FRANKREICH

Frankreich (24. Juli - 07. August 2020)

Blau - 2020   Braun - frühere Reisen  

Wir reisen mit der Eisenbahn (TGV) aus der Schweiz an

….und zweitens kommt es anders als man denkt!

Seit März hat das Corona-Virus Europa fest im Griff und wir warten hier in der Schweiz auf die Rückreise in unser Heim in Panama.

Unser Camper steht Hitze und Feuchtigkeit ausgesetzt - nicht vorbereitet auf diese lange Pause - 9000km entfernt, auf dem Zollgelände in Panamá City.

 

Da von Panamá noch länger keine Grenzöffnung zu erwarten ist, machen wir uns als Rucksack-Touristen auf nach Frankreich. Mit dem TGV geht es über Paris nach Angers im Tal der Loire. Das ganze Flusstal zählt zum UNESCO Welterbe.

24.07.-07.08.2020

Unsere Freunde Vero und Marcel – Overlanders und Weltenbummler – mussten ihre Reise auch unterbrechen und sitzen nun fest an der schönen Loire in Montsoreau.

Da unser letztes Treffen Weihnachten 2018 in Montevideo/Uruguay schon etwas her ist, freuen wir uns riesig auf ein Wiedersehen.

 

Montsoreau ist eine kleine Gemeinde mit ca. 450 Einwohnern und eines der vielen schönen Orte an den Ufern der Loire.

Im Mietauto erkunden wir nun die Umgebung.

 

Auch das Nachbardorf - Candes-Saint-Martin - kann mit einem alten Schloss und einer interessanten Kirche aufwarten. In dieser Kirche liegt der Mantel-teilende Heilige Martin begraben.

La Loire

Die Loire ist mit einer Länge von über 1000 Kilometern der längste Fluss Frankreichs und gilt als einer der letzten ungezähmten Flüsse Europas. 

Im Unterlauf ist die Loire noch heute ein frei fliessendes Gewässer ohne Staudämme oder Schleusen. Durch die grosse Menge an Geschiebe, das der Fluss transportiert, entstehen laufend neue Sandbänke, die ideale Lebensbedingungen für Flora und Fauna bieten. 

 

Auf einer drei-stündigen Kanufahrt von Montsoreau nach Saumur lasse ich mich von Röbä 'kutschieren', denn ich besitze wenig rudertechnisches Talent. Dafür geniesse ich die Aussicht auf die vorbeiziehenden Orte aus einer anderen Perspektive um so mehr ;o))

 

An einem der lauen Sommerabende lädt uns ein Nachbar zu einer Bootstour auf die Loire ein. In seinem Fischerboot lassen wir uns genüsslich in den Sonnenuntergang treiben.

Loire-Schlösser

 

Über 400 Schlossanlagen säumen die Ufer und das Hinterland der Loire. Unsere Zeit hier reicht leider nur um ein paar wenige zu besichtigen.  

Château de Villandry 

Dieses Schloss wurde als letztes während der Renaissance 1532 im Loire-Tal errichtet. Die Hauptattraktion sind aber die Gärten, die das Schloss umgeben. Die dekorativen Terrassenanlagen mit den Ziergärten, die Ornamentbeete aus Buchsbaum und die Gemüsebeete mit ihrem intensiven Sellerie-Aroma ziehen uns magisch an. 

Château Bréze

Das um 1063 erbaute Château Bréze steht auf einem gut erhaltenen Tuffstein-Höhlennetz. Die mehr als einen Kilometer lange Untergrund-Tour bietet einen guten Einblick in das Verteidigungssystem der damaligen Zeit. Im neun Meter tiefen Trockengraben – der Burggraben gehört zu den tiefsten in Europa – befanden sich Ställe, Küchen, eine Bäckerei, eine Seidenraupenzucht und diverse Weinkeller mit Weinpressen.

Château de Chinon

Obwohl in Wirklichkeit eine Burg, zählt dieses Gebäude zu den Loire-Schlössern. 

1044 fiel die Burg nach einer Schlacht an die Engländer. Diese wiederum verloren 1205 nach einer einjährigen Belagerung die Anlage an den französischen König Philippe II.

1429 fand hier auch die Begegnung zwischen Jeanne d’Arc und dem französischen Kronprinzen Karl VII. statt. Die Jungfrau von Orléans versprach ihm dabei, dass sie Orléans vom Joch der Engländer befreien und ihn zur Krönung führen werde. Ja, wer könnte da widerstehen?!

Château Montreuil-Bellay

Der Grundstein für dieses Schloss legte ein kleines Kloster im 11. Jahrhundert. Um 1026 liess der Graf von Anjou einen Wehrturm errichten und begann so mit dem Bau des Schlosses.

Zwischen 1941 und 1945 war Montreuil-Bellay ein Konzentrationslager für fahrende Volksgruppen.

Château de Saumur

Das Schloss steht hoch über der Stadt Saumur auf einem Felsplateau und überblickt die Loire.

Herzog Ludwig I. – Sohn König Johann II. – wollte auf dem Felsen eine Residenz schaffen, die mit derer seiner Brüder mithalten konnte. 1370 begann er mit dem schmucken Bau. 

Château d'Angers

Château d’Angers liegt auf einem schroffen Felsen am Fluss Maine. Die Grafen von Anjou errichteten hier der strategischen Vorteile wegen ihre Haupt-Residenz. Das Schloss mit seinen hohen, weiss-schwarzen Türmen ist das unverwechselbare Wahrzeichen von Angers.

Abbaye Royale de Fontevraud

Die königliche Abtei und Klosterstadt wurde 1100 von Robert von Arbrissel - einem Wanderprediger - gegründet. Das damalige gemischte Kloster ist heute eines der grössten klösterlichen Anlagen Europas.

 

Während sich die Nonnen ausschließlich dem Gebete widmeten, wurden die dafür notwendigen Arbeiten von den Mönchen erledigt.

Das Kloster hatte von Anfang an eine starke Verbindung zu den Grafen von Anjou, welche die Kloster-Kirche zu ihrer königlichen Grablege bestimmten. Hier liegen unter anderem Heinrich II. von England und sein Sohn Richard Löwenherz begraben.

Maison Troglodytique

 

Die Gegend hier um die Loire besteht hauptsächlich aus Kalktuff und Schiefer. Breits in der Antike wurde der poröse Tuffstein abgebaut und zum Bau der Häuser und Schlösser an der Loire verwendet. Aus dem Schiefer wurden Dachziegel hergestellt.

Die Gewinnung von Tuffstein erfolgte oft von der Oberfläche her. In mühsamer Handarbeit mussten die Steine gelöst und aus bis zu 20m ans Tageslicht befördert werden.

Diese dadurch entstandenen Höhlen wurden anschliessend zu Wohnungen/Maison Troglodytique für einfachere Leute ausgebaut und boten eine konstante Ganzjahrestemperatur von ca. 15°C. 

 

Das unterirdische Tunnelsystem im Loire-Tal soll inzwischen eine Länge von über 1000 km Länge aufweisen.

Schaumwein-Produzenten

 

Das Haus Bouvet Ladubay bei Saumur- gegründet 1851 - zählt zu den ältesten und auch bekanntesten Schaumwein-Produzenten im Loire-Tal. 

 

Mit quietschenden Fahrrädern fahren wir durch die hauseigenen Tuffstein-Höhlen und besichtigen auf diese originelle Art den hier eingelagerten Wein.

Die anschliessende Degustation gibt uns einen guten Einblick in die lokale Weinherstellung, hauptsächlich Weiss- und Schaumweine. Zum Glück müssen wir anschliessend nicht noch mit dem Fahrrad nach Hause fahren !!! ;o))

Château Fosse-Sèche

Fosse-Sèche bei Brossay gehört zu den ältesten Weingütern der Loire. Erstmals 1238 erwähnt, wurde es von Benediktiner-Mönchen als Abtei gegründet. Die belgische Familie Pire übernahm 1989 dieses Anwesen und betreibt seitdem Bio-Weinanbau auf 17 Hektaren Land. Obwohl vom Schloss selber nur noch eine kleine Mauer übrig ist, darf 'Château' trotzdem noch auf den Wein-Etiketten aufgeführt sein.

Lieber Marcel

Herzlichen Dank für diesen Film zur Erinnerung an die interessanten Tage bei euch!!

Obwohl wir 2015 mit unserem Camper das Loire-Tal bereits früher bereist haben, gab es auch diesmal noch vieles mehr zu entdecken.

Vero und Marcel hatten noch ein paar interessante Trümpfe im Hut versteckt (siehe dazu 'Dies und das' mit 

Cointreau Destillerie, Boule de Fort, Gallette oder Pommes Tapées).

Wir haben diese interessanten Tage sehr genossen.

 

Dear Vero, dear Marcel

We will treasure these wonderful days forever in our hearts.

Biiiiiiiiiiiiiiggggggg hug

Pommes Tapées

Vor ca. 150 Jahren vernichtete die Reblaus innert 20 Jahren beinahe sämtliche Weinstöcke in Europa. Dies war natürlich auch für die Menschen in Frankreich bzw. im Loire-Tal eine Katastrophe. Die Weinbauern suchten verzweifelt nach einer anderen Lebensgrundlage und erfanden dabei die Pommes Tapées.

Als lagerungsfähiger Vitamin-Lieferant waren diese Äpfel - hauptsächlich in der Skorbut-geplagten Hochseeschifffahrt - ein riesiger Verkaufsschlager.

Inzwischen ist Wein aber wieder die Haupteinnahme-Quelle im Loire-Tal und Pommes Tapeés sind nur noch eine 'Randerscheinung'. 

 

Die geschälten Äpfel werden in einem Ofen bei niedriger Temperatur während drei bis fünf Tage getrocknet. In dieser Zeit müssen sie täglich mit einem Holzhammer vorsichtig geklopft werden, bis sie eine Dicke von ca. 2 cm erreichen. Nach diesem aufwändigen Verarbeitungsprozess sind die Äpfel über Jahre lagerfähig und geniessbar.

 

Pommes Tapées können - zusammen mit einem Braten - im Ofen geschmort, eingelegt in Wein oder Apfelsaft als Dessert - zusammen mit Glacé - oder als Snack - in getrockneter Form - gegessen werden.

Gallette, die salzige Variante der Crêpe

Eine Galette ist ein aus der Bretagne stammender Buchweizen-Spezialität und ist - neben der süssen Variante 'Crêpe' - in ganz Frankreich sehr beliebt. 

Der Teig besteht traditionell nur aus Buchweizenmehl, Salz und Wasser und wird herzhaft belegt, mit allem was das Herz begehrt - mmhh!

Boule de Fort

Das Boule de Fort wird in Frankreich nur im Loire-Tal gespielt.

In einer eigens für dieses Spiel gebauten Halle versuchen zwei bis drei Spieler mit je zwei Boules – ähnlich dem Boccia – möglichst nahe an die gesetzte Kugel zu spielen. Die etwas flache Holz-Boule ist mit einem gewölbten Eisenring versehen und wird auf einer nach aussen leicht gewölbten Bahn gespielt, was zur Folge hat, dass sie sich in einer Zickzack-Linie dem Ziel nähert. 

Cointreau Destillerie

1849 gründeten die Brüder Adolphe und Edouard-Jean Cointreau in Angers/Frankreich die erste Destillerie des Hauses Cointreau und erhielten an der Weltausstellung 1878 in Paris für ihren Likör den Ersten Preis.

 

Süsse bis bittere Orangenschalen werden getrocknet und in Alkohol eingelegt. Der aromatisierte Alkohol wird anschliessend destilliert.

Neben dem klassischen Cointreau Triple sec in der Flasche aus Braunglas mit weißem Etikett gibt es seit einigen Jahren zwei weitere Sorten im Programm.

Der Cointreau Noir wird nach dem gleichen Rezept wie der klassische Cointreau hergestellt. Allerdings wird nach der Destillation nicht mit geschmacklosem Neutralalkohol aufgefüllt, sondern mit Cognac. 

Für den Cointreau Blood Orange werden im Zuge der Herstellung den süßen und bitteren Orangenschalen auch Schalen von Blutorangen aus Korsika beigemischt. Abgefüllt wird diese Sorte in Flaschen der klassischen Form mit rotem Etikett.

 

Als Orangenlikör gehört Cointreau zu den Curaçao-Likören und wird z.B. in den Cocktails 'Margarita', 'Sidecar‘, 'Mimosa' oder 'Cosmopolitan' verwendet. In unserer Jugend benutzte man Cointreau hauptsächlich für das Flambieren von Desserts.

Mit der Eisenbahn (TGV) gehts retour in die Schweiz, nach kurzem Aufenthalt per Flugzeug nach Portugal