Antwerpen/Belgien - Dakar/Senegal

Golf von Biskaya

Es wurde uns schon prophezeit – und ist jetzt auch eingetroffen – die See ist wieder rauer als im Kanal. Diesmal erwischt es Röbä. Schon früh morgens versucht er seinen Magen mit einem Schluck Whisky zu besänftigen, muss dann aber später doch noch zu einer Tablette greifen.

Fisch zum Mittagessen scheint an solchen Tagen nicht sehr beliebt zu sein. Ausser Mike verzichten alle, obwohl er diesmal nicht so unangenehm riecht!

Wir verbringen den Tag fast ausschliesslich liegend in der Kajüte.

 

Küste Portugal

Kaum ist die Biskaya hinter uns, wird die See wieder ruhiger und der Wind schwächt ab. Wir haben uns mittlerweile an das konstante Wiegen des Schiffes gewöhnt. Rings um uns nur blaues Wasser, blauer Himmel und manchmal ein paar Wolken. Jetzt müsste eigentlich die Langeweile einsetzen - aber dem ist nicht so. Jeder geht irgendwelchen Beschäftigungen nach, sei es auf dem Oberdeck ‚relaxen‘, auf dem Meer Ausschau nach Walen halten, Spanisch lernen, musizieren, Fitness machen oder etwas schlafen.

Diese Tage werden meistens nur unterbrochen von den drei sehr üppigen Mahlzeiten plus unserem abendlichen GADC-Treffen (Grande Angola Drinking Cub). Die absolute Erholung :o))

 

22.09.2016

Am Donnerstag, 14.00 Uhr, heisst es Malariaprophylaxe schlucken - freiwillig - als Vorbereitung für den Landgang in Dakar und Freetown. Anschliessend dürfen wir dem Kapitän auf der Brücke über die Schulter schauen. Wir kriegen diverse Logbücher - Fracht, Navigation, Sicherheit, … - zu sehen und erhalten eine kurze Einführung in die Bedienung der Steuerpulte. Das Schiff fährt mit Autopilot und ist meistens mit 14 Knoten unterwegs. Man stelle sich vor, wir fahren mit 25 km/h nach Südamerika!!

Der ‚Look-Out‘ sitzt hier nicht mehr im Mastkorb, sondern muss inzwischen von der Brücke aus 4 Stunden den Horizont auf mögliche Gefahren absuchen. In einer Ecke der Brücke unterweisst der 1. Offizier zwei Offiziers-Kadetten in der Anwendung von Theodoliten.

 

Küste Marokko

Am Nachmittag, vis-a-vis von Casablanca, hören wir ein klatschendes Geräusch. Wir springen zur Reling – vielleicht erweist uns ein Wal wieder mal die Ehre. Wir beobachten, wie die Crew einen grossen weissen Gegenstand über die Reling ins Meer kippt. Etwas später nochmals dasselbe Geräusch. Es spricht sich rasch herum, dass dies die zwei defekten Waschmaschinen waren, die man auf diese Weise elegant entsorgt hat – ganz legal, wie die aushängende Anweisung zur Müllentsorgung zeigt!

 

24.09.2016

Küste Lanzarote und Fuerteventura

Früh um 05.30 Uhr stehen wir an der Reling und lassen die Lichter von Lanzarote an uns vorbeiziehen. Im April 2015, während unseren Ferien auf der Insel beobachteten wir die vorbeifahrenden Containerschiffe mit dem Gedanken, dass wir in ca. einem Jahr genau auf einem solchen sein würden. Und jetzt ist es soweit!

Da wir nahe an Land vorbeifahren, haben wir auch wieder einmal Verbindung ins Mobil-Netz und können schnell mit der Aussenwelt in Kontakt treten.

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26.09.2016 

Schon von weitem erhebt sich das riesige 'Monument de la Renaissance Africain' von Dakar. Der Lotse kommt an Bord. Langsam umfahren wir die ‚Ille de Gorée‘ und legen im Hafen an. Vor uns breitet sich Dakar mit all seinen Aktivitäten, Gerüchen und Stimmen aus. Der Hafen liegt direkt am Rande der Stadt und so verbringen wir die Zeit, bis alle Zollformalitäten erledigt sind, mit Erspähen von interessanten Ecken, welche wir unbedingt erkunden möchten.

Um 17 Uhr erhalten wir - Michaela, Tobias, Mike, Röbä und ich - unsere Passierscheine, melden uns bei Sonny – unserem Steward - fürs Abendessen ab, schlüpfen in die gelben Warnwesten und los geht die Tour.

 

Doch schon der Ausgang aus dem Hafen zu finden, entpuppt sich als kleines Abenteuer. Wir müssen ca. 500 Meter der Hafenmauer entlang laufen, vorbei an hupenden und mit Reis und Zwiebeln schwer beladenen

Lastwagen und Acht geben, dass wir nicht überfahren werden. Endlich draussen, eine total andere Welt, stürzen sich schon die ersten Möchte-Gern-Guides auf uns und wollen uns die Stadt zeigen. Aber das bewältigen wir heute lieber selber und so schütteln wir sie ab und laufen los.

Männer und Frauen in farbigen traditionellen Kleidern kommen uns entgegen, viele transportieren ihre Ware auf dem Kopf. Einzelne neue und viele kaputte, verrostete Autos - Grande Angola entlädt auch noch gerade ein paar hundert - verstopfen die Strassen und wir suchen uns einen Weg hindurch. Im Zentrum hat es zahllose kleine Händler, die ihre Ware anbieten. Es ist schwül und stickig, wir sind hungrig, durstig und einen ersten Eindruck haben wir gewonnen.

Im Hotel ‚Fleur de Lys‘ möchten wir uns stärken, müssen aber zuerst am Eingang einen Metall-Detektor-Check über uns ergehen lassen. Wir haben Glück und haben per Zufall eines der höheren Hotels mit Bar und Restaurant im 12. Stock ausgewählt. Die Aussicht über die Stadt ist fantastisch und der Muezzin, der zum Gebet ruft, gibt dem Ganzen noch eine extra Portion Exotik. So geniessen wir das feine Abendessen - einmal keine Pasta - und stossen mit einem Glas Sekt auf 44 Jahre Ursi und Röbä an.

 

In der Dunkelheit machen wir uns auf den Rückweg zum Hafen. Am Eingang werden wir mit Helmen ausgestattet, da das Begehen des Hafengeländes ohne nicht gestattet ist - beim Rausgehen war dies noch kein Problem!! Der Hafen-Kontrolleur meint dann noch zum Schluss, wenn wir beim Schiff angekommen sind, soll einer die Helme dann wieder zurückbringen – hm, wie soll das denn gehen?!!

 

27.09.2016

Heute wollen Röbä und ich die Stadt noch etwas genauer erkunden. Gestern hiess es, wir würden heute erst gegen Abend auslaufen. Doch beim Frühstück sieht alles wieder anders aus – typisch! Wir haben genau noch zwei Stunden Zeit. Um 11 Uhr kommt der Zoll und da müssen wir an Bord sein.

Gleiches Prozedere wie gestern und schon sind wir draussen. Wir suchen uns den kürzesten Weg zum Markt und lassen uns dann auch irgendwann einmal von einem Guide begleiten. Ich werde mehrmals unfreundlich darauf hingewiesen, dass fotografieren nicht erlaubt sei, was unser Begleiter aber immer wieder verneint – ‚Pas de probleme, Madame'!

Die alte Markt-Ruine ist heute nur noch zu einem kleinen Teil begehbar und es gibt nur noch wenige Verkaufsstände. Alle anderen Geschäfte befinden sich aussen um die Markthalle herum.

Durch weitere interessante Gassen lassen wir uns zur Kathedrale und zum Präsidentenpalast führen. Da ich dort dem Drang, ein Foto zu machen, nicht widerstehen kann - warum sollte man kein Foto von einem Präsidentenpalast machen dürfen? - werde ich von einem Polizisten auf die andere Strassenseite beordert. Unser Guide versucht zu beschwichtigen und ich nutze die Zeit, die Palastfotos auf meiner Kamera zu verstecken. Es nützt nichts, ich muss meine Kamera zeigen.

Hoffentlich werde ich jetzt nicht verhaftet und Röbä fährt alleine nach Südamerika ;o(

Ich zeige ihm ein Foto von der Kathedrale und versichere ihm, dass ich keines vom Präsidentenpalast gemacht habe und dass ich niiiiie im Sinn hatte eines zu machen ;o)

Es ist Zeit für die Rückkehr. Noch schnell einen Whisky im Supermarkt für unsere abendlichen Meetings kaufen und unseren Guide bezahlen. Er möchte gerne 20 kg Reis als Bezahlung, wir einigen uns auf 10 kg!

 

Zurück auf dem Schiff, noch keine Zollbeamten. Abfahrt ist offensichtlich erst um 17.00 Uhr und wir haben so gestresst! 

 

Fahrzeit Antwerpen - Dakar 5 ½ Tage