17.-24. Juli 2025
Nach einer - bis auf die hupenden Güterzüge - ruhigen Nacht auf einem Brauerei-Parkplatz in Parry Sound - im Norden von Toronto - beginnen wir die 60km lange Durchfahrt durch den riesigen Algonquin Provincial Park.
Die waldige Gegend mit tausenden von grossen und kleinen Seen zieht jährlich über eine Million Besucher an.
Es ist Wochenende, die Schulen haben Sommerferien und die Campingplätze im Park sind praktisch alle ausgebucht. Doch das Glück ist uns hold. Auf drei verschiedenen Plätzen können wir in Abfolge jeweils eine Nacht bzw. zwei Nächte buchen - besser als gar nichts.
So schieben wir uns täglich etwas weiter in den Park hinein, wandern danach durch andere Laub- und Nadelwälder, queren neue Sümpfe, blicken von verschiedenen hoch ragenden Felsen, umrunden zahlreiche idyllische Seen und Teiche und sitzen jeden Abend an einer anderen Feuerstelle. Von den im Park lebenden Bären, Wölfe oder Elche lassen sich aber keine blicken, daher begnügen wir uns mit wilden Truthähnen sowie diversen Eich- und Streifen-Hörnchen.
Wir durchqueren den Algonqin Park von West nach Ost. Kurz vor der der Ausfahrt besuchen wir das Logging Museum, das in einem 1.5 km langen Waldpfad die Geschichte und das heutige Nebeneinander von Naturschutz und Holzindustrie aufzeigt.
Jeden Winter im 19. Jhd. strömten die Holzfäller in diese baumreiche Region und hackten die begehrten Baumriesen - ohne Rücksicht auf die Natur - millionenfach nieder. Mittels Pferdeschlitten wurden die Stämme anschliessend aus den Wäldern auf die zahlreichen noch gefrorenen Seen geschleppt.
Sobald die Seen im Frühling auftauten, wurden die Stämme mit eigens dafür entwickelten Flösse über die Seen in die mit Schmelzwasser gefühlten Flüsse geschoben. Verstopfte Engstellen durch verhakte Baumstämme waren keine Seltenheit und mussten von Hand gelöst werden - oft mit fatalen Folgen für die Holzflösser.
Im Gegensatz zu früher ist inzwischen die Holzindustrie im Algonquin Provincial Park an strenge Regeln gebunden:
- in Fluss- und See-Nähe dürfen keine Bäume gefällt werden (Tourismus-Zonen)
- in eigens zugewiesenen Holzverwertungs-Gebieten dürfen nur alle 20 Jahre einzelne Bäume gefällt werden (ausdünnen; nachhaltige Holzbewirtschaftung)
- ein grosser Teil des 7'800 km2 grossen Parks wird gänzlich der Natur überlassen
Nach vier Tagen Waldleben gönnen wir uns zwei Ruhe-Tage in Luskville im Bundesstaat Québec. Auf dem Hof von Karri und Trevor - Schafe, Lama, Alpaka, Weintrauben - planen wir die kommenden Stadtbesichtigungen von Ottawa und Montréal.