Mit dem Camper per Fähre aus Port Angeles/USA nach Vancouver Island/Kanada kommend ...
Grün 2023 Violet frühere Reise
Yellowhead Highway Cassiar Highway Alaska Highway
27.04.-02.05.2023
Früh morgens um 07.00Uhr stehen wir in Port Angeles im dichten kalten Nebel in der Warteschlange, um die Fähre nach Victoria/Vancouver Island zu nehmen.
Nach einem halben Jahr verlassen wir die USA und schippern nach Kanada - das letzte Land auf unserer Reise vom südlichsten Punkt Südamerikas zum nördlichsten in Nordamerika. Wir werden in den kommenden Monaten die Regionen British Columbia, Yukon und Alberta bereisen.
Die drei Staaten zusammen sind ca. 50-mal grösser als die Schweiz mit nur gerade 9.5 Mio. Einwohnern.
Kaum haben wir die USA verlassen, scheint die Sonne - ein gutes Omen!
Nachdem wir unseren Kühlschrank wieder aufgefüllt haben, machen wir es uns gemütlich auf dem Salish Seaside Camping - direkt am Meer mit schöner Aussicht nach Victoria. Der Camping gehört den Songhees und Esquimalt First Nation People/Ureinwohner.
Direkt vor unserer Nase starten und landen die Wasserflugzeuge aus dem Stadthafen nach Seattle/USA oder Vancouver.
Dieser Film ist allen Luftfahrt-Enthusiasten gewidmet - aber ganz speziell für unseren Enkel Gregory :o)
Ein schöner - 3.5km langer - Fuss-Weg führt uns heute Freitag dem Meer entlang ins Zentrum von Victoria.
Victoria ist die quirlige Hauptstadt von British Columbia und liegt im Süden von Vancouver Island. Die vielen viktorianischen Gebäude sind Zeugen der britischen Kolonialvergangenheit, vieles erscheint uns hier sehr 'British'. Es gibt englische Pubs, Fish und Chips wird fast an jeder Ecke serviert und Bier scheint das Lieblingsgetränk der Kanadier zu sein. In den gepflegten Vorgärten und Parks blühen Tulpen und die englischen Rasenflächen sind mit Hecken durchsetzt.
02.-04.05.2023
Gut ausgeruht und entspannt beginnen wir unsere Rundfahrt durch den südlichen Teil von Vancouver Island. Unsere Erwartungen sind nicht hoch, da wir von anderen Reisenden wissen - die Insel ist mit viiiiiel Wald bedeckt.
Kurz nach Sooke - im Gebiet der Salih First Nation - steht der ausgediente Sheringham Point Leuchtturm, der von 1912 bis 1988 vielen passierenden Schiffen den sicheren Weg wies. Nachdem hier 1906 das Dampfschiff S.S. Valencia von San Francisco nach Seattle kommend, bei Nebel auf Grund lief und 137 Menschen starben, wurde die Bucht mit diesem Leuchtturm und zwölf weiteren sicherer gemacht.
In Port Renfrew verlassen wir die Küste und queren die Insel. Eine enge unebene Strasse schlängelt sich durch Wald, Wald, Wald…und ab und zu erhaschen wir einen Blick auf einen tiefblauen See.
Zwei Drittel der Fläche von British Columbia bestehen aus bewirtschafteten Wäldern, und so wird auch hier der Wald intensiv genutzt.
Langsam sind wir müde von der Fahrt. Die Suche nach einem Campingplatz ist schwieriger als gedacht, denn die sind im Insel-Innern noch im Winterschlaf. In Duncan werden wir dann endlich fündig.
Der Reiseführer schwärmt von Cowichan Bay - also fahren wir am nächsten Morgen dort hin, es sind nur 8km. Wir parkieren etwas ausserhalb und spazieren durch den Ort, gesäumt mit kleinen bunten Holzhäuschen in denen ein kunterbuntes Angebot an Souvenirs auf die Touristen wartet. Leider ist der Ort dermassen mit parkierten Autos verstellt, dass bei uns keine Freude aufkommt.
Ein Lächeln zaubert uns dafür die Bäckerei True Grain aufs Gesicht, denn hier kaufen wir uns einen Mandelgipfel und eine Nussschnecke - zum Träumen, mhhhh :o))
Die weiter nördliche Stadt Chemainus wurde 1858 aus einer Ansiedlung von Holzfäller-Zelten gegründet und die Forstwirtschaft ist auch heute noch sehr präsent. Der Duft von frisch gesägtem Holz begleitet uns auf der Suche nach den über 40 Wandbildern, die die Geschichte der Stadt erzählen.
Nach einer stillen Nacht auf dem Parkplatz des Fährbetreibers gehts am Donnerstag, 4. Mai, von Nanaimo mit der Autofähre aufs Kanadische Festland. Wir geniessen die letzten Sonnenstrahlen, denn ab morgen soll es dort regnen. Langsam tauchen die ersten verschneiten Berge auf und die Skyline von Vancouver erscheint am Horizont.
Im Gegensatz zu den USA sind die in Kanada lebenden Indianer prominenter ins gesellschaftliche Leben integriert und teilen sich oft die Verwaltung von Dörfern oder Städten mit den gewählten Regierungsorganen. Die über 600 Stämme werden als 'First Nations' umschrieben, viele ihrer Stammes-Mitglieder sind weisser Hautfarbe und von uns Kaukasiern kaum zu unterscheiden.
Totem-Pfähle sind ihr auffälligstes Kulturgut und im Westen von Kanada oft anzutreffen. Im Zentrum der Stadt Duncan, die sich selbst als 'City of Totems' bezeichnet, stehen auffällig viele solcher Exemplare. Auf einem 1 1/2-stündigen Spaziergang schauen wir uns diese uralte Schnitz-Tradition etwas genauer an.
Die Errichtung eines Totem-Pfahles, freistehend oder als Bestandteil eines Hauses, war mit der Durchführung eines Potlatches - Fest des Schenkens - verbunden, bei dem die Stellung der Familie in der sozialen Hierarchie ihres jeweiligen Stammes bestätigt wurde.
Die Totem-Pfähle erzählten die Geschichte einer Familie (Wappen, Vorfahren, Familienmitglieder, Wohlstand), stellten das Alltagsleben (Adler, Rabe, Eule, Bären, Wolf, Biber, Killerwal, Lachs, Frosch) und Mythen und Sagen nach (Thunderbird, See-Schlangen, Hexen, Natur-Gottheiten). Sie hatten keine religiöse Bedeutung, sondern eine soziale und politische Funktion. Sie sind auch nicht mit dem Marterpfahl zu verwechseln, der von indigenen Völkern anderer Regionen Nordamerikas zur Folterung von Gefangenen verwendet wurde.
04.-08.05.2023
Vom Fährhafen geht es quer durch Vancouver zum Flughafen. Hier holen wir unser Ersatzteil - den neuen Kühler - für unseren Camper ab, den wir aus der Schweiz bestellt haben und der uns auf unserem Alaska-Trip guten Schlaf bescheren sollte ;o)
Vancouver hat ein dichtes Verkehrsaufkommen und so brauchen wir für die 40km hin und her, plus die Suche nach einer Dieseltankstelle fast drei Stunden.
Gabi und Erich aus der Schweiz - die wir aus Florida kennen - treffen auf dem Camping ein. Zusammen machen wir Vancouver unsicher. Sonne und Nieselregen wechseln sich ab.
Gemässigtes Klima, wenig Sonneneinstrahlung und der Wunsch der Bewohner nach mehr Licht haben dazu geführt, dass Architekten an Hochhäusern Glasabdeckungen verwendeten und der Stadt den Namen 'City of Glass'/Glasstadt oder 'See Through City'/Durchsichtige Stadt eingebracht hat. Wir sind weniger begeistert von dieser Gleichheit, aber ein paar architektonische Highlights gibts dann doch noch.
Vom erloschenen Olympischen Feuer am Hafen laufen wir zum lebhaften Stadtteil Gastown, wo sich Scharen von Touristen um die pfeifende Dampfuhr versammeln. Anschliessend bummeln wir weiter zum Chinatown. Beim kugelförmigen Science World Museum besteigen wir ein Wassertaxi, lassen uns zum Granville Island Public Market fahren und sehen uns dort am interessanten Marktgeschehen satt.
Am Sonntag biken wir zu viert um den 400ha grossen Stanley-Park.
Zuerst heisst es aber die 1.7km lange Lions Gate Brücke zu überqueren. Heute haben die Marathonläufer die Bike-Strecke in Besitz genommen und wir müssen uns unseren eigenen Weg suchen. Steil gehts hoch zum Aussichtspunkt und anschliessend wieder steil runter zum Hollow Tree - dem ältesten Baum im Park. Bei den Totem-Pfählen gibts einen Kaffeehalt und zurück fahren wir entlang der schimmernden Wasserfront - immer den zähen Marathonläufern entgegen.
Auf einer 'wunderschönen' Panoramastrasse - laut Reiseführer - geht es einem Meeresarm entlang nach Whistler. Alles was wir zu sehen bekommen ist viel Wald rechts, viel Wald links und ab und zu ein kurzer Blick aufs Meer oder in die Berge :o/
Whistler soll eines der grössten und besten Ski-Resorts der Welt sein. Hier wurden 2010 die Olympischen Winterspiele abgehalten. Die Skipisten sind aus dem Wald geschnitten und erinnern uns eher an Abfahrts-Schneisen als an Skihänge.
Einen Spaziergang durch den Ort, einen Kaffee zum Aufwärmen und schon sind wir - unbeeindruckt - wieder weg!
Heute Dienstag ist es trüb und es regnet. Wir verlassen unser Nachtlager in Pemberton und fahren nach Lillooet.
Ausserhalb des Ortes nehmen wir Ryan Peters Jr mit. Er gehört zu den Statimc (ausgesprochen Statlium) First Nation und ist unterwegs zu einer Stammes-Zusammenkunft. Er weiss Interessantes über seine Leute und seine First Nation zu erzählen und wir lernen viel Neues auf der eineinhalb-stündigen Fahrt.
Anschliessend folgen wir dem interessanten Fraser Canyon. Steil geht es hoch, mit einem tiefen Blick in den Canyon, dann wieder runter. Das Land beidseits des Fraser Rivers gehört verschiedenen First Nations/indianischen Stämmen. Offensichtlich fielen grosse Teile dieses Gebietes vor kurzem Waldbränden und Erdrutschen zum Opfer.
Nachdem wir den Jackass Mountain Pass überquert haben, gehts runter zu unserem Camping - Canyon Alpine - bei Boston Bar.
Neuer Tag, neue Wetterlage - die Sonne scheint!
Der Fraser Canyon war einst ein fast unbezwingbares Tal und gehört heute zu den wichtigsten Transportstrecken Kanadas.
Die ersten Wege oberhalb des wilden Flusses wurden von den First Nations angelegt. Später kamen Pelzjäger und Goldsucher dazu und schliesslich wurde die erste - mit Pferd und Wagen befahrbare - 600km lange Strasse gebaut. Ein Teilstück der alten Strasse ist noch erhalten und ist - zusammen mit der Alexandra-Brücke - unser Tages-Highlight.
Hope soll für alle Rambo-Fans ein Muss sein! Hier wurden einige Szenen von seinem Erstlings-Werk 'First Blood' gedreht. Rambo rast mit seinem Motorrad durch eine Tankstelle - Rambo schiesst aus dem Fenster eines Hauses - Rambo spaziert unter der Tafel 'Willkommen in Hope' durch - Rambo rast mit dem gestohlenen Motorrad durch die Wallace Street…..
Leider konnte Hope den Rambo-Spirit in uns nicht wecken, dafür haben uns die zahlreichen Holzschnitzfiguren gut gefallen.
Ausserhalb von Hope fahren wir zu einem Felssturz-Gebiet. Ausgelöst durch ein schwaches Erdbeben stürzten 1965 über 46 Mio m3 Fels und Erdreich ins Tal, begruben drei Autos mit vier Insassen und deckten einen See gänzlich zu. Der Talboden liegt nun um 70m höher.
Im Manning Provincial Park bleiben wir zwei Nächte.
Mit Bärenspray ausgerüstet und alle Regeln auswendig gelernt, die bei einem Zusammentreffen mit einem Bären wichtig sind, wandern wir mit Gabi und Erich um den Lightning Lake. Sonne, tiefblauer See, dunkelgrüne Tannen und verschneite Gipfel im Hintergrund - wie auf einer Postkarte!
Bären bekommen wir zwar keine zu Gesicht aber die kleinen putzigen Ground Squirrels/Erdhörnchen - die hier im Park keine Angst vor Menschen haben - entschädigen uns voll und ganz.
11.-16.5.2023
190km und der 1282m hohe Sunday Summit/Sonntag-Pass liegen noch zwischen uns und dem Okanagan Valley - dem wichtigsten Weinanbaugebiet in British Columbia.
Die nördlichsten Ausläufer der mexikanischen Sonora-Wüste bescheren dem Tal ein sonniges, warmes Klima wo Obstgärten und Weinberge wunderbar gedeihen. Wir geniessen die sommerlichen 33°C, die - wie man uns sagt - um die 15°C über dem monatlichen Schnitt liegen.
Osoyoos - nahe der US-Grenze - geniesst das trockenste Klima Kanadas und bezeichnet sich selbst als Desert Wine Country. Zu viert - mit Gabi und Erich - besuchen wir zwei Weingüter.
LaStella wurde nach den sternenklaren Nächten von Osoyoos benannt und ist von der italienischen Weinherstellung inspiriert. Da die Temperaturen im letzten Winter bis auf -26°C fielen, sind einige Rebstöcke erfroren und müssen nun ersetzt werden.
Auch das Gebäude ist nach toskanischem Vorbild gebaut. Die Weissweine munden uns etwas besser als die Rotweine und die Aussicht vom Turm der Villa ist der krönende Abschluss unserer ersten Degustation.
Die Burrowing Owl Winery liegt am Osthang des Tales - spektakulär eingebettet zwischen den eigenen 140ha Rebbergen.
Das Anwesen ist nach dem vom Aussterben bedrohten Burrowing Owl/Kaninchenkauz benannt. Die Degustationsgebühren werden vollumfänglich an den örtlichen Naturschutzverein gespendet, der versucht diese Käuzchen hier wieder anzusiedeln.
Die Weine munden uns sehr gut und schon bald haben wir den Liebling auserkoren - 2020 Athene - eine Assemblage.
Das Weingut besitzt auch eines der besten Restaurants der Gegend und so beschliessen wir den Tag mit auf der Zunge schmelzenden Jakobsmuscheln, einem zarten Schweinsfilet auf Risotto mit grünem Spargel und Saibling mit Gnoggi und frischen Pilzen - na, knurrt der Magen? ;o)
Heute Samstag fahren wir dem strahlend blauen Okanagan Lake entlang nach Kelowna.
Kelowna bedeutet in der Sprache der First Nation 'Grizzlybär'. Der See soll die Heimat des legendären Ogopogo - der Okanagan-Version des Ungeheuers von Loch Ness in Schottland sein. Leider haben wir auch hier kein Glück und der Ogopogo lässt sich nicht blicken ;o)
Auf einem Camping hoch über der Stadt verbringen wir das Wochenende und geniessen den Blick in die Weite.
Etwas oberhalb von Kelowna verläuft der restaurierte 12km lange Kettle Valley Railway Trail, ein altes Eisenbahn-Trasse mit 18 Holz- und Stahlbrücken und zwei Tunnel.
2003 fielen 14 Holzbrücken einem grossen Waldbrand zum Opfer, die inzwischen von zahlreichen freiwilligen Helfern wieder aufgebaut wurden. Heute ist der 24km lange Bike- und Wanderweg von der Myra Station zur Ruth Station hin und zurück ein wahrer Genuss.
Hier oben feiern wir den 66. Geburtstag von Röbä. Ganz speziell freut er sich über sein Geburtstagsgeschenk - wir fahren die Bikestrecke gemeinsam ab.
16.-18.05.2023
Wir verlassen das wunderschöne Okanagan Valley und fahren auf einem weniger ausgetrampelten Pfad die 560km Richtung Lake Louise.
Schon bald ersetzen Ackerland und Weideflächen die Trauben- und Obstplantagen. Wir folgen dem Shuswap River und klettern wieder hoch bis auf 1340m. Anschliessend geht es in rasanter Fahrt runter zum mächtigen Columbia River, einem alten Bekannten, der hier in den Lower und Upper Arrow Lake gestaut wird. Da es keine Brücken gibt, setzen wir mit einer Fähre über den breiten Fluss.
In Nakusp am Columbia River machen wir Halt für die Nacht. Hier auf dem Camping wird gerade Holz gespalten und es soll auch brennen - wird uns versichert! Sofort macht sich Röbä ans Werk und siehe da, hier müssen wir keine Rauchzeichen gegen den Himmel schicken, hier knistert und brennts wunderbar.
Frühsport am anderen Morgen - einmal ums Dorf joggen. Zweibeiner sind noch praktisch keine wach, dafür sehen wir etliche Rehe, die uns erstaunt nachblicken.
Weiter geht es nach Norden dem Upper Arrow Lake entlang. Nach 60km heisst es wieder mit einer Fähre auf die gegenüberliegende Seite wechseln. Da der Columbia River hier um einiges breiter ist, können wir die tolle Sicht auf das blaue Wasser, die Tannen-bewachsenen Hügel und die noch mit etwas Schnee bedeckten Berge länger geniessen.
Auf dem Trans Canadian Hwy passieren wir einen der schönsten Gebirgspässe Kanadas. Mächtige Berggipfel türmen sich vor uns auf. Wir sind auf dem 1330m hohen Rogers Pass angekommen.
Vor einigen Tagen haben wir von den verheerenden Waldbränden in Alberta gelesen. Und jetzt - da wir uns langsam Alberta nähern - bekommen wir erste Auswirkungen zu spüren. Auf der anderen Seite des Rogers Pass trübt sich der Himmel ein und Rauchgeruch zieht durch den Camper.
Es ist Zeit, uns ein Nachtlager zu suchen. Wir finden einen tollen Übernachtungsplatz direkt am rauschenden Waitabit Creek.
Am Donnerstagmorgen - der Rauch in der Luft hat zugenommen - laufen wir zum Wapta Fall, eine der wenigen bereits zugänglichen Sehenswürdigkeiten im Yoho National Park. Es ist der grösste Wasserfall des Kicking Horse River - 18m hoch und 107m breit.
Anschliessend geht es hoch in die Berge. Die Rocky Mountains sind ein 4'800km langer, bis zu 3'700m hoher Gebirgszug, der sich von Kanada/British Columbia durch USA/Idaho, Montana, Wyoming, Colorado, bis hinunter nach New Mexiko erstreckt. Mit Erstaunen stellen wir fest, dass hier die meisten staatlichen Campingplätze und Wanderwege erst ab Mitte Juni öffnen und bereits Ende September wieder schliessen.
Lake Louis ist einerseits ein mächtiges Ski-Gebiet in den Rock Mountains, anderseits der Name eines türkisblauen Sees in dessen Nähe, auf 1'600müM. Der Zugang ist ausnahmsweise gratis, die Anzahl der Touristen entsprechend gross. Leider trübt auch hier Rauch die ansonsten beeindruckende Bergsee-Szene.
18.-21.05.2023
Auch im Banff National Park ist die Luft geschwängert vom Rauch der Waldbrände. Wir sind beinahe die einzigen Besucher im Park. Angesichts der schlechten Sicht richten wir nach kurzer Fahrt - hoch über dem Saskachwan River - das Nachtlager ein und hoffen, dass der morgige Tag uns eine klarere Sicht beschert.
Gemütlich sitzen wir draussen und werden kurz vor dem Eindunkeln von einem Schwarz-Bären besucht. Genüsslich grast er die Wiese neben unserem Camper ab und würdigt uns kaum eines Blickes.
Ausnahmsweise sind wir heute Samstag früh auf den Beinen und freuen uns über die klarere Sicht auf die Rocky Mountains. Wir fahren ein kurzes Stück zurück, frühstücken am zugefrorenen Bow Lake und lassen die noch mit Schnee bedeckten Berge (alle um 3000müM) auf uns wirken.
Als Alpenkinder kennen wir eindrückliche Berge, sind jedoch von der Nähe, der Vielfalt und der schieren Länge der Bergketten, die den 120km langen Icefield Parkway durch den Banff NP säumen, beeindruckt.
Am Strassenrand grasen Schwarz-Bären, die hier erst vor kurzem aus dem Winterschlaf erwacht sind und sich durch unsere Anwesenheit kaum gestört fühlen. Auch Big Horn Schafe ziehen die Nähe der Strasse vor und lecken das Salz vom Strassenbelag.
Der Athabasca-Gletscher - gespiesen vom mächtigen Columbia Icefield - ist einer der Touristenmagnete im Jasper NP. Trotz einem jährlichen Schneefall von 4m verliert auch dieser Gletscher 5m seiner Länge im Jahr und wird bald nur noch eine kümmerliche Zunge darstellen.
In Jasper - am Ende des Jasper National Parks - decken wir uns wieder mal mit Lebensmitteln ein und verbringen May Long/Victory Day - ein langes und daher beliebtes Ausflugs-Wochenende der Kanadier - in einem riesigen, jedoch naturnahen Campingplatz am Fusse des Whistlers.
Am Sonntagmorgen kriegen wir Besuch von einem jungen Hirschpaar. Ohne Scheu grasen die beiden um den Camper - offensichtlich schmeckt ihnen 'unser' Gras ausgezeichnet ;o)
21.-25.05.2023
Wir verlassen die Rocky Mountains und fahren auf dem Yellowhead Highway 16 Richtung Prince George. Doch heute werden wir die 375km lange Strecke nicht schaffen, denn wir wollen in McBride auf einem Camping Wäsche waschen und - da wir dort ausnahmsweise Internet-Zugriff haben - Fotos hochladen und unsere Eindrücke niederschreiben.
Es gibt auch nicht allzu viel zu sehen auf der Fahrt. Kurz vor dem Yellowhead Pass passieren wir die Grenze Atlanta/British Columbia. Nun müssen wir die Uhren wieder um eine Stunde zurück drehen (Zeitdifferenz zur Schweiz 9 Std).
Am Fusse von Mount Robson - mit 3‘954m der höchste Berg der kanadischen Rockies - machen wir Rast und lassen uns von einigen Sonnenstrahlen die alten Knochen aufwärmen.
Heute Montag ist Fahrtag, es nieselt unaufhörlich. Die nächsten 200km auf dem Yellowhead Hwy fahren wir durch eine gerade Waldschneise - Luftlinie Basel/Chiasso - mit hohen Tannen links und rechts. Zur Abwechslung sehen wir einige grasende Bären - 1 brauner und 3 schwarze .
In Prince George - einem wichtigen Knotenpunkt in British Columbia - finden wir einen guten Supermarkt. Es gibt Fleischkäse, Wienerli, Boursin und gutes Brot.
Die nächsten 170km bieten endlich etwas Weitsicht auf .... Wald ;o)
Am Lake Fraser schlagen wir unser Nachtlager auf. Da wir mit Leckereien eingedeckt sind, kann ich unsere mitfahrende Küchenchefin zu einem traditionellen Essen überreden. Es gibt eine köstliche Gemüse-Suppe nach Schwiegermutter-Art, dazu ein Glas Tannat aus Paso Roble, warme Wienerli mit Dijon Senf und Boursin auf knusprigem Brot - perfekt für 10°C, Nieselregen und Nebel!
Am Dienstag weicht der Wald grossen Landwirtschaftsbetrieben, grasenden Rindern, Pferden und etwas Ackerbau. In der Ferne kann man wieder schneebedeckte Berge erkennen. Um die Mittagszeit machen wir Halt in Smithers und decken uns in einem Spezialitäten-Laden mit Raclette-Käse, Landjäger und Aromat ( !! ) ein.
In Old Hazelton, einer Gitxsan First Nation-Siedlung am Skeena River, lassen wir uns für 3 Tage nieder und aktualisieren - neben joggen, entspannen, putzen, lagerfeuern - wieder einmal unseren Reise-Blog. Auch besichtigen wir das unmittelbar neben dem Camping gelegene ´Ksan Historical Village. Danke Jenn und Oli für den guten Tipp!
Inzwischen plagen uns hier auch die Monster-Stechmücken, die von Alaska-Reisenden bereits angekündigt wurden - jetzt sind sie hier, die Biester :o(
26.-28.05.2023
Wir biegen ab in den 730km langen Cassiar Highway. Je weiter wir in den Norden fahren, desto weniger Zivilisation treffen wir an. Heute haben wir einen kurzen Abstecher nach Alaska/USA geplant.
Zuvor müssen wir aber die 270km lange Wald-Strecke nach Stewart hinter uns bringen. Kurz vor Stewart überrascht uns der Bear Glacier mit seiner hellblauen Eiszunge, die noch fast bis zum Strohn Lake hinunter reicht.
Der kleine Ort Stewart an der Grenze zu Alaska zählte während der Zeit des 'Goldrush' um die 10‘000 Menschen. Heute sind es noch einige wenige Einwohner, die vom Tourismus in den Sommermonaten leben.
Wir überqueren die offene Grenze Kanada/Alaska und befinden uns in Hyder. Hyder liegt in der südlichsten Ecke von Alaska und - wie sie sich selber nennen - sei die freundlichste Geisterstadt Alaskas, denn hier leben wirklich nur noch eine Handvoll Menschen.
Auf einer Naturstrasse mit einigen Baustellen geht es hoch ins Gebirge zum Salmon Glacier. Irgendwann passieren wir ein Lawinen-Warnschild, das wir aber nicht genau zu deuten vermögen. Egal, wir fahren weiter, denn für eine Lawine hat es jetzt zu wenig Schnee :o)
Wir erreichen den ersten Aussichtspunkt auf den Gletscher, der tief unten in der Nachmittagssonne glänzt. Ein Schwarzbär sucht das Weite, als er uns sieht.
Kurz darauf versperrt uns Schnee die Weiterfahrt. Schade, wir drehen um - es ist halt eben immer noch zu früh für Touristen!
Jetzt steht uns noch der Grenzübertritt zurück nach Kanada bevor, von dem man die verschiedensten Geschichten hört. Wir haben Glück, eine nette junge Dame fragt uns nach dem Woher und Wohin, will unsere Pässe sehen und schon sind wir wieder in Kanada.
Am kleinen ruhigen Clements Lake finden wir unser Nachtlager und da ein Boot zur freien Verfügung am Ufer wartet, lädt mich Röbä zu einer romantischen Seefahrt ein - ich muss rudern ;o))
Heute Samstagmorgen nehmen wir eine weitere Teilstrecke des Cassiar Hwy unter die Räder. Für die 320 langweiligen Kilometer durch Wald brauchen wir 5 Stunden.
Zu unserer Unterhaltung suchen wir schwarze Flecken in der Nähe der Strasse .... ist es ein Bär oder nur 'Bärädräck'?
Die letzten 300km auf dem Cassiar Hwy - bevor wir in den Alaska Highway einbiegen - sind genauso unspektakulär. Vor Caribous warnen zwar Signaltafeln - aber mindestens heute Sonntag stehen diese nicht an der Strasse.
Eine Bärin hat kurz vor der Grenze zu Yukon doch noch Erbarmen mit uns und präsentiert uns stolz ihr Baby.
Yellowhead Hwy Cassiar Hwy Alaska Hwy Klondike Hwy Dempster Hwy Top of the World Hwy
28.05.- 01.06.2023
Der Alaska Highway - 2'420km lang - wurde von den US-Amerikanern nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour angeregt, finanziert und zusammen mit den Kanadiern 1942 in nur 8 Monaten aus dem Wald gebaggert. Damals lediglich eine Erdstrasse mit unendlich vielen Kurven und steilen Strassenabschnitten, windet sich diese - inzwischen asphaltierte Schnellstrasse - heute lässig durch die grüne Wüste von British Columbia und Yukon nach Alaska/USA.
Vom Cassiar Hwy biegen wir in den den Alaska Hwy ein. Dieser Highway bringt insofern etwas Abwechslung, weil die Waldschneisen breiter sind und sie uns dadurch einen Blick in die Ferne ermöglichen. Trotzdem sind es wieder eher unspektakuläre 380km bis nach Whitehorse - Luftlinie Basel-Mailand.
Whitehorse - 1950 gegründet - ist die Hauptstadt des Yukon. Hier leben 2/3 der 43‘000 Einwohner dieses Territoriums.
Bevor man diesen Ort mit dem Auto erreichen konnte, nahm man die Eisenbahn in Skagway am Pazifischen Ozean bis nach Whitehorse. Anschliessend wechselte man auf einen Sternwheeler/Schaufelraddampfer, welche den Personen- und Güterverkehr auf dem Yukon River zwischen Whitehorse und Dawson City im Norden sicherstellte. Die Fahrt nach Dawson - flussabwärts - dauerte etwa 1.5 Tage, flussaufwärts 4-5 Tage. 1955 - als der Klondike Highway fertiggestellt war - wurde der Schiffsverkehr eingestellt.
Die S.S. Klondike - der grösste der damaligen Schaufelraddampfer - steht heute an der Einfahrt zu Whitehorse und könnte besichtigt werden, wenn nicht gerade eine 4-5jährige Renovation im Gange wäre. So müssen wir uns mit einem Video im Visitor Center begnügen.
Wir decken uns dort mit Karten und Lesestoff über die uns noch bevorstehenden Fahrstrecken ein und machen uns zu Fuss auf, die Stadt zu entdecken. Es ist 5°C kalt, ein Wind bläst um jede Ecke und es graupelt und nieselt unaufhörlich.
Im MacBride Museum of Yukon History lernen wir mehr über die First Nations, die den Yukon seit tausenden von Jahren bewohnen.
Ein paar alte Block-Häuser aus der Zeit der Stadtgründung und einige grosse Wandbilder, die die Geschichte von Whitehorse erzählen, machen den Ort etwas sehenswerter.
Der North Klondike Highway ist eine ca. 700km lange Straße, die den Alaska-Küstenort Skagway/USA mit Dawson City im Yukon/Kanada verbindet. Die Straße verläuft parallel zu der Gebirgs- und Fluss-Route, die die Goldsucher im Klondike-Goldrausch von 1898 benutzten. Vor Whitehorse mündet er in den Alaska Highway ein, um sich kurz danach in nördlicher Richtung wieder selbständig zu machen.
01.-02.06.2023
Geduscht, Wäsche gewaschen, eingekauft, relaxt - es kann weitergehen!
Kurz nach Whitehorse biegen wir in den North Klondike Highway ein, dem wir 480km bis kurz vor Dawson City folgen werden.
Doch weit kommen wir nicht! Ein Fahrzeug schleudert einen Stein in unsere Windschutzscheibe. Ein Delle bis zur Zwischenfolie der Scheibe und Risse auf einer 2cm grossen Fläche sind das Resultat. Röbä fixiert den Schaden provisorisch mit seinem Reparatur-Kit - aber Vorsicht ist die Mutter der Windschutzscheibe. Also zurück nach Whitehorse, um das Ganze von einem Fachmann reparieren zu lassen.
Nach einer halben Stunde ist das Loch geflickt und es geht wieder nordwärts. Die Landschaft wird abwechslungsreicher, leuchtend grüne Zitterpappeln und Birken lösen die Nadelbäume ab. Dunkle Moorgebiete grenzen an tiefblaue Seen in denen Enten und Schwäne schwimmen. Ab und zu erhebt sich in der Ferne ein Gebirge, das noch immer mit Schnee bedeckt ist.
Beim Fox Lake folgen wir einem beschilderten Weg durch einen Teil eines riesigen Waldgebietes, das 1998 einem verheerenden Brand zum Opfer fiel. Ein unbeobachtetes Lagerfeuer entfachte im Sommer den Brand, der sich innert vier Tagen von 300ha auf 9‘500ha vergrösserte. Das Feuer konnte erst im darauffolgenden Frühling komplett gelöscht werden - Kosten C$ 2.2 Mio.
Ein Waldbrand hat aber auch positive Seiten. Einige Baumarten brauchen Feuer, damit sich ihre Zapfen öffnen und den Samen verteilen können.
Die Five Finger Rapids/5 Finger Stromschnellen waren ein gefährlicher Ort, als die Flussreise die bequemste Möglichkeit war, von Whitehorse nach Dawson City zu gelangen. Auch die grossen Schaufelrad-Dampfer mussten durch die gefährliche Engstelle manövriert werden. Auf dem Rückweg benutzte man dann Stahlkabel und Seilwinde, um sich durch die Stromschnellen wieder hochzuziehen.
02.-13.06.2023
Nachdem wir das grösste zusammenhängende Waldgebiet der Erde durchfahren haben, zeigen sich die Hänge und Hügel vermehrt unbewaldet - wir nähern uns der subarktischen Tundra und biegen in den Dempster Highway ein.
Dieser Highway besteht aus Erd- und Schotter-Strassen, die auf einem meterdicken Kiesbett über den mit Büschen und Moosen bewachsenen Permafrostboden gelegt wurde und am Polarkreis vorbei nach Inuvik führt. Durch die 2017 fertiggestellte Verlängerung ist es nun möglich, bis nach Tuktoyaktuk ans Arktische Meer zu fahren. Streckenlänge 1'780km - hin und zurück.
Seit langer Zeit fühlt sich dieser Abstecher wieder mal wie ein Abenteuer an.
Um zum nördlichsten Dorf von Kanada zu gelangen, müssen wir in den Northwestern-Territories mit Fähren den Peel River und den mächtigen Mackenzie River überqueren. Da der Fährbetrieb aber noch nicht wieder aufgenommen wurde, bleiben wir über das Wochenende im Tombstone Park.
Wir wandern dem North Klondike River entlang durch das sehr weiche Moos- und Grasbett der Tundra, was unglaublich anstrengend ist, da wir mit jedem Schritt knöcheltief einsinken. Der Fluss ist noch stellenweise mit einer dicken Eisschicht bedeckt. Diese Eisschicht bildet sich, wenn Schnee den Fluss blockiert und dieser sich den Weg über den Schnee sucht.
Da wir dem Polarkreis nahe sind, wird es nachts nur noch etwas dämmrig und wir kommen nur mit Mühe in die Federn. Noch um Mitternacht sind die schneebedeckten Berge immer noch von der Sonne beleuchtet.
Am Sonntag-Morgen vernehmen wir, dass die Fähren aus dem Winterschlaf erwacht sind - unsere Fahrt kann am Montag weitergehen.
Immerhin sind es noch 467km Rüttelstrasse, für die wir mindestens zwei Tage brauchen werden, da wir wegen den Strassenverhältnissen nur mit 30-50km/h unterwegs sind - und natürlich auch die Landschaft geniessen wollen.
Kurz nach dem Park steigt die Strasse auf den höchsten Punkt des Dempster Highway. Der North Fork Pass liegt auf 1'330müM, eingerahmt von einem schönen Bergpanorama und gletscherfreier arktischer Tundra. Hier überqueren wir die kontinentale Wasserscheide von Bering und Beaufort Meer.
Wieder in der Ebene verlassen wir den interessanten Tombstone Park und fahren durch die Taiga - Übergangsgebiet von Wald und Tundra - entlang den hellgrauen Kalksteinhügeln der nördlichen Olgivie Mountains. Das Wasser des Engineer Creek ist durch Schwefel-Quellen tief orange gefärbt und ab und zu steigt uns ein fauliger Geruch in die Nase.
Heute Dienstag ist die Sicht trüb. Wie wir später herausfinden, hat sich irgendwo ein Waldbrand entfacht und der Wind treibt den Rauch direkt in unsere Gegend.
Langsam steigt die Strasse hoch zu den Eagle Plains. Dieses Gebiet war auch während der letzten Eiszeit nicht mit Gletscher bedeckt. Von hier oben hätten wir eigentlich eine tolle Sicht bis zum Horizont - aber eben, der Rauch.
Die unendlich scheinende Rüttelpiste schüttelt uns durch und im Camper klappern Töpfe und Teller.
Plötzlich realisieren wir, dass hinten im Wohnraum etwas zischt! Ein Wasserfall ergiesst sich aus dem Badezimmer über den Küchenboden und sucht sich einen Ausgang - Überschwemmung! Ein Wasserhahn hat sich durch das Gerüttel geöffnet, der Abfluss ist durch ein Becken versperrt.
Das hatten wir doch schon einmal - vor sechs Jahren, in Patagonien auf der Carretera Austral! Mann/Frau wird halt etwas vergesslich mit dem Alter ;o)
In Eagle Plains, mit der ersten Tankstelle nach 370km, gönnen wir uns ein spätes Mittagessen.
Das Highlight des Tages - kurz vor unserem Übernachtungsplatz erreichen wir 66° 33‘ N – den Arctic Circle/Polarkreis. Wir sind im Land der Mitternachtssonne.
Für die heute zurückgelegten 200km haben wir fünf Stunden gebraucht und sind todmüde.
Gut ausgeruht erwachen wir bereits um 04.45 Uhr - es ist immer noch hell - in unserem Nachtlager am Fusse des Mount Hare/Hasen-Berg. Gemütlich sitzen wir beim Frühstück, als sich etwas in den Büschen unweit unseres Campers bewegt. Wir können es kaum fassen, aber da marschiert doch ein Moose/Elch gemächlich an uns vorbei. So könnte jeder Morgen beginnen!
Der Rauch hat sich verzogen, die Sonne steigt langsam wieder auf und wir überqueren um 8 Uhr die Grenze zwischen Yukon und Northwest-Territories.
Wir haben die Piste für uns alleine und geniessen das Erwachen der Natur. Zwischen den zwei Fähren gehen wir in Fort McPherson - ein kleiner Ort mit 900 Einwohnern - das Nötigste einkaufen. Auch nehmen wir wieder einmal mit der Aussenwelt Kontakt auf, denn die hat - mangels Internet- und Telefonverbindung - seit fast einer Woche nichts mehr von uns gehört.
Zur Auflockerung des langen Fahrtages gibt es eine Wanderung zum Aussichtspunkt auf den Lake Campbell, bevor wir unser Etappenziel Inuvik erreichen.
7.& 9.-11.6.23
Inuvik, der zweitgrösste Ort der Northwest-Territories - 3'243 Einwohner - nördlich des Polarkreises liegt an der nördlichen Waldgrenze, eingebettet zwischen Taiga und Tundra. Hier wachsen überwiegend kleine Nadelbäume, da die Wurzeln wegen dem Permafrost nicht tief in den Boden vordringen können. Neben kaukasischen Walfängern leben hier die Ureinwohner vom Stamm der Inuvialuit und der Gwitch'in.
Neben der berühmten Iglu-Kirche - das weltweit nördlichste katholische Gotteshaus namens "Notre Dame" - gibt es hier nicht viel zu sehen. Die Dorfstrasse ist gesäumt von unattraktiven Gebäudefassaden, hinter denen sich Geschäfte und Restaurants in Blechbuden verstecken. Da der Boden der Stabilität wegen nicht auftauen darf, sind die Häuser auf Stelzen gebaut.
Die Dorfjugend versammelt sich vor der Bibliothek um vom Gratis-Internet zu profitieren, während bei einer Gruppe alter zahnloser Männer eine Flasche Schnaps die Runde macht. Es ist kalt, die Inuvialuit laufen in T-Shirts durch die Strasse, alle sind freundlich und man grüsst sich.
8.6.2023
Es liegen noch genau 150km Schotterpiste vor uns, die uns durch die flachen Hügel der Tundra zum Arktischen Meer führen.
Rechts und links der Strasse verstreut, warten Schneemobile auf den nächsten Schnee. Es scheint, als wären sie in aller Eile von den Besitzern verlassen worden.
Kanadaschwäne und –kraniche suchen ihr Futter in den unzähligen dunkelblauen Teichen und Seen. Ein Ziesel leistet Fronarbeit beim Verkehrsdienst ;o)
Und dann…dann taucht es auf - wie eine Fata Morgana - das nördliche Ende der Welt. Wir sind in Tuktoyaktok!
Sechseinhalb Jahre unserer Reise, viele Abenteuer, viel Interessantes aber auch ein paar mühsame Momente liegen zwischen hier und dem südlichen Ende der Welt - Ushuaia.
Zwischen kleinen - mit Eis bedeckten Seen - stehen auf schmalen Landstreifen bunte Häuser. Sie sind die Farbtupfer in dieser abgelegenen unwirtlichen und eisigen Gegend. Der aufgedockte Schoner Our Lady of Lourdes - der einst die Inuvialuit weiter draussen im Meer versorgte - und der 49m hohe Ibyuk Pingo (siehe unter Dies & Das) sind neben dem Ende des Dempster Highway am Arktischen Meer die einzigen Sehenswürdigkeiten.
Obwohl die Touristensaison erst im Juli so richtig losgeht, stehen da schon einige Camper am Ufer des Arktischen Meeres und warten auf die Mitternachtssonne.
Die lokale Jugend vertreibt sich die Zeit mit Quad-Rennen durch den Ort und lacht uns schelmisch zu.
Nach der beinahe durchwachten Nacht müssen wir nun die gleichen 890km Rüttelpiste wieder zurück! Nach drei Fahrtagen sind wir zurück am Klondike Highway und fragen uns....
....haben sich die 1'780km Rüttelpiste - Waschbrett und Schlaglöcher - auf dem Dempster Highway nach Tuktoyaktuk und wieder zurück gelohnt?
Schönheit liegt im Auge des Betrachters - die Fahrstrecke im nördlichen Tombstone Park hat uns begeistert. Wunderschöne Landschaften, herrliche Bergwelten, bunte Tundras. Weniger Freude hatten wir an den hunderten von Kilometern mühsamer und langsamer Fahrerei durch bewaldete Gebiete.
Tuktoyaktuk hat uns dann wieder etwas für die Plackerei entschädigt. Auf den Regen bei der Rückfahrt hätten wir dann wieder verzichten können :o)
Die arktische Tundra in Kanada hat einige interessante Besonderheiten auf Lager. Zwei davon sind in der baumlosen Landschaft kaum zu übersehen - Fuchsbauten und Pingo.
Füchse graben ihre Höhlen gerne an wärmeren, nach Süden gerichteten Gegenden. Das Graben belüftet den Boden und beschleunigt das Kompostieren von Kot, Urin, Nahrungsresten und Pflanzenmaterial. Der Kompost wiederum ermöglicht ein verstärktes Pflanzenwachstum um und auf dem Fuchsbau. Über die Zeit führt dies zu einer merklichen Erhöhung der Vielfalt von Fauna und Flora an dieser Stelle und damit der Biomasse - ein länglicher Erdhügel beginnt zu entstehen und wächst weiter, lange nachdem die Füchse den Bau verlassen haben!
Rundliche Hügel in der Landschaft sind hingegen keine Fuchsbauten sondern Erdhügel bzw. Pingoes. Das Innere der Hügel besteht aus einem Eiskern, der mit einer Vegetationsschicht bedeckt ist. Voraussetzung für die Entstehung eines Pingo ist Permafrost sowie eine wasserhaltige aber noch nicht gefrorene Schicht im Erdreich. Gefriert dieses zufliessende Wasser, dehnt es sich aus, kann aber wegen des darunterliegenden Permafrosts nur in die Höhe wachsen - ein Pingo entsteht. Je nach Grösse dieser Wassermenge können Pingoes einen Durchmesser von bis zu 600 Metern und eine Höhe von bis zu 60 Metern erreichen.
Sollte der Eiskern irgendwann mal schmelzen, fällt der Pingo in sich zusammen und bildet eine Krater-ähnliche Vertiefung im Boden.
13.-15.06.2023
Im August 1896 wird am Bonanza Creek - in der Nähe von Dawson City - beim Discovery Claim das erste grössere Stück Gold im Yukon gefunden. Als deswegen kurz darauf der grosse Klondike Goldrausch ausbricht und sich tausende von Glückssuchern auf den schwierigen Weg von Skagway/Alaska über den White Pass und den Yukon River/Kanada hinab nach Dawson City machen, beherbergt die Stadt bald über 40'000 Menschen.
Nach wenigen Jahren verdrängen finanzkräftige Firmenkonglomerate mit immer grösseren Schürfgeräten - den Dredges - die kleineren Goldschürfer, sodass bald nur noch wenige tausend Einwohner in Dawson ihren Lebensunterhalt mit der Suche nach Gold bestreiten können.
Auch heute wird noch in der Umgebung von Dawson City nach Gold und anderen Metallen geschürft, inzwischen aber fast nur noch mit schwererem Gerät.
Dawson City am Klondike Highway ist heute mit weniger als 1'400 Einwohnern die zweitgrösste Stadt im Yukon. Da das Zentrum von Dawson einige sehenswerte historische Häuserfassaden aufweist, ist auch der Tourismus inzwischen zu einer wichtigen Erwerbs-Quelle geworden.
Wir schlendern durch die malerischen Gassen und versuchen, uns in das damalige Leben der Goldschürfer und Glücksucher hineinzuversetzen.
Mena und Dori aus Montreal/Kanada, die wir bereits in Puebla/Mexiko und Florida/USA getroffen haben, kommen uns besuchen. Zurzeit sind sie beim Ernten von kostbaren Morchel-Pilzen, die offensichtlich in ehemaligen Waldbrand-Gebieten einfacher zu finden sind.
Wir verbringen einen unterhaltsamen Abend zusammen - wer weiss, wo wir die beiden das nächste Mal wieder treffen werden.
Wir verlassen Dawson City mit der Fähre und fahren auf dem Top of the Word Highway Richtung USA/Alaska. Nach wenigen Kilometern endet der Asphalt und wir meistern die restlichen 100km auf einer Erdstrasse bis zur Grenze. Der Name der Strasse hält, was er verspricht. Oben über Hügelzüge schlängeln wir uns durch Waldgebiet, das in der Ferne von Gebirgen eingegrenzt wird.
Ein kleiner Spaziergang durch einen Espenwald bringt uns zu den hier wachsenden wilden Orchideen.
Von Yukon/Kanada geht's über den
Top of The World Highway nach Chicken/Alaska....
....von Tok/Alaska fahren wir über den Alaska Highway wieder zurück nach Yukon/Kanada
Cassiar Hwy Alaska Hwy Klondike Hwy Dempster Hwy Top of the World Hwy
12.-14.07.2023
Von Tok/Alaska aus fahren wir auf dem Alaska Highway über die Grenze wieder nach Kanada. Für den Grenzübertritt müssen Früchte und Gemüse aufgegessen sein - oder alles so gut im Camper versteckt, dass die kanadischen Grenzbeamten nichts finden ;o)
Um nach Haines in Südost-Alaska zu gelangen fahren wir nun via Beaver Creek and Haines Junction 500km über gefühlte 100 Baustellen durch Kanada. Leider ist das schöne Wetter wieder nur von kurzer Dauer. Die ersten zwei Fahrtage regnet es oft und die Wolken hängen tief. Zu unserem Bedauern bekommen wir so von der angeblich schönen Strecke nicht viel mit.
Um die lange Fahrt etwas aufzulockern und auch etwas über Borkenkäfer zu lernen, laufen wir den Spruce Beetle/Borkenkäfer Trail entlang.
Wir staunen über die niedrigen Fichten, die zwischen 500-1000 Jahre alt sein sollen. Der Käfer hat die Grösse eines Reiskorns, greift meistens alte/geschwächte Bäume an und legt seine Eier in kleine Bohrlöcher in der Baumrinde. Der Baum beginnt Harz zu produzieren und versucht, die Eindringlinge herauszuspülen - er 'blutet'. Falls diese Abwehr nichts nützt, beginnt der Baum langsam zu vertrocknen und stirbt. Danach fällt wieder mehr Licht auf den Waldboden und junge Fichten können nachwachsen.
Endlich - am dritten Fahrtag ist das Wetter gnädig mit uns und wir geniessen die interessante Bergwelt auf der Fahrt zur USA-Grenze.
Der Grenzbeamte lässt sich etwas Zeit mit dem Mittagskaffee, dafür lässt er uns anschliessend ohne grosse Fragerei wieder in Alaska einreisen.
Weiter geht's in Südost-Alaska/Haines....
....von wo wir von Skagway aus über den South Klondike Highway nach British Columbia/Kanada zurückkehren
Cassiar Hwy Alaska Hwy Klondike Hwy Dempster Hwy Top of the World Hwy
Zwei sonnige Tage hintereinander in Alaska - das muss reichen! Über den South Klondike Highway fahren wir Kanada entgegen und verlassen nun Alaska definitiv.
Je höher wir fahren, umso trüber wird die Sicht. Den White Pass auf 1003m überqueren wir in einer dicken Nebelsuppe. Auf der kanadischen Seite lichtet sich der Nebel ein wenig und wir können die interessante Bergwelt um uns herum erahnen (es sieht aus wie auf dem Gotthardpass ;o)
In Carcross - ein wichtiger Zwischenstopp für die Goldgräber auf dem Weg in den Norden - machen auch wir Halt. An der Carcross Railway Station/Bahnhof, welche während der Goldgräberzeit erbaut wurde, steht ein gut besetzter internationaler Panorama-Zug zur Abfahrt bereit (Skagway/Alaska - Carcross/Kanada).
Wir besuchen einen Holz-Schnitzer, der gerade zwei traditionelle Totem-Pfähle in Arbeit hat. Er erklärt uns die wichtigsten Arbeitsschritte vom Zedernbaum bis zum fertigen Pfahl - sehr interessant!!
Bei Kaffee und Kuchen - Mandel- und Konfigipfel, mhmm, wie zuhause! - machen wir eine verdiente Mittags-Pause. Einen Apfelstrudel und eine Zimtschnecke nehmen wir mit - Morgen ist auch noch ein Tag ;o)
Bevor wir Carcross hinter uns lassen, setzen wir unseren Fuss nach auf die angeblich 'kleinste Wüste der Welt' - 2.6 Quadratkilometer gross!
Sie ist keine Wüste im eigentlichen Sinne, sondern ein trockener Rest eines Eiszeitsees, dessen Sedimente inzwischen Sanddünen gebildet haben.
Vor der Einmündung des South Klondike Highway in den Alaska Highway beziehen wir unser Nachtlager am Little Atlin Lake. Unglücklicherweise rinnt inzwischen der Kühler unseres Campers wieder. Ein weiteres Dichtmittel im Kühlwasser löst kurzfristig das Problem - der Kühler-Tausch steht nun aber zuoberst auf unserer To Do-Liste.
18.-27.7.2023
Der Kreis schliesst sich - wir sind wieder auf dem Alaska Highway. Wir wissen auch schon, was auf uns zukommt, denn einen Teil der vor uns liegenden 1000km sind wir in entgegengesetzter Richtung schon gefahren - viel Wald!
Aber zum Glück ist dieser Highway etwas wie Achterbahn fahren - es geht rauf und runter. Jedes Mal, wenn wir oben sind, haben wir Sicht über den Wald hinweg in die Bergwelt, auf Flussläufe und auf Seen.
In Watson Lake steht der vermutlich grösste Schilderwald weltweit. 1942 - während dem Bau des Highways - wurde das erste Schild von einem Soldaten des US-Armee Bautrupps hier platziert. Seither haben es ihm unzählige Touristen aus aller Welt nachgemacht und über 80‘000 Hinweis- und Ortstafeln - veraltete, gestohlene oder speziell hergestellte - nach Watson Lake gebracht.
Nachdem wir den umfangreichen Schilderwald durchwandert haben, fragen wir an einer abgelegenen Tankstelle nach einem ruhigen Übernachtungsplatz. Einer der dort anwesenden First Nation Indianer springt auf, stellt sich als ihr Chief/Häuptling vor und bietet sich an, uns zu einem nahe gelegenen Ort vorauszufahren.
Nach 60km (!) rasanter Fahrt Richtung Süden führt er uns zu einem ausgedienten RV Park, der in nächster Zeit in ein Entzugszentrum für drogenabhängige Clan-Mitglieder umgebaut werden soll. 'Hier habt ihr eure Ruhe', meint er freundlich und fährt anschliessend die 60km wieder zurück. Wir bleiben zwei Tage und erholen uns von den Reisestrapazen.
Auf der Weiterfahrt fällt uns die Warntafel 'Achtung Bisons' auf. Wir machen noch Witze darüber, glauben wir doch nicht daran, dass diese majestätischen Vierbeiner an der Strasse anzutreffen sind.
Falsch gedacht - schon steht eine Herde quer über dem Alaska Highway! Schnaubend ziehen sie an uns vorbei. Ausser dem 'Big Boss' würdigt uns kein anderes Tier eines Blickes - oder so siehts zumindest aus.
Kaum haben wir ein paar Kilometer zurückgelegt, stehen zwei wilde Bergziegen mit zwei Babys am Strassenrand und lecken Mineralien-Salze von der Strasse. Heute scheint wieder einer unserer Glückstage zu sein!
Ein Spaziergang zum Trout/Forellen River und zu seinen Klippen gibt uns Gelegenheit unsere Beine etwas zu vertreten. Hier könnte man morgens und abends Bergziegen, Dall Schafe, Hirsche, Caribous, etc. beobachten, wie sie die im Sand vorhandenen Mineralien-Salze auflecken.
Es ist aber erst Mittag und die Bergziegen lecken noch am Strassenrand ;o))
Muncho bedeutet 'Grosser See' in der Sprache der Kaska First Nation. Wir fahren dem 12km langen wunderschönen Muncho Lake entlang - einer der grössten natürlichen Seen in den kanadischen Rockies.
In der Hälfte der Strecke - am Toad/Kröten River - schalten wir wieder eine Ruhepause ein. Kröten sehen wir zwar keine, dafür sorgt ein Bieber für die tägliche Unterhaltung. Sein Bau liegt nur wenige Meter von uns entfernt und wir können ihm bei der Futtersuche und bei der Pflege seines Baus zuschauen.
Heute Sonntag steht wieder einmal Regen auf dem Programm, Rauch schwängert die Luft und die Feuerwehr ist mit Sirenengeheul nach Norden unterwegs - gut, dass wir in die andere Richtung fahren!
Kurz nach dem Summit Pass auf 1295m weht der Wind den Rauch gegen unsere Fahrtrichtung und die Luft wird klarer. Einem Waldbrand begegnen wir dann aber kurz nach Fort Nelson doch noch. Eine dicke fette Rauchwolke rollt mehrere hundert Meter hoch in den Himmel - zum Glück in sicherer Entfernung. Nach 500km Fahrt machen wir müde Halt am Inga Lake.
In Fort St. John wollen wir den wieder leck gewordenen Kühler austauschen lassen. Per Zufall landen wir bei Dan & Crystal Wuthrich. Dan‘s Vater ist 1964 von Bern nach Kanada ausgewandert. Wir bekommen einen Termin für morgen Dienstag. Den heutigen Nachmittag verbringen wir im Fort St. John North Peace Museum, das die Geschichte dieser Region aufzeigt.
Auf unserem Übernachtungsplatz beim Pomeroy Sport Centre begegnen wir Phil. Er pflückt gerade die reifen Choke Cherry/Traubenkirschen, die hier wachsen und erklärt uns, dass er daraus Wein herstellt. Wir dürfen probieren und finden, dass wir schon schlechteren Wein getrunken haben. Da er keine Alkohol-Lizenz besitzt darf er uns aber keine Flasche verkaufen. Wir machen einen Tauschhandel - Schweizer Schokolade gegen Choke Cherry Wein ;o)
Nach 75km sind wir in Dawson Creek und damit am Ende/Anfang des Alaska Highway. Der Ort selber ist nichts Besonderes, trotzdem legt praktisch jeder motorisierte Tourist hier einen Stopp ein, denn ein Bild mit dem 0 Mile-Posten des Alaska Highway muss sein ;o)
Yellowhead Highway Cassiar Highway Alaska Highway
29.-31.07.2023
Wir verlassen die waldige Gegend, die Landschaft öffnet sich in weite, zum Teil leicht hügelige Prärie und wir überqueren die Grenze zwischen British Columbia und Alberta. Wir rücken die Uhr wieder um eine Stunde vor und übernachten im Waskahigan River Park, bevor wir uns anderntags auf einer grosszügigen vierspurigen Autobahn Edmonton nähern. Die Sonne ist endlich wieder unser Begleiter!
Edmonton ist Hauptstadt und Regierungssitz der Provinz Alberta und liegt am North Saskatchewan River.
Die 1-Millionen-Stadt liegt auf 670müM und besitzt neben ein paar wenigen Sehenswürdigkeiten sogar einen kleinen Wintersporthügel - mit Sessellift! Hier quartieren wir uns für zwei Nächte auf dem Camping ein.
Bei unserer Ankunft - Samstag - ist das Stadtzentrum vollgestellt mit Marktständen. Schnell erfahren wir, dass zurzeit das jährliche Food Festival stattfindet. Uns hat es etwas zu viel hungrige Menschen, die mit langen Warteschlangen den Platz verstopfen und so nehmen wir schnell Reissaus.
Wir schlendern kreuz und quer durch die Stadt bis uns der Hunger plagt. Im Restaurant Untergrund - das von aussen eher einen weniger einladenden Eindruck hinterlässt - werden wir vom Koch mit einem leckeren Nachtessen äusserst positiv überrascht.
Am Sonntagmorgen besuchen wir das Legislature Building/Parlamentsgebäude - erbaut 1907 bis 1913 - das sich auf einem früheren First Nation Lagerplatz befindet und heute von einer wunderschönen Parkanlage umgeben ist.
Wir schliessen uns einer Führung durch das majestätische Gebäude an und erfahren viel über das alte Gemäuer sowie die Damen und Herren, die hier Politik betreiben/betrieben haben.
Anschliessend fahren wir zur West Edmonton Mall, das zwischen 1981 und 2004 das grösste Einkaufszentrum der Welt war. Ein Einkaufsparadies mit 800 Geschäften, zwei Kinosälen, einem IMAX-3D-Kino, einem Freizeitpark mit Dreifach-Indoor-Looping-Achterbahn, einem Wellenbad plus Aquarium, einem Eishockey-Stadion, einem künstlichen See mit der Nachbildung der 'Santa Maria' - einem Schiff von Kolumbus - über 110 Restaurants und 23‘000 Parkplätzen.
Uff! Wir durchlaufen den Moloch im Schnellschritt - so gut es wegen den vielen Besuchern geht - und sind froh, wieder draussen zu sein.
31.07. - 05.08.2023
Ernst - ein 1987 nach Alberta ausgewanderter Schweizer - haben wir Mitte Mai auf dem Rogers Pass in der Nähe des Banff National Park getroffen und vereinbart, dass wir auf der Rückfahrt von Alaska bei ihm vorbeischauen.
Heute Montag fahren wir von Edmonton aus 165km Richtung Süden durch hügeliges Farmland mit Feldern, die bis an den Horizont reichen. Die von Ernst bewirtschaftete Farm liegt ca. 15km nördlich der Kleinstadt Stettler. Diese schweizerisch-deutsche Ansiedlung wurde - 1906 - nach dem schweizstämmigen Postmeister Carl Stettler benannt.
Ernst baut auf 400 Hektaren - Grösse von ca. 400 Fussballfeldern - Raps, Gerste und Mais an. Auf den Wiesen unterhält er zusätzlich eine Mutterkuh-Herde von ca. 200 Stück Angus-Vieh. Kurz nach unserer Ankunft müssen die Vierbeiner von einer Weide zur nächsten getrieben werden. Da Ernst das riesige Anwesen normalerweise alleine bewirtschaftet, ist seine Tochter Angela aus Stettler als Herden-Treiberin angereist.
Im Herbst werden die Kälber verkauft, die restliche Herde überwintert in frostigem Klima auf dem verschneiten Farmland.
30 Hektaren Gerste sind gemäht und werden zurzeit von einem Nachbarn in 340 Siloballen 'verpackt', während Ernst und ich - sein neuer Lehrling - mit dem Einsammeln beginnen. Meine Aufgabe beschränkt sich zu Beginn mit dem Hin-/Herführen des Lade-Traktors. Nach etwas Übung wage ich mich ans Auf- und Abladen der Siloballen, was mir zu Beginn einiges an 'Denkarbeit' abverlangt (Kupplungs-, Brems- und Gas-Pedal, 4-Gang-Schalthebel, Vorwärts-/Rückwärts-Hebel, Standgas, Greifzangen-Joystick mit 6 Freiheitsgraden und Einfach-/Doppel-Geschwindigkeits-Funktion, ,..uff...).
Spass machts auf jeden Fall und die Kühe haben im Winter etwas zu Fressen.
Auf seiner riesigen Farm hat Ernst alle Hände voll zu tun. So ist er nicht unglücklich, dass Ursi für das leibliche Wohl sorgt und das neben dem Haupthaus liegende Ferienhaus für die nächsten Gäste vorbereitet.
Nach 5 interessanten Landdienst-Tagen verlassen wir den gastlichen Ort und vereinbaren mit Ernst, dass wir uns im November 20..? wieder treffen werden - diesmal in Mexiko.
Lieber Ernst, herzlichen Dank für deine Gastfreundschaft und die interessanten Tage/Abende - see you soon !
Auf Empfehlung von Ernst machen wir einen Abstecher zu den Badlands. Die Lakota First Nation nannten diese Gegend einst 'Mako Sica' - Bad Land/schlechtes Land, da dieses steinige Gebiet wegen den extremen Temperaturen und dem Fehlen von Wasser nur schwer zu durchqueren war.
Drumheller ist der Ausgangsort in diese Gegend, wo einst Dinosaurier herumstreiften und wo heute deren Skelette im Tyrrell Museum zu bestaunen sind. Da wir solche Museen schon in Argentinien und Bolivien besucht haben, zieht es uns zu den Fundorten.
Wir fahren den 50km langen Dinosaur Trail, eine Schlaufe rings um den Horsethief Canyon - Pferde, die sich in die Schlucht 'verirrten', kehrten mit einem anderen Brandzeichen zurück...
Vor uns öffnet sich ein fantastischer Blick über den Canyon, wo vor 75 Mio. Jahren noch Dinosaurier durch das Land streiften. Die Strasse steigt hoch auf den Canyon Rim und taucht wieder ab zum Red Deer River, wo eine Fähre uns auf die gegenüberliegende Flussseite transportiert.
Anschliessend verlassen wir die Touristenpfade und fahren Richtung Süden über die weite endlose Prärie der Stadt Calgary entgegen. In Hussar - ziemlich zentral, in der Mitte von Nirgendwo - finden wir ein ruhiges Plätzchen an einem ausgetrockneten See, wo wir uns für 2 Tage niederlassen.
Calgary ist mit 1.5 Mio. Einwohnern die grösste Stadt der Provinz Alberta und das Zentrum der kanadischen Ölindustrie.
Unsere Erwartungen sind nach Edmonton nicht sehr hoch und so werden wir von dieser Stadt positiv überrascht. Wir finden schnell einen Parkplatz in der Nähe des Zentrums und laufen von da die Strassen rauf und runter, bis die Füsse schmerzen. Die Stadt lebt, überall gibt es Strassenkaffees und Restaurants oder Parks, wo Jung und Alt die Sonne geniessen und den umherwandernden Touristen zuschauen. Uns gefällt’s.
Auf der Olympic Plaza findet ein internationales Folklore-Fest statt. Frauen-Guppen aus verschiedenen Ländern unterhalten die Zuschauer mit traditioneller Musik und Tänzen - wo sind die Männer....?
Leider hat Calgary keinen stadtnahen Camping und so müssen wir uns irgendwann losreissen und uns auf die Suche nach einem Nachtlager machen.
Auf unserer Fahrt an die Grenze Kanada-USA durchfahren wir das Reservat der Blackfoot First Nations/Indianer und staunen über die schier endlose Weite dieser windgepeitschten Prärie.
Um den zahlreichen Whiskey-Schmugglern, Bison-Jägern und illegalen Fell-Händlern habhaft zu werden, beschloss 1873 der Kanadische Prime Minister die Royal Canadian Mounted Police zu gründen und am heutigen Standort der Stadt Fort Macleod ein Polizei-Fort zu errichten. Ein Detachement von 150 berittenen Polizisten machte sich daraufhin auf den 3-monatigen Ritt von Ottawa aus in den Westen mit dem Ziel, ein Fort zu errichten und für Recht und Ordnung zu sorgen. Das Fort war von 1874 bis 1920 im Betrieb, bevor es in das North-West Mounted Police Museum umgewandelt wurde.
In den Sommermonaten unterhalten jugendliche Reiter 2-mal täglich die Touristen mit einem Military Horse Ride und halten so die Erinnerung an die damalige Police Force aufrecht.
Das Leben der in der Prairie lebenden Blackfoot Indianer drehte sich über tausende von Jahren hauptsächlich um Bisons/Büffelherden. Bis zum Einsatz von Pferden im frühen 17. Jh. war der Buffalo Jump/Büffel Sprung - meistens über einen hohen Abgrund - eine der effizientesten Jagdmethoden.
Das interessante Informationszentrum zeigt auf vier Stockwerken die Lebensweise der Blackfoot Indianer und erklärt in einem ausführlichen Film, wie die Büffelherden gejagt wurden.
Ein paar mutige junge Männer - getarnt mit Büffel- oder Wolfsfellen - trieben die Büffelherde langsam aber stetig in einen enger werdenden künstlichen Pfad Richtung Klippe. Kurz vor dem Abgrund begann die eigentliche Treibjagd, wobei die Tiere in Panik gerieten und sich über den 20m hohen Abgrund stürzten.
Head-Smashed-In Buffalo Jump - das erfolgreichste Jagdgebiet der Blackfoot zur damaligen Zeit - gehört seit 1981 zum UNESCO Weltkulturerbe.
Heute Mittwoch ist ein ganz spezieller Tag, denn es findet hier ein Pow Wow statt. Tänzer und Tänzerinnen der Blackfoot zeigen in ihren bunten, reich verzierten Kostümen mit einzigartigem Federschmuck ihr Können und erzählen uns etwas über ihre Kultur. Wir lernen auch zwei Wörter ihrer Sprache: Oki heisst Hello und Kiitsiksiksimaatstsinohpina - Herzlich Willkommen ;o)
Unsere Kanada-Reise nähert sich nach 104 Tagen dem Ende zu. Morgen Donnerstag werden wir bei Chief Mountain die Grenze nach USA überqueren und unsere Reise dort fortsetzen.
Weiter gehts in USA/Montana
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Mit dem Camper reisen wir beinahe 2 Jahre später von USA/Detroit wieder ein
Hellblau 2025 Grün 2023 Violet frühere Reise
11.-15.07.2025
Nach 334 Tagen kreuz und quer durch die USA überqueren wir heute die Ambassador Bridge über den Detroit River nach Kanada.
Kaum drüben beginnt das grosse Schlange stehen. Wir wundern uns, denn bis jetzt waren die Grenzübertritte nach Kanada immer sehr angenehm und speditiv. Nach einer Stunde warten sind wir am Grenzschalter und werden von einer misstrauischen Grenzbeamtin einem Kreuzverhör unterzogen - was die USA kann, können wir auch. Unseren Camper will sie dann aber doch nicht untersuchen - wir haben’s geschafft - wir sind in Ontario/Kanada!
Nach der Grenze machen wir zuerst einen Abstecher zum Supermarkt, denn unseren Kühlschrank mussten wir für die Einreise nach Kanada leer essen.
Anschliessend biegen wir gegen Süden ab und fahren zum 388 km langen und bis zu 92 km breiten Lake Erie.
Der Point Pelee Nationalpark ist der südlichste Punkt von Kanada. Der nördlichste mit Automobil erreichbare Punkt Kanadas ist das von uns 2023 besuchte Tuktoyaktuk.
Der Nationalpark liegt auf einer Landmasse, die 15 km in den Lake Erie hineinragt. Diese spitze, früher landwirtschaftlich genutzte Halbinsel entstand durch Sedimentablagerungen, ist heute wieder mit Sümpfen und Wäldern bedeckt und nun ein Paradies für Vögel und Insekten. Die letzten sandigen Meter von Point Pelee sinken in den See.
15./16.07.2025
Nach New Glarus/Schweiz und Frankenmuth/Deutschland - warum nicht auch noch einen Abstecher nach England?
1793 wurde aus dem Dorf Kotequogong London, mit der Absicht diesen Ort zur Hauptstadt der kanadischen Provinz Ontarios zu machen. Auch der Fluss erhielt einen neuen Namen - Themse. 1826 kamen die ersten englischen Siedler, aber Hauptstadt wurde London nie. Mit der Fusion umliegender Ortschaften zählt London heute 385‘000 Einwohner.
Auf uns wirkt der Ort eher wie ein grosses Dorf mit einem unübersehbaren Problem. Überall sitzen oder liegen Männer und Frauen, halb bewusstlos, vollgepumpt mit Drogen. Wir laufen eine Runde durchs Zentrum und verabschieden uns gerne wieder.
Der nächste englisch geprägte Ort - Cambridge, 130‘000 Einwohner - entstand 1973 durch den Zusammenschluss mehrere Orte.
Schon auf der Suche nach einem Parkplatz sind wir von diesem gemütlichen Ort mit Kleinstadt-Flair sehr angenehm überrascht. Auch auf dem anschliessenden Rundgang bleibt ein gemütliches Gefühl. Dazu passt ein kühles Bier in der Fussgängerzone und der Kellner - mit deutschen Grosseltern - will auch noch ein paar Brocken Deutsch sprechen.
Etwas ausserhalb von Cambridge können wir auf der Moore Farm übernachten. Neben Beeren, Kirschen, Äpfel, Birnen und Gemüse, die angebaut und im Hofladen verkauft werden, betreibt die Familie Moore auch eine Mutterkuh-Haltung mit Longhorns. Diese prachtvollen Tiere mit ihren riesigen Hörnern sind beeindruckend und wir fragen uns, warum die Kühe in der Schweiz keine Hörner mehr tragen dürfen.
16.-17. Juli 2025
Am Mittwoch, bei unserer Einfahrt in die grösste Stadt in Kanada - Toronto - geraten wir in die Mutter aller Verkehrsstaus. Die 20-spurige Autobahn ist hoffnungslos verstopft und der Verkehr kommt beinahe zum Erliegen. Mühsam schleichen wir die verbleibenden 20 km vorwärts und erreichen erst gegen Mittag das Zentrum. Wie wir später erfahren, findet am Wochenende ein Indy-Race-Car Rennen statt und diverse Strassen werden bereits heute dafür eingerichtet.
Zuerst wollen wir das Wahrzeichen der Stadt - den CN Tower - etwas näher erkunden. Bei unserem letztmaligen Besuch in Toronto - vor 20 Jahren - konnten wir uns die Zeit dafür nicht nehmen und haben ihn nur von unten bestaunt.
Der Turm ist 553 m hoch und war vor dem Burj Khalifa in Dubai das höchste Bauwerk der Erde. Früher diente das Gebäude als Telekommunikations- und Fernsehturm bevor der Tourismus ihn nun gänzlich in Beschlag genommen hat.
Nach 2 Std im Turm machen wir uns auf, Toronto zu Fuss zu besichtigen. Die Sonne spiegelt sich in den zahllosen gläsernen Hochhäusern und beleuchtet so die ansonsten eher schattigen Strassenschluchten. Das mächtige Fairmont Royal York Hotel und die noch mächtigere Union Station/Hauptbahnhof sowie zahlreiche Gebäude in Old Toronto erinnern an eine Zeit, als die Briten in Toronto noch das Sagen hatten.
Den Abend schliessen wir mit einem Spaziergang am re-vitalisierten Hafen - Waterfront Wavedeck - ab, bevor wir uns auf den 'malerischen' Schlafplatz unterhalb des CN Tower zurückziehen.
Mangels Alternativen haben wir uns diesen Parkplatz unterhalb einer Autobahn als Übernachtungsplatz auserkoren. Das konstante Dröhnen des Verkehrs wird uns hoffentlich in den Schlaf wiegen - so unsere Überlegung.
Heute Donnerstag nieselt es wieder einmal - ideales Wetter für einen Museumsbesuch. Wir machen einen kleinen Schlenker nach Westen, Richtung Lake Huron und besuchen eine ehemalige französische Mission, die vor einigen Jahren ausgegraben und rekonstruiert wurde.
Saint-Marie-au-pays-des-Hurons/Heilige Maria im Land der Huronen war eine Missionsstation von französischen Jesuiten bei den Wyandot Indianern, auch Huronen genannt. Die Franzosen in Neufrankreich waren von Anfang an mit den Huronen verbündet, die seit langer Zeit mit den Irokesen verfeindet waren. So sahen die Jesuiten eine günstige Gelegenheit, unter den Huronen zu missionieren.
Die Station bestand von 1639 bis 1649 und stellt die erste nicht-indianische Siedlung in Ontario dar. In der Station lebten neben Jesuiten auch Laienbrüder und Engagés - Nachkommen von Franzosen und Indianerinnen - sowie häufig auch Schuldknechte aus Frankreich, die die Kosten ihrer Überfahrt abarbeiten mussten.
Bekannt wurde die Station durch ein Massaker an den Huronen durch die Irokesen, bei dem das Volk der Huronen beinahe ausgelöscht wurde. Auch acht Jesuiten kamen dabei ums Leben. Die überlebenden Bewohner legten selbst Feuer an ihre Station und flüchteten zusammen mit den restlichen Huronen nach Québec.
17.-24. Juli 2025
Nach einer - bis auf die hupenden Güterzüge - ruhigen Nacht auf einem Brauerei-Parkplatz in Parry Sound - im Norden von Toronto - beginnen wir die 60km lange Durchfahrt durch den riesigen Algonquin Provincial Park.
Die waldige Gegend mit tausenden von grossen und kleinen Seen zieht jährlich über eine Million Besucher an.
Es ist Wochenende, die Schulen haben Sommerferien und die Campingplätze im Park sind praktisch alle ausgebucht. Doch das Glück ist uns hold. Auf drei verschiedenen Plätzen können wir in Abfolge jeweils eine Nacht bzw. zwei Nächte buchen - besser als gar nichts.
So schieben wir uns täglich etwas weiter in den Park hinein, wandern danach durch andere Laub- und Nadelwälder, queren neue Sümpfe, blicken von verschiedenen hoch ragenden Felsen, umrunden zahlreiche idyllische Seen und Teiche und sitzen jeden Abend an einer anderen Feuerstelle. Von den im Park lebenden Bären, Wölfe oder Elche lassen sich aber keine blicken, daher begnügen wir uns mit wilden Truthähnen sowie diversen Eich- und Streifen-Hörnchen.
Wir durchqueren den Algonqin Park von West nach Ost. Kurz vor der der Ausfahrt besuchen wir das Logging Museum, das in einem 1.5 km langen Waldpfad die Geschichte und das heutige Nebeneinander von Naturschutz und Holzindustrie aufzeigt.
Jeden Winter im 19. Jhd. strömten die Holzfäller in diese baumreiche Region und hackten die begehrten Baumriesen - ohne Rücksicht auf die Natur - millionenfach nieder. Mittels Pferdeschlitten wurden die Stämme anschliessend aus den Wäldern auf die zahlreichen noch gefrorenen Seen geschleppt.
Sobald die Seen im Frühling auftauten, wurden die Stämme mit eigens dafür entwickelten Flösse über die Seen in die mit Schmelzwasser gefühlten Flüsse geschoben. Verstopfte Engstellen durch verhakte Baumstämme waren keine Seltenheit und mussten von Hand gelöst werden - oft mit fatalen Folgen für die Holzflösser.
Im Gegensatz zu früher ist inzwischen die Holzindustrie im Algonquin Provincial Park an strenge Regeln gebunden:
Nach vier Tagen Waldleben gönnen wir uns zwei Ruhe-Tage in Luskville im Bundesstaat Québec. Auf dem Hof von Karri und Trevor - Schafe, Lama, Alpaka, Weintrauben - planen wir die kommenden Stadtbesichtigungen von Ottawa und Montréal.
24.-26. Juli 2025
Als Queen Victoria - Königin der Briten - 1857 auf der Suche nach einem geeigneten Regierungssitz für Kanada war, liess sie ihren königlichen Finger über einer Landkarte kreisen und traf das damals kaum bekannte Holzfäller-Städtchen Ottawa.
Inzwischen besitzt die Hauptstadt von Kanada internationales Flair und ist die einzige, wirklich bilinguale Grossstadt Kanadas.
Wir haben unseren Camper auf einem Parkplatz auf der gegenüberliegenden Seite des Ottawa Rivers in Québec/Gatineau abgestellt und überqueren nun zu Fuss die 564 m lange Royal Alexandra Brücke um nach Ontario/Ottawa zu gelangen. Vorbei an der National Gallery und der Kathedrale steuern wir direkt zum Byward Market. Röbä hat Hunger und hier gibt es zahlreiche gemütliche Restaurants. Anschliessend flanieren wir durch die Sparks Street und sind erstaunt, dass Ottawa - seit unserem letzten Besuch 2005 - nicht in die Höhe gewachsen ist.
Bekannt ist Ottawa für seine historische Architektur, insbesondere das Parlamentsviertel mit den neugotischen Regierungsgebäuden, darunter der markante Peace Tower.
Seit 2020 laufen die Arbeiten zur Restaurierung und Modernisierung des beeindruckend Parlamentsgebäudes. Alleine für den 3-jährigen Aushub der 23 m tiefen Grube vor dem Gebäude wurden 40'000 LKW-Ladungen abtransportiert. In einigen Jahren (2019 - 203x) wird hier ein unterirdisches Besucherzentrum und mehr Platz für die Parlamentarier entstanden sein.
Der 202 km lange Rideau-Kanal - UNESCO-Welterbe - verbindet den Ottawa River mit dem Lake Ontario. Auf der gesamten Stecke müssen 46 Schleusen durchfahren werden. In Ottawa alleine braucht es für die die acht Schleusen - 24 m Höhenunterschied - ca. 90 Minuten.
Etwas müde vom vielen Laufen, nehmen wir das Wasser-Taxi um den Ottawa River zu überqueren. Der Wind bläst ziemlich heftig. Einen kurzen Moment achte ich nicht auf meinen Hut - Schwups! - schwimmt er im Fluss. Aber meine zwei Helden - Röbä und der Steuermann - bringen den Flüchtigen nach kurzer Verfolgungsjagt wieder ins Boot.
Wir sind erstaunt, als uns bei der Ankunft im Camping L'Ange-Gardien mitgeteilt wird, dass heute der Weihnachtsmann seine Runde dreht und sich über weihnachtlich dekorierte Campingplätze freuen würde.
Offensichtlich feiern die Menschen in der Provinz Québec jedes Jahr am 25. Juli Camper's Christmas, eine sommerliche Variante des Weihnachtsfestes. Der Ursprung liegt darin, dass es früher für grosse Familien in Québec im Winter oft schwierig war, sich alle gemeinsam zu Weihnachten zu treffen. Deshalb entstand in den 1960er Jahren die Idee, Weihnachten einfach im milderen Sommer auf dem Campingplatz nachzufeiern, wo auch mehr Platz für die zugereisten Familienmitglieder zur Verfügung stand.
Natürlich machen wir gerne mit, denn unsere Weihnachtsdekoration liegt griffbereit in einer Schachtel im Camper.
27.-30. Juli 2025
Montréal ist die nach Paris zweitgrösste französischsprachige Stadt der Welt und liegt auf einer 15 km breiten Insel am Zusammenfluss von Ottawa-Fluss und St. Lorenz-Strom. Mit dem Wassertaxi geht's heute Montag von unserem Camping in Longueuil am Tour de l'Horloge/Zeitturm vorbei zum Altstadt-Hafen.
Von dort aus laufen wir durch die gut erhaltene Altstadt an der Chapelle Notre-Dame-de-Bon-Secours und am Hôtel de Ville vorbei zur Place d'Armes.
Die Menschen-Schlange vor der Basilique Notre-Dame ist uns viel zu lang, sodass wir kurzentschlossen einen Bogen zum Quartier Chinois schlagen und uns dort in der Mittagshitze von über 30° C eine kleine Stärkung gönnen.
Wir haben uns mit Dori und Mena - die wir auf unserer Reise durch die Amerikas schon in Puebla/Mexiko, Dawson City/Kanada, Tok/Alaska, Cape Canaveral/USA getroffen haben - verabredet. Beide sind in Montréal geboren und wollen uns die etwas weniger bekannten Sehenswürdigkeiten ihrer Stadt zeigen.
Um in den eisigen Wintermonaten der Kälte auszuweichen, hat sich Montréal eine Stadt im Untergrund - die Ville Souterraine - zugelegt. Über mehr als 150 Eingänge taucht man ein in dieses vollklimatisierte - 33 km lange - Riesengeflecht aus Plätzen, Kreuzungen, Tunnels, hunderten von Läden und Restaurants, Rolltreppen zu Bürotürmen, Kinos, Theatern, Hotels, Kaufhäusern und Metrostationen.
Aber nicht nur im Winter bietet dieses Untergrund-Labyrinth Schutz vor der Kälte, jetzt im Sommer bei 30° C ist es hier unten angenehm kühl und einfacher, sich von A nach B fortzubewegen.
Mit der Metro fahren wir anschliessend zur 3 km langen, verkehrsfreien Avenue du Mont-Royal, eine der zahlreichen Ausgeh-Meilen von Montréal.
Bevor wir gegen Abend mittels Metro und Watertaxi wieder zu unserem Camper heimkehren, verwöhnen wir uns im nahen Portugiesenviertel noch etwas mit europäischen Spezialitäten.
Dear Mena, dear Dori
Thanks for bringing us to your favorite Spots in Montréal. We hope your dream of living in Portugal will come true in the very near future - see you in Europe.
Montréal hat uns auch beim zweiten Besuch gut gefallen, aber die Reise muss weitergehen. Am nächsten Morgen fahren wir 210km bis kurz vor Québec City und nisten uns auf einem KOA Camping für die Nacht ein. Schon früh am Donnerstagmorgen drängen wir uns dann mit dem Arbeitsverkehr in die Nähe des Zentrums, auf der Suche nach einem Parkplatz. Überall stehen Tafeln, die das Parkieren für Wohnmobile verbieten. Nicht sehr einladend aber auch verständlich, denn die Stadt wird jedes Jahr von ca. 4 Mio. Touristen überschwemmt. Wir fahren steil runter zum Saint Lawrence River und finden dort noch ein (teures) Park-Plätzchen.
Nun gehts zu Fuss wieder steil rauf in die Altstadt. Obwohl erst 10 Uhr, treffen wir dort schon auf zahlreiche Touristen. Bevor wir uns aber selbst ins Getümmel stürzen, gibts noch einen Kaffee und gut gemachte französische "Gipfeli“.
Québec City - UNESCO Weltkulturerbe - ist die älteste Stadt Kanadas, hat eine komplett erhaltene Altstadt aus dem 17. und 18. Jahrhundert und die einzige unzerstörte Stadtmauer nördlich von Mexiko.
Steil runter laufen ist nicht so mein Ding, also nehmen wir am Nachmittag die Funiculaire in die Unterstadt.
Dort schmiegen sich schön renovierte Spitzgiebelhäuser aneinander. Wir und unzählige andere Touristen drängen durch die engen Gassen von Souvenir-Shops zu Boutiquen und zu Restaurants.
Für den steilen Aufgang zurück in die Oberstadt nehmen wir jedoch die Treppen und setzen uns anschliessend in ein gemütliches Restaurant in einer der belebtesten Fussgängerzonen der Stadt - eine kleine Stärkung haben wir uns verdient..
01.-04.08.2025
Ab jetzt betreten wir wieder einmal Neuland. Wir fahren dem Südufer des Sankt Lorenz-Stroms entlang nordwärts. Für einmal - gegen unsere Erwartung - ist das Gebiet nicht gänzlich mit Wald bedeckt, sondern riesige Ackerflächen erstrecken sich bis zum Horizont.
Nach drei Stunden Fahrt gehen wir langsam auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz. Es ist Freitag und das Wochenende steht vor der Türe - könnte etwas schwierig werden.
Trios Pistoles - ein kleines Kaff am Wasser wirbt mit einem Gemeinde-Campingplatz, den wir umgehend ansteuern.
Ich spreche nur ein paar Brocken Französisch und sie ganz wenig Englisch - das kann ja noch heiter werden! 'Complete!', bedeutet nichts Gutes aber sie setzen alle Hebel in Bewegung, parkieren Autos um und geben uns einen Platz neben ihrer Werkstatt. Merci beaucoup!
Wir vertreten uns noch etwas die Beine und laufen ein paar Kilometer durch den Wald zum Sankt Lorenz-Strom, bevor wir mit einem köstlichen Käse-Fondue unseren Nationalfeiertag feiern.
Weiter nördlich in Sainte Flavie besuchen wir La Grand Rassemblage/die grosse Zusammenkunft, ein Kunstwerk der besonderen Art. Diese aus dem Meer auftauchenden Figuren verändern sich ständig. Je nach Ebbe oder Flut sind sie ganz oder nur teilweise zu sehen.
Nebenan warten hölzernen Figuren auf Flössen auf die Flut, um in See zu stechen. All das kümmert die Schafherde wenig, sie grast bei jedem Wetter friedlich an den Hängen des Dorfes.
Der Künstler Marcel Gagnon schuf 1986 die ersten 80 lebensgrossen Skulpturen aus Stahlbeton. In den folgenden Jahren erweiterte er sein Kunstwerk am Sankt Lorenz-Strom. Heute machen zahlreiche Touristen auf dem Weg in den Norden Halt in Sainte Flavie.
03.-05.08.2025
Wir verlassen die Sankt-Lorenz-Strom Küste und biegen ab gegen Westen. Es sind immer noch 180 km bis nach Campbellton, unserem heutigen Ziel. Auch hier kein blauer Himmel in Sicht. Die starken Winde treiben die Rauchpartikel von den nördlichen Waldbränden in unsere Richtung und trüben die Luft.
Kurz vor Campbellton überqueren wir die Grenze zur Kanadischen Provinz New Brunswick. Die Provinz ist knapp zweimal so gross wie die Schweiz und 83 % der Fläche sind mit Wald bedeckt. Wir stellen die Uhr um eine Stunde vor.
Nach den hübschen Orten in Québec sind wir im ersten Augenblick etwas enttäuscht über die erste Ortschaft in New Brunswick. Campbellton liegt eher schmuck- und leblos vor uns. Dafür liegt der Campingplatz an bester Lage - etwas erhöht mit Blick auf den Fluss. Bei einem Marsch - wir wollen uns noch etwas die Beine vertreten - finden wir noch ein paar schöne Ecken.
Montagmorgen, der Wind hat sich beruhigt und die Sonne lacht. Wir treffen Suse und Alex aus Deutschland auf dem Camping und wir beschliessen, gemeinsam mit einem Taxi zum Sugar Loaf Park zu fahren. Heute ist angeblich Provinz-Feiertag von New Brunswick und es soll im Park ein Fest stattfinden. Wir freuen uns schon alle auf ein kühles Bier!
Auf dem Festgelände ist nicht viel los und Bier gibt es auch nicht. Wir entschliessen uns zu einer Wanderung um den Sugar Loaf Mountain - das Bier trinken wir im Camping, da wir auf dem Marsch nach Hause auch keine Kneipe finden!
05.-06.08.2025
New Brunswick, dieses ehemals französische Territorium - Acadie/Akadien - musste von Frankreich um 1700 an die rivalisierende Kolonialmacht Grossbritannien abgetreten werden. Da sich die Akadier über Jahrzehnte standhaft weigerten, den Treueeid auf die britische Krone abzulegen, wurden schlussendlich alle akadischen Kolonisten deportiert. Einigen wenigen Siedlern gelang es, sich den Zwangsmassnahmen der Briten zu entziehen und zum Teil bis nach USA/Louisiana zu fliehen. Eines deren späteren Dörfer - Lafayette/Acadian Village - haben wir im Januar 2023 besucht.
Inzwischen sind viele Akadier wieder in ihre alte Heimat zurückgekehrt und pflegen ihre französische Kultur und französische Sprache mit grosser Hartnäckigkeit. Auf der Halbinsel Île à Café folgen wir der Route du Littoral Acadie/Akadische Küstenstrasse und lassen uns von der baumlosen Uferlandschaft bezaubern.
Heute beginnt auf der Île à Café die Hummer-Saison, eine der wenigen Verdienstmöglichkeiten in dieser Gegend. Die Saison dauert halbjährlich je 2 Monate und wird in den kanadischen Atlantikprovinzen - Québec, Newfoundland & Labrador, New Brunswick, Prince Edward Island, Nova Scotia - jeweils gestaffelt durchgeführt.
Jeder Fischer darf täglich maximal 250 Fangkörbe auswerfen. Bei Sonnenaufgang holt er die am Vortag ausgeworfenen Körbe mit seinem Boot wieder ein, leert sie und wirft die Fallen mit neuem Köder andernorts wieder aus, um sie am nächsten Tag ein weiteres Mal einzuholen. In Spitzenzeiten kommen so pro Boot und Tag über 2'500kg Hummer ins Trockene.
Der Hummer riecht den Köder und klettert durch das äussere Loch in den Korb. Doch es gibt kein Zurück, denn das Einstiegsnetz läuft konisch zu. Der einzige Ausweg führt durch das innere Loch, ein weiteres konisches Netz, wo ein Notausgang für die zu kleinen Hummer angebracht ist.
In Shediac - the Lobster Capital of the World - gönnen wir uns eines dieser Krustentiere, die sich hauptsächlich von Aas ernähren. Hummer, die andernorts als Delikatesse betrachtet werden, stehen hier ganzjährig auf der Speisekarte.
06.-08.08.2025
In der Bay of Fundy - einer Meeresbucht zwischen New Brunswick und Nova Scotia - kann man eine der grössten Gezeitenunterschiede der Erde beobachten. Die Gezeiten - Ebbe und Flut - sind die Wasserbewegungen der Ozeane, die durch die von Mond und Sonne erzeugten Anziehungskräfte im Zusammenspiel mit der Erddrehung verursacht werden. Stehen Sonne, Mond und Erde gar auf einer Linie - Voll- und Neumond - und sind die Windverhältnisse günstig, dann sollen Unterschiede von über 15 m zwischen Ebbe und Flut möglich sein.
Obwohl wir uns nicht zu Augenzeugen dieser mächtigen Gezeitenunterschiede zählen können, sind wir trotzdem von den unterschiedlichen Wasserständen beeindruckt, als wir den Hopewell Rock Provincial Park innerhalb von zwei Tagen einmal bei Flut und einmal bei Ebbe besuchen.
Die bizarren Felsformationen - gem. Prospekt 'Blumentöpfe' - stehen bei Flut im meterhohen Wasser und werden von Kajak-Fahrern ausgekundschaftet. Bei Ebbe sinkt der Wasserstand - wir schätzen um 6-8m - und wir können trockenen Fusses um die mit Algen bewachsenen Felsen spazieren.
Der Petitcodiac River fliesst vorbei an den Hopewell-Felsen in die Bay of Fundy. Wir folgen dem enger werdenden Flusslauf ins Landesinnere nach Moncton, wo wir eine weitere Eigenheit von solch grossen Gezeitenwechseln beobachten möchten - eine Bore Tide/Gezeitenwelle.
Bei Flut fliesst das rasch steigende Meerwasser in den immer enger werdenden Flusslauf hinauf, wird zu einer kleinen Welle und - wenn man Glück hat - erzeugt in Moncton eine flussaufwärts fliessende, eindrückliche Gezeitenwelle.
Wir richten uns auf einem Kiesplatz hinter einem Swiss Chalet - eine der zahlreichen Restaurantketten in Nordamerika - für eine nächtliche Beobachtung ein und harren der Dinge, die da kommen mögen.
Sonne, Mond und Winde sind uns heute jedoch nicht besonders hold und so müssen wir uns mit einer eher kleinen Gezeitenwelle zufrieden geben. Andere Beobachter hatten mehr Glück - lassen wir deren Video-Aufnahmen für sich sprechen....
07.-08.08.2025
Etwas weiter südlich beginnt der Fundy National Park, den wir jetzt ansteuern. Wieder einmal steht das Wochenende vor der Tür und wir konnten den letzten Campingplatz ergattern - aber nur für eine Nacht.
Laut Beschreibung führt eine Panorama-Strasse durch bewaldetes Gebiet, mit Aussichtspunkten zur Bay of Fundy und bei klarer Sicht bis nach Nova Scotia.
Wir freuen uns auf diese Fahrt und werden ziemlich enttäuscht. Da hilft alles Schönreden nichts, denn bei einer Panorama-Strasse durch den Wald sieht man nur Bäume. Die Aussichtspunkte sind von hohen Tannen umgeben und der Wind bläst immer noch Rauch von Waldbränden in unsere Richtung - keine Sicht bis Nova Scotia.
So begnügen wir uns mit einer kleinen Wanderung im National Park und freuen uns an weniger augenfälligen Naturschönheiten.
Alma - ein kleines Fischerdorf an der Bay of Fundy und am Rande des Fundy National Parks - ist bekannt für seine Hummer und Jakobsmuscheln. Röbä will es nochmals wissen - wir gehen Hummer essen. Ich allerdings in Form einer Chowder/Fischsuppe, denn das 'Ausklauben' des Hummerfleisches aus seiner Schale ist mir zu 'suddelig'! Da hilft auch die genaue Gebrauchsanweisung an der Wand nichts ;o)
09.-11.08.2025
Anstatt den direkten Weg über die Brücke nach Prince Edward Island/PEI zu nehmen, verlassen wir New Brunswick und fahren der Küste Nova Scotia entlang bis zur Autofähre nach PEI in Caribou.
Übrigends - der Name der östlichsten von uns bereisten kanadischen Provinz Nova Scotia stammt aus dem Jahr 1621, als König Jakob von Schottland und England einem Schotten das Gebiet zwischen Neuengland und Neufundland übertrug. Die offizielle Verleihungsurkunde war damals in Latein verfasst und so wurde für Neuschottland die lateinische Form 'Nova Scotia' übernommen.
In Caribou versuchen wir ohne vorgängige Reservation einen Platz auf der Fähre zu ergattern und siehe da - es klappt. Hinter uns schliessen sich die Schotten, die Fähre ist voll.
Die Überfahrt auf die Insel kostet vorerst nichts. Erst bei der Rückfahrt bezahlt man die Fähre oder die Brücken-Gebühr, je nachdem auf welchem Weg man die Insel wieder verlässt. Die Überfahrt über die ruhige, im Winter oft zugefrorene Northumberland-Strasse dauert 75 Minuten. Vor uns liegt das sanft gewellte grüne Hügelland - die Prince Edward Island.
11.-17.08.2025
Charakteristisch für die 224 km lange und bis zu 64 km breite Prince Eduard Island/PEI sind rot-braune Sandstrände und Klippen, hölzerne Leuchttürme, Kartoffeläcker - es gibt sogar ein Kartoffelmuseum - sowie Hummer-Fischerei.
1534 setzte der erste Europäer seinen Fuss auf die Insel. Ab 1720 lebten hier über 1000 französischsprachige Akadier, die versuchten sich der Deportation durch die Briten zu entziehen, was ihnen leider nicht gelang. 1758 nahmen die Briten die Insel endgültig ein und vertrieben die meisten Akadier.
Wir bleiben eine Woche auf PEI und drehen eine Runde um den westlichen und mittleren Teil der Insel. Es scheint uns, als ob das Leben in den kleinen Fischerdörfern noch etwas ruhiger abläuft als anderswo und ein Tage mehr als 24 Stunden zählt - viel Zeit um seine Seele baumeln zu lassen. In den Touristenorten dagegen ist der Teufel los und die Campingplätze sind voll! Wir bleiben im etwas ruhigeren Inland und machen nur kurze Abstecher ans Meer.
Als die RMS Titanic - das grösste Passagierschiff der Welt - auf ihrer Jungfernfahrt in der Nacht auf den 15. April 1912 mit einem Eisberg zusammenstiess und einen Hilferuf per Morse-Code absetzte, war es die Marconi-Funkstation vom Leuchtturm auf Cape Bear, die ein in der Nähe fahrendes Schiff informierte und zum Unglücksort dirigierte.
Von den über 2220 Menschen an Bord kamen 1514 ums Leben, die restlichen konnten - dank dieser damals sehr modernen Funkstation-Station - gerettet werden.
Das Wochenende naht und wir haben 3 Tage auf einem Campingplatz in Cavendish gebucht. Was wir nicht wussten: Cavendish ist ein Wallfahrtsort für Anhänger von kanadischer Jugend-Literatur und der riesige Campingplatz ist packend voll mit kinderreichen Familien.
Nach einem kurzen Ausflug ins nahe Fischerdorf North Rustico laufen wir durch die gepflegten Waldwege der Green Gables Heritage Site und machen uns dort mit der sehr erfolgreichen Buchreihe Anne of Green Gables und der kanadischen Schriftstellerin Lucy Maud Montgomery bekannt.
Charlottetown ist die Hauptstadt der Provinz Prince Edward Island, wurde 1764 gegründet und nach der damaligen britischen Königin Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz benannt.
In Charlottetown trafen sich 1864 die Vertreter verschiedener Kolonien in Britisch-Nordamerika, die dort erstmals über einen möglichen Zusammenschluss zu einer kanadischen Konföderation diskutierten - die Stadt wird daher als Geburtsort von Kanada betrachtet,
Wir laufen durch die hafennahen Strassen von Charlottetown, besichtigen die wenigen Sehenswürdigkeiten und verlassen bald darauf Prince Edward Island über die 13km lange, elegant geschwungene Confederation Bridge in Richtung New Brunswick.
In Cavendish auf der kanadischen Prince Edward Island stolpern wir über das Vermächtnis einer kanadischen Literatur-Grösse. Lucy Maud Montgomery war eine Schriftstellerin und Dichterin. Montgomery veröffentlichte zu Lebzeiten 23 Romane, einen Gedichtband sowie einen Essay über tapfere Frauen. Sie schrieb etwa 450 Gedichte und 500 Kurzgeschichten. Ihr erstes von einer acht Bücher umfassenden Reihe - Anne of Green Gables - veröffentlichte die Schriftstellerin 1908.
Anne of Green Gables wurde in über 35 Sprachen übersetzt, wurde mehrmals verfilmt und ist mit über 50 Mio verkauften Exemplaren eines der erfolgreichsten Bücher weltweit.
Anne Shirley, ein lebhaftes und phantasievolles Waisenmädchen, wird durch einen Fehler auf die Green Gables Farm gebracht und findet dort ein liebevolles Zuhause. Mit ihrer aufgeweckten und oft temperamentvollen Art bringt Anne Schwung in das beschauliche Dorfleben, schliesst Freundschaften und wächst zu einer selbstbewussten jungen Frau heran.
Das Wohnhaus der Schriftstellerin und die Green Gables Farm liegen in Cavendish nahe beieinander und sind mit gepflegten Waldwegen miteinander verbunden. Grund genug, uns das Ganze etwas näher anzuschauen.