Fazit USA

Von allen Fazits, die wir bis jetzt erstellt haben ist dieses das schwierigste. Die USA war bis jetzt die unbestrittene Technologie-Führerin, die grösste Militärmacht und die erfolgreichste Industrie-Nation der Welt. Andererseits sehen wir im Land (mit Ausnahme von Kalifornien) - seit unserem letzten längeren Besuch vor 26 Jahren - wenig Fortschritte, die das täglich Leben eines Durchschnitts-Amerikaners betreffen. Auch sind die politischen, sozialen und ökonomischen Gräben seit unserem letzen Besuch merklich grösser geworden.

 

Unsere Eindrücke von den Camper-Reisen durch die USA (334 Tage, davon 31 in Alaska):

 

Positiv

  • Die Menschen sind freundlich und interessiert
  • Die Visitor Centers an den Bundesstaats-Grenzen bieten umfangreiches touristisches Informationsmaterial und Übernachtungsmöglichkeiten für Campers an
  • Die meisten Strassen im Westen sind in einem sehr guten Zustand, in der Mitte des Landes eher vernachlässigt
  • Die Autofahrer sind diszipliniert, was Höchstgeschwindigkeiten und Stopp-Strassen anbetrifft (anstelle von Kreiseln sind Kreuzungen mit 4 Stopp-Schildern üblich; alle müssen stoppen auch im Nirgendwo)

Überraschend

  • Camping-Plätze, State und National Parks sind oft ausgebucht obwohl viele Plätze leer bleiben (offensichtlich wird an mehreren Orten gleichzeitig reserviert & bezahlt, je nach Wetter kommt man dann oder eben nicht)
  • Die meisten Häuser inkl. Mehrfamilien-Häuser sind aus dünnen Dachlatten und Spannplatten gebaut
  • Das permanente Leben in grossen Wohnwagen, in riesigen RVs oder Mobile Homes/mobile Fertighäuser hat massiv zugenommen (Gründe die genannt wurden -> Digitale Nomaden, besseres Wetter als am früheren Zuhause, kostengünstigerer Lebensstil, grössere Flexibilität da keine Arbeitssicherheit, Unzufriedenheit mit der lokalen Regierung, soziale Distanzierung, Priorität liegt bei Autos, Boote, etc.)
  • Es gibt unglaublich viele Gebetshäuser, beinahe so viele wie Fast Food Restaurants
  • Obwohl das Einkommen vermutlich oft kaum zum Leben ausreicht, pflanzt kaum jemand auf seinem grossen Rasen-Grundstück Gemüse oder Früchte an
  • Kommuniziert wird hauptsächlich via SMS und MMS (wir wussten kaum mehr wie das geht ;o)
  • Öffentliche Telefon- und Wasch-Automaten müssen wie vor 26 Jahren mit 25 Cent-Münzen gefüttert werden
  • Die wenigen Eisenbahn-Züge sind unglaublich lange, transportieren nur Güter und hupen dröhnend, auch in der Nacht und mitten in Städten, trotz bewachten Bahnübergängen
  • Kassen- oder Servier-Personal unter 21 Jahren darf Alkohol nicht verkaufen oder servieren, sondern muss eine ältere Person dazu rufen 
  • Das Trinkgeld in Restaurants ist nicht wie in der Schweiz inbegriffen, erwartet wird 20-30% des Konsumations-Betrages (Tip). Gruppen von 8 oder mehr Personen müssen oft nochmals zusätzlich 18-20% (Stress-Zuschlag) bezahlen. Inzwischen wird oft bereits auch im Konsumations-Betrag 20% dazu geschlagen (Gratuity), was am Ende den Konsumations-Betrag um 40-50% erhöht
  • Restaurants und Supermärkte werden extrem gekühlt. Das Personal friert, hat sich aber damit abgefunden und trägt warme Kleidung
  • Scenic Roads/Panorama-Strassen sind oft kurvige Hügel-Strassen mit dichtem Wald neben der Fahrbahn
  • Beim Bezahlen mit Kreditkarte sind Falsch- oder Doppelbuchungen keine Seltenheit. Im Restaurant kommen selten mobile Karten-Leser zum Einsatz. Die Karte wird mit zum Tresen mitgenommen, der PIN wird oft übersteuert. Anschliessend trägt man den Trinkgeld-Betrag auf der Papiere-Quittung ein.
  • Viele glauben, dass man ein modernes Auto vor dem Abfahren immer noch warmlaufen lassen muss 

Negativ

  • Umweltschutz ist kein Thema (mit Ausnahme von Kalifornien) - alles wird weggeworfen, kein Recycling; grosse Autos, billiges Benzin; viele Styropor- und massive Einweg-Plastik-Verpackungen, im Supermarkt wird alles in Plastiktüten verpackt; auch zu Hause wird mit Plastikbesteck aus Karton-Tellern und -Bechern diniert
  • Öffentliche Verkehrsmittel gibt es kaum, ein Auto pro Person (ab 16 Jahren) ist ein Muss, niemand läuft – ausser wir und die Obdachlosen. Ein möglichst grosser und lauter Pick-Up ist das ultimative Status-Symbol (Texas) 
  • Einkaufen für kleine Haushalte ist schwierig, da Lebensmittel meistens nur in grossen Portionen verkauft werden (Milch, Rahm, Fruchtsaft, Fleisch, Gemüse, etc.)
  • Viele US-Amerikaner fürchten sich, tragen Schuss-Waffen im öffentlichen Raum und trauen ihren Politikern nicht
  • Der ökonomische Unterschied zwischen schwarzen (African American), roten (Native American) und weissen (Caucasian American) Menschen ist augenfällig