Lake. Unglücklicherweise rinnt inzwischen der Kühler unseres Campers wieder. Ein weiteres Dichtmittel im Kühlwasser löst kurzfristig das Problem - der Kühler-Tausch steht nun aber zuoberst auf unserer To Do-Liste.

Alaska Highway - Watson Lake - Fort St. John - Dawson Creek

18.-27.7.2023

Der Kreis schliesst sich - wir sind wieder auf dem Alaska Highway. Wir wissen auch schon, was auf uns zukommt, denn einen Teil der vor uns liegenden 1000km sind wir in entgegengesetzter Richtung schon gefahren - viel Wald!

Aber zum Glück ist dieser Highway etwas wie Achterbahn fahren - es geht rauf und runter. Jedes Mal, wenn wir oben sind, haben wir Sicht über den Wald hinweg in die Bergwelt, auf Flussläufe und auf Seen.

In Watson Lake steht der vermutlich grösste Schilderwald weltweit. 1942 - während dem Bau des Highways - wurde das erste Schild von einem Soldaten des US-Armee Bautrupps hier platziert. Seither haben es ihm unzählige Touristen aus aller Welt nachgemacht und über 80‘000 Hinweis- und Ortstafeln - veraltete, gestohlene oder speziell hergestellte - nach Watson Lake gebracht.

Nachdem wir den umfangreichen Schilderwald durchwandert haben, fragen wir an einer abgelegenen Tankstelle nach einem ruhigen Übernachtungsplatz. Einer der dort anwesenden First Nation Indianer springt auf, stellt sich als ihr Chief/Häuptling vor und bietet sich an, uns zu einem nahe gelegenen Ort vorauszufahren.

Nach 60km (!) rasanter Fahrt Richtung Süden führt er uns zu einem ausgedienten RV Park, der in nächster Zeit in ein Entzugszentrum für drogenabhängige Clan-Mitglieder umgebaut werden soll. 'Hier habt ihr eure Ruhe', meint er freundlich und fährt anschliessend die 60km wieder zurück. Wir bleiben zwei Tage und erholen uns von den Reisestrapazen.

Auf der Weiterfahrt fällt uns die Warntafel 'Achtung Bisons' auf. Wir machen noch Witze darüber, glauben wir doch nicht daran, dass diese majestätischen Vierbeiner an der Strasse anzutreffen sind.

Falsch gedacht - schon steht eine Herde quer über dem Alaska Highway! Schnaubend ziehen sie an uns vorbei. Ausser dem 'Big Boss' würdigt uns kein anderes Tier eines Blickes - oder so siehts zumindest aus. 

 

Kaum haben wir ein paar Kilometer zurückgelegt, stehen zwei wilde Bergziegen mit zwei Babys am Strassenrand und lecken Mineralien-Salze von der Strasse. Heute scheint wieder einer unserer Glückstage zu sein!

Ein Spaziergang zum Trout/Forellen River und zu seinen Klippen gibt uns Gelegenheit unsere Beine etwas zu vertreten. Hier könnte man morgens und abends Bergziegen, Dall Schafe, Hirsche, Caribous, etc. beobachten, wie sie die im Sand vorhandenen Mineralien-Salze auflecken.

Es ist aber erst Mittag und die Bergziegen lecken noch am Strassenrand ;o))

 

Muncho bedeutet 'Grosser See' in der Sprache der Kaska First Nation. Wir fahren dem 12km langen wunderschönen Muncho Lake entlang - einer der grössten natürlichen Seen in den kanadischen Rockies. 

In der Hälfte der Strecke - am Toad/Kröten River - schalten wir wieder eine Ruhepause ein. Kröten sehen wir zwar keine, dafür sorgt ein Bieber für die tägliche Unterhaltung. Sein Bau liegt nur wenige Meter von uns entfernt und wir können ihm bei der Futtersuche und bei der Pflege seines Baus zuschauen.

Heute Sonntag steht wieder einmal Regen auf dem Programm, Rauch schwängert die Luft und die Feuerwehr ist mit Sirenengeheul nach Norden unterwegs - gut, dass wir in die andere Richtung fahren!

 

Kurz nach dem Summit Pass auf 1295m weht der Wind den Rauch gegen unsere Fahrtrichtung und die Luft wird klarer. Einem Waldbrand begegnen wir dann aber kurz nach Fort Nelson doch noch. Eine dicke fette Rauchwolke rollt mehrere hundert Meter hoch in den Himmel - zum Glück in sicherer Entfernung. Nach 500km Fahrt machen wir müde Halt am Inga Lake.

In Fort St. John wollen wir den wieder leck gewordenen Kühler austauschen lassen. Per Zufall landen wir bei Dan & Crystal Wuthrich. Dan‘s Vater ist 1964 von Bern nach Kanada ausgewandert. Wir bekommen einen Termin für morgen Dienstag. Den heutigen Nachmittag verbringen wir im Fort St. John North Peace Museum, das die Geschichte dieser Region aufzeigt.

 

Auf unserem Übernachtungsplatz beim Pomeroy Sport Centre begegnen wir Phil. Er pflückt gerade die reifen Choke Cherry/Traubenkirschen, die hier wachsen und erklärt uns, dass er daraus Wein herstellt. Wir dürfen probieren und finden, dass wir schon schlechteren Wein getrunken haben. Da er keine Alkohol-Lizenz besitzt darf er uns aber keine Flasche verkaufen. Wir machen einen Tauschhandel - Schweizer Schokolade gegen Choke Cherry Wein ;o)

Nach 75km sind wir in Dawson Creek und damit am Ende/Anfang des Alaska Highway. Der Ort selber ist nichts Besonderes, trotzdem legt praktisch jeder motorisierte Tourist hier einen Stopp ein, denn ein Bild mit dem 0 Mile-Posten des Alaska Highway muss sein ;o) 

Yellowhead Highway  Cassiar Highway  Alaska Highway 

Edmonton

29.-31.07.2023

Wir verlassen die waldige Gegend, die Landschaft öffnet sich in weite, zum Teil leicht hügelige Prärie und wir überqueren die Grenze zwischen British Columbia und Alberta. Wir rücken die Uhr wieder um eine Stunde vor und übernachten im Waskahigan River Park, bevor wir uns anderntags auf einer grosszügigen vierspurigen Autobahn Edmonton nähern. Die Sonne ist endlich wieder unser Begleiter! 

 

Edmonton ist Hauptstadt und Regierungssitz der Provinz Alberta und liegt am North Saskatchewan River.

 

Die 1-Millionen-Stadt liegt auf 670müM und besitzt neben ein paar wenigen Sehenswürdigkeiten sogar einen kleinen Wintersporthügel - mit Sessellift! Hier quartieren wir uns für zwei Nächte auf dem Camping ein. 

Bei unserer Ankunft - Samstag - ist das Stadtzentrum vollgestellt mit Marktständen. Schnell erfahren wir, dass zurzeit das jährliche Food Festival stattfindet. Uns hat es etwas zu viel hungrige Menschen, die mit langen Warteschlangen den Platz verstopfen und so nehmen wir schnell Reissaus.

Wir schlendern kreuz und quer durch die Stadt bis uns der Hunger plagt. Im Restaurant Untergrund - das von aussen eher einen weniger einladenden Eindruck hinterlässt - werden wir vom Koch mit einem leckeren Nachtessen äusserst positiv überrascht. 

Am Sonntagmorgen besuchen wir das Legislature Building/Parlamentsgebäude - erbaut 1907 bis 1913 - das sich auf einem früheren First Nation Lagerplatz befindet und heute von einer wunderschönen Parkanlage umgeben ist. 

 

Wir schliessen uns einer Führung durch das majestätische Gebäude an und erfahren viel über das alte Gemäuer sowie die Damen und Herren, die hier Politik betreiben/betrieben haben.

 

Anschliessend fahren wir zur West Edmonton Mall, das zwischen 1981 und 2004 das grösste Einkaufszentrum der Welt war. Ein Einkaufsparadies mit 800 Geschäften, zwei Kinosälen, einem IMAX-3D-Kino, einem Freizeitpark mit Dreifach-Indoor-Looping-Achterbahn, einem Wellenbad plus Aquarium, einem Eishockey-Stadion, einem künstlichen See mit der Nachbildung der 'Santa Maria' - einem Schiff von Kolumbus - über 110 Restaurants und 23‘000 Parkplätzen.

Uff! Wir durchlaufen den Moloch im Schnellschritt - so gut es wegen den vielen Besuchern geht - und sind froh, wieder draussen zu sein.

Farmleben in Stettler

31.07. - 05.08.2023

Ernst - ein 1987 nach Alberta ausgewanderter Schweizer - haben wir Mitte Mai auf dem Rogers Pass in der Nähe des Banff National Park getroffen und vereinbart, dass wir auf der Rückfahrt von Alaska bei ihm vorbeischauen.

 

Heute Montag fahren wir von Edmonton aus 165km Richtung Süden durch hügeliges Farmland mit Feldern, die bis an den Horizont reichen. Die von Ernst bewirtschaftete Farm liegt ca. 15km nördlich der Kleinstadt Stettler. Diese schweizerisch-deutsche Ansiedlung wurde - 1906 - nach dem schweizstämmigen Postmeister Carl Stettler benannt.

 

Ernst baut auf 400 Hektaren - Grösse von ca. 400 Fussballfeldern - Raps, Gerste und Mais an. Auf den Wiesen unterhält er zusätzlich eine Mutterkuh-Herde von ca. 200 Stück Angus-Vieh. Kurz nach unserer Ankunft müssen die Vierbeiner von einer Weide zur nächsten getrieben werden. Da Ernst das riesige Anwesen normalerweise alleine bewirtschaftet, ist seine Tochter Angela aus Stettler als Herden-Treiberin angereist.

 

Im Herbst werden die Kälber verkauft, die restliche Herde überwintert in frostigem Klima auf dem verschneiten Farmland.

30 Hektaren Gerste sind gemäht und werden zurzeit von einem Nachbarn in 340 Siloballen 'verpackt', während Ernst und ich - sein neuer Lehrling - mit dem Einsammeln beginnen. Meine Aufgabe beschränkt sich zu Beginn mit dem Hin-/Herführen des Lade-Traktors. Nach etwas Übung wage ich mich ans Auf- und Abladen der Siloballen, was mir zu Beginn einiges an 'Denkarbeit' abverlangt (Kupplungs-, Brems- und Gas-Pedal, 4-Gang-Schalthebel, Vorwärts-/Rückwärts-Hebel, Standgas, Greifzangen-Joystick mit 6 Freiheitsgraden und Einfach-/Doppel-Geschwindigkeits-Funktion, ,..uff...).

 

Spass machts auf jeden Fall und die Kühe haben im Winter etwas zu Fressen.

Auf seiner riesigen Farm hat Ernst alle Hände voll zu tun. So ist er nicht unglücklich, dass Ursi für das leibliche Wohl sorgt und das neben dem Haupthaus liegende Ferienhaus für die nächsten Gäste vorbereitet.

 

Nach 5 interessanten Landdienst-Tagen verlassen wir den gastlichen Ort und vereinbaren mit Ernst, dass wir uns im November 20..? wieder treffen werden - diesmal in Mexiko.

 

Lieber Ernst, herzlichen Dank für deine Gastfreundschaft und die interessanten Tage/Abende - see you soon !

Badlands - Drumheller

Auf Empfehlung von Ernst machen wir einen Abstecher zu den Badlands. Die Lakota First Nation nannten diese Gegend einst 'Mako Sica' - Bad Land/schlechtes Land, da dieses steinige Gebiet wegen den extremen Temperaturen und dem Fehlen von Wasser nur schwer zu durchqueren war.

 

Drumheller ist der Ausgangsort in diese Gegend, wo einst Dinosaurier herumstreiften und wo heute deren Skelette im Tyrrell Museum zu bestaunen sind. Da wir solche Museen schon in Argentinien und Bolivien besucht haben, zieht es uns zu den Fundorten.

 

Wir fahren den 50km langen Dinosaur Trail, eine Schlaufe rings um den Horsethief Canyon - Pferde, die sich in die Schlucht 'verirrten', kehrten mit einem anderen Brandzeichen zurück... 

 

Vor uns öffnet sich ein fantastischer Blick über den Canyon, wo vor 75 Mio. Jahren noch Dinosaurier durch das Land streiften. Die Strasse steigt hoch auf den Canyon Rim und taucht wieder ab zum Red Deer River, wo eine Fähre uns auf die gegenüberliegende Flussseite transportiert.

Anschliessend verlassen wir die Touristenpfade und fahren Richtung Süden über die weite endlose Prärie der Stadt Calgary entgegen. In Hussar - ziemlich zentral, in der Mitte von Nirgendwo - finden wir ein ruhiges Plätzchen an einem ausgetrockneten See, wo wir uns für 2 Tage niederlassen. 

Calgary

Calgary ist mit 1.5 Mio. Einwohnern die grösste Stadt der Provinz Alberta und das Zentrum der kanadischen Ölindustrie.

Unsere Erwartungen sind nach Edmonton nicht sehr hoch und so werden wir von dieser Stadt positiv überrascht. Wir finden schnell einen Parkplatz in der Nähe des Zentrums und laufen von da die Strassen rauf und runter, bis die Füsse schmerzen. Die Stadt lebt, überall gibt es Strassenkaffees und Restaurants oder Parks, wo Jung und Alt die Sonne geniessen und den umherwandernden Touristen zuschauen. Uns gefällt’s. 

Auf der Olympic Plaza findet ein internationales Folklore-Fest statt. Frauen-Guppen aus verschiedenen Ländern unterhalten die Zuschauer mit traditioneller Musik und Tänzen - wo sind die Männer....?

 

Leider hat Calgary keinen stadtnahen Camping und so müssen wir uns irgendwann losreissen und uns auf die Suche nach einem Nachtlager machen. 

Fort Macleod

Auf unserer Fahrt an die Grenze Kanada-USA durchfahren wir das Reservat der Blackfoot First Nations/Indianer und staunen über die schier endlose Weite dieser windgepeitschten Prärie.

 

Um den zahlreichen Whiskey-Schmugglern, Bison-Jägern und illegalen Fell-Händlern habhaft zu werden, beschloss 1873 der Kanadische Prime Minister die Royal Canadian Mounted Police zu gründen und am heutigen Standort der Stadt Fort Macleod ein Polizei-Fort zu errichten. Ein Detachement von 150 berittenen Polizisten machte sich daraufhin auf den 3-monatigen Ritt von Ottawa aus in den Westen mit dem Ziel, ein Fort zu errichten und für Recht und Ordnung zu sorgen. Das Fort war von 1874 bis 1920 im Betrieb, bevor es in das North-West Mounted Police Museum umgewandelt wurde.

In den Sommermonaten unterhalten jugendliche Reiter 2-mal täglich die Touristen mit einem Military Horse Ride und halten so die Erinnerung an die damalige Police Force aufrecht.

Head-Smashed-In Buffalo Jump

Das Leben der in der Prairie lebenden Blackfoot Indianer drehte sich über tausende von Jahren hauptsächlich um Bisons/Büffelherden. Bis zum Einsatz von Pferden im frühen 17. Jh. war der Buffalo Jump/Büffel Sprung - meistens über einen hohen Abgrund - eine der effizientesten Jagdmethoden.

Das interessante Informationszentrum zeigt auf vier Stockwerken die Lebensweise der Blackfoot Indianer und erklärt in einem ausführlichen Film, wie die Büffelherden gejagt wurden.

 

Ein paar mutige junge Männer - getarnt mit Büffel- oder Wolfsfellen - trieben die Büffelherde langsam aber stetig in einen enger werdenden künstlichen Pfad Richtung Klippe. Kurz vor dem Abgrund begann die eigentliche Treibjagd, wobei die Tiere in Panik gerieten und sich über den 20m hohen Abgrund stürzten.

 

Head-Smashed-In Buffalo Jump - das erfolgreichste Jagdgebiet der Blackfoot zur damaligen Zeit - gehört seit 1981 zum UNESCO Weltkulturerbe. 

Heute Mittwoch ist ein ganz spezieller Tag, denn es findet hier ein Pow Wow statt. Tänzer und Tänzerinnen der Blackfoot zeigen in ihren bunten, reich verzierten Kostümen mit einzigartigem Federschmuck ihr Können und erzählen uns etwas über ihre Kultur. Wir lernen auch zwei Wörter ihrer Sprache: Oki heisst Hello und Kiitsiksiksimaatstsinohpina - Herzlich Willkommen ;o)

Unsere Kanada-Reise nähert sich nach 104 Tagen dem Ende zu. Morgen Donnerstag werden wir bei Chief Mountain die Grenze nach USA überqueren und unsere Reise dort fortsetzen.  

USA (10. August - 08. September 2023)

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Montana/Glacier National Park - Going-to-the-Sun Road

Unsere erste Nacht auf einem Walmart (Supermarkt) Parkplatz haben wir in Pincher Creek hinter uns - beide Campings im Ort waren ausgebucht. Eigentlich wäre es sehr ruhig gewesen, hätte uns nicht die halbe Nacht ein orkanartiger Prärie-Wind durchgeschüttelt. 

 

Es sind heute noch genau 72km bis zur Grenze Kanada-USA, die wir entlang den herrlichen Rocky Mountains fahren. Morgens um 9 Uhr stehen wir bereits am Zoll.

Nach einem Blick in unsere Pässe meint der ernste Beamte: 'It looks good, have a great day!' und schon sind wir wieder in den USA - in Montana. 

Der Bundesstaat Montana ist mehr als neunmal grösser als die Schweiz mit der gleichen Einwohnerzahl. Im Norden wird Montana vom Glacier-Nationalpark und im Süden vom Yellowstone-Nationalpark eingegrenzt. Westlich liegen die Rocky Mountains, östlich die Great Plains. 

Um über die malerische 50km lange Passstrasse Going-to-the-Sun Road den Glacier National Park durchqueren zu können, mussten wir uns gestern im Internet eines von 600 Tickets/Tag erkämpfen, welche alle innert einer Minute vergeben waren.

 

Die Strasse führt uns am Ufer des vom Wind gepeitschten Saint Mary Lakes entlang zum Aussichtspunkt Sun Point, wo wir nach einem kurzen Waldlauf zwar eine tolle Aussicht auf den See haben; aber wir müssen aufpassen, dass uns der Wind nicht vom Felsen in den tiefer liegenden See bläst.

Die kurvenreiche Fahrt geht weiter von einem Aussichtspunkt in die Berge zum nächsten, über beeindruckende Landschaften langsam aber stetig aufwärts. Auf 2025m Höhe erreichen wir den Logan Pass.

Von jetzt an geht’s wieder bergab. Die Landschaft erinnert uns sehr an Schweizer Pässe :o)

Fahrt durch Montana - Missoula - Anaconda - Beartooth Pass

Nach einer Nacht in Kalispell fahren wir heute in südlicher Richtung dem Flathead Lake entlang nach Missoula. Wir geniessen die Fahrt durch Montana sehr, denn es gibt immer wieder etwas zu sehen und wir wurden ja in den letzten Monaten nicht gerade überschüttet mit Abwechslung. Die Strasse durchquert hügelige Kornfelder, die in der Sonne wie Gold schimmern. Ausgetrocknete Grasflächen, gespickt mit Bäumen und Büschen reichen bis zu den Rocky Mountains im Westen..

In Missoula besuchen wir die Smokejumpers Base - eine interessante Truppe aus ehemaligen Feuerwehr-Personen, die auf ganz spezielle Art Waldbrände bekämpfen. In den endlosen Waldgebieten der USA und Alaska - manchmal auch in Kanada - ist eine Brandbekämpfung mit Fahrzeugen oft zu langsam oder gar nicht möglich. Dann kommen die Smokejumpers zum Einsatz. Sie springen mit ihren Gleitschirmen über einem Waldbrandgebiet ab. Dick gepolstert - mit Gesichtsschutz und Helm - müssen sie oft in dichtem Nadelwald landen.

Falls ein Smokejumper an einer Fichte hängen bleibt, seilt er sich in Windeseile ab, sägt den Baum um und klaubt seinen Gleitschirm aus den Ästen.

In der Zwischenzeit werden Werkzeug- und Lebensmittel-Kisten an GPS-gesteuerten Gleitschirmen abgeworfen, die nun eingesammelt werden müssen. Mit Motorsäge und Hacke ausgerüstet versuchen die Smokejumpers anschliessend eine Feuerschneise aus dem Wald zu sägen bzw. zu hacken und so dem Waldbrand eine unüberwindbare Grenze zu setzen.

 

Die in den 1950er Jahren gegründeten Smokejumpers bestehen derzeit aus 56 sehr sportlichen Männern und Frauen. Sie warten ungeduldig auf den nächsten Waldbrand - 13 Personen sind bis jetzt bei solchen Einsätzen ums Leben gekommen.

Wenn die Smokejumpers nicht gerade aus einem ihrer Flugzeuge über einem Waldbrandgebiet abspringen, vertreiben sie sich die Zeit mit Unterhaltsarbeiten an ihrer Fallschirmspringer-Ausrüstung, gehen Joggen oder stemmen Eisen im eigenen Fitness-Klub. 

Auf der Weiterfahrt entdecken wir in der Ferne einen riesigen Kamin. 'Gwundrig' wie wir sind, schwenken wir vom Highway ab und fahren nach Anaconda

Der Anaconda Smelter Stack ist mit 178m die höchste Backstein-Struktur weltweit. Der Kamin wurde 1918 von der Anaconda Copper Mining Company gebaut, die hier bis 1981 Kupfererz abgebaut und gleich vor Ort zu Kupferbarren geschmolzen hat.

Von Kalispell bis nach Columbus haben wir distanzmässig zweimal die Schweiz durchquert. Nach einer sicheren Nacht an einer Seitenstrasse im Städtchen Columbus zwischen drei Kirchen ;o) biegen wir ab Richtung Wyoming, zum Yellowstone National Park.

 

Nach einem kurzen Spaziergang durch den Wintersportort Red Lodge geht es hoch zum Beartooth Pass - 3330müM. Beim Aussichtspunkt Rock Creek treffen wir auf eine Horde Chipmonks/Streifenhörnchen, die sich von den Besuchern mit Sonnenblumenkernen füttern lassen.

Etwas unterhalb von der Passhöhe finden wir einen ruhigen Übernachtungsplatz, unternehmen eine kurze Wanderung - wir wollen unsere Körper auf die Höhe einstimmen ;o) - und backen unser erstes 3300m-Gipfelbrot.

Wyoming/Yellowstone & Grand Teton National Parks

14./15.08.2023

Früh am nächsten Morgen passieren wir auf dem Beartooth Pass die Grenze zu Wyoming.

Das Wort Wyoming bedeutet 'Land der weiten Ebenen' und ist mit einer durchschnittlichen Höhenlage von 2040müM zusammen mit Colorado der höchste Bundesstaat der USA. Hauptattraktion dieses Staates sind der Yellowstone National Park und der sich südlich anschliessende Grand Teton National Park. Und dort wollen wir jetzt hin! 

 

Hier oben auf dem Beartooth Pass ist von den weiten Ebenen nicht viel zu sehen, dafür geniessen wir noch etwas die Bergwelt und schauen einem Fuchs beim Frühstück zu.

Der Yellowstone National Park erstreckt sich über eine Fläche von 9000 km². Tief unter der Erdoberfläche schlummert der grösste Vulkan des Kontinents und macht sich durch dampfenden Geysire, blubbernden Erdlöcher und Heisswasserquellen bemerkbar.

 

Wir reihen uns in die Autokolonne ein und fahren als erstes zum Grand Canyon des Yellowstone mit zwei Wasserfällen - Upper und Lower Falls. Wir haben Glück und ergattern einen freien Parkplatz. Vom Canyon-Rand aus haben wir eine beeindruckende Sicht in die wunderschöne, 304m tiefe Schlucht, wo sich das Wasser des Yellowstone River über die 90m hohen Fälle in die Tiefe stürzt.

Das Norris Geyser Basin ist das aktivste Geysirbecken im Yellowstone. 

Das Back Basin ist von Wald umgeben und beherbergt Steamboat - mit 91m Höhe der höchste Geysir der Welt. Auf dem Rundgang entdecken wir Geysire unterschiedlichster Grösse und heisse Quellen in den bunten Farben - von Schwefel-Gelb über Eisenoxid-Orange zu Kalk-Weiss bis Himmel-Blau und Algen-Grün.

 

Im Porzellan Basin mit der hellen pastellfarbenen Umgebung gibt es wegen dem heissen, sauren Wasser praktisch keine Vegetation. Etwas Leben in diese Gegend bringt der Valentine Geyser, der mit viel Gezische das heisse Wasser und den Dampf meterhoch in die Luft katapultiert.

Wir treffen auch auf Vierbeiner, die ein totales Verkehrschaos auslösen. Bis jeder Besucher beim Vorbeifahren ein paar Fotos geknipst hat, fühlt sich das Ganze an wie ein Stau am Gotthard ;o))

Der zweite Tag im Park beginnt mit einer Wartezeit von 30 Minuten für die Einfahrt in den Parkplatz des Grand Prismatic Spring.

Die Quelle ist mit einem Durchmesser von 110m die grösste heisse Quelle in den USA. Die auffälligen Farben rund um das Becken werden durch Bakterien verursacht, die sich vom mineralreichen heissen Wasser ernähren. 

Angesichts der Menschenmenge lassen wir die Wanderung zum Aussichtspunkt aus und begnügen uns mit einer Sicht auf Augenhöhe. 

Das Schlussbouquet des heutigen Tages bildet der Geysir Old Faithful. Der Kegel-Geysir bricht alle 60 bis 100 Minuten aus und soll in diesen 2 bis 5 Minuten 30‘000 Liter Wasser bis zu 55m in die Luft sprühen. Da lassen wir uns doch gerne überraschen!

Der alte Herr wird aber erst in etwa einer Stunde ausbrechen, also marschieren wir einmal um den Park. Anschliessend setze ich mich zwecks Platzreservation als Nomade verkleidet in die Sonne, während mein Göttergatte uns etwas Kühles zum Trinken besorgt.

 

Endlich zischt es, die Dampfwolke wird höher und das 'Ahhh…!' der Zuschauer immer lauter. Kaum hat das Schauspiel angefangen, ist es auch schon wieder zu Ende. Hat sich die Warterei für uns gelohnt? Nein, nicht wirklich!

Am frühen Nachmittag verlassen wir den Yellowstone National Park in südlicher Richtung und fahren durch den Grand Teton National Park. Er verdankt seinen Namen der kantigen Teton-Bergkette, die sich in Nord-Süd-Richtung durch den Park zieht. 

Idaho/Craters of the Moon National Monument

Von Wyoming aus machen wir einen Abstecher nach Idaho. Dieser Bundesstaat liegt im Nordwesten der USA und ist bekannt für seine gebirgigen Landschaften, seine weitläufig geschützte Wildnis und die zahlreichen Erholungsgebiete. Idaho ist 5 Mal so gross wie die Schweiz, hat aber 5 Mal weniger Einwohner.

Eine Landschaft, die aussieht wie das Schweizer Mittelland wandelt sich relative schnell in endlos erscheinende, trockene Prärie. Ein grosser unterirdischer See - gespeist durch den Snake River - macht hier trotz Trockenheit intensiven Ackerbau möglich - solange noch genügend Wasser vorhanden ist.

Craters of the Moon National Monument ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Idaho und ein Besuch kann uns die zeit- und kostenaufwändige Reise zum Mond ersparen - doch leider ist der Name etwas irreführend. 

Obwohl erstarrte Lava-Flüsse auf dem Mond auch existieren, wurden die meisten seiner Krater von einschlagenden Meteoriten und nicht durch Vulkan-Aktivität gebildet. 

 

Zahlreiche Vulkane waren die Architekten dieses Parks, der letzte Ausbruch ist erst knappe 2000 Jahre her. Wir fahren und wandern durch diese bizarre Erd-Landschaft und entdecken die eine oder andere Besonderheit, die wir noch in keiner der früher besuchten Vulkan-Landschaften bemerkt oder gesehen haben.

Experimental Breeder Reactor No 1

Auf dem Rückweg vom Craters of the Moon National Monument besuchen wir die Geburtsstätte der Kernspaltungsenergie, den Experimental Breeder Reactor No 1 / EBR1.

 

Mit dem Bau des EBR1 verfolgte die USA zwei Ziele:

  • Erzeugung von Elektrizität mittels Kernspaltung
  • Vermehrung von nuklearem Brennstoff, d.h. der Reaktor produziert mehr Brennstoff als er verbraucht (Breeder/Brüter)

Im Dezember 1951 produzierte EBR1 als erster nuklearer Reaktor nutzbare elektrische Energie mittels Kernspaltung. 2 Jahre später erreichten die Nuklear-Pioniere auch ihr zweites Ziel.

Natürlich war auch das Militär am Experimentieren. Die USA glaubte zu dieser Zeit ernsthaft - 1950er Jahre, Kalter Krieg - dass die Sowjetunion bereits über Flugzeuge mit Nuklearantrieb verfügten. Unsummen wurden von der Air Force in die Entwicklung eines nuklear-betriebenen Düsenflugzeuges investiert. 10 Jahre später wurde das Projekt 'Flugzeug mit Nuklearantrieb' wieder zu Grabe getragen.

Die Navy hingegen war erfolgreicher - zahlreiche U-Boote und Schiffe mit Nuklearantrieb durchpflügen inzwischen die Weltmeere.

Das riesige Forschungsgelände in der Prärie von Idaho dient auch heute noch der Nuklear-Forschung (zivil und militärisch). Einer der uns begleitenden Wissenschaftler arbeitet zurzeit an der Miniaturisierung von Kern-Reaktoren. Er ist überzeugt, dass 2030 die ersten transportablen 75 Megawatt-Reaktoren ihre Serienreife erreichen werden.

 

Welche Arten der Energieerzeugung unsere Zukunft prägen werden - Kernspaltung, Kernfusion, Fossile Brennstoffe, Geothermie, Wasser-/Wind-/Sonnen-/Gezeiten-Kraftwerke, etc. - wir wissens in wenigen Jahrzehnten!

Utah/Salt Lake City

Kaum haben wir auf dem Interstate 15 die Grenze zu Utah überquert, knallt schon wieder ein Kieselstein in unsere Windschutzscheibe. Knackend bildet sich rasch ein 30cm langer Riss auf der Fahrerseite. Einmal mehr bekommen wir zu spüren, was es heisst in einer US Amerikanischen Reparaturwerkstatt Hilfe zu suchen. Die Reparatur eines Risses in der Windschutzscheibe ....oh nein, sowas machen wir nicht....sowas dürfen wir nicht....was da alles passieren könnte...schrecklich....und dann die Haftungsklagen....

 

Geholfen wird uns in einer mexikanisch geführten Kleinst-Werkstatt in Salt Lake City, die sich sofort ans Werk macht. Auch für den Ersatz der Vorderreifen brauchen wir keinen Termin - claro, subito - und schon sind wir wieder 'on the road' - Viva México!!  

Im Bundesstaat Utah leben mehrheitlich Mormonen. Salt Lake City mit dem Temple Square ist für die Mormonen das, was für die Katholiken Rom und der Vatikan.

Leider wird der Temple Square bis auf Weiteres umgebaut und es sind daher nur zwei Gebäude öffentlich zugänglich. Überall stehen 'Schwestern', 'Brüder' oder 'Älteste', die uns freundlich zulächeln und gerne weiterhelfen möchten - doch wir wissen, was wir wollen ;o)

 

Wir kommen gerade rechtzeitig zu einem Violin-Konzert in der gekühlten Assembly Hall. Hier lauschen wir der beruhigenden Musik und erholen uns etwas vom Reparatur-Stress.

Der Tabernacle-Dom mit seiner genialen Akustik beherbergt eine der weltweit grössten Orgeln mit über 11‘000 Pfeifen. Das tägliche Orgelkonzert haben wir leider verpasst, doch wir schauen auch gerne dem Meister beim Orgelstimmen zu. 

Capitol Reef National Park

19./20.08.23

Unsere Windschutzscheibe soweit geflickt, dass wir fahren können und das Schuhwerk des Campers auch wieder belastbarer, verlassen wir Salt Lake City auf der sechsspurigen, lärmigen Autobahn Richtung Süden. Da es keinen Camping in der Nähe hat, verbringen wir - einmal mehr - eine Nacht auf dem Parkplatz eines Cracker Barrel Restaurants.

 

Heute Samstag gehts Richtung Capitol Reef National Park. Wir geniessen die stressfreie Fahrt über die einsame, ruhige Landstrasse. Kurz vor der Einfahrt in den Nationalpark - inmitten von prachtvollen, farbigen Sandsteinformationen - finden wir einen ruhigen Platz zum Übernachten. Obwohl immer noch 36°C, machen wir nach dem Abendessen eine Klettertour auf das über uns liegende Plateau und geniessen die herrliche Sicht in die Ferne.

Heute Sonntagmorgen fahren wir durch den Nationalpark - die Kamera griffbereit - und staunen über die Farben und Formen dieser wüstenähnlichen Landschaft. Wir wandern zur Hickman Bridge, einem 40m langen Steinbogen, der einen engen Canyon überspannt.

Kaum haben wir den Park verlassen, wechselt die Farbpalette von Rot- zu Grautönen.

Müde und verschwitzt - es ist inzwischen 41°C heiss - finden wir einen Übernachtungsplatz in einem Seitental.  Umringt von roten Felsen freuen wir uns für einmal, dass es hier 'zümpftig' windet.

Canyonland & Arches National Park

20./21.08.2023

Für einen kurzen Abstecher fahren wir in den Canyonland National Park. Rasch gehts hoch auf ein flaches Plateau, von wo wir eine atemberaubende Sicht auf den Merrimac Butte und den Monitor Butte haben.

Die zwei ca. 200m aus der Wüste von Utah senkrecht aufragenden Sandstein-Hügel sind nach zwei Dampfschiffen benannt, die während des amerikanischen Bürgerkrieges zusammenstiessen.

Der Arches National Park mit seinen hunderten Natursteinbögen, hoch aufragenden Zinnen und riesigen, Felstürmen ist inzwischen unser Favorit.

Dass wir für diesen Park eine zeitabhängige Einfahrtsbewilligung übers Internet beantragen müssen, haben wir nicht gewusst - schlechte Vorbereitung! 

Obwohl es noch genügend 'Time Slots' hätte, werden wir vom Schalter-Beamten erbarmungslos abgewiesen und ins 9km entfernte Moab geschickt - 'dort hat es WiFi oder ein Telefonsignal, dort könnt ihr euch im Internet anmelden, dann lass ich euch rein' :o(

 

Es sind nicht nur die zahlreichen Felsbögen, die extrem faszinierend sind. Auch die Felstürme - die stabil zu sein scheinen, obwohl sie den Anschein erwecken, jeden Moment in sich zusammenzufallen - haben es uns angetan.

Dieses Wunderland aus rotem Sandstein entfaltet seine Leuchtkraft speziell in der Abendsonne. Fünf Stunden fahren und laufen wir durch den Nationalpark und sind am Abend von der Hitze und den vielen Eindrücken todmüde.

Valley of the Gods

Das Valley of the Gods ist ein malerisches Sandsteintal nördlich des Monument Valley. Eine 27 km lange Naturstrasse schlängelt sich zwischen rotbraunen Tafelbergen, Türmen und Pilzfelsen hindurch.

Es ist heiss - 38°C - und kein Schatten in Sicht. Wir parkieren unseren Camper und radeln mit unseren Bikes bis ans Ende des Tales. Dass die Strasse wellenförmig leicht ansteigt, merken wir erst bei der rasanten Rückfahrt. 

Es ist noch früh am Nachmittag und wir entscheiden uns für einen kurzen Abstecher zum Mexican Hat. Das Monument Valley haben wir 1997 bereits durchfahren und lassen es links liegen.

 

Zum Übernachten gehts über den Hintereingang ins Valley of the Gods. Die Götter scheinen im Moment mit anderem beschäftigt zu sein, anstatt auf uns aufzupassen ;o) denn plötzlich machts 'ZISCHHH'!  Wir haben einen durchstochenen Hinterreifen - und das nach der Biketour und bei dieser Hitze. Somit heisst es nun Reifen-Wechsel - der kühle Weisswein muss warten! 

Spaghetti zum Znacht - Speicher wieder aufgefüllt - noch ein wenig im Liegestuhl die Umgebung geniessen und dann zieht ein Gewitter auf. Nichts mit Sterne gucken, es regnet die ganze Nacht. 

Colorado/Mesa Verde National Park

27.-28.8.2923

Nachdem wir in Bluff/Utah am Donnerstag den 7. Jahrestag unserer Americas-Reise feiern konnten, gab am Tag darauf eine Windböe unserer bereits mehrfach reparierten Sonnenstore den endgültigen Todesstoss ;o(

 

Am Samstag fahren wir vom sonnigen Utah ins noch sonnigere Colorado - nun halt ohne Schattenspender.

 

Colorado ist 6.5-mal grösser als die Schweiz mit ca. 6 Mio. Einwohnern. Der Bundesstaat liegt auf einer durchschnittlichen Höhe von 2000m und ist bekannt für seine Landschaft aus Bergen, Wäldern, Hochebenen und Wüstengebieten. 

Mesa Verde National Park ist eine grüne Hochebene auf 2550müM, in die zahlreiche Flüsse tiefe Canyons in den weichen Sandstein gegraben haben.

Bevor Navajos, Hopis und andere Völker diese Gegend zu besiedeln begannen, hatten sich bereits ab 500 n.Chr. die Pueblo People hier niedergelassen. Kurz bevor sie diesen eindrücklichen Ort um 1300 n.Chr. in Richtung Arizona und New Mexico wieder verliessen, begannen die Pueblos ihre Dörfer von der Ebene in die Felsüberhänge der weitläufigen Täler zu verlegen.

 

Auf geführten Touren haben wir zwei dieser Fels-Siedlungen erklettert und besichtigt. Wir sind beeindruckt von der genialen Architektur und staunen über den grossen Aufwand, den die Pueblos in die Erstellung der unzähligen Wohn- und Lager-Gebäude gesteckt haben. 

Die Gründe für das Anlegen und das baldige Verlassen dieser Fels-Siedlungen sind nicht bekannt.

Angesichts der künstlich angelegten Engstellen, den gut zu überwachenden Zugängen, dem Fehlen von religiösen oder monarchistischen Antrieben, tippen wir zwei Hobby-Archäologen ;o) auf ein stark gestiegenes Sicherheitsbedürfnis. Weitere Theorien sind willkommen ;o)

 

Viel Spass haben uns auch diese  Zu- respektive Ausgänge der alten Felsbehausungen bereitet. Über steile Leitern, in den Fels gehauene Stufen, durch enge Durchgänge und Felsspalten auf den Knien rutschend, gings vorwärts.

Insgesamt 600 grössere und kleinere Felsbehausungen liegen im Mesa Verde National Park. Ein paar weitere Siedlungen können wir auf unserer Rückfahrt zum Camping von der Strasse aus sehen. 

Die Nacht verbringen wir im Park und erfreuen uns am Besuch von vier Weisswedelhirsch-Damen mit ihrem Nachwuchs.

Durango

28./29.8.23

Im Frühling 2022 trafen wir in Oaxaca/Mexiko Shari und Walt aus Durango/Colorado. Wir versprachen, auf unserem Rückweg von Alaska bei ihnen einen Stopp einzulegen.

 

Nach einem Spaziergang durch den Ortskern und einem Bier auf einer der Dachterrassen stellen wir fest, dass uns Durango sehr gut gefällt. Hier könnten wir es auch noch etwas aushalten.

 

Am Abend parkieren wir den Camper bei unseren Freunden und freuen uns sehr über das Wiedersehen. Bei einem leckeren Abendessen und einem Gläschen Wein lassen wir alte Zeiten aufleben.

 

Röbä nutzt die Zeit, um ein kleines Sonnendach zu installieren, da wir erst wieder in Europa eine neue baugleiche Sonnenstore erwerben können.

 

Dear Shari, dear Walt

We enjoyed our stay in Durango - see you in Europe or Mexico again - take care.

Santa Fe

Wir verlassen Colorado und fahren südwärts nach New Mexiko. Wir sind immer wieder fasziniert von der Farbenpracht dieses Bundesstaates. Unser Ziel - Santa Fe.

Die Hauptstadt des US-Bundesstaats New Mexico ist für ihre Gebäude im Pueblo-Stil bekannt. Hier gibt es viele erdfarbene Adobe-Häuser, die aus einer Mischung von sonnengetrockneter Erde und Stroh gebaut wurden. Santa Fe wurde 1610 als spanische Kolonie gegründet und ist heute ein Touristenmagnet.

 

1997 haben wir Santa Fe zum ersten Mal besucht und sind uns wegen der Parkplatzsuche so richtig in die Haare geraten.

2023 zweiter Versuch - grösseres Auto! Nach der fünften Altstadt-Umrundung auf der Suche nach einem Parkplatz - trotz Stadtplan des Visitor Centers - wird die Luft wieder etwas dick in der Fahrerkabine! Wir kommen kein drittes Mal, versuchen es deshalb noch beim Parlamentsgebäude und haben Glück ;o)

 

Da wir nun schon mal hier sind, wollen wir dieses interessante - runde - State Capitol natürlich besichtigen. Kein Problem! Nach einer gründlichen Kontrolle dürfen wir uns im ganzen Parlamentsgebäude sogar selbständig bewegen - und das in den USA!

Danach bringt uns ein kurzer Spaziergang zum Georgia O'Keeffe Museum. Die Künstlerin Georgia O'Keeffe liess sich von der leuchtenden Landschaft um Santa Fe inspirieren und ihre Darstellungen von New Mexico brachten ihr den Ruf als eine der besten Künstlerinnen des Südwestens ein. Sie malte mit Vorliebe Blumen, Knochen, Blätter, Muscheln und Felsformationen.

Die Altstadt von Santa Fe mit Hunderten von Galerien haben wir schnell durchlaufen. Viel Kommerz - an vielen Ecke wollen sie uns etwas andrehen.

Restaurants zum Draussen sitzen finden wir zwei und die sind voll mit verschwitzten und hungrigen Touristen - es ist Mittag!

Etwas Abkühlung holen wir uns in den beiden Kirchen. Wir entschliessen uns zur Weiterfahrt. Der historische Kern von Santa Fe ist schön, aber begeistert sein geht anders!!

Las Vegas - Texas/Amarillo

Unser Reiseführer schwärmt in den höchsten Tönen von Las Vegas/New Mexico und da es praktisch am Weg liegt, fahren wir in das Städtchen.

Wir laufen die Hauptgeschäftsstrasse rauf und runter, einmal um den Hauptplatz herum und kommen uns vor wie die Besucher einer Geisterstadt. Die meisten Geschäfte sind nicht mehr in Betrieb, das historische Hotel im Zentrum hat alle Fenster verbarrikadiert und es liegt eine unheimliche Stille über dem Ort.

Wir suchen das Weite und fahren an den etwas ausserhalb gelegenen Storrie Lake. Auch hier ist nicht viel los - uns solls recht sein - wir geniessen den freien Tag am See.

Auf nach Texas, auf nach Amarillo!

Vor 26 Jahren haben hier das erste Mal die Cadillac Ranch besucht. Mal schauen, ob die Cadillacs - die von Hippies 1974 mit der Nase nach unten in die Erde verbuddelt wurden - noch nicht dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen sind?!

 

Nicht der altehrwürdige Zahn der Zeit verändert dieses 'Kunstwerk'. Es sind die unzähligen Touristen, die sich mit einer Spraydose verewigen - auch wenn es nur für kurze Zeit hält - denn morgen ist ihr Bild schon wieder übersprüht. Und so hat sich in den Jahren eine dicke Farbschicht über die Caddies gelegt.

Palo Duro Canyon

Der zweitgrösste Canyon der USA misst eine Länge von 193km und hat eine Tiefe von 245m. Er wird auch gerne als der Grand Canyon von Texas bezeichnet.

Der Palo Duro Canyon entstand über Millionen von Jahren durch Erosion des Red Rivers und Wind. Kaum sind wir ein paar Kilometer in den Park eingefahren, 'gluschtet' uns eine Wanderung zu einem der Aussichtspunkte.

Ohne Zweifel ist der Leuchtturm die berühmteste und beliebteste Felsformation im Canyon. Das bekommen wir heute Samstag auch zu spüren, denn es sind - trotz 40°C Hitze - sehr viele Wanderer und Biker unterwegs.

 

Mit den Bikes machen wir uns auf und wundern uns über die vielen Rettungsfahrzeuge, die beim Eingang zum Wanderweg parkiert sind.

Der Lighthouse-Wander- und Bikeweg ist hin und zurück 10km lang und beginnt recht angenehm. Schon bald aber müssen wir Stufen rauffahren und in tiefen, engen und ausgeschwämmten Rinnen unseren Weg suchen. Ich ziehe in diesen brenzligen Situationen das Stossen des Bikes vor. Röbä kämpft sich wie ein Wilder durch diese Stellen und….'Autsch!!', landet auf einem Kaktus. Die längsten Stacheln - 3cm lang - können wir vor Ort sofort  entfernen. Operiert wird erst zuhause ;o))

Das letzte Stück hoch zum Lighthouse ist eine extrem steile Kletterpartie. Wir staunen nicht schlecht, als eine Gruppe von Rettungssanitätern mit einer Trage uns entgegen rutscht. Eine Frau hat sich oben beim Lighthouse den Fuss gebrochen.

Nur ein paar Meter unterhalb des Felsens kauert ein junger Mann, der total erschöpft ist und auch auf Rettung wartet. Heute scheint ganz schön was los zu sein!

San Angelo - Eagle Pass

04.-07.09.2023

Ausnahmsweise fahren wir zu einem bereits von uns besuchten Ort zurück. Dass wir die Route über San Angelo zurück nach Mexiko wählen hat einen speziellen Grund. Wir haben - seit unserem letzten aufgezwungenen Reparatur-Aufenthalt - liebgewonnene Freunde hier, die wir wieder besuchen wollen.

 

Bei Sandy, Fred und Shaly finden wir für die drei Tage Unterschlupf. Wir gehen zusammen essen, arbeiten im Garten und sitzen gemeinsam im Patio, reden über das Älterwerden und 'Gott und die Welt'. Röbä bastelt dazwischen eine neue Abwasserleitung für unser Lavabo im Badezimmer.

 

Am letzten Abend vor unserer Weiterfahrt treffen wir uns mit Jennifer und Shane. Shane - Mitarbeiter von Ric’s Garage - hat uns damals mit Rat und Tat zur Seite gestanden und unseren Optimismus wieder aufgebaut.

 

Wir hoffen, dass wir alle drei irgendwann wiedersehen werden - ob in Texas oder in der Schweiz - wir werden sehen.

Von San Angelo über das uns vom Diesel-Druckpumpen-Problem bekannte Sonora sind es 350km durch die endlose texanische Halbwüste bis an die Grenze USA/Mexiko. Auf der amerikanischen Seite der Grenze - in Eagle Pass - finden wir einen Übernachtungsplatz bei einem grossen Spiel-Kasino eines hier ansässigen Indianerstammes.

Es ist eine S**hitze und kein schattenspendender Baum in Sicht. Wir verziehen uns zwecks Abkühlung ins Kasino. Unglaublich, aber mitten am Nachmittag sitzen hier vor allem ältere Semester an den Spielautomaten und verzocken ihre Rente. Wir begnügen uns mit einem Tequila Sunrise an der Bar - da hat man wenigstens etwas fürs Geld ;o)

Am nächsten Morgen, einem Freitag gehts über die Grenze nach Mexiko, Piedras Negras/Bundesstaat Coahuila.

Mexiko (08. September - 07. Oktober 2023)

Grün 2023  Rot 2022   Blau 2021  Violett 2014


Mexiko/Piedras Negras

Heute Freitag kommen wir von USA/Eagle Pass über die Grenze nach Mexiko/Piedras Negras. Wir überqueren den Río Grande und stehen vor dem Zoll. Hier wird unser Camper aussen und innen kurz inspiziert - Kühlschrank interessiert niemanden.

 

Anschliessend müssen wir uns im Gewusel einen Parkplatz suchen, denn zum Einwanderungs-Büro geht’s nur zu Fuss.

Diese Formalitäten sind zackig abgewickelt und wir müssen nur noch schnell die Einreisegebühr entrichten. Eine Dame sitzt hinter dem Kassen-Schalter und eine schwitzende Menschen-Schlange steht vor dem Schalter - es gibt weder Ventilatoren noch Klimaanlagen. 

 

Nach einer Viertelstunde setze ich mich auf die einzige Bank weit und breit. Schnell bin ich im Gespräch mit einem Banknachbarn. Ein Hondurianer, der die zwei letzten Jahre in den USA im Gefängnis gesessen hat, dann nach Mexiko abgeschoben wurde und sich jetzt hier jeden Monat seine Aufenthaltsbewilligung holen muss. Da er an Diabetes leidet und seine Zehen amputieren lassen musste, möchte er mir zum Abschied diese zeigen, was ich dankend ablehne ;o)

 

Ich komme mir vor wie Forrest Gump auf der Sitzbank in Savannah, denn ich bleibe nicht lange alleine. Eine Schneiderin aus Guatemala setzt sich zu mir. Sie muss einmal im Monat den beschwerlichen Weg mit dem Bus hierher unternehmen um ihre Papiere zu erneuern.

 

Kaum haben wir uns mit einer herzlichen Umarmung verabschiedet, marschiert ein äusserst kräftiger Mann - Arme, Beine und Kinn weit ausgestreckt vom Körper - mit einer sehr zierlichen jungen Frau direkt auf 'meine' Bank zu. Schon bald kenne ich seine Geschichte. Türsteher bei einer Bar, möchte nun endlich auf legalem Weg einen Fahrausweis für sich und seine Freundin beschaffen.

 

Der letzte Bank-Besucher, ein ältere Herr, beschäftigt sich mit seinem Handy und hat kein Interesse an einem Gedankenaustausch.

 

Nach 1 ¼ Std hat Röbä endlich die 2 x 500 Pesos/25Fr. bezahlt und wir können das Touristen-Visum beim Einwanderungsbüro abstempeln lassen - Viva México !

Cuatros Ciénegas

08.-11.09.2023

Schnell merken wir, dass wir wieder in Mexiko sind - unzählige Topes/Geschwindigkeitsschwellen, löchrige Strassen, wilde Hunden und viel Abfall am Strassenrand. Die Hitze ist fast unerträglich.

 

Nachdem wir den Kühlschrank wieder aufgefüllt haben und bei Oxxo ein paar GByte Daten für Ursis Handy gekauft haben, geht’s auf die 320km lange Fahrt nach Cuatros Ciénegas, mitten in der Chihuahua Wüste. Auf einem Campingplatz wie aus dem Italo-Western 'Spiel mir das Lied vom Tod' beziehen wir Quartier für 3 Nächte.

Am Samstag ist Blog schreiben, Hunde füttern und ausruhen angesagt ;o)

Heute Sonntag machen wir uns - der Hitze entfliehend - schon sehr früh auf, um die Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Doch leider heisst es bei den Mexikanern nicht 'Morgenstund hat Gold im Mund!', denn hier wird überall erst um 10 Uhr geöffnet. Also machen wir eine kleine Rundfahrt durch die Berge bis die Mina de Marmol uns rein lässt.

 

Die stillgelegte Marmor-Mine ist tagsüber für Besucher offen, abends verwandelt sie sich in ein Platz für private Parties und Feste inmitten von riesigen Marmor-Blöcken. 

Als nächstes fahren wir zur Duna de Yeso, eine ca. 1km2 grosse weisse Dünenlandschaft, die vor Millionen von Jahren einst ein Meer war. Da sich die Sandbänke ständig bewegen, haben sich einige Sträucher auf seltsame Weise verankert, um zu überleben und sorgen so dafür, dass Sandstein-Blöcke erhalten bleiben.

Gegen Mittag sind wir wieder zurück in Cuatros Ciénegas, laufen bei extremer Hitze einmal um die Plaza und verziehen uns anschliessend in die Cantina El 40 zu kühlem Bier und Tacos al Pastor.

Fahrt Monclova - Saltillo - Matehuala - San Luis Potosí

11.-15.09.2023

Einige von euch werden sich fragen - warum fahren sie wieder nach Mexiko, wenn sie ja bereits schon zehn Monate hier rum gegondelt sind!? Wir sind auf dem Weg nach Teotihuacán, dem Winterquartier für unseren Camper.

Da es zunehmend schwierig wird, interessante Gegenden zu finden, die wir noch nicht bereist haben, fühlen sich die 670km von Monclova nach San Luis Potosí eher wie Arbeit an ;o)

 

In Saltillo unterbrechen wir die Fahrt und parkieren - wie vor einem Jahr - auf dem Parkplatz des Hotels Imperial.

Am nächsten Tag entfliehen wir den ausgetretenen Pfaden über ein Seitental und sind verwundert, dass es hier sogar Bären geben soll - jedenfalls weisen die Verkehrstafeln darauf hin - zu Gesicht bekommen wir keinen ;o)

 

Die zweite Nacht bleiben wir in Matehuala auf dem Hotel Camping Las Palmeras. Wieder einmal am Pool sitzen - das Wasser ist leider zu warm für eine Abkühlung - dafür die Cocktails schön kühl und der Fisch an einer Koriander-Rahmsauce mit knackigem Gemüse ein Genuss! 

Auch heute Mittwoch vermeiden wir die Autobahn und fahren über eine Bergstrasse durch die engen Dörfer Charcas und Moctezuma nach Mexquitic, etwas ausserhalb San Luis Potosí.

Es ist eine enge Strasse durch trockene Hügel, die mit Joshua Trees überwachsen sind. Etwas Abwechslung bieten die Durchfahrten durch die engen Strassen der Dörfer. Ab und zu müssen wir die Aussenspiegel einklappen, um nichts mitfahren zu lassen ;o)

Überall wird dekoriert, denn am Samstag ist Nationalfeiertag.

 

In Mexquitic bleiben wir für zwei Nächte auf dem Camping Faro/Leuchtturm de Peter. Wir wundern uns über den Leuchtturm in dieser dürren Landschaft und fragen nach dem Wasser. Kein Problem, der Stausee liegt gerade ausserhalb der Campingmauer!

San Miguel de Allende zum Dritten

15.-25.09.2023

Unser zweitletztes Ziel, das wir auf der diesjährigen Reise in Mexiko ansteuern, ist meine Lieblingsstadt San Miguel de Allende.

Ganz untreu unserer Reisepolitik - nicht zweimal an denselben Ort zu fahren - treffen wir hier schon zum dritten Mal ein. Mexiko feiert am 16. September seinen Nationalfeiertag, es gibt daher wieder einen Umzug durch die Altstadt und natürlich auch viel 'Geböller'.

Wir geniessen die 11 Tage in San Miguel de Allende. Noch einmal durch die Gassen schlendern, hoch über den Dächern einen feinen Cocktail geniessen und uns kulinarisch verwöhnen zu lassen. 

Zum Abschluss unseres vermutlich letzten Aufenthaltes in San Miguel de Allende besuchen wir etwas ausserhalb das Weingut Viñedos de Los Senderos.

Wir passieren mit dem Taxi das Gate und befinden uns in einer wunderschön gepflegten Parkanlage, umgeben von Weinreben. Da sie angeblich keine Anmeldungen für die Führung um 14.30 Uhr übers Internet erhalten haben, sind die Angestellten etwas von unserem Auftauchen überrascht. Kein Problem, innert 10 Minuten ist alles organisiert und wir bekommen eine ausgedehnte Privatführung mit Degustation.

Der Wein hat uns sehr gemundet und Hunger haben wir jetzt auch und so entschliessen wir uns im angrenzenden Gartenrestaurant Barrica de Fuego den Tag mit einem feinen Abendessen ausklingen zu lassen.

Winterquartier Teotihuacán

25.09.-7.10.2023

Die Nähe zu einem internationalen Flughafen und zu einem versierten Auto-Mechaniker lässt uns inzwischen zum vierten Mal in Teotihuacán Halt machen.

Die Sehenswürdigkeiten rund um den Ort haben wir bereits früher besucht, so dass wir uns diesmal ganz auf die seit längerem aufgeschobenen Unterhalts-Arbeiten am Fiat Ducato (Details siehe Reparatur-Log) und auf die Reisevorbereitungen in die Schweiz konzentrieren können.

Nachdem wir unsere Amerikas-Reise nun beinahe abgeschlossen haben, lassen wir den Camper hier stehen und fliegen Anfangs Oktober von Mexiko City aus in die Schweiz.

Dort werden wir etwas innehalten und überlegen müssen, wie wir unseren nächsten Lebensabschnitt gestalten wollen. Natürlich sollte auch dieser Teil wieder ähnlich interessant und abwechslungsreich werden wie der vergangene. Mal sehen, was uns alles einfällt!!

Hasta pronto amigos!

Von Mexiko City aus fliegen wir in die Schweiz .... von wo wir auch wieder zurückkommen

Mexiko (14. April - 03. Juni 2024)

Rosa 2024   Grün 2023   Rot 2022   Blau 2021  Violett 2014


Hola México - Hola Teotihuacán

14.-24.04.2024

Nach einem 6-monatigen Urlaub in der Schweiz fliegen wir am Sonntag wieder zurück nach Mexiko. In Paris steigen wir auf einen Flieger von Aeroméxico um und erreichen nach rund 19 Stunden Gesamtreisezeit México City. Nach einer zusätzlichen Stunde Autofahrt haben wir es geschafft - wir sind in Teotihuacán, der Pyramiden-Stadt der Azteken.

Unser Camper scheint den Winterschlaf gut überstanden zu haben. Die Solar-Batterien sind einsatzbereit und der Motor startet beim ersten Schlüsseldreh - was will man mehr. Daher widmen wir uns die nächsten 10 Tage der Akklimatisation (8 Std Zeitverschiebung, 1800m Höhenunterschied, 36° Hitze), entstauben unser fahrendes Zuhause, verbauen die aus der Schweiz mitgebrachten Ersatzteile und geniessen die mexikanische Küche. Die Regenzeit steht vor der Türe und am späteren Nachmittag entleeren sich über uns die ersten heftigen Regengüsse.

Auch unsere Drahtesel werden von Röbä auf Hochglanz poliert und erhalten neue Bremsbeläge. Eine sonntägliche Probefahrt (neue Bremsbacken, Ursis neues Hüftgelenk) führt uns um das ausgedehnte Pyramiden-Gebiet von Teotihuacán. Die Strecke ist gesäumt von zahlreichen kleinen Souvenir- und Verpflegungsständen. An einem dieser Stände wird das mexikanische Nationalgetränk Pulque - leicht alkoholisches Getränk aus fermentiertem Agavensaft - serviert. Natürlich lassen wir uns diese köstliche Stärkung nicht entgehen ;o)

Inzwischen haben wir in dieser Ecke der Welt das Meiste gesehen, was für uns von Interesse ist. Somit bleiben für diese - vermutlich letzte - Rundreise in dieser Gegend nur noch einige weisse Flecken auf der Landkarte übrig. 

Tepoztlán

25.-27.04.2024

Nach zehn Tagen hat unser lokaler Mechaniker Eric alle Ersatzteile ausgetauscht, die wir aus der Schweiz mitgebracht haben. Wir starten unsere Reise von Teotihuacán aus in den Süden von Mexiko City, wo wir noch ein paar weisse Flecken auf unserer Reisekarte finden. Wegen 'Hoy no circula‘ - geregelte Fahrtage wegen der Luftverschmutzung - dürfen wir erst um 11 Uhr losfahren.

 

Schnell merke ich, dass ich mich an das Fahren in Mexiko zuerst wieder gewöhnen muss. Die vielen Löcher und die unzähligen Topes/Geschwindigkeitsschwellen brauchen die ganze Aufmerksamkeit des Fahrers - Röbä nimmt's gelassen und fährt auch schon wieder wie ein Mexikaner ;o))

 

Etwas nordwestlich von Puebla besuchen wir die Ex-Hacienda und das Castillo de Chautla. Inmitten  eines 60 Hektar grossen bewaldeten Parks mit einem Stausee - erster Staudamm Lateinamerikas - liegt das ehemalige Anwesen des Marquis de San Antonio Chautla - 1777 ein Geschenk König Carlos III. von Spanien. Der Marquis liess hier eine schlossartige Hacienda bauen - heute ein Hotel. Im 19. Jahrhundert hat ein Nachkomme des Marquise - der Erzbischof von Antequera - das Wasserschloss errichten lassen. Heute ist nur noch ein kleiner Flächenanteil der Hacienda übrig und gehört dem Bundesstaat Puebla

Nach einer Nacht auf dem Parkplatz eines Badeparks in Metepec geht die Fahrt weiter vorbei am Vulkan Popocatépetl - 5436müM - der sich aber hinter Wolken und Smog versteckt. Die Strasse beginnt langsam zu steigen. Wir fahren ins Gebirge zum Pueblo Mágico Tepoztlán.

Die Durchfahrt durch das Dorf zum Übernachtungsplatz lässt uns für ein paar Sekunden den Atem anhalten. Steile und oft auch enge Kopfstein-gepflasterte Strassen erwarten uns. Die wenigen älteren Menschen, die sich vor den Häusern zu einem Schwatz getroffen haben, schauen uns etwas verwundert an. Vielleicht haben wir ja die falsche Einfahrt ins Dorf erwischt?! 

Auf einem schattigen Estacionamiento/Parkplatz etwas südlich des Zentrums parkieren wir für die nächsten zwei Nächte und stürzen uns direkt ins Geschehen. Das Dorf liegt unterhalb senkrecht aufsteigender Felswände. Die Strassen sind gesäumt von Souvenirläden und Restaurants. Wir bestaunen die zahlreichen Wandgemälde und setzten uns beim Zócalo/Hauptplatz auf eine Terrasse, geniessen ein kaltes Bier und schauen dem Geschehen zu. 

400m oberhalb von Tepoztlán, auf einem der steilen Felsen thront eine Pyramide, die zu Ehren des Aztekengotts Tepoztécatl erbaut wurde. Die Pyramide selber ist nicht sehr imposant, anspruchsvoll hingegen ist der 2.5km lange, steile und steinige Aufstieg zwischen zwei senkrechten Kliffs. Der ultimative Abschlusstest für mein neues Hüftgelenk!

 

Ich lasse Röbä ziehen und arbeite mich Schritt für Schritt dem Ziel näher. Viele Mexikaner überholen mich im Eiltempo, schnaubend und quaselnd - 20m weiter oben überhole ich die verstummten und nach Luft ringenden Einheimischen wieder. Schlussendlich kommen wir aber alle oben an - geschafft! Röbä ist schon wieder bereit für den Abstieg ;o) 

Cuernavaca

Nach kurzer Fahrt durch die hügelige Vulkanlandschaft südlich von Mexiko City erreichen wir gegen Mittag Cuernavaca, die heutige Hauptstadt des Bundesstaates Morelos. Die Stadt diente den Spaniern im 16. Jhd. als Landwirtschaftliches Zentrum und wurde dem Mexiko-Eroberer Hernán Cortés von der Spanischen Krone - zusammen mit weiteren ähnlichen 22 Ortschaften - als Privatbesitz zugesprochen.

 

Heute spürt man von all der Herrlichkeit, abgesehen von der als Festung ausgestatteten Kathedrale und dem Palacio de Cortés, nur noch wenig. Auch den im Reiseführer angekündigten Besucherströmen aus Mexiko City, begegnen wir diesen Samstag nicht. Wir schlendern durch die Altstadt-Gassen und nach einem kühlen Glas Ananas-Saft geht's bald weiter Richtung Süden. 

Xochitepec - Xochicalco - Alpuyeca

27.-30.04.2024

In Xochitepec haben wir am Wochenende einen grossen Camping für uns ganz alleine. Keine laute Musik und keine kläffenden Hunde in der Nähe. Wir beschliessen hier länger zu verweilen und unseren Reiseblog fertigzustellen.

Doch zuerst fahren wir am Sonntag in die nahe gelegenen Hügel nach Xochicalco, das als eine der wichtigsten pre-kolumbianischen Archäologischen Ausgrabungen von Mexiko gilt. Als Teotihuacán 650nChr. an Bedeutung verliert, gewinnt Xochicalco an Wichtigkeit und bleibt bis 1200n.Chr. ein wichtiges Handels- und Kultur-Zentrum für verschiedene Kulturen (Zapotec, Maya, Tiahuica, Toltec, Olmec, Mixtec, Aztec). 300 Jahre bevor sich die Spanier das Land unterjochen, versinkt auch diese Hochkultur und geht beinahe vergessen.

Da diese beinahe 10km2 grosse Ausgrabung touristisch noch wenig bekannt ist, haben wir die eindrücklichen Pyramiden beinahe für uns alleine. Bei 38Grad C haben wir aber nach 1 1/2 Std genug gesehen und lassen uns im nahe gelegenen Alpuyeca einen grossen Becher Erdbeer-Eis schmecken.

 

Überall hängen Wahlplakate und viel Volk hat sich auf dem Hauptplatz versammelt. Am 2. Juni wählen die Mexikaner nach 6 Jahren wieder einen neuen Staatspräsidenten, alle politischen Vertreter im Senat (Ständerat), Parlament (Nationalrat), die Präsidenten sowie Parlamente der Bundesstaaten und der Gemeinden. Auffallend viele Frauen bewerben sich diesmal um ein politisches Amt und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass zum ersten Mal überhaupt eine Frau ins höchste Amt des Landes gewählt wird.

Taxco

30.04.-02.05.2024

Taxco liegt in den nördlichen Hügeln des Bundesstaates Guerrero. Die Stadt erlangte in der Kolonialzeit im 16. Jahrhundert als Silberminen-Bergbauzentrum grosse Bedeutung. Daraus entwickelte sich im 18. und 19. Jahrhundert die handwerkliche Tradition der Silberschmiedekunst. Heute sind die Minen praktisch ausgeschöpft und das Pueblo Mágico lebt hauptsächlich vom Tourismus.

 

Taxcos weisse Häuser schmiegen sich eng aneinander den Hang hinauf bis zum Aussichtspunkt mit der Christus-Statue. Mittendrin erheben sich die 95m hohen Türme der Kirche Santa Prisca. Der koloniale Ort macht einen sehr gepflegten Eindruck und lädt uns ein, durch die engen Kopfstein-gepflasterten Gassen dieses bezaubernden Ortes zu schlendern.

Rund um die  Plaza Borda - Zocalo - stehen ein paar sehenswerte Gebäude. Das unumstrittene Wahrzeichen von Taxco ist die Barockkirche Santa Prisca, denn sie gilt als eine der schönsten Sakralbauten in Mexiko. Der wohlhabende Bergbauunternehmer José de la Borda, der dank der Einnahmen aus den nahegelegenen Silber-Minen die besten Künstler und Steinmetze engagieren konnte, liess 1748-1758 diese Kirche bauen. Bis 1806 war sie das höchste Gebäude Mexikos. Die äussere Fassade ist mit rosafarbenen Skulpturen dekoriert. Im Innern überraschen die zahlreichen, mit Blattgold verzierten Altäre dieser Barockkirche.

Die Casa Borda - auch von José de la Borda finanziert - war die spätere Residenz der Pfarrherren von Santa Prisca. Trotz seiner schlichten Fassade ist das Innere einem Kolonialhaus mit Terrassen und Treppen nachempfunden.

 

Obwohl der deutsche Forschungsreisende Alexander von Humboldt nur eine Nacht in Taxco verbrachte, wurde das lokale Kunstmuseum nach ihm benannt - Humboldt-Haus

Heute  Dienstag - 30. April - feiert Mexiko den Tag der Kinder. Auf dem Zócalo herrscht buntes Treiben. 

Auf dem Heimweg kommt uns eine Prozession entgegen. Es ist der Vorabend des 1. Mai - Tag der Arbeit. Offensichtlich beteiligt sich auch Jesus an einer 1. Mai-Demo, aber schliesslich war er auch ein Arbeiter ;o)

Am Mittwoch - 1. Mai, Tag der Arbeit - arbeiten wir uns 2.2km und 300 Höhenmeter über steile Gassen und Treppen hoch zum Mirador del Cristo Taxqueño. Oben haben wir eine wunderbare Sicht auf das unter uns liegende Taxco.

 

Auf dem Rückweg nehmen wir es etwas gemütlicher und folgen den etwas breiteren Kopfstein-Strassen bis zum Zócalo.

Grutas de Cacahuamilpa

Auf unserer heutigen Fahrstrecke - es ist Donnerstag - von Taxco nach Valle Bravo liegt Cucahuamilpa. Die dortigen Grutas/Höhlen sind eines der grössten aktiven Höhlensysteme der Welt, d.h. Grundwasser sickert weiterhin von oben durch den Kalkstein und lässt die zahllosen Tropfsteine weiterwachsen. 

Bis jetzt sind nur 20 der 90 imposanten Säle auf einer Strecke von 2km - von gesamthaft 5km - für Besucher zugänglich. Das sehr eindrückliche Höhlensystem ist im Schnitt 40m breit und die Säle 20m-80m hoch. Die riesigen Tropfstein-Formationen werden für uns einzeln angeleuchtet, bleiben sonst im Dunkeln.

 

Tief im Innern des Cerro de la Corona - nach einer stündigen interessanten Führung - endet der offizielle Teil. Die Lichter - ausser einer spärlichen Wegbeleuchtung - werden gelöscht. Den Rückweg kann jeder Besucher in seinem eigenen Tempo zurücklegen.

 

In einem der letzten Säle befindet sich das Grab eines verunglückten und anschliessend verhungerten Höhlenforschers. Vermutlich um einem ähnlichen Schicksal zu entgehen, eilen unsere Gruppenmitglieder rasch zum Eingang zurück ;o)

 

Wir sind nun ganz alleine, geniessen die stille Dunkelheit und treten nach 30 Min. wohlbehalten wieder ins Sonnenlicht hinaus.

Valle de Bravo

02.-06.05.2024

Sollen wir….wollen wir….sollen wir nicht….wollen wir nicht? Lange haben wir überlegt, ob wir einen Abstecher ins Valle de Bravo - 1830müM - machen. Das Tal kennen wir noch nicht, aber es liegt an unserer Reiseroute zum Pazifik - also nichts wie hin.

Nach 175km, es ist heiss - 36°C, das Land ist ausgetrocknet und die dringend benötigte Regenzeit lässt auf sich warten - erreichen wir unser Ziel.

In El Arco finden wir einen Stellplatz bei der Gleitschirm-Flugschule La Zona. Hier gefällt es uns, hier bleiben wir ein paar Tage. Ely und Christian - der Fluginstruktor - schauen, dass es uns an nichts fehlt.

Immer am späten Nachmittag, wenn die Sonne nicht mehr so heiss brennt, wird geflogen. Der Flugplatz liegt am flachen Ufer des stark ausgetrockneten Stausees und bietet eine zuverlässige Thermik für die Ausbildung von Gleitschirm-Piloten.

Auch hier leidet die Natur extrem unter der Hitze und Trockenheit. Die gegenüber dem See liegenden Hänge brennen ununterbrochen und die Luft ist Rauch geschwängert.

Ein Motorschirm ist ein mit einem Motor ausgerüsteter Gleitschirm (Rucksackmotor oder Trike mit Rädern). Bastian aus Bern - er lebt schon seit 10 Jahren in Mexiko - hat bereits etwas Erfahrung mit einem Gleitschirm und lässt sich nun zum Motorschirm-Piloten ausbilden. Ich (Röbä) bin fasziniert und lasse mir diese Gelegenheit zum Zuschauen nicht entgehen.

Als erstes macht der Instruktor ein Demo-Flug, dann sieht man Bastian bei der Grundausbildung und anschliessend beim Jungfernflug.

 

Heute Samstag besuchen wir das Dorf Valle de Bravo. Der touristische Ort ist bekannt als Wochenend-Ausflugsziel der Bewohner von Mexiko City, die hier zum Schwimmen, Bootfahren und Einkaufen kommen. Nur Schwimmen und 'Böötlen' in diesem stark ausgetrockneten See ist zurzeit nicht sehr zu empfehlen, denn das Ufer ist grün-schlammig und stinkt.

Also ist Shopping angesagt! In den verschiedenen Märkten und an den Ständen rings um den Zócalo findet jeder etwas. Wir spazieren durch die Gassen und Märkte und beschliessen unseren Ausflug mit einem guten Nachtessen auf einer luftigen Terrasse.

Pátzcuaro - Uruapan - Santa Elena - Lago Chapala - Ajijic - Jocotepec

06.-14.05.2024

Schlechte Luft und grauer Himmel - verursacht durch Auto-Abgase und zahlreiche Waldbrände - begleiten uns vom Valle de Bravo durch den Nationalpark Cerro de Garnica bis nach Pátzcuaro. Hier machen wir - wie schon vor zwei Jahren - drei Tage Halt und kümmern uns wieder einmal um die Wäsche und was sonst noch so anfällt.

Wir kombinieren Ausgang mit Sport, laufen die 3km ins Zentrum, trinken eine Limonade am Zócalo, schauen dem Tun und Lassen der Menschen zu und marschieren wieder zurück nach Hause. 

Um nicht die gleiche Strecke wie vor 2 Jahren fahren zu müssen, machen wir einen Umweg über Uruapan - 1620müM. Die zweitgrösste Stadt im Bundesstaat Michoacán liegt zwischen dem etwas kühleren Hochland und dem feuchtwarmen Tiefland. Die Stadt selber nennt sich die 'Welthauptstadt der Avocados'. Jeder unverbaute Quadratmeter ist mit Avocado-Plantagen belegt. Die Menschen hier leben vom Anbau dieser Frucht. Und wer kennt sie nicht, die mexikanische Spezialität Guacamole - hergestellt aus Avocados. 

Auf der Weiterfahrt nach Santa Elena sind es nicht die Waldbrände, die die Luft trüben. Einige Bauern fackeln wie hier üblich ihre Felder ab, um das lästige Unkraut loszuwerden - die meisten verwenden aber inzwischen Glysophat :o(

Unser dritter Besuch bei Charly in Santa Elena überrascht uns, treffen wir doch gleich mehrere Schweizer Reisende, die sich hier auf den Heimaturlaub vorbereiten. Es macht den Eindruck, als dass sie sich hier schon etwas an Schweizerluft gewöhnen möchten ;o) 

 

Bei 40°C laufen wir zwischen Agaven-Plantagen die 240 Höhenmeter den Hausberg von Santa Elena hoch und geniessen die Aussicht über die Ebene. Der Abstieg gestaltet sich zu Beginn etwas schwierig, müssen wir uns doch den Weg zwischen Dornenbüschen hindurch suchen. Anschliessend geht es über eine steinig ruppige Naturstrasse wieder runter ins Flache.

Einen Abschluss-Besuch auf unserer Reise an die Pazifikküste wollen wir in Ajijic am Lago Chapala einlegen.

Wir suchen uns eine Strasse, die von uns noch befahren werden möchte und entschliessen uns, an der nördlichen Küste des Chapala Sees - dem grössten Binnensee Mexikos - entlang zu fahren. Dieses Vorhaben entpuppt sich als kleines Abenteuer. Die Erdstrasse am ersten Teil des Sees lassen wir aus und nehmen einen Umweg. Der zweite Teil - eine enge, mit Kopfstein gepflastert Rüttelgasse zwängt sich durch die am Hang klebenden Pueblos. Für einmal müssen wir nicht -zig Topes/Schwellen überfahren, hier wird jeder Tope durch einen tiefen Wassergraben ersetzt. Zum Glück regnet es nicht!!

Nach einem Überraschungsbesuch bei Norma, Victor und Karen - Schwiegerfamilie unseres Neffen - quartieren wir uns am Ende des Sees - in Jocotepec - ein.

Wir sind auch hier erstaunt, wie sehr das Klima dem See zu schaffen macht. Bei unserem ersten Besuch vor zwei Jahren reichte das Wasser noch bis zum Leuchtturm. Heute liegen zwischen Ufer und Turm rund 300m.

Tequila - 2. Besuch

14.-16.05.2024

Letzten Sonntag war in der Schweiz Muttertag und bald will auch noch ein Geburtstag gefeiert werden. Tequila bietet sich für solche Feierlichkeiten geradezu an und dies lässt uns nochmals hier Halt machen.

 

Bei José - Besitzer in der 5. Generation und Betreiber der Destiladora Puntual - schlagen wir unser Nachtlager auf. Auf 200 Hektaren wachsen seine Blauen Agaven bis hoch in die Vulkan-Kegel hinauf. Anstelle von Glysophat verwendet er Kühe und Pferde, die dem unerwünschten Grünzeug zwischen den Agaven den Garaus machen. Er ist stolz auf seinen Tequila, den er ganz ohne Herbizide oder Pestizide herstellt.

Natürlich lassen wir uns eine Führung und die anschliessende - bis spät in die Nacht dauernde - Tequila-Degustation nicht entgehen ;o)

Heute Dienstag laufen wir bei brennenden 38°C die 2.5km vom Camping zum Zócalo von Tequila, da sich weder Taxis noch Ubers in unserer Nähe aufhalten.

Sobald wir uns dem Zentrum nähern, reiht sich eine Tequila-Bar an die andere. Wir marschieren direkt zur Destiladora José Cuervo, denn dort habe ich vor zwei Jahren meinen Lieblings-Tequila gekauft und ich brauche Nachschub. Für das 'Wässerchen‘, das vor zwei Jahren noch 80US$ gekostet hat, wollen sie jetzt das Doppelte! Ich verzichte und gehen für eine Tequila-Degustation zur Konkurrenz. 

 

Bei der Destiladora Casa Sauza - auf der Gartenterrasse bei schönem Ambiente - geniessen wir nicht nur deren feinen Tequila, sondern bestellen uns anschliessend zum Nachtessen eine Birria - einen mexikanischen Rindseintopf mit Zwiebeln, Limetten und Koriander.

 

Wir haben ein volles Programm. Heute Mittwoch - einen Tag früher - feiern wir den 67. Geburtstag von Röbä. Wer weiss, wo wir morgen stecken!

Bei einem guten Essen und einem Ständchen einer Mariachi Band lässt sich gut ins neue Lebensjahr rutschen.

 

Happy Birthday Röbä!

Tepic

16.- 18.05.2024

Von Jalisco fahren wir im Bundesstaat Nayarit ein - einer von fünf, den wir noch nicht bereist haben. Die Agavenfelder wechseln zu Zuckerrohr und auch Kakteen wachsen hier wieder vermehrt. Die Autobahn zieht sich dem Transmexikanischen Vulkangürtel entlang und neben den vielen kleineren Vulkanen ragt der 2340m hohe Vulkan Sangangüey stolz gegen den Himmel.

 

Die Hauptstadt Tepic - 'Ort zwischen Bergen' - wurde 1531 auf vulkanischem Gebiet gegründet und zählt heute ca. 300‘000 Einwohner. Schon bei der Einfahrt fällt uns auf, dass diesem lieblosen Ort der Charme fehlt. Es macht den Anschein, dass hier gebaut werden konnte, ohne dass jemand ein Auge auf die Architektur hatte.

Eine Ausnahme bildet das aus dem Jahr 1762 stammende Gebäude und heutige Museum Regional de Nayarit. Es hebt sich nur schon durch die Farbe vom restlichen Ortsbild ab. Das Museum gibt uns einen Einblick über die verschiedenen kulturellen Traditionen des vor-spanischen Nayarit.

Ein weiterer Farbtupfer sind die traditionell gekleideten Frauen der Huicholes, die ihre Perlenstickereien auf dem Markt verkaufen.

 

Auf dem Camping mitten in der Stadt treffen wir auf Gudrun und Peter aus Deutschland - unterwegs in den Süden. 

Mazatlán

18.-22.05.2024

Mazatlán liegt im Bundesstaat Sinaloa direkt am Pazifik.

Doch bevor wir die Stadt erreichen, müssen wir zuerst die Bundesgrenze Nayarit-Sinaloa überqueren. Was wir total vergessen haben, hier gibt es eine Lebensmittelkontrolle.

An den zwei fast toten Bananen die wir mitführen, hat der freundliche Beamte kein Interesse. Dafür nimmt er uns die frischen Mangos und sechs rohe Eier. Das Schweinefleisch im Kühlschrank hat er nicht gesehen oder er wollte es nicht. Er war auf der Suche nach Pollo/Pouletfleisch!

 

Wir steuern einen Camping auf der Isla de la Piedra/Steininsel an - gegenüber Mazatlán. 

Heute steht ein Ausflug in die Stadt auf unserem Plan. Mit dem Wassertaxi überqueren wir den ältesten und wichtigsten Hochseehafen des mexikanischen Pazifiks und laufen anschliessend über die steile Klippenstrasse zum Stadtstrand Olas Altas/Hohe Wellen.

Es ist Sonntagmorgen und wir schlendern durch die engen, menschenverlassenen Strassen zur Plaza Machado. Es wurden schon viele alte Gemäuer in dieser Gegend restauriert und leuchten nun in bunten Farben.

Etwas anders sieht es um den Zócalo aus. Hier ist die kanariengelbe Kathedrale das einzige wirklich sehenswerte Gebäude. Die Kirche ist bis auf den letzten Platz gefüllt, der Pfarrer lässt sich vom Kommen und Gehen nicht stören - es ist Pfingsten!

Wir drehen um und gehen zurück zur Plaza Machado, wo wir uns auf einer Terrasse gemütlich einen Apéro gönnen, bevor es wieder zum Camping zurückgeht.

Culiacán - Los Mochis - Navojoa

22.-23.05.2024

Am Mittwoch, nach 4 Tagen Rast am Golf von Kalifornien, fahren wir weiter in den Norden von Mexiko, durch die westlichen Ausläufer der Sierra Madre Occidental - karge Hügelketten und ausgedehnte Landwirtschaftsflächen. Der Mais ist abgeerntet, die riesigen Flächen werden bald abgefackelt und dann für die nächste Saat bereit gemacht.

Die Landstrasse ist in relativ gutem Zustand und so geht es zügig durch die ausgedörrte Landschaft. Einige

Frucht-, Gemüse-, Fahrzeug- und Drogenkontrollen, sowie Geschwindigkeits-Schwellen und ab und zu ein Hinweisschild 'Achtung Puma' bringen etwas Abwechslung ins ansonsten eintönige Geschehen.

 

Neben den absichtlich gelegten Bränden - Unkrautbeseitigung der Bauern - sieht man auch hier immer wieder spontan in Brand geratene Höhenzüge. Es ist über 40°C warm und die Hänge sind knochentrocken.

 

Vor uns beginnt sich der Verkehr zu stauen - Zeit für eine kurze Mittagsrast unter einem schattenspendenden Baum. Die Fahrzeugkolonne wird rasch länger. Nach einer halben Stunde - wir wären bereit für die Weiterfahrt - gehen wir dem Stau auf den Grund.

 

Eine kleine Gruppe Frauen hat die Überlandstrasse blockiert und verlangt, dass sich die Feuerwehr, die Regierung, oder wer auch immer, den Bränden annimmt. Natürlich können wir uns mit ihrem Anliegen solidarisieren und werden ihr Anliegen in die Welt hinaustragen. Die anwesenden Polizeibeamten, das Militär und die männliche Dorfbevölkerung hingegen sind der Ansicht, dass sich das Problem nach einiger Zeit eh selber lösen wird. 

 

In Erwartung eines längeren Disputs bzw. Verkehrsstaus kehren wir um und suchen uns einen anderen Weg nach Culiacán, der Hauptstadt des Bundesstaates Sinaloa. Auf dem Parkplatz eines Walmart-Supermarkts finden wir einen ruhigen, aber feucht-warmen Standplatz für die Nacht.

 

Am nächsten Morgen beschliessen wir diesen Donnerstag zu einem reinen Fahrtag zu machen. Via Los Mochis fahren wir in den Bundesstaates Sonora ein, wo wir nach über 400km Fahrt bei Navojoa in die Sierra Madre nach Álamos einbiegen.

Álamos

23.-27.05.2024

Von Navojoa aus führt eine - etwas löchrige - Strasse langsam hoch auf 380müM. Wegen der Entdeckung einer Silbererzmine wurde hier 1685 das heutige Pueblo Mágico Álamos gegründete.

Der Ort liegt umgeben von den Bergen der Sierra Madre Occidental. Der erste Eindruck ist sehr positiv, denn der Ort ist sauber und gepflegt. Obwohl es schon vier Uhr nachmittags ist, heizt die Sonne immer noch zünftig - 40°C. Wir beziehen ein schattiges Plätzchen auf dem Camping - Auswahl ist gross, wir sind alleine - und stürzen uns sogleich in den Pool zwecks Abkühlung ;o)

Im 19. Jahrhundert wurde Alamos wegen seinen Silberminen von den lokalen Stämmen der Yaqui und Mayo, sowie den französischen Truppen mehrfach überfallen. Die Mexikanische Revolution gab dem Ort schlussendlich den Todesstoss und 1920 wurden die meisten Minen geschlossen.

Um 1940 'entdeckten' wohlhabende Amerikaner und Kanadier die Stadt mit dem spanisch-kolonialen Ambiente und begannen mit dem Renovieren der alten Villen. Das Ergebnis heute ist eine gemischte mexikanisch-amerikanische Bevölkerung, die seit mehreren Generationen hier zusammenlebt.

Beim ersten Stadtspaziergang haben wir den Mirador/Aussichtshügel mit 370 Stufen entdeckt. Den heben wir uns für den Frühsport auf.

Morgens um 9 Uhr geht‘s bei 30°C los. Nach einem Kilometer Eilmarsch stehen wir am Fuss des Hügels. Die ersten 100 Stufen gehen ganz passabel. Ab da hapert‘s bei mir aber gewaltig. Die hohen Stufen und diese Hitze sind die reinste Qual. Aber der Aufstieg hat sich gelohnt, denn die Aussicht von hier oben ist schon beeindruckend. Runter geht’s zwar schneller, aber dafür macht uns die Hitze - es sind inzwischen schon 35°C - etwas zu schaffen.

Den Rest des Tages verbringen wir im Schatten mit kleinen Reparaturarbeiten und Waschen. 

San Carlos

28.-30.05.2024

Obwohl die Landkarte auf den ersten Blick den Eindruck vermittelt, dass die Strasse nach Norden nahe am Golf von Kalifornien entlang verläuft, merken wir schnell, dass doch zwischen uns und dem Meer immer ca. 50km Land liegen. Baden ist zwar nicht unsere Leidenschaft, aber ab und zu mal am Strand sitzen, einen Cocktail trinken und aufs Wasser starren - das mögen wir auch ;o)

 

San Carlos und speziell die Playa Algodones - laut Reiseführer - soll mit weissem Sand und türkisblauem Wasser einer der schönsten Strände im Norden von Mexiko sein.

San Carlos selber ist nicht anders als viele andere mexikanische Orte auch. Die Landschaft mit den braunen Bergen und Hügeln und als Kontrast das tiefblaue Wasser ringsum sind aber recht hübsch. 

 

Nach einer ruhigen und schwülen Nacht fahren wir heute mit den Bikes bei 38°C durch die hügelige Landschaft um den Cerro Tetakawi - Wahrzeichen von San Carlos - zur Playa Algodones.

Na ja, unsere Erwartungen waren wieder mal zu hoch. Weisser Sand sieht anders aus und so schön ist der Strand auch wieder nicht - aber den Cocktail haben wir sehr genossen ;o)

Sonora-Wüste - Santa Ana - Puerto Peñasco

30.05.-03.06.2024

Heute Donnerstag - frisch aufgetankt mit 56 Liter Propangas für Kühlschrank und Kochherd - geht's weiter durch die Sonora-Wüste Richtung Norden. Die trockene, kakteenbewachsene Gegend ist so dünn besiedelt, dass Strassenbrücken - mangels Orts- oder Landschaftsnamen - nach Tieren benannt worden sind (z.B. Frosch-, Tiger-, Pferde-, Libellen-, Heuschrecken-Brücke).

 

In Santa Ana schlagen wir unser Nachtlage auf, bevor wir am Freitag wieder in den Westen zum Meer abbiegen. 

 

Puerto Peñasco liegt am nördlichen Ende des Golfs von Kalifornien und zieht mit seinen Stränden vor allem Badetouristen aus Arizona, Nevada und Utah an.

Da am Sonntag Wahlen stattfinden (Staatspräsidentin, Gouverneure, Ratsmitglieder) werden von Freitag- bis Sonntag-Abend keine alkoholischen Getränke mehr serviert. Die zahlreichen Bars und Restaurants bleiben leer, sodass wir dieses Wochenende sicher keine Ohrstöpsel benötigen.  

Nach 3 Tagen zieht es uns weiter Richtung Norden zum UNESCO El Pinacate and Gran Desierto de Altar Biosphera Reserve.

Dieses Reservat ist das grösste Gebiet mit aktiven Dünen in Nordamerika und weist ungewöhnliche, sternförmige Dünenformationen auf. Es gibt dort zahlreiche Krater mit Lavaströmen und Schlackenkegel. 

Leider - so erzählt uns der greise Wachmann bei unserer Ankunft - ist der Park derzeit wegen zu vielen Sandverwehungen geschlossen. Schade - einige Drohnenfotos später fahren wir weiter nach Sonoyta und verlassen Mexiko Richtung USA/Arizona.

USA (03. Juni - 17. Juli 2024)

Rosa 2024   Grün 2023   Rot 2022  Violett frühere Reise

USA - Arizona

03.-05.06.2024

Der Grenzübertritt von Sonoyta/Mexiko in die USA/Arizona verläuft reibungslos und schnell. Einmal mehr wollen die Mexikaner gar nicht wissen, dass wir ihr Land verlassen - sie sind wahrscheinlich froh, zwei 'Fahrende‘ weniger zu haben ;o) und die Amerikaner haben uns sehr nett empfangen.

 

Durch Kakteenfelder fahren wir 45 Kilometer bis zu unserem letztjährigen BLM-Übernachtungsplatz/Bureau of Land Management mitten in der heissen Sonora-Wüste. Da die Camping-Saison hier im Süden schon vorbei ist, müssen wir das riesige Gebiet an der mexikanischen Grenze mit niemandem teilen - ausser vielleicht mit ein paar Schmugglern oder illegalen Einwanderern ;o)

Phoenix - Apache Trail

05.-07.06.2024

Heute sind es 200km durch endlose Weiten bis nach Phoenix - Hauptstadt von Arizona. Wir verschieben die Besichtigung aber auf übermorgen, denn heute wollen wir noch 70km weiter bis zum Apache Trail.

Am östlichen Rand von Phoenix beginnt der 116km lange Trail, der einem alten Pfad der Apachen durch die Felsschluchten des Salt River folgt.

 

Nach einem Abstecher zur Goldfield Ghost Town - zwischen 1890 und 1915 wurde hier intensiv nach Gold gegraben - gehen wir auf die Suche nach einer Bleibe. Der erste Camping hat schon Sommerruhe und der zweite verlangt horrende Preise. Wir fahren zum nahe gelegenen State Park und finden genau das was wir suchen - ein ruhiges Plätzchen vor wunderschöner Kulisse. Hier wurden Western gedreht wie Gunsmoke, Three Amigos und wer kennt sie nicht - zumindest alle in unserem Alter - die Serie Bonanza, für die wir als Jugendliche wöchentlich am Fernseher geklebt sind ;o)

Heute Donnerstag wollen wir mit den Bikes einen kleinen Teil des Apache Trails fahren. Die Strecke bis zum Canyon Lake führt über einen Pass; die Park-Rangers empfehlen sportliche Aktivitäten wegen der extremen Hitze nur zwischen 6 und 8 Uhr morgens zu unternehmen.

 

Es ist 8.30 Uhr und bereits über 30°C bis wir losfahren. 15 Min später hat Röbä eine Panne - Bike flicken an der prallen Sonne. Bis wir wieder unterwegs sind, ist es schon unerträglich heiss und jetzt müssen wir noch den Pass bezwingen.

Mit etwas kühlendem Fahrtwind geht es später in rasanter Fahrt vom Pass runter zum See. Ich bin total verschwitzt, mein Trinkwasser ist schon fast am Sieden - wir treten die Rückfahrt an. In der Zwischenzeit ist die Temperatur auf 43°C gestiegen und es geht wieder hoch auf die Passhöhe. Auf halber Strecke - ich bin schon halb verdurstet - höre ich ein Hupen und ein Engel auf Erden in männlicher Gestalt ;o) streckt mir eine Flasche eisgekühltes Wasser entgegen. Einfach himmlisch - Geburtstag, Ostern und Weihnachten zur selben Zeit!! 

Endlich wieder oben, geht es auf direktem Weg runter in den Saloon zwecks Abkühlung mit einem eiskalten Bier.

 

Wieder zuhause muss die Klimaanlage  Überstunden leisten. Auf der gesamten Reise seit 2016 musste sie noch nie so viele Stunden arbeiten. Die Hitze ist unerträglich! Wir erfahren erst später, dass wir gerade eine aussergewöhnliche Hitzewelle durchmachen!

Um der Hitze etwas zu entgehen, sind wir heute Freitag schon früh unterwegs ins Zentrum von Phoenix.

Die Stadt mit ihren ca. 4.5 Millionen Einwohnern liegt im weiten Valley of the Sun/Sonnental, umgeben von Wüstengebirgen. Leider ist die Stadt kurz nach 10 Uhr erst langsam am Erwachen. Wir fahren zum historischen Stadtviertel Scottsdale - das gleiche Bild - die Läden sind noch geschlossen, wir sind zu früh. 

Es geht weiter in den Norden!

Cottonwood - Jerome - Clarkdale

7.-9.6.2024

Seit einigen Tagen zieht eine ungewöhnliche Hitzewelle durch Arizona. Temperaturen bis 45°C - in der Nacht 28-30°C - machen uns gehörig zu schaffen. Glücklicherweise liegt das von uns angepeilte Weinanbaugebiet von Arizona - das Valle Verde - auf rund 1000müM und verspricht etwas kühlere Nächte.

 

Wir lassen uns auf dem Viehmarkt-Gelände von Cottonwood nieder und machen uns anschliessend auf, einige der zahlreichen Wine Tasting Rooms zu besuchen. Obwohl hier die Flaschenpreise zwischen 40-120 USD liegen - ab Weinbauer wohlverstanden - können wir uns für keinen der kredenzten Rot- und Weissweine begeistern. 

Wenige Kilometer oberhalb - inmitten malerischer Sandhügel - befindet sich das Minen-Städtchen Jerome. Obwohl noch einige Minen in Betrieb sind, lebt die kleine Ansiedlung heute hauptsächlich vom Tourismus und von Weinverkostern.

Ein 580m tiefer, mit Glas überdeckter alter Minenschacht, ist einer der wenigen Zeitzeugen aus der Boom-Phase von Jerome. In den Jahren 1915 bis 1938 wurden dem Erdboden 400'000t Kupfer, 220t Silber 220t und 5.5t Gold entrissen.

Da uns auch die Jerome-Weine nicht munden, besuchen wir in Clarkdale zum Abschluss noch zwei weitere Weingüter. Im Degustations-Raum des Yavapai College - einer Wein-Fachhochschule mit eigenem Weingut - werden wir von der Weinfachfrau Shirley betreut. Obwohl uns auch hier die Weine nicht überzeugen, macht sie ihre Sache so gut, dass nun doch noch einige Flaschen Weisswein in unserem Camper-Keller liegen ;o)

Red Rock State Park - Sedona

09.-11.06.2024

Nach den vielen Weindegustationen brauchen wir wieder etwas körperliche Bewegung.

Die vor uns liegende Strecke zwischen Cottenwood und Flagstaff gehört angeblich zu den schönsten in Arizona. Kurz vor Sedona biegen wir ab zum Red Rock State Park. Der Park überrascht mit seinen roten Sandsteinfelsen und ist äusserst beliebt bei den Touristen. Die anhaltende Hitzewelle kommt uns etwas entgegen, denn viele bleiben lieber zuhause in den gekühlten vier Wänden. Da aber der Himmel heute eher bewölkt ist und die Temperaturen 'nur' um die 39°C liegen, ist die zweistündige Wanderung für uns ein angenehmer Nachmittagsspaziergang ;o)

Sedona liegt imposant eingebettet inmitten dieser roten Sandsteinformationen. Und hier treffen wir sie wieder in Massen - die Touristen. Sie sitzen bei einem kühlen Bier oder holen sich Abkühlung in der Eisdiele. Die dritte Möglichkeit sich etwas Kühlung zu verschaffen ist Shopping. Old Sedona - ein Touristentrap - besteht praktisch nur aus Restaurants, Boutiquen und 'Souvenierlädelis'.

Wir kaufen uns ein Eis - $7 pro Kugel - eine Freude war’s auch kulinarisch nicht aber etwas abgekühlt hat es.

 

Von der Touristeninformation wissen wir, dass man im angrenzenden Coconino National Forest gratis campen kann. Versteht sich von selbst - ohne Strom, Wasser, WC und Abfallentsorgung.

Hier im schattigen Wald bleiben wir zwei Nächte, denn es haben sich wieder ein paar Arbeiten innen und aussen auf der Liste angesammelt.

Etwas erstaunt sind wir über unsere Nachbarn. 2 Männer, 2 Autos, 2 Zelte, 2 Hunde. Von morgens 7 Uhr bis abends 8 Uhr sitzt jeder in seinem Auto am Steuer, welches jeweils nach Sonnen-Einstrahlung etwas umparkiert wird. Mann wie Hund verlässt einmal am Tag das Gefährt, um hinter der Fahrertüre das Geschäft zu erledigen. Was es nicht alles gibt?!

Flagstaff - Meteor Crater

In Flagstaff - einem Sommer- und Wander-Sportgebiet in Arizona auf 2080müM - waschen wir in einem Selbstbedienungs-Salon wieder mal unsere Wäsche und füllen den Kühlschrank auf. Anschliessend schlendern wir durch die historische Altstadt, wo uns zahlreiche Outdoor-Sportgeschäfte zum eher seltenen Kleiderkauf verleiten.

 

Alle 15 Min. rumpelt ein Güterzug - 3 Diesel-Lokomotiven vorne, 150 Wagons mit je 2 gestapelten 40ft-Containern, 2 Lokomotiven hinten - der Santa Fe Railway mitten durchs Zentrum und legt für eine gefühlte Ewigkeit den Strassenverkehr lahm. Wir haben Zeit und schlecken derweil ein köstliches Frucht-Sorbet.

70km östlich von Flagstaff liegt der Barringer- oder Meteor-Krater mit einem Durchmesser von 1200m und einer Tiefe von 170m. Dieses Riesenloch wurde offensichtlich durch den Einschlag eines 50m grossen, 300'000t schweren Eisen-Meteors verursacht. Obwohl bereits 50'000 Jahre alt, ist dieser Krater dank des Wüstenklimas besonders gut erhalten.

Der Krater mit der ihn umgebenden riesigen Prärie ist in privater Hand; das kurze Besteigen des Kraterrandes kostet daher 30 USD/Person. Wir beschliessen diese Summe später in ein gutes Nachtessen zu verwandeln und lassen anstelle dessen unsere Drohne kurz über den Rand gucken.

 

Auf einem nahe gelegenen Autorastplatz der Interstate I-40 richten wir uns für die Nacht ein und lassen uns vom fernen Summen der endlosen Lastwagen-Kolonnen in den Schlaf lullen.

Petrified Forest National Park

12.-13.06.2024

Noch weiter im Osten von Flagstaff liegt der Petrified Forest National Park. Bevor wir uns jedoch in diese Wildnis wagen, braucht der Camper neue Hinterreifen. In Holbrook - kurz vor dem Park - finden wir einen Reifenladen, der 2 Reifen auf Lager hat. Erst später fällt mir auf, dass die Gewichtsklasse der neuen Reifen leider zu schwach ist und wir daher den Camper-Keller gehörig ausrümpeln müssen um die Hinterachs-Last zu reduzieren :o( Das nennt man verspäteter Frühjahresputz ;o)

 

Im Norden des Petrified Forest National Park liegt die Painted Desert oder die bemalte Wüste. Die historische Route 66, die früher durch dieses Gebiet geführt hat, ist nur noch an den alten Telegraphen-Masten und einem verrosteten Auto-Wrack erkennbar. Alle anderen Strassenspuren wurden nach der Gründung des Parks beseitigt.

Auf der 45km langen Parkstrasse reihen sich zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Rundwanderwege aneinander. Wir beschränken uns auf einige wenige und geniessen die Fahrt durch die interessante Landschaft.

Am Abend des ersten Besuchstages müssen wir uns eingestehen, dass wir nach all dem Gewandere todmüde sind und einen zweiten Besuchstag benötigen. Unweit des Park-Ausgangs richten wir uns daher für die Nacht ein. Die Temperatur-Unterschied zwischen Tag und Nacht auf 1700müM sind inzwischen so gross (38°/9°), dass wir die dicken Bettdecken wieder aus dem Camper-Keller holen müssen.

 

Am nächsten Morgen machen wir uns auf, weitere Sehenswürdigkeiten auf einem 4.5km langen Rundweg zu besichtigen, bevor wir durch Hopi und Navajo Reservate weiter in den Norden fahren.

Einige der zurzeit sichtbaren versteinerten Exemplare sind mehr als 3m dick und über 60m lang. Nach der nächsten Regenzeit wird aber vieles wieder zugedeckt oder neu freigespült sein.

Fahrt durch Hopi und Navajo Reservate

Golden schimmert die endlose Weite der Prärie  - gespickt mit spitzen Sandsteinhügeln, die in den bedeckten Himmel ragen. Endlose schnurgerade Strassen, die irgendwo im Horizont verschwinden.

 

Wir durchfahren das Land der Hopi und Navajo. Die indigenen Familien leben verstreut auf einem Stück Prärie und eher selten in einer Dorfgemeinschaft. Trotzdem möchten wir das alte Pueblo Oraibi besuchen und stoppen unterwegs an einem eher neueren Hopi-Kulturzentrum für Informationen. Enttäuscht stellen wir fest, dass das Zentrum bereits wieder eingegangen ist - die Indianer haben es nicht so mit dem Tourismus.

Von den vielen - an der Eingangstür - klebenden Gebote und Verbote entnehmen wir, dass Besuche bei den indigenen Dörfern nicht erwünscht sind. Schade, aber das kennen wir inzwischen ja auch aus der Schweiz, wo die Einheimischen mit dem Über-Tourismus kaum mehr klarkommen ;o)

 

So machen wir uns auf, die restlichen von den heutigen 276km bis zu unserem Übernachtungsplatz in Tuba City abzufahren.

Grand Canyon - South Rim

Eigentlich war unser Plan in nördliche Richtung nach Page zum Antelope Canyon zu fahren. Um dem riesigen Touristen-Ansturm übers Wochenende zu entgehen, wollen wir bis Montag warten. Aber drei Tage in Tuba City ist auch nicht sehr prickelnd. Darum fahren wir zum 93km entfernten Grand Canyon South Rim - ist ja erst das dritte Mal ;o) - 1987 mit Kleinflugzeug - 1997 North Rim mit Zelt und Kindern - 2024 South Rim mit Camper!

 

Auch beim dritten Mal stehen wir am Canyon-Abgrund und staunen über die enorme Schönheit und Gewalt der Natur. Die Sicht ist zwar nicht superklar, dennoch beeindruckt der Blick zum 1600m tiefer liegenden Colorado River, der sich seit 6 Mio. Jahren unermüdlich durch das 65 Mio. Jahre alte Colorado Plateau gräbt. Heutzutage zwar mit viel weniger Gewalt, denn der Glen Canyon Stau-Damm hat dem Fluss die Kraft genommen.

 

Zu Fuss laufen wir der Kante entlang bis in den späten Nachmittag hinein. Anschliessend gehts mit dem Gratis-Bus wieder zurück zum Visitor Center, wo wir parkiert haben. Nun geht die Suche nach einem Übernachtungsplatz los, denn alle Camping-Plätze im Park sind zum bersten voll!

Navajo Bridges - Horseshoe Bend

Nach zwei Tagen in der freien Natur ausserhalb des Grand Canyon National Park - im Kaibab National Forest - fahren wir heute Sonntag wieder weiter nach Norden. Unterwegs gibt es zwei Sehenswürdigkeiten, die wir uns ansehen wollen.

 

Die Navajo Bridges - eine historische und eine neuere Brücke - sind eine von nur sieben Strassen-Querungen über den Colorado Rivers auf seiner gesamten Länge von 1207km.

 

1873 entstand die erste Fährverbindung über den Colorado River. In den 1920er Jahren begannen dann auch Autos die Fähre zu nutzen, so dass man kurz darauf eine Strassen-Verbindung 8km flussabwärts - die erste Brücke über den Colorado überhaupt - mit einer Lange von 254m gebaut hat. 

Nach 66 Betriebs-Jahren wurde eine neue Brücke im ähnlichen Stil parallel zur alten gebaut und die erste Konstruktion den Fussgänger-Touristen überlassen.

Etwas weiter nördlich liegt der jährlich von über 2 Mio. Menschen besuchte Horseshoe Bend. Hier hat sich der dunkelgrüne Colorado River hufeisenförmig in das Colorado Plateau geschnitten und zieht 300m unter uns gemächlich dem Grand Canyon entgegen. 

Upper Antelope Canyon - Page

Die Navajo nennen den Antelope Canyon den 'Ort, wo Wasser durch Felsen läuft.' 

Mit einem Pickup wird unsere Gruppe von einem Navajo-Führer durch die Sandwüste zum abgelegenen Eingang gefahren. 

Der 200m lange Slot/Schlitz-Canyon wurde im Laufe von Hunderten von Jahren durch Wasser und Sand gegraben. Je nach Tageszeit dringt das Licht unterschiedlich in den engen Canyon ein und lässt die Sandsteinfelsen in den unterschiedlichsten Farben leuchten. Feiner Sand fällt von oben runter und berieselt die Touristen. In der Regenzeit spült das Wasser den Sand aus dem Canyon und senkt den Durchgang wieder um mehrere Meter.

 

Kaum haben wir das Innere betreten, beginnt das Staunen! Wir waren uns nicht sicher, ob wir für gutes Licht und schöne Fotos die richtige Tageszeit - 16 Uhr bis 17.30 Uhr - gewählt haben, werden aber nicht enttäuscht.

Wow, was für ein Erlebnis! Noch ganz schwindelig von diesem Feuerwerk der Farben treten wir die Heimfahrt an. Zuhause gibt es einen leckeren Crevetten-Cocktail und ein Glas Weisswein - ohne Wegwerf-Geschirr/-Besteck wie sonst in USA-Restaurants üblich ;o)

Auch eine Überraschung wartet auf uns, denn die Maus, die unsere Früchte anknabbert, ist uns in die Falle gegangen. Zusammen mit Mary und Michael - die Beiden haben uns die Falle ausgeliehen - verbringen wir einen gemütlichen Abend auf dem Camping in Page mit einer Whisky- und Tequila-Degustation.

Utah/Zion National Park

Am Mittwochmorgen, 09.00Uhr, verlassen wir unseren ruhigen Übernachtungsplatz in der freien Wildbahn und fahren nach wenigen Kilometern in den Zion National Park ein. Wie erwartet sind wir nicht die einzigen Touristen, denn National Parks stehen auf vielen Reiseplanungen an oberster Stelle.

Obwohl wir doch schon einige schöne rote Sandstein-Landschaften gesehen haben, sind wir vom Zion NP und dem Farbenspiel der die Strasse umgebenden Berge mächtig beeindruckt. 

Beim Parkeingang wurde die Breite unseres Camper peinlich genau ausgemessen, schliesslich müssen wir auf der 18km langen Fahrstrecke 2 Tunnels durchfahren. 

Wir sind nur 2.3m breit und damit 1m schmäler als die lokalen Camper. Obwohl wir nun als 'undersized' gelten, müssen wir trotzdem für die Durchfahrt die Rückspiegel einklappen. Eine entsprechende Aufforderung wird an die Windschutzscheibe geklebt.

 

Die beiden zweispurigen Tunnels verursachen längere Wartezeiten, da sie wegen den breiten USA-Campern nur in einer Richtung befahren werden können. Wir stehen als erste in der Warteschlange und die Park-Rangerin versucht uns zu erklären, wieso die 'oversized' Campers und RV-Autobusse die beiden Sicherheitslinien im Tunnel überfahren dürfen - ohne ihre Spiegel einklappen zu müssen - wir als 'undersized' aber auf unserer Fahrspur bleiben und daher auch unsere Rückspiegel einklappen müssen ... wir können uns ein Schmunzeln nicht verkneifen ;o))

Der Höhepunkt des Zion NP ist das Besichtigen eines engen Seiten-Canyon. Zu diesem Zweck stehen Shuttle-Busse im Einsatz, da das Befahren dieser Strasse mit einem Privat-Fahrzeug verboten ist.

Obwohl zahlreich, sind die Doppel-Gelenk-Busse zum Bersten gefüllt und die langen Schlangen der wartenden Touristen stehen einem Vergnügungspark in Florida in nichts nach - wir lassen es bleiben und fahren weiter.

Nevada/Valley of Fire State Park

Der dünn besiedelte Bundestaat Nevada - 3.2 Mio. Einwohner - hat flächenmässig die Grösse von Italien ohne Sizilien und Sardinien und liegt im Herzen des amerikanischen Westens.

Das Land der Kontraste begrüsst die Touristen mit der glitzernden Welt von Las Vegas aber auch mit den weiten und unberührten Wüstengebieten des Great Basin.

Nevada war der erste Bundesstaat der USA, der das Glücksspiel legalisierte, und das Glücksspiel ist bis heute eine der wichtigsten Einnahmequellen des Bundesstaates.

Geprägt durch das Bus-Erlebnis im Zion NP ändern wir kurzerhand unsere Reise-Route, peilen Las Vegas früher als vorgesehen an und hoffen, dass dort die Besucherströme vor den US-Sommerferien noch einigermassen erträglich sind.

Wir verlassen Utah (GMT-7 Std), fahren kurz durch Arizona (GMT-6Std) und überqueren nach wenigen Kilometern die Staatsgrenze von Nevada (GMT-7Std). Unsere Uhren laufen heiss!

Wir finden einen ruhigen Übernachtungs-Platz auf einem Wüstenplateau und versuchen bei 32°C etwas Schlaf zu finden.

Im Valley of Fire State Park begegnen wir erwartungsgemäss nur wenigen Touristen.

 

Offensichtlich kommt es vor, dass sich Touristen beim Wandern in ihrer Temperatur-Fitness überschätzen und einen Kreislauf-Kollaps erleiden. Um Rettungseinsätze zu reduzieren und Haftungsklagen zuvorzukommen, hat der Park daher die Wanderwege zu den Hauptattraktionen von Juni - Oktober kurzerhand geschlossen.

Die Wege zu den weniger attraktiven Sehenswürdigkeiten stehen den Besuchern jedoch offen, sind genauso anstrengend und heiss wie die geschlossenen ...soll einer diese Logik verstehen ;o)

Da schon wieder ein Wochenende bevorsteht, sind natürlich alle Campingplätze im State Park reserviert. Wir finden ein paar Kilometer ausserhalb - wieder auf BLM Land - ein wunderbares Plätzchen inmitten der Wüste für uns ganz alleine.

Las Vegas

21.-24.06.2024

Las Vegas, die Stadt, die niemals schläft!

Hier sind die Casinos rund um die Uhr geöffnet. Zahlreiche Themenhotels und Luxus-Resorts locken unzählige Touristen an.

Wir fahren zu unserem Übernachtungsplatz beim Main Street Station Hotel. Extreme Hitze - 45°C - empfängt uns. Da steht es sich auf dem grossen, geteerten Platz wie auf einer Bratpfanne. Wir verdunkeln jedes Fenster und lassen zum ersten Mal die Klimaanlage länger laufen. Da der Camping kein WIFI hat und das Leben erst gegen Abend so richtig loslegt, arbeiten wir im gekühlten Hotel an unserem Reise-Blog. Viel hat sich angesammelt in der Zwischenzeit!

 

Am späteren Nachmittag laufen wir zur Fremont Street - das alte Las Vegas.

Was vor 37 Jahren - bei unserem ersten Besuch - noch eine ruhige und schon eher in Vergessenheit geratende Strasse war, ist die Fremont Street heute aus dem Schatten des Strip getreten. 

Massen von Touristen flanieren die 550m lange und gedeckte Fremont Street rauf und runter. Casinos funkeln mit ihren Neonlichtern um die Wette und ziehen die Menschen an die Spielautomaten.

Auf der Gasse stehen viele barbusige, knapp bekleidete Frauen und versuchen den Männern für ein paar happige Dollars eine Foto aufzuschwatzen. Für die Frauen sind die Chippendale-Imitationen verantwortlich ;o)

Wir bekommen den Eindruck, als würden wir uns irgendwo in einem Rotlichtmilieu befinden. Wir setzten uns an die Bar und beobachten die interessante Menschenschar, die an uns vorbeizieht. Auch der berühmte Neon-Cowboy - inzwischen im Greisenalter - hat immer noch seine Freude am Getümmel. 

Für Samstag und Sonntag haben wir einen Besuch am Strip eingeplant. Mit seinen Neonlichtern, zahlreichen exklusiven Casino-Hotels, Shopping-Zentren, Restaurants und Shows ist der Strip der Inbegriff von Las Vegas. 

Wir laufen uns die Füsse platt und fallen um 23 Uhr bei 38°C todmüde ins Bett. Zum Glück macht unsere Klimaanlage immer noch nicht schlapp ;o)

Cathedral Gorge State Park

24.-26.06.2024

Wir verlassen die brütende Hitze von Las Vegas und fahren 270km in den Norden zum Cathedral Gorge State Park. Hier ist es zumindest um 6 bis 7 Grad kühler aber immer noch heiss.

 

Vulkane, Erdbeben, Wasser und Wind formten über Tausende von Jahren diese interessanten Lehmspitzen, welche vor 2.5 Mio. Jahren noch unter einem grossen See lagen. Zwischen diesen hohen Türmen gibt es viele Slot/Schlitz Canyons - wenn man sie denn findet. Einige sind so eng, dass wir auch seitwärts und mit Bauch einziehen nur knapp durchkommen ;o) 

Mit den Bikes wollen wir hoch zum Aussichtspunkt aufs Plateau. Die Strecke führt uns durch ein ausgetrocknetes Flussbett, mitten durch einen weiten Canyon, vorbei an kleinen Sanddünen auf denen Salbei-Büsche wachsen. Am Ende des Canyons ist die Strecke zu Ende. Ab jetzt heisst es Treppen steigen. Da wir auf einer Rundfahrt sind, ist umdrehen keine Option. Röbä packt sein Bike und auf geht’s die unzähligen Stufen hoch. Ich versuche ihm zu folgen aber bei dieser Hitze und sooo viele Stufen - keine Chance. Da muss halt Röbä nochmals anpacken ;o)

Jedenfalls hat sich die Anstrengung gelohnt - die Aussicht ist herrlich.

The Great Basin - Ely - Ruth - Eureka - Middlegate Station

26.-30.06.2024

The Great Basin/Das Grosse Becken ist eine riesige Halb-Wüste, die eine abflusslose Senke zwischen der Sierra Nevada im Westen und den Rocky Mountains im Osten bildet. Neben einigen grünen, landwirtschaftlich genutzten Tälern wachsen hier fast ausschliesslich Kiefern sowie Wacholder- und Salbei-Büsche. 

In der ansonsten recht trockenen Gegend im Osten von Nevada werden wir auf über 2200müM mehrmals von heftigen Gewittern mit Hagelschauern überrascht. Nach der Sturzflut ist die Luft geschwängert von Kräuterdüften.

Kurz vor Ely - einem Minen-Dorf - besuchen wir den Ward Charcoal Oven State Historic Park. Die sehr gut erhaltenen dom-förmigen Steinöfen wurden Ende des 19. Jhd zur Holzkohle-Produktion verwendet. Für diese Holzkohle, die für die Verhütung von Blei-, Zink-, Silber- und Gold-Erzen benötigt wurde, ist der gesamte Kiefern-Bestand in einem 50km Umkreis geopfert worden.

 

Auf einem kleinen Rundgang kann man sich ein Bild machen, wieweit sich die Natur seit der Abholzung vor 150 Jahren wieder erholen konnte. 

Die meisten der unzähligen kleinen Minen sind inzwischen eingegangen. Die Robinson Mine in Ruth ist eine der wenigen Abbaustätten, die noch im Tagebau Kupfer-Erz abbaut. Deren Schutthalden sind weitherum sichtbar und werden in Kürze wieder einmal das Versetzen des Dorfes notwendig machen.

Der Highway 50 ist über 4800km lang und durchquert insgesamt 12 Bundesstaaten - unter anderem auch Nevada als 'Einsamste Strasse in Amerika' - von Ost nach West. Nur sehr wenige kleine Dörfer säumen die kaum befahrene Strasse.

In Eureka machen wir einen Mittagshalt, tanken Trinkwasser und nutzen das offene WiFi der Dorfbibliothek, um unseren Reise-Blog zu aktualisieren.

Zahlreiche State Parks bieten einsame Übernachtungsmöglichkeiten an. Einige davon sind gratis und nur mit Plums-Klos - Illipaha Reservoir - ausgerüstet, andere offerieren gegen ein kleines Entgelt Elektrizität, Trinkwasser und Plums-Klos - Hicksons Petroglyphes. Im letzteren machen wir einen kleinen Ausflug in die Berge und erklettern die Sandstein-Hügel.

Der historische Pfad des Pony Express - ein Reiter-Dienst, der die Post in rund 10 Tagen von Missouri nach Sacramento beförderte - 3'100km - deckt sich in grossen Teilen mit dem heutigen Hwy 50. Alle 40-80km mussten Reiter und Pferd an einer Relais-Station ausgewechselt werden. Einige dieser Stationen - z.B. Middlegate Station - an der Kreuzung von Hwy 50 und Hwy 361 sind heute als Raststationen noch in Betrieb und servieren - unter anderem - gute Hamburger und kaltes Bier.

Zikaden-Invasion im mittleren Westen

Millionen von Mormonen-Zikaden suchen aktuell den mittleren Westen der USA heim. An sich sind die lauten Insekten harmlos, ihre schiere Menge hat trotzdem einen gewaltigen Einfluss auf die Natur (und den Schlaf der Menschen) in der Gegend.

Aber warum sind es so viele? Ausnahmsweise ist mal nicht der Klimawandel schuld - sondern ein besonderes Phänomen, dass nur alle 221 Jahre auftritt. In dieser Gegend gibt es Zikaden, die alle 17 Jahre schlüpfen und solche, die es alle 13 Jahre tun. 2024 ist ein Jahr, wo beide Arten gleichzeitig schlüpfen, sich paaren und zu schwärmen beginnen. Millionen dieser Tiere haben Nevada im Frühling in Beschlag genommen und machen das Befahren der Strassen zu einer Rutschpartie. Nach wenigen Wochen ist der Spuk vorbei - einige Nachzügler und die Körpersaft-Spuren auf den Strassen zeugen von diesem gewaltigen Natur-Ereignis.

Reno

Sieben Tage nach Verlassen von Las Vegas erreichen wir The biggest little city in the world - Reno.

‘Die grösste Kleinstadt der Welt‘ - 270‘000 Einwohner - ist bekannt für ihre Casinos und die zahlreichen Ski-Resorts in der näheren Umgebung.

Der ehemalige Goldgräberort mauserte sich in den 1930er Jahren zur Glücksspielstadt, noch bevor es Las Vegas Reno gleich tun konnte.

Reno liegt auf 1'373m im grünen Tal des Truckee River - am Fusse der Sierra Nevada - unweit vom Lake Tahoe.

 

Wir sind kurz vor Sonntagmittag im Zentrum und schlendern die Casino-Strasse rauf und runter. Reno macht den Eindruck, als sei die Stadt noch im Tiefschlaf - ausser den vielen Obdachlosen, die schon halb zugedröhnt über die Gehsteige schlarpen. Innerhalb der Casinos ist mehr los. Die Spielautomaten klimpern, neugierige Touristen - wie wir - bestaunen das Interieur und einzelne sitzen schon an der Bar bei einem kühlen Drink.

 

Der Wohnbezirk, etwas ausserhalb der Stadt, mit schmucken kleinen Einfamilienhäuschen, umgeben von gepflegten Gärten, gefällt uns um einiges besser. Wir verlassen die Stadt und fahren auf der Suche nach einer Bleibe in die Berge.

Lake Tahoe

30.06.-06.07.2024

Auf 2'730müM - in einem Skiresort des Lake Tahoe - von Kieferwäldern umgeben, finden wir noch einen freien Platz auf dem Mount Rose Camping.

In der kommenden Woche - 4. Juli - feiern die Amerikaner ihren Nationalfeiertag und alles ist auf den Beinen. Campingplätze sind meist schon ein Jahr im Voraus reserviert. Nach der ersten Nacht überdenken wir nochmals unsere momentane Lage und entschliessen uns, bis Freitag den 5. Juli hier zu verbringen. So können wir uns die lange Suche nach einem Übernachtungsplatz während diesen speziellen Tagen sparen. 

Direkt hinter uns geht es hoch zum Slide Mountain - eines von mehreren Skigebieten um den Lake Tahoe. Wir entschliessen uns, als erstes diesen Berg - 2'940müM - zu erklimmen. Nach einer steilen Wanderung stehen wir vor den Bergstationen der Skilifte. Links, tief unter uns liegt die Stadt Reno und rechts leuchtet der blaue Lake Tahoe.

Runter geht’s schneller - nicht nur wegen den feinen Steaks, die Röbä für uns zum Znacht auf den Grill legt ;o)

‘Happy 4th!’ - Nationalfeiertag.

Schon um 7 Uhr morgens stehen die ersten Pickups und Camper Schlange und feilschen um einen freien Platz im Camping. Da praktisch alles voll ist, artet das Ganze aus in ein Rumgekurve und wir Sesshaften werden aus dem Tiefschlaf gerissen :o/

Nach dem Frühstück ziehen wir wieder unsere Wanderschuhe an und laufen hoch zum Tamarack Lake. Da der Frühling-Sommer hier oben nur ca. vier Monate dauert, muss sich die Natur sehr beeilen. Wie uns der Ranger erklärt, lag hier vor drei Wochen noch viel Schnee und jetzt ist alles bereits in voller Blüte. 

 

Bei unserer Rückkehr sind Rosie & J. aus Reno unsere neuen Nachbarn. Gemeinsam stossen wir auf den Nationalfeiertag an.

Rosie & J. offerieren uns, das Wochenende in ihrem zweiten Apartment in Reno zu verbringen um so das Gedränge etwas zu umgehen. Wir nehmen die Einladung gerne an und fahren zurück nach Reno. 

Am Samstagmorgen gibt's  Frühstück im Casino und Rosie zeigt mir anschliessend, wie ich meine Rente eventuell etwas aufbessern könnte ;o) Der Rest des Tages machen die Beiden eine Rundfahrt mit uns um den Lake Tahoe.

 

Lake Tahoe liegt auf der Grenze zwischen Nevada und Kalifornien. Er ist mit 500m der zweittiefste See der USA. Für die Umrundung fahren wir knapp 120km und passieren sogar eine Frucht- und Gemüsekontrolle an der Grenze zu Kalifornien.

Dear Rosie, dear J

 

Thank you for this special treat. We appreciate it very much and we'll always keep it in our memories. And Rosie - thank you for teaching me how to use these gambling machines. You never know, maybe one day, I'll have the big win ;o)

California/Mono Lake

07.-08.07.2024

Entgegen unserem Grundsatz - möglichst nicht zweimal ans gleiche Ort zu reisen - zieht es uns trotzdem wieder zum Mono Lake. Wir fahren am westlichen Rand des Great Basin zu diesem über 1 Millionen Jahre alten See und sind - wie befürchtet - etwas enttäuscht.

Die kontinuierliche Verdunstung des Wasser hat zu einer hohen Mineralien- und Salz-Konzentration geführt, so dass heute das Wasser 2.5-mal salziger als das Meer und sehr alkalisch/basisch geworden ist.

 

Tufa Towers entstehen nur unter Wasser, wenn sich Kalzium-reiches Grundwasser mit dem Karbonat-reichen Seewasser mischt. Dabei entsteht Kalkstein, der sich um die Unterwasser-Quellen absetzt und diese interessanten, bis zu 10m hohen Türme bildet. 

Das flache Gewässer wird von grossen Mengen des schmelzenden Schnees der Sierra Nevada gespiessen, hat aber keinen Abfluss. Seit 1941 wird das Wasser zusätzlich auch für die Versorgung von Los Angeles genutzt, was den Wasserstand drastisch absinken und die berühmten Tufa Towers/Tuffstein-Türme sichtbar werden liess. 

 

Inzwischen hat man die entnommene Wassermenge reduziert, so dass die - bei unserem 1. Besuch 1997 - breiten weissen Ufer verschwunden sind und auch die Tufas langsam versinken. Der natürliche Kreislauf der Natur kommt nun glücklicherweise wieder in Gang, aber leider verschwindet dafür die spezielle, menschengemachte Exotik des Mono Lakes.

Die Schweizer Rangerin Barbara - vor 20 Jahren ausgewandert in die USA - erklärt uns den Nahrungskreislauf im Mono Lake: 

 

Weil im See keine Fische leben können, ist die Nahrungskette kurz und empfindlich. Dafür kommen die hier existierenden Arten  in grosser Individuenzahl vor. Biomasse wird von Bakterien zerlegt, die anschliessend von Algen als Nahrungsquelle genutzt wird. Kleinste Brine Shrimps/Salinenkrebse und Alkali-Fliegen - die wiederum von den Vögeln gefressen werden - ernähren sich von den Algen. Der Mono Lake wird daher jedes Jahr von Millionen von Zugvögeln als Rast- und Futterplatz genutzt.

Yosemite National Park

09./10.07.2024

Vor 27 Jahren konnten wir noch ohne spezielle Bewilligung den Yosemite Park besuchen. Heute ist es etwas komplizierter. Wir müssen im Internet eine freie Durchfahrt buchen. Da hier alles mindestens ein Jahr im Voraus schon ausgebucht ist, braucht Röbä eine halbe Stunde, bis er eine freigegebene Durchfahrt ergattert - und die ist erst übermorgen, mittags 12 Uhr. Wir fahren Richtung Parkeingang hoch und suchen uns einen Übernachtungsplatz.

Heute Dienstag, 11.15Uhr, stehen wir schon früh in der Warteschlange bei der Einfahrt Ost. Der Nationalpark liegt in der kalifornischen Sierra Nevada und ist unter anderem bekannt für einige der höchsten Granitwände der Welt.

 

Nach einer Viertelstunde sind wir bereits drin, doch ein abgerutschter Hang, der neu gesichert werden muss, verzögert die Weiterfahrt um 30 Minuten. Punkt 12 Uhr sind wir bei dem Erdrutsch durch und schon begeistern uns die 240m hohen, polierten und senkrechten Wände des Lembert Domes.

Die Höhepunkte des Tages aber sind El Capitan mit einer Höhe von 900m und der Half Dome, wo sich die Touristen an einem Stahlseil die steile Wand hochziehen, um auf den 2'693m hohen Felsen zu gelangen. 

Wir verlassen das kühlere Hochland und fahren runter zum Tuolumne Grove, ein Gebiet mit vielen abgebrannten Nadelbäumen und einigen toten und wenigen noch lebenden Riesen-Sequoia-Bäumen.

Ein anstrengender, einstündiger Fussmarsch runter ins Tal führt uns zum Dead Giant - Tunnelbaum. Als der Tunnel 1878 in den Stumpf geschnitten wurde, war er ein 61m hoher, toter Baum und konnte mit dem Auto durchfahren werden.

Kings Canyon National Park - Sequoia National Park

10.-11.07.2024

National Parks warten in der Regel mit imposanten Sehenswürdigkeit auf. Kings Canyon National Park - an der Zufahrt zum Sequoia National Park gelegen - ist einer der wenigen Parks, die unsere Erwartungen nicht erfüllen konnte. 

Nach einer rund 60km langen Anfahrtsstrecke fährt man in ein Tal hinunter, an dessen Ende sich der Kings Canyon befindet. Bäume verhindern meistens eine Sicht auf die Felsen oder auf die umgebenden Berge. Hinten im Tal - Kings Valley wäre wohl eher passend - dreht man eine Schlaufe und schon gehts die 60km wieder zurück :o(

Nach einer Nacht neben einem mächtigen Baumstumpf fahren wir durch den Sequoia National Park. Dieser Park hingegen wartet mit einigen imposanten Sehenswürdigkeiten auf. Da die Gegend schon Ende des 19. Jhd. unter Schutz gestellt wurde, findet man hier nicht nur eindrückliche Baumstümpfe, sondern auch noch zahlreiche lebende Sequoia-/Riesenmammut-Bäume. 

 

Ein Sequoia kann über 3000 Jahre alt werden, bis zu 95 Meter in die Höhe wachsen und einen Stammumfang von über 35 Meter erreichen. Die Kronen der alten Exemplare zeigen oft Spuren von Sturm- und Blitzschäden, die untersten Meter des Stammes sind meistens verkohlt wegen den unzähligen Waldbränden der vergangenen Jahrhunderte.

Um uns nach der langen Fahrerei die Beine zu vertreten, erklimmen wir kurz vor dem Verlassen des Parks den Moro Rock, einen grossen Granit-Dom. 

 

350 Stufen führen auf den kahlen Felsen, von wo man einen eindrücklichen Blick auf zahlreiche 4000er und das unter uns liegende, für seine Fruchtplantagen bekannte San Joaquin Valley werfen kann. 

Corona - Ramona

13.-14.07.2024

Die Hitze hat uns wieder! Erst noch mussten wir uns hoch oben im Sequoia National Park für die Nacht gut zudecken, hier unten auf 105müM läuft jetzt wieder die Klimaanlage.

 

Wir lassen einmal mehr Los Angeles links liegen und steuern den Aussenbezirk Corona an. Hier wollen wir mit Patricia und Philip - Schwester und Schwager unseres Schwiegersohnes Guillermo - auf unseren 45. Hochzeitstag anstossen. Aber die Fahrt muss verdient sein. Die mehrspurige Autobahn ist verstopft und das ohrenbetäubende Geknatter der überdimensionierten Ami-Fahrzeuge macht mir - nach der langen Zeit in der Natur - sehr zu schaffen!

Von Corona wählen wir nicht den direkten Weg nach San Diego, sondern fahren durch Indianer Reservate nach Ramona.

 

Im Pala Indian Reservation besuchen wir eine Missionskirche aus dem 19. Jhd., bevor wir uns in Ramona ganz dem Wein zuwenden. In der Hatfield Winery haben wir eine Degustation plus eine Übernachtung gebucht. Die kräftigen Weine erinnern uns sehr an Südeuropa, schmecken gut, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt leider auch hier nicht (60 Fr./Flasche, ab Weinproduzent).

San Diego

15.-16.07.2024

Der Himmel ist bewölkt, es ist kühl - 26°C - wir fahren in San Diego ein.

Nachdem wir uns einen Platz auf einer Freizeitanlage der US Marine ergattern konnten - 42 Unterschriften waren nötig! - machen wir uns auf, die Stadt zu erkunden.

Als erstes fahren wir auf die Landzunge Point Loma zum Cabrillo National Monument, wo der Spanier Juan Rodriguez Cabrillo 1542 als erster Europäer die Westküste der heutigen USA betrat.

Von hier aus haben wir einen wunderbaren Panoramablick auf die Pazifikküste und San Diego.

San Diego - mit ca. 1,4 Mio. Einwohnern - liegt an einem künstlichen Hafenbecken an der Südspitze Kaliforniens. Der Tiefwasserhafen ist Stützpunkt einer grossen und aktiven Marineflotte. Flugzeugträger, Minensucher und Transportschiffe sind am ein- und ausfahren.

 

Neben dem grossen Museums-Flugzeugträgers USS Midway liegen zusätzlich noch der 1863 gebaute Segelschiff Star of India und das U-Boot USS Dolphin im Hafen und können besichtigt werden.

Nach einem Spaziergang durch das Gaslamp Quarter und Little Italy fahren wir zum Balboa Park. Wir sind nicht die einzigen mit dieser Idee, hier ist allerhand los!

Im Balboa Park fand 1915-16 die Panama-California Exposition statt, welche - zusammen mit anderen Ausstellungen - architektonisch interessante Gebäude hinterliess. Der Park beherbergt heute verschiedene Museen, Theater, Restaurants und den San Diego Zoo. 

Flugzeugträger USS Midway

Als der Flugzeugträger USS Midway im Jahre 1945 - 8 Tage nach dem Ende des 2. Weltkrieges - in den USA ins Wasser gelassen wurde, war es das grösste Schiff der Welt. In den 47 Dienstjahren (u.a. im Vietnam- und Irak-Krieg) hat man es mehrmals modernisiert und vergrössert.

Das mittels Dampfturbinen angetriebene, 305m lange Schiff konnte vollbeladen - 69'000t - mit über 60km/h durchs Wasser pflügen. Auf seinen 18 Etagen fanden 137 Fluggeräte und 4'500 Personen ihren Platz. Pro Tag wurden 13'000 Mahlzeiten zubereitet, 1'000 Brote gebacken und 2'790kg Wäsche gewaschen. 

1992 wurde der Flugzeugträger aufs Altenteil versetzt und dient seit 2004 in San Diego/USA den Technik-interessierten Touristen als Museums-Schiff.

Mexiko (17. Juli - 21. September 2024)

Rosa 2024   Grün 2023   Rot 2022   Blau 2021  Violett 2014


Mexiko - Baja California

Wir verlassen San Diego und fahren 65km durch die trockene Halbwüste der mexikanischen Grenze in Tecate entgegen. Was man immer wieder liest und hört, bekommen wir unterwegs mit eigenen Augen zu sehen.

Eine Gruppe Frauen mit kleinen Kindern und zwei Männern sitzen an der prallen Sonne, Mitten in der Wüste, umstellt von der US-Grenzkontrolle. Sie haben den langen und gefährlichen Marsch bis in die USA gewagt aber sind kurz nach der Grenzüberquerung aufgegriffen worden.

 

Wir hingegen überqueren die Grenze innert fünf Minuten und die Reise in den Süden - 1625km durch die Baja California - kann beginnen.

Valle de Guadalupe - Ensenada

17.-22.07.2024

Der Ruf ist dem Valle de Guadalupe - DAS Weingebiet Mexikos - lange vorausgeeilt. Viele Reisende haben geschwärmt von den guten Tropfen, die wir hier vorfinden werden. Das Weinanbaugebiet konzentriert sich hauptsächlich um die südlichere Hälfte dieses Tales. Wir haben die Qual der Wahl zwischen über 150 Weinproduzenten. Los geht’s!

 

Unser erster Besuch gilt dem Weinproduzenten Bruma. Das architektonisch-moderne und sehr stilvolle Ambiente dieses Weinproduzenten entschädigt den langen staubigen Anfahrtsweg. Leider - so wird uns mitgeteilt - gibt es ohne Reservation keine Degustation - und es ist noch nicht einmal Wochenende!

Im hauseigenen Restaurant 'The Wine Garden' bestellen wir ein Glas Rot- und Weisswein. Naja, die Architektur gefällt uns besser!

 

Ganz in der Nähe befindet sich der grösste Weinhersteller des Tales - L.A. Cetto. Wir probieren acht Weine und werden sehr kompetent durch die Degustation geführt. Die Weine munden uns und so setzen wir uns in den Garten und lassen den Tag mit einer Charcuterie-Platte und einem Glas Petite Sirah ausklingen. Auch das Angebot auf dem grossen Gelände zu übernachten, nehmen wir gerne an.

Morgens um 10.30 Uhr sind wir schon wieder unterwegs. Wir wollen heute Produzenten in der hinteren Reihe und nicht direkt an der Hauptstrasse besuchen. Über miserable löchrige Erdstrassen fahren wir im Schneckentempo durch das Weingebiet. Etwas Gutes hat es, so können wir von einer Degustation zur nächsten den Alkohol etwas verdauen ;o)

Da wir aus der Schweiz sind, werden wir zu Sol y Barro geschickt. Der 84 jährige Schweizer Aimé Desponds aus Lausanne produziert nicht nur guten Wein, er hat auch durch seine einzigartige Talent-Mischung ein kleines Bijou-Anwesen geschaffen. 

Übernachten können wir beim Weinproduzenten Bibayoff auf russischem Terrain. Die Familie ist vor über 100 Jahren aus Russland ausgewanderte und hat sich hier im Tal niedergelassen. 

Fazit unserer Weinreise durch das Weingebiet Valle de Guadalupe:

Viel vorausgehendes Lob erhöht die Erwartungen, die für uns leider nicht erfüllt wurden oder unser Wein-geschmack unterscheidet sich sehr von dem anderer Reisenden.

 

Nach dem Überqueren einiger Hügel erreichen wir Ensenada und werden bald vom altbekannten Pazifik-Nebel umhüllt. Die Temperaturen hier am Meeres-Ufer sind merklich tiefer als im Landesinnern - mindestens solange bis sich die Sonne um die Mittagszeit zu zeigen beginnt. Die Wellen des Pazifiks erinneren an einen näher kommenden Güterzug, der alle 7 Sekunden mit lautem Donnern auf die unter uns liegende, 8m hohe Klippe prallt. Das Zurückfliessen des Wassers ist unterlegt vom Scheppern der rollenden Basaltsteine - eine Geräuschkulisse, die wir schon länger nicht mehr gehört haben.

 

Wir legen hier einige Tage Rast ein, sichten die unzähligen Fotos und lassen es uns gut gehen. 

La Bufadora

In Erwartung der einsamen Übernachtungsplätze auf den Sand-Klippen der Pazifikküste füllen wir unsere Tanks (56l Propan-Gas, 70l Diesel, 100l Brauchwasser, 25l Trinkwasser) und Kühlschrank sowie Vorrats-Keller wieder einmal bis zum Rand.

 

Oberhalb der La Bufadora - eine der wenigen touristischen Sehenswürdigkeiten im Norden der Baja California - beziehen wir auf einer Anhöhe unser Nachtlager, bevor wir den Hang hinuntersteigen und uns unter die Touristen mischen.

 

La Bufadora - eine Felsspalte, in der die Wellen in regelmässigen Abständen 10m Gischt hochspritzen lassen - begeistert die Zuschauer. Gegrillte Muscheln, Ananas- und Kokos-Cocktails (refill) haben die zahlreichen Restaurants und Bars gefüllt, die Souvenirläden machen Spitzenumsätze.

Auch wir gönnen uns eine Piña Colada - serviert in einer frischen Ananas - und werden als 'Gringos' preislich massiv übers Ohr gehauen :o(

Am späteren Nachmittag lichtet sich endlich der Pazifik-Nebel und gibt langsam die Sicht auf die uns umgebende Natur frei.

 

Wir geniessen unser Nachtessen (Paniertes Schnitzel, Nudeln, Avocado-Salat, 'Schweizer' Wein aus Valle Guadelupe) oberhalb des Touristen-Rummels und ziehen uns nach Sonnenuntergang - die Luft kühlt rasch auf unter 20°C ab - in den angenehm warmen Camper zurück. 

Transpeninsular Mex1

23.-25.07.2024

Kaum haben wir die bewohnte Küste verlassen, wird es zu unserem Erstaunen gebirgig und der Nebel verzieht sich. Die Transpeninsular Mex 1 schlängelt sich in zahlreichen Kurven durch die einsame Bergwelt.

Einheimische sieht man hier kaum. Sie haben sich in Ejidos/Dorfgemeinschaften in der Ebene - welche sie landwirtschaftlich nutzen - zusammengeschlossen. Plastik-Gewächshäuser soweit das Auge reicht. Grosse Menschengruppen - angeheuert und mit Bussen zu den Feldern transportiert - ernten eindrückliche Zwiebel-, Gurken- und Kartoffelfelder ab.

Man fragt sich, woher das Wasser kommt, um all diese Felder zu bewässern und was geschieht mit den riesigen Altplastik-Haufen der Gewächshäuser, die sich am Strassenrand stapeln?

 

Kaum nähern wir uns wieder der Pazifikküste, tauchen wir auch wieder in den dichten und kühlen Nebel ein. Nach 230km - über zum Teil sehr löchrige Strassen - haben wir genug für heute und suchen uns - trotz Nebel - ein Plätzchen an der Küste. 

Wir schalten einen Ruhetag ein. Der Pazifiknebel klebt zäh an der Küste. An vorderster Front und ganz alleine auf einer 20m hohen Klippe richten wir unser Nachtlager ein, ziehen einen warmen Pulli an - es sind nur 20°C - und gehen auf Entdeckungs-Tour.

 

Der Boden ist bedeckt mit einem braunen mehlartigen Sand-Staub. Bunte abgerundete Kiesel jeder Grösse und Farbe bedecken den Strand. Das Meer nagt ununterbrochen an den Felsen und schabt an den grossen Kieselsteinen. Immer wieder rieseln kleine Sandlawinen von der Klippe herunter ins Meer. Gegen 16 Uhr dringt dann doch noch die Sonne durch, Delfine ziehen an uns vorbei und wir erleben einen weiteren tollen Sonnenuntergang. 

Kakteen und Boulders

25./26.07.2024

Wir lassen den Nebel an der Küste zurück und tanken in El Rosario Frischwasser und Diesel, denn beides soll auf den nächsten 350km eher schwierig oder gar nicht zu bekommen sein.

Durch die stille Bergwelt geht unsere Fahrt weiter ins Innere der Halbinsel. Wir kommen nur langsam voran, denn die Strasse ist immer noch übersät mit Löchern und es rumpelt ziemlich stark in unserem 'Häuschen'. 

Die Sonne hat den Nebel vertrieben und die Temperaturen erreichen 40°C! Innert kurzer Zeit müssen sich unsere Körper auf 20° Unterschied einstellen. Dafür werden wir auch entschädigt, denn in dieser heissen Gegend wachsen viele verschiedene Kakteen.

Der Cardón ist der grösste Kaktus der Welt. Ein ausgewachsener Cardón kann mehrere hundert Jahre alt sein, bis zu 25t schwer und 18 Meter hoch werden.

Auch die botanischen Besonderheiten Cirio und Torote Blanco geben dieser Gegen einen exotischen Touch.

Der Cirio ist ein bis zu 16m hoher Kaktus, der sich nach oben hin verjüngt. Aus dem Stamm wachsen zahlreiche dornige Seitentriebe von bis zu 60cm Länge.

 

Der Torote Blanco ist ein Baum mit einem knorrigen Wuchs - weisser Stamm und rosa Blüten -, der nur hier auf der Halbinsel Baja California wächst.

 

Daneben finden wir noch zahlreiche andere Wüstenschönheiten.

Hügel aus Granitblöcken wohin man schaut. Wir sind in der Zentralwüste um Catavina mit ihren Boulder Fields. Wie hingeworfen liegen diese riesigen Granit-Brocken herum oder sind übereinander gestapelt. Zwischen den Felsen wachsen mächtige Cardón-Kakteen oder Torote Blancos.

Ganz oben auf einem Granithaufen gibt es einen Unterschlupf der Ureinwohner mit Felszeichnungen. Bei 40°C quälen wir uns hoch und sind etwas überrascht, denn die kleine Wohnhöhle ist mit ungewöhnlich farbigen Wandbildern verziert.

San Ignacio

26.-27.07.2024

Heute Freitag nähern wir uns der Grenze zwischen den beiden Bundesstaaten Baja California und Baja California Sur. In Erwartung der bevorstehenden Kontrolle haben wir Früchte und Gemüse versteckt, so dass wir nicht bereits nach der Grenze wieder einkaufen müssen.

 

Schon von weitem kündigt eine riesige Mexiko-Fahne diesen Übergang in der Wüste an. Ein kurzer Blick auf ein Wal-Skelett, eine oberflächliche Inspektion, 40 Pesos für die Proforma-Desinfektion unseres Campers - und schon sind wir durch. 

Nach 140 km Fahrt - von der Grenze bei Guerrero Negro - durch flache, eher langweilige und oft vermüllte Wüstenlandschaften erreichen wir im Landesinnern der Baja California Sur einen schattigen Dattelpalmen-Wald, in dessen Mitte ein grosser See etwas Kühlung verspricht. 

 

Diese Oase - San Ignacio - war eines der zahlreichen, von Jesuiten, Dominikanern und Franziskanern betriebenen Missionen, von wo aus sie die dort ansässigen Ureinwohner zum katholischen Glauben bekehren konnten. 

 

Heute ist das Dorf ein kleines Paradies in der Wüste, das bei unserer Ankunft gerade den Patron der Missions-Kirche und Namensgeber der Siedlung - Ignatius von Loyola - mit Chilbi und kleinem Markt auf der Plaza feiert. 

In Erwartung eines lauten Wochenendes fahren wir auf einen Übernachtungsplatz etwas ausserhalb, kehren jedoch am Samstag zu Fuss durch einen naturbelassenen Palmenwald wieder ins festlich geschmückte Dorf zurück.

Santa Rosalía - Mulegé

Es wird noch einmal vulkanisch-gebirgig auf den nächsten 70km Fahrt zum Golf von California/Sea of Cortez. Wir durchqueren die Vizcaíno Wüste.

Die Vulkan-Gruppe Tres Virgenes/Drei Jungfrauen beeindruckt mit einer Höhe von 1840m. An der Küste erwartet uns blaues Meer und Sonnenschein mit heissen Temperaturen um die 40°C.

 

In Santa Rosalía - einer alten Bergwerksstadt - wurde ab 1888 jährlich 11‘000 Tonnen Kupfer abgebaut, was der Hälfte der damaligen mexikanischen Produktion entsprach. Zwischen 1888 und 1954 baute das französische Unternehmen in Santa Rosalía zahlreiche Häuser, Kirchen und Schulen im französischen Stil.

Die Kirche Santa Bárbara aus bemaltem Eisenblech wurde 1889 von Gustav Eiffel zusammen mit dem Eiffelturm für die Weltausstellung in Paris gebaut, anschliessend zerlegt und ums Kap Horn nach Santa Rosalía verschifft, wo sie 1895 wieder zusammengebaut wurde.

Etwas oberhalb des Oasendorfes Mulegé steht die Missionskirche Santa Rosalia, die 1705 erbaut wurde. Leider - so wurde uns von Lokalen mitgeteilt - ist sie nur noch sehr selten zur Besichtigung offen und so geniessen wir den Ausblick auf das mit Palmen bewachsen Flussbett.

Bahia Concepción - Playa Piedrita

28.-31.07.2024

Wir nähern uns der 50km langen Bucht Bahia Concepción, wo man laut Baja-Reisenden die schönsten Strände am Golf von California bzw. an der Sea of Cortez finden kann. Ein lokaler Reiseführer, den wir in Mulegé getroffen haben, schwärmt überschwänglich von der Playa Piedrita.

 

Wir lassen daher die bekannteren Playas links liegen, fahren über eine Sandpiste der Küste entlang und finden genau das, was wir uns unter einem schönen Strand vorstellen - eine kleine einsame Bucht mit hellem Sand und grün-blauem Wasser, die Playa Piedrita.

Im Gegensatz zu den Wintermonaten sind wir auch hier ganz alleine und beschliessen, einige Tage unsere Seelen baumeln zu lassen. Wir geniessen das Bad im angenehm temperierten Wasser, das Schnorcheln, das Muscheln-Suchen und das Nichtstun.

 

Jeden Morgen schwimmt eine Gruppe von Delfinen mit Jungtieren an uns vorbei in Richtung offenes Meer - vermutlich zum Jagen - und kehrt am Abend wieder in die Bucht zurück. Eine Silbermöwe schaut regelmässig vorbei und lässt sich von Ursi mit Speiseresten verwöhnen.

 

Fliegende Fische, Ibise, Fischreiher, Austernfischer-Vögel, Fregattvögel und in der Dunkelheit - eine Eule - sorgen zusätzlich für Abwechslung. 

Die hohen Temperaturen - das Thermometer sinkt auch in der Nacht nicht unter 30° C - sind gewöhnungsbedürftig. Wir verbringen die kühleren Nachtstunden draussen auf den Liegestühlen und staunen ob der unzählbaren Sterne, die das erkennen von Sternbildern schier unmöglich machen. Zahlreiche Satelliten und Sternschnuppen queren den Himmel - ein Himmel, der von keiner künstlichen Lichtquelle beschienen wird.

 

Da wir gerne gut essen, die frischen Lebensmittel (Salat, Früchte, Gemüse) aber langsam knapp werden, verlassen wir nach einigen Tagen Strandleben unser kleines Paradies wieder.

 

Die Küstenstrasse führt uns an den bekannteren Playas Santipac, Los Cocos, Los Coyotes, El Requesón vorbei, doch keine scheint so einsam, so ruhig - alle sind nahe der vielbefahrenen Transpeninsular Mex1 - und so romantisch zu sein wie die 'unsere' - die Playa Piedrita.

Loreto

31.07.-02.08.2024

 

Loreto ist der älteste Ort der Baja California und wurde 1697 als erste Mission auf der Baja California von Jesuiten gegründet. Geschützt gelegen am Meer, im Rücken die Sierra de la Giganta ist es ein kleines, von der Welt ziemlich isoliertes Kleinod.

Wir finden Mitten im Ort einen Schatten spendenden Camping - es ist immer noch 40°C heiss und schwitzig. Gegen Abend holen wir uns etwas Abkühlung am Malecón, schlendern zum Hafen, schauen den Möwen und Pelikanen zu, die sich ins Meer stürzen und ihr Abendessen herausfischen. Wir gönnen uns eine kühle Margarita. 

Am Donnerstagnachmittag schlendern wir unter einer Baumallee zur Plaza - es ist nur gerade ein Katzensprung - besichtigen die erste Missionskirche auf der Baja - Nuestra Señora de Loreto - und gehen wieder einmal Tacos  essen (Crevetten und Al Pastor). 

La Paz

02.-07.08.2024

Angesichts der relativ eintönigen Umgebung - endlose flache Halbwüsten - auf der in mehreren Etappen geplanten Fahrt von Loreto nach La Paz ändern wir kurzfristig unsere Pläne. Wir entschliessen uns wieder einmal einen reinen Fahrtag einzuschalten und die 260km ohne Übernachtungen direkt zur Hauptstadt des Bundesstaates Baja California Sur zu fahren.

Auf der engen Strasse - meist über einem Erdwall mit bröckelnden Teer-Rändern und unzähligen Schlaglöchern - benötigen wir für diese Strecke 4 1/2 Stunden.

Fünf Gehminuten vor der Strandpromenade von La Paz finden wir eine Steckdose - bei 42° C im Schatten ist Elektrizität für die Klimaanlage zurzeit die wichtigste Annehmlichkeit - und einen ruhigen Übernachtungsplatz.

Als gelernter Koch überrascht uns der Gastgeber Mario mit verschiedenen Köstlichkeiten, die unsere Mexikanischen Gourmet-Erfahrungen weiter bereichern.

Als grosser Fährhafen zum mexikanischen Festland ist La Paz für Baja-Reisende ein wichtiger Anlaufpunkt, hat aber nebst dem Malecón/Strandpromenade, einigen Metall-Skulpturen und Wandmalereien nicht viele andere Sehenswürdigkeiten zu bieten.

Die Hitze ist beinahe unerträglich und daher ist es nicht verwunderlich, dass es Röbä bald in eine Strandbar zieht. Bei grossen Margaritas sabor Jamaica - viel Eis, viel Hibiskus-Saft, wenig Tequila - lassen wir diesen heissen Tag ausklingen.

Während wir noch diskutieren, ob wir die Cabos am südlichsten Zipfel der Baja California überhaupt besichtigen wollen, erfahren wir am Wochenende, dass einer der zwei Betreiber von Autofähren La Paz-Mazatlan die Lizenz für die Beförderung von Passagieren für unbestimmte Zeit verloren hat. Wir könnten zwar unseren Camper verschiffen, müssten selbst aber mit dem Flugzeug aufs Festland reisen :o(

 

Der andere Fährbetreiber ist für Wochen praktisch ausgebucht - die Mexikaner haben Schulferien - so dass wir nur mit Mühe für Mittwoch einen Platz auf der Autofähre La Paz-Topolobampo ergattern können - Adiós Baja California, no volveremos! 

Fähre La Paz/Topolobampo - Mazatlán

Bei unserer Ankunft im Hafen - 4 Stunden vorher - steht schon eine lange Lastwagen-Kolonne bereit für die Einfahrt in den Hafen, die wir - zum Glück - überholen dürfen.

Obwohl wir uns eigentlich in Mexiko befinden, müssen wir zuerst durch Zoll und Immigration. Da unser Camper zehn Jahre in Mexiko bleiben darf und unser Visa noch gültig ist, macht die Beamtin nur noch schnell einen Rundgang durch unsere Wohnung und schon sind wir durch. 

Anschliessend werden wir vermessen und gewogen. Zum Schreck von Röbä - wir wiegen 3'900kg - haben wir 400kg Übergewicht!

 

Der Camper darf nur mit dem Fahrer auf die Fähre, ich werde mit allen anderen Passagieren in einem kleinen Bus transportiert. Kaum auf dem Schiff und bevor die Fähre um 13.30 Uhr ablegt, gibt es Mittagessen. Alle stürzen sich aufs Buffet - Reis, Bohnenmus, Chicken, Tortillas, Getränke und Fruchtgelee zum Dessert - alles im Fahrpreis inbegriffen. Bier fliesst in Strömen und laute Live Musik heizt die Stimmung an, es wird gesungen und getanzt.

 

Nach sieben Stunden haben wir die Sea of Cortez überquert und erreichen den Hafen von Topolobampo. Jetzt müssen wir noch 20km zu unserem Schlafplatz fahren - ein Truckstop in Los Mochis - bevor wir um 23.30 Uhr den Kopf aufs Ruhekissen legen dürfen. 

Wir haben gut geschlafen - besser als erhofft, denn die Truckstops sind oft sehr lärmig. Die Sonne brennt wieder auf uns nieder und morgens um 8.30 Uhr zeigt das Thermometer bereits wieder 32°C an.

 

Heute ist wieder ein Fahrtag! Die 450km nach Mazatlán sind wir schon einmal in Gegenrichtung gefahren und die wollten wir uns eigentlich mit der Fähre ersparen - tja, hat nicht geklappt.

Nach 6 ½ Std. erreichen wir - total verschwitzt und müde - unseren altbekannten Camping auf der Isla de las Piedras in Mazatlán. Wir haben den grossen Platz für uns ganz alleine, nur die Mexikaner verbringen ihre Sommerferien am angrenzenden Strand. Die Europäer und die Snowbirds - alte Kanadier und US Amerikaner - sind noch zuhause! 

Parque Natural Mexiquillo

11.-13.08.2024

Nach 3 Tagen in Mazatlán fahren wir heute Sonntag von Meereshöhe auf 2550müM zum Parque Natural Mexiquillo. Mexiquillo liegt in der Sierra Madre Occidental und ist ein 13'500 Hektar grosser Naturpark mit Pinienwäldern, Schluchten, Wasserfällen und mit bis zu 8m hohen Felsformationen - dem Jardin de Piedras/Steingarten.

 

Wir hoffen, dass die Besucher schon wieder auf dem Heimweg sind bis wir eintreffen. Weit gefehlt! In Kolonnen mit aufgedrehten Musikboxen - einer lauter als der andere - kurven sie mit den Cuatrimotos durch die Natur. Auch das aufziehende Gewitter mit heftigem Regen kann sie nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Wir üben uns in Geduld und warten auf den ruhigeren Montag.

Montagmorgen sind wir schon früh zu Fuss unterwegs um den Park zu besichtigen. Es hat zum Glück nur wenige Frühaufsteher, die mit lauter Musik das Vogelgezwitscher und das Rauschen der Bäche zu übertönen versuchen.

 

Wir laufen vom Wasserfall zum See und klettern zwischen den grossen, abgewetzten Felsbrocken des Jardin de Piedras umher. Wir geniessen die Aussicht von einem hohen Steinpilz über diese spezielle Landschaft. Leider - trotz mehreren Hinweisschildern - lassen die Menschen ihren Müll überall einfach liegen. 

Durango - Sombrerete

Nachdem wir in Durango nochmals einige Tage im Balneario San Juan das 48° C warme Thermal-Wasser genossen haben - inzwischen ist es am Abend nur noch 15° C - fahren wir am Freitag weiter nach Sombrerete auf 2350müM.

 

Die Bergbaustadt Sombrerete ist eines der zahlreichen Pueblos Mágicos in Mexiko und gehört zum UNESCO Welterbe. Der Ort mit ca. 25.000 Einwohnern ist jedoch weniger bekannt als andere historische Dörfer und deshalb sind wir praktisch die einzigen Touristen. Neben fünf grossen Kirchen bietet auch das koloniale Zentrum  einige interessante Ecken. Zum Abschluss des Tages finden wir ein Restaurant mit einem reichhaltigen und schmackhaften mexikanischen Buffet, für 7.50 Fr./Person.

La Quemada - Zacatecas - Mexquitic

17.-24.08.2024

Die spanischen Eroberer entdeckten die verbrannten Ruinen und nannten sie La Quemada/die Verbrannte.

Wir kommen heute Samstagnachmittag um 13.00Uhr an der archäologischen Stätte an und lernen, dass sie schon um 14.30Uhr geschlossen wird. Kein Problem, es bleiben uns noch 1 1/2Std. Weit gefehlt, wir haben irgendwo unterwegs eine Stunde Zeitverschiebung unbemerkt überfahren und somit blieben uns für die 6km Wanderung durch den Park noch genau 30Min - Pech gehabt!

 

Da wir keinen Übernachtungsplatz in der Nähe finden, fahren wir nach Zacatecas und übernachten diesmal auf dem La Bufa - einem Felsen oberhalb der Stadt - mit toller Sicht auf das geschäftige Leben unter uns. 

Die folgenden 170km nach Mexquitic sind eher ereignislos. Ab und zu ein paar Schlaglöcher oder zahlreiche aufeinanderfolgende Topes/Geschwindigkeitsschwellen. Yucca Bäume und Kakteen prägen das Landschafts- bild.

Im Camping El Faro de Peter in Mexquitic werden wir fast schon wie alte Freunde begrüsst. Wir sind einmal mehr die einzigen Campers bei Susanna und Peter. Sie erzählen uns, dass es im Juni und Juli extrem geregnet hat und somit der Stausee beinahe bis zu ihren Mauern reicht.

Wo wir letztes Jahr noch 100m Sandstrand vorfanden, haben wir dieses Jahr Schwierigkeiten einen trockenen Weg zu finden, der uns zu einem Aussichtspunkt hochführt. 

El Jabalí - Laguna de la Media Luna

22.-24.08.2024

Von San Luis Potosí aus überqueren wir die kurvenreiche Sierra de Alvaréz nach Rio Verde, wo wir nach El Jabalí abbiegen. Dort betreiben Javier und Erika eine 3 Hektar grosse Orangen-Plantage und einen gepflegten Campingplatz, den Rincón de Luna.

Die Laguna de la Media Luna/Halbmond liegt nur 2.5km von unserem Übernachtungsplatz entfernt - perfekt für einen Spaziergang.  

Die kleine Laguna wird von einer unterirdischen Quelle gespiesen, das abfliessende Wasser schlängelt sich langsam durch einen Pinienwald. Das warme Wasser bildet dort zahlreiche glassklare, türkisfarbene Becken und Kanäle, die zum Baden einladen. Zwei Mammut-Skelette im bis zu 36m tiefen See ziehen auch Schnorchler und Taucher an. 

Der Park selber ist für eine grosse Besuchermenge ausgelegt, im Gegensatz zu einem Wochenende treffen wir aber heute Donnerstag nur wenige Besucher an - Glück gehabt!

Wir schlendern durch den Park, bewundern die Farben des Wassers und einige Reifen-Kunstwerke und lassen es uns gut gehen.

Jalpan de Serra

24.-26.08.2024

Wir winden uns mittels unzähligen Kurven durch die grün leuchtende Sierra Gorda. Tausende von gelben, weissen, grauen, braunen und orangen Schmetterlinge flattern umher und zeugen vom ergiebigen Regen, der in den vergangenen Monaten über dieses Gebirge niedergegangen ist.

In Concá legen wir einen kurzen Halt ein und besichtigen eine der fünf, baugleichen Missionskirchen im Bundesstaat Querétaro - San Miguel de Concá.

Am Samstag erreichen wir Jalpan de Serra und fahren direkt zum Hotel Los 4 Pulques. Daniel und seine 4-jährige Tochter Felin erwarten uns bereits am Eingang zu ihrem kleinen Paradies, dass wir schon vor 2 Jahren für einige Tage geniessen durften.

 

Jeden Sonntag ist in Jalpan Markttag. Das Gewusel ist eindrücklich und zieht mit seinem reichhaltigen Angebot immer viel Volk von den umliegenden Bergen ins städtische Tal.

Am Montag laufen wir zum 2km entfernten Restaurante Tequila und lassen uns nochmals ein zartes und vor allem erschwingliches Steak schmecken, bevor wir in die relativ teure Schweiz zurückkehren. Auf dem anspruchsvollen Weg über Stock und Stein - durch Hügel und Tal - erfreuen uns einmal mehr unzählige Schmetterlinge. 

Bernal - Tequisquiapan

27.-29.09.2024

Vom 780müM gelegenen Talboden von Jalpan schrauben wir uns am Dienstag wieder aufwärts auf die bis zu 2625m hohen Pässe der Sierra Gorda. Von weitem grüsst uns der Peña de Bernal, ein eindrücklicher Monolith oberhalb von Bernal.

Wir quartieren uns im gepflegten Garten des Hotel Mirador Zacualli ein und spazieren einmal mehr durch das malerische Bernal. Das Besteigen des Peña lassen wir diesmal aus ;o) 

1916 erklärte der damalige Präsident Mexikos - Venustiano Carranza -Tequisquiapan/Tequis zum geografischen Zentrum Mexikos, nachdem er sich in den dortigen Thermalquellen von seinen Gebrechen erholt hatte.

Der Mittelpunkt besteht aus drei rechteckigen Säulen, die sich oben vereinen. Das herunterhängende Pendel zeigt mit der Spitze auf das mexikanische Territorium und somit auf Tequis.

 

Es gibt einen weiteren geografischen Mittelpunkt in Mexiko und der liegt im Bundesstaat Guanajuato. Man ist sich also in diesem Punkt nicht ganz einig ;o)

Tula de Allende

Nach kurzer Fahrzeit erreichen wir die archäologische Stätte von Tula de Allende. Von ca. 900 bis 1100 n. Chr. war Tula die alte Hauptstadt der Tolteken. Das Stadtgebiet umfasste damals eine Fläche von ca. 8 Quadratkilometern mit mehreren zehntausend Einwohnern.

 

Heute stehen nur noch die fünfstufigen Pyramiden B und C, die Säulen des Palastkomplexes, der Tzompantli/Schädelgestell, wo menschliche Schädel öffentlich ausgestellt wurden und zwei stark beschädigte Ballspielplätze.

 

Eine steile Stufe führt auf die Pyramide B, die mit vier Basaltsäulen in Form toltekischer Krieger einst das Dach des Tempels auf der Pyramide stützten. Von hier oben haben wir einen guten Überblick auf die runden und viereckigen Säulen des ehemaligen Palastgebäudes. Beim Verlassen des Parks staunen wir über die noch gut erhaltenen Friese.

Mexiko City 3. Besuch

04.-07.09.2024

Teotihuacán - wir sind wieder am Startpunkt unserer Rundreise angekommen. Nach einigen Tagen - da ich noch einen Zahnarzttermin in Mexiko City habe - entschliessen wir uns, die letzten noch für uns interessanten Ecken in dieser Stadt auszukundschaften.

Nach Monaten meistens alleine unterwegs und selten in Grossstädten, müssen wir uns bei unserem ersten Stadtbummel wieder an die vielen Menschen und den Lärm gewöhnen. Unser Hotel liegt zentral an einer schmalen Durchgangsstrasse mit VIEL Verkehr und klappernden Schachtdeckeln. Erster Einkauf am anderen Morgen - Ohrstöpsel für einen ungestörteren Schlaf ;o)

Am Donnerstag fahren wir 11km in den südlichen Stadtteil Coyoacán zum Frida Kahlo Museum oder zum 'Blauen Haus‘ wie es auch genannt wird.

Frida Kahlo verbrachte den grössten Teil ihres Lebens -1907 bis 1954 - im Blauen Haus, zunächst mit ihrer Familie und Jahre später mit ihrem Ehemann - dem mexikanischen Maler - Diego Rivera. Neben einer frühen Kinderlähmung erlitt sie mit 18 Jahren einen schweren Unfall zwischen einem Bus und der Strassenbahn. Sie wird quer durch den Bus geschleudert und von einem Handlauf durchbohrt. Die Ärzte stellen zahlreiche Brüche an Wirbelsäule, Becken und Beinen fest - ein Bein muss gar amputiert werden. 

Als sie aus dem Krankenhaus entlassen wird, muss sie neun Monate lang ein Gipskorsett tragen und die meiste Zeit im Bett verbringen. Ihre Mutter lässt ein Himmelbett aufstellen und hängt einen Spiegel an den Baldachin. Frida beginnt zu malen und stellt vor allem in dieser Zeit die bekannten Selbstporträts her.

Anschliessend laufen wir durch die Touristengegend von Coyoacán. An jeder Ecke stehen und sitzen die Souvenir-Verkäufer und auch Frida und Diego sind allgegenwärtig ;o)

Freitag - unser letzter Tag in Mexiko City - mischen wir uns unter die lokale Bevölkerung und spazieren durch die Marktstrassen. Unzählige kleine Geschäfte beschallen mit grossen Lautsprechern die vorbeigehenden Passanten. Auf den Gehsteigen bieten Marktschreier - auf Decken ausgebreitet - ihre Ware an. Eine unglaublich laute Kakophonie von Rufen und lauter Musik erfüllt die Luft. So schön und interessant dieses bunte Treiben auch ist, nach zwei Stunden suchen wir uns eine ruhigere Gegend.

Unser Heimweg führt an der Ausgrabung des Templo Mayor vorbei. Diese archäologische Stätte war der wichtigste Tempel von Tenochtitlan in Mexiko. Er war das Zentrum des politischen und religiösen Lebens der mexikanischen Gesellschaft. Der Tempel selbst bestand aus vier Pyramiden. Auf den Ruinen wurden von den Spaniern die Kathedrale und diverse Privathäuser errichtet. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckte man einige Teile des alten Tempels wieder und 1978 begann man mit den Ausgrabungen. 

Teotihuacán - nochmaliger Start- und Zielort

30.08.-04.09. & 07.-21.09.2024

Teotihuacán steuern wir einmal mehr als Reiseabschluss und Vorbereitungsort für unsere baldige Rückreise in die Schweiz an. Wie immer gibt es auch wieder einige technische Herausforderungen, die während dem Reisen liegen geblieben sind und nun mindestens provisorisch - Ersatzteile gibts erst in Europa wieder - gelöst werden können. 

 

Eine ältere Problematik ist die wachsende elektrische Spannung zwischen Chassis und Erdboden, für die wir schlussendlich drei Fehler-Ursachen ausfindig machen und beseitigen können.

Nach 12 Jahren funktioniert auch das Gassystem (Kühlschrank, Kochherd, Heizung, Warmwasserboiler) nicht mehr zuverlässig und verlangt nach einer gründlichen Reinigung.

Zum Verschnaufen gönnen wir uns zwischendurch einige Tage in Mexiko City und geniessen das städtische Ambiente ausgiebigst.

 

Zurück in der Pyramiden-Stadt wird es uns auch nicht langweilig. Fahrwerk und Bremsen unseres Campers wollen gewartet werden. Obwohl zeitlich sehr unzuverlässig ist unser Platzmechaniker Hulk ein technischer Tausendsassa, so dass wir unserem fahrenden Heim auch noch einige 'Schönheitsoperationen' gönnen können. 

El Grito, 15. September & Día de Independencia, 16. September 1810-2024

Am 15. September 1810 rief Miguel Hidalgo zum Aufstand gegen die spanische Kolonialherrschaft auf (El Grito). Dieser Schrei löste am nächsten Tag -16. September 1810 - einen langen und blutigen Unabhängigkeitskrieg aus. Erst nach Jahren des Kampfes konnte am 27. September 2021 die endgültige Unabhängigkeit Mexikos von Spanien verkündet werden. Da die Mexikaner gerne Feiern, werden heute natürlich alle Daten festlich begangen.

Nach getaner Arbeit geniessen wir - zusammen mit anderen Overlanders - die letzten Tage in Teotihuacán,  packen unseren Camper wettersicher ein und fliegen am Freitag, 21. September, in die Schweiz zurück.

Von Mexiko City aus fliegen wir via London in die Schweiz zurück