Mar de Plástico/Plastikmeer

Bei näherem Hinschauen beginnt das Interesse unser Erschrecken über diese riesige Plastikfläche zu verdrängen und wir wollen genauer wissen, was dahinter steckt.

 

In einer ansonsten unfruchtbaren Gegend, vor den Ausläufern der inzwischen schneebedeckten Sierra Nevada ist eine Fläche von ca. 350km2 - zweimal das Fürstentum Liechtenstein oder 35'000 Fussballfelder - mit Plastik-Gewächshäusern bedeckt. Von September bis Juni werden hier hauptsächlich Tomaten, Peperoni, Zucchini, Gurken, Brokkoli und Blatt-Salate auf eine Art und Weise angebaut, wie wir es in diesem Ausmasse bis jetzt noch nicht gesehen haben.

Aufgerüttelt durch einen Pestizid-Skandal im 2007 setzen die über 15‘000 Anbaubetriebe inzwischen auf etwas mehr Ökologie in ihrer Anbauweise.

 

Plastik-Recycling vor Ort, Kompostierung der Pflanzenabfälle, Tropfen-Bewässerungen oder geschlossene Wasser- und Nährstoff-Kreisläufe, biologische Kontrolle von Schädlingen und vieles mehr dienen aber nicht nur dem Umweltschutz sondern sind inzwischen auch finanziell interessant.

 

Die Konkurrenz aus Algerien, Tunesien und Marokko ist jedoch gross, die Versuchung sich nicht an die Europäischen Vorgaben bezüglich Umwelt- und Arbeiterschutz zu halten, somit vermutlich auch. 

Lola Gómez Ferrón - Besitzerin der Firma Clisol und Vorreiterin von ökologischem/biologischem Gemüseanbau - nimmt uns mit auf eine 4-stündige Führung durch ihre vier Fussballfelder grossen Gewächshäuser. Was uns sehr beeindruckt - sie kennt jeden noch so kleinen Schädling, den wir sogar durch die Lupe übersehen würden. Sofort setzt sie den entsprechenden Schädlingsbekämpfer ein - ihr Liebling ist Nessie, ab und zu auch Marienkäfer. Damit diese Insekten bei den Jungpflanzen auch genug zu futtern haben, bekommen sie zu Beginn des Pflanzenwachstums sogar sterilisierte Schädlinge von ihr mitgeliefert.  

Nach der Führung und nach dem Genuss sehr geschmackvoller Tomaten, Gurken und Peperoni sind auch wir überzeugt von Clisols Anbau-Philosophie. 

 

Wenn da nur nicht die vielen Lastwagen wären, die jährlich die 3-4 Millionen Tonnen frischen Gemüses vom südlichen Andalusien in die mehrere tausend Kilometer entfernten Supermärkte transportieren müssten :o( 

Hauptabnehmer sind nämlich wir Mitteleuropäer, wir die auch im Winter frisches Frühlings- oder Sommer-Gemüse auf unseren Tellern haben wollen. 

 

Für dieses Transport-Problem hat auch Lola keine Lösung, daher gibt es vermutlich zurzeit für uns Konsumenten nur einen guten Weg - regional Produzenten bevorzugen, wieder vermehrt saisonales Gemüse kaufen und auch die kurvigen Gurken und Rüebli nicht zu verschmähen, denn die werden bei uns zu häufig noch kompostiert!